In dem Zelt, so auch in jedem anderen, war es kaum wärmer als draußen. Frostig kalt zog es durch jede erdenkliche Ritze und der matschig gelaufene Boden tat sein Übriges. Jegliche Energien waren auf die Instandsetzung des Turmes, der Bereitstellung von notwendigen Baumaterialien und Ergründung von Wehrwällen konzentriert.
Für einige wenige Tage könne es durchaus so weitergehen aber das, was die hiesigen Leute vorbehaltlos anstrebten, würde sie so in Kürze an ihre Grenzen bringen. Maestro fasste einen Entschluss und wog ab, ob die Botschaft der Muse noch warten konnte oder Vorrang vor allem anderen genoss.
Einige Arbeiter stutzten, als sie ihre, der Wichtigkeit nach hinten anzustellenden Aufgaben, zugewiesen bekamen. Ungläubig sahen sie hinüber zu ihrem Recken, der auf einem aufgeworfenem Erdwall stand und hinterrücks die Hände verschränkte. Zweifelsfrei musterte er die Klamm, wohl wissend, dass nicht minder wenige Augenpaare auf ihn gerichtet sein dürften.
Gleichwohl die Arbeiten gut voran kamen, blieben hinreichend anderer Tätigkeiten zu erledigen. Was wusste dieser Mann, was sich ihnen nicht erschloss?
Was es auch immer war, es schien ihm wichtig und so gaben sie sich bereitwillig zu ihren aufgetragenen Baustellen.
»Herr?«
Ohne sich herumzudrehen verharrte er. »Ich bin nicht euer Gebieter. Nennt mich bitte wie die Übrigen auch. Mir ist zwar schleierhaft, aus welchem Grunde ich diesen beinahmen trage aber sei es drum.«
Der Nahende schien unschlüssig, nahezu verängstigt und so wankte er von einem aufs andere Bein.
Das Mischwesen senkte sacht den Kopf und schüttelte diesen. Ein Glucksen entwich seinem Halse. Machte er sich über den Menschen hinter ihm lustig? »Was führt euch zu mir?«
»Herr. Verzeiht, Maestro ... Die Leute sind sich unsicher.«
»Unsicher? Weshalb. Weil ich ihnen gebe, was ich anlässlich der Lage für wichtiger erachte?«
»Aber ... was kann denn bedeutungsvoller sein als die Verteidigung des Landes«, wagte sich der Mann vor und trat näher an den Vollgerüsteten heran. Dieser schmunzelte und wendete seinen Kopf in dessen Richtung. Sein Lächeln wirkte weder fehl noch unlauter. Lange schaute er dem Jüngling, den man offensichtlich zu ihm schickte, ins Antlitz. Seine tiefe beinahe bassmonotone Stimme passte so gar nicht zu ihm. Maestros Augen suchten den Blick seines Gegenübers und seine Hand senkte sich auf dessen schmächtige Schulter. »Junge, du beweist mehr Mut und Anstand als jene, die dich ängstlich zu mir scheuchten.« Abermals dieses freudige Glucksen, welches Selbst dem Knaben ein Grinsen auf die Lippen zauberte. »Geh und sage ihnen, dass das, was ich als wichtiger empfinde, als das, was wir hier tun ... die Zukunft ist. Alles andere wird sich zu gegebener zeit erschließen. Vertraut mir.«
Noch bevor der junge Mann Anstalten machte zu den seinen zurückzulaufen, erhaschte er einen Blick auf einen gefalteten Brief. Stand vielleicht darin, was der Recken wusste, sie aber nicht? Enthielt er ihnen absichtlich Informationen?