Bleiern umhüllte die Anwesenden matte feuchte Kälte. Wie eine ansonsten wärmende Umarmung umschlossen feuchtkalte Schwaden das Tal und lähmten die Gemühter.
Allen war die bevorstehende Aufgabe schmerzlichst bewusst. So vieles hing von ihrem Erfolg ab. Nur von ihrem? Nein, verständlicherweise vom Gelingen all jener Recken, die Bellestrica beheimatet und dem Ruf Belles folgten.
Die Dämonenhorden würden nicht an einer Front anbranden. Es gab unzählige Möglichkeiten die Invasion zu beginnen und die unausweichlichen Kämpfe, erneut ins Landesinnere zu tragen. Ihr Standort, dieser in die Jahre gekommene Turm, war nur ein Schauplatz dessen, was ihnen bevorstehen würde. Es war an ihnen und einem jeden Einzelnen, sein bestes zu geben.
Schafften es die Mannen unter dem Banner Maestros diesen Turm wieder einsatzbereit herzurichten und zu halten, war dem Land, ihrer Heimat, unlängst geholfen. Vollbrachten sie es hingegen diesen auszubauen und das Tal mit einer wehrhaften Burg zu sichern, würde es den Ansturm Queenies Horden unausweichlich ins Wanken bringen.
Pfeile und Bolzen würden einem Schwarm gleich in die Reihen des Feindes regnen und diese wie eine Sense die Ären mähen.
Begleitende Baumeister, erfahrene Handwerker und einfache Handlanger begaben träge und unter Auferbietung ihrer vor Kälte gelähmter Muskeln, der Natur zu trotzen. Was das Umland vor Generationen begann zurückzuerobern, musste erneut den Händen und Werkzeugen atmender Wesen weichen.
Ranken, Büsche sogar ganze Baumbestände wurden Anbetracht der Situation hemmungslos ihrer Daseinsgrundlage beraubt. Geschlagenes Holz wie gemeißeltes Gestein der andauernden Wacht des Bergmassivs wurden kundig gespalten, gesägt und geformt.
Dort wo einst stolz und überragend ein Turm, fünf Mannshöhen gen Himmel und an der Sohle nahezu drei breit, den Zugang der Klamm bewachte, zeugten nunmehr hölzerne Gerüste wie anschwellende Lagerstätten von seinem Wiederauferstehen.
Mit voller Besetzung und entsprechender Bewallung, so hofften Anwesende, würden sie der anstürmenden Horden lang genug standhalten können.
Die Musen gaben einem jeden Recken einen versiegelten Umschlag mit, den zu öffnen erst erlaubt wart, würden die Arbeiten zur Verteidigung beginnen.
»Maestro, auf ein Wort.«
Angesprochener sah auf, das Kuvert in Händen. »Hauptmann?«
»Späher berichten, dass abseits der Klamm, auf direktem Wege hierher Dämonen umherstreifen.«
Die Mundwinkel des Mischwesens verzogen sich leicht und es war überdeutlich, dass ihm das Gesagte nicht behagte. Tief sog er Luft in seine Lungen. Als er sprach, bildeten sich kleine, noch immer vor Kälte zeugende Wölkchen, vor seinen Lippen. »Sie erspähen.« Viel leiser, ausgehend, dass er mit sich selbst redete, runzelte der Hauptmann erwartend die Stirn. »Warum ausgerechnet schon jetzt, vor allem hier?« Abermals an seinen gegenübergerichtet strafte er sich sodann und besann sich dessen Anwesenheit. Die Nachricht Belles hielt er nunmehr in beiden Händen. Mit dem Daumen umkreiste er ihr Siegel und schien sich zu beruhigen. »Liegen Truppenstärken zu Grunde?«
»Wir konnten drei kleinere Einheiten ausmachen. Nicht mehr als Zehn, maximal fünfzehn.«
»Ich werde gehen und sehen ...« Weiter kam der Recke nicht, denn der Hauptmann schüttelte Indies den Kopf und hob bittend die Hände.
»Mit Verlaub Maestro. Es wäre ratsamer hier, beim Gefolge zu bleiben.«
Den Kopf seitlich haltend erkundigte suchte er Augenkontakt und versuchte zu ergründen, aus welchem Grunde nicht er sein solle, der die Ersten erschlug.
»Es wäre zu verfrüht. Wenn auch nur einer dieser Abartigkeiten entkommt, wissen sie, dass wir hier sind. Noch ahnen sie weder etwas von diesem Turm noch unserem tun. Durch die Lande ziehende Soldaten hingen schon.«
Ihm, den man ›Maestro‹ nannte, blieb kein Argument, um den Mann zu widersprechen und so nickte er zustimmen.