Bevor die Geschichte los geht, wollte ich mich nur bei allen Bedanken, die zum einen die Story verfolgen und zum anderen mir auch immer Feedback geben, damit ich weiß woran ich bin. Vielen Dank.
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Callie brachte mir ein Sandwich und ein Glas Saft. In meine Gedanken vertieft, biss ich genüsslich in das Sandwich und trank auch den Saft. Nur am Rande bemerkte ich, dass die Tür aufging und ein Mann in den Raum trat. Ich trank den letzten Schluck und sah den Mann dann genauer an. Um ehrlich zu sein, sah er wirklich gut aus, er trug eine ausgewaschene Jeans und ein schwarzes Hemd, die oberen drei Knöpfe behielt er offen und gab so eine Kette preis, die um seinem Hals hing. Der Anhänger war eine Rose, deren Stängel und Blätter sich wie ein Kreuz formten.
Erst jetzt bemerkte ich, dass etwas nicht stimmte, mit einem Schlag war die Atmosphäre in diesem Raum total anders, unruhiger und sogar etwas gefährlicher. Callie verneigte sich leicht und verließ gleich darauf den Raum. Er drehte sich schließlich zu mir um und unsere Blicke trafen sich. Ich spürte, wie sich meine Augen weiteten, als ich in seine leuchtend roten sah. Jetzt wusste ich, warum sich meine Umgebung plötzlich so anders anfühlte. Er war ein Dämon.
„Haben Sie keine Angst, Miss Shepard! Ich bin nicht hier, um Ihnen etwas zu tun!“ sagte er mit einer ruhigen und sanften Stimme. Mehr als ein Nicken brachte ich einfach nicht zustande. Er war der Meister, von dem Callie geredet hatte? Woher kannte er meinen Namen? Das Wichtigste für mich war, zu wissen, was er nun von mir wollte.
„Sie arbeiten also für Tyron!“ es war eine direkte Feststellung. Woher wusste er das? Callie konnte das nicht wissen. Hat Tyron ihm das etwa gesagt? Das würde für mich heißen, dass mein Leben schneller vorbei sein würde, als ich gedachte hatte.
„Würden Sie mir bitte erzählen, wie Sie zu Tyron gekommen sind?“ fragte er höflicher, als ich von einem Dämonen kannte und lächelte dabei. Ich musste mich räuspern, bevor ich ihm antworten konnte.
„Vielleicht könnten Sie mir erst einmal sagen, wer Sie überhaupt sind und warum ich nicht einmal telefonieren darf!“
Er musterte mich. „Alles zu seiner Zeit Miss Shepard. Beantworten Sie bitte die Frage!“ Ich nahm die Decke und zog sie näher an mich, als könnte sie mich schützen.
„Ich... ähm... also...“ stotterte ich. Was war denn los mit mir? Er schmunzelte leicht.
„Seien Sie doch nicht so nervös, erzählen Sie in aller Ruhe!“ Ich nickte kurz und begann dann zu erzählen.
„So viel zu erzählen, gibt es nicht. Ich habe einfach einen Job gesucht und bin auf diese Anzeige gestoßen. Wer würde da schon denken, dass ausgerechnet ein Dämon sie aufgegeben hat? Ich hatte dann dort angerufen und wurde auch sofort eingeladen. Tyron, Sam und Vassago hatten mich begrüßt. Ohne lange damit zu warten, stellte Tyron mich vor eine Wahl, entweder ich arbeitete für ihn und tat, was er wollte mit meiner Seele oder ich arbeitete für ihn und tat, was er wollte ohne meine Seele. Ich entschied mich für die Variante, meine Seele zu behalten und mit ein wenig Hoffnung, da wieder herauszukommen!“ Ich senkte meinen Blick auf die Decke.
„Was waren Ihre Aufgaben?“ fragte er schließlich. Ich überlegte, nicht darauf zu antworten, ich bekam ja auch keine, warum also er? Aber dann fiel mir wieder ein, was Tyron für Fähigkeiten hatte. Ich war nicht scharf darauf, eine Kostprobe seiner Fähigkeiten zu bekommen.
Also antwortete ich: „Anfangs war es beobachten und lernen. Ich musste Sam begleiten, wenn er loszog, um einige Dämonen zu holen und war auch dabei, wenn er sie tötete. Nach ungefähr zwei Jahren sollte ich allein gehen!“
Der Dämon, der mir gegenüber auf dem Bett saß, blickte durch das Fenster nach draußen. „Wie lange arbeiten Sie schon für ihn?“ fragte er etwas abwesend.
„Ich weiß nicht mehr genau, ich denke um die zehn oder elf Jahre!“ Schweigen erfüllte den Raum.
Nach gefühlten zwei Minuten fragte ich: „Bin ich jetzt dran, Fragen zu stellen?“ Wieder zuckte ich vor seinen roten Augen zurück.
„In Ordnung, was wollen Sie wissen?“
„Wie wäre es mit Ihrem Namen?“ fragte ich und sah ihn an.
„Baal!“ antwortete er kurz. Toll, wenn er auf jede Frage so eine Antwort gab, würden wir bis morgen hier sitzen. Er lächelte kurz. Wieder musste ich zugeben, dass er wirklich gut aussah, wenn ich davon absah, dass er ein Dämon war.
„War es das schon?“ wollte er amüsiert wissen. Ich schüttelte schnell den Kopf.
„Nein, warum sind Sie hier?“ Noch einmal lächelte er.
„Um Sie kennenzulernen Miss Shepard!“ Meine Brauen schossen nach oben.
„Warum?“
„Erstens, damit ich weiß, wer da wirklich für Tyron arbeitet und zweitens...“ er stockte. „Zweitens kann ich ihnen nicht sagen, noch nicht!“
„Warum nicht?“ verwundert blickte ich ihn an.
„Weil das nichts mit mir zu tun hat, es klärt sich noch!“ Diese Antwort gefiel mir nicht, aber ich sah schon, dass ich nicht weit kam, wenn ich ihn weiter löchern würde.
„Na schön, warum darf ich nicht telefonieren?“ fragte ich schließlich.
„Das halte ich einfach für keine gute Idee. Sie müssen noch etwas warten!“ erklärte er schon wieder lächelnd. Für einen Dämonen lächelte er sehr gern.
„OK, damit muss ich mich wohl oder übel abfinden, aber jetzt sagen Sie mir, was sie mit Tyron zu schaffen haben!“
Er lächelte wieder. „Auf diese Frage habe ich gewartet, meine Liebe!“ Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken. „Es ist einige hundert Jahre her, Tyron hatte den Plan unterbreitet, sich das zu holen, was den Dämonen zustand, die Welt. Er meinte, dass die Menschen es nicht verdient hätten, hier oben zu Leben, sondern dass sie als Diener der Dämonen besser aufgehoben wären. Aber auch wir haben Gesetze. Eines davon besagt, dass wir uns von den Menschen fernhalten sollen. Auch wir haben unseren Stolz, Miss Shepard. Und nun bin ich hier, um Tyron in die Hölle zu befördern!“, erklärte er in einem ruhigen Tonfall.
„Aber kann er da nicht wieder heraus?“ fragte ich fast flüsternd. Sollte ich etwa wirklich die Hoffnung haben, dass ich endlich von Tyron wegkommen könnte?
„Sie verwechseln da etwas, wir Dämonen leben nicht in der Hölle, wir leben sozusagen eine Etage höher. In die Hölle kommen nur die Dämonen, die von unserem König dahin verbannt werden!“ erklärte er weiter.
Ich glaube, ich bekam langsam Kopfschmerzen. „Aber warum gehen Sie nicht einfach zu ihm und holen ihn sich?“ Baal nickte.
„Daran haben wir natürlich gedacht, Miss Shepard. Aber das geht nicht so einfach, Tyron ist nicht so dumm, wie er vielleicht aussieht. Er hat Sam und Vassago auf seine Seite gezogen. Und allein Ihre Fähigkeiten machen es uns nicht wirklich leicht, an Tyron heranzukommen. Sams Fähigkeiten besteht darin...“ ich wollte nicht unhöflich sein, aber ich unterbrach ihn.
„Menschen oder Dämonen erstarrten zu lassen. So kann er ohne weiteres seinen Gegner töten oder ihn einfach nur eine Weile quälen!“
Baal nickte. „Sie haben es selbst erlebt, Miss Shepard. Sie wissen, wozu Sam und Vassago fähig sind. Aber egal, was Sie bis jetzt von Tyrons Fähigkeiten gesehen haben, er kann weitaus mehr!“ Ich nickte nur. Auch an Vassagos Fähigkeiten erinnerte ich mich noch sehr gut. Seinen Blitzen auszuweichen, ist so gut wie unmöglich. Beide hatten sich in dem alten Haus wirklich gut amüsiert, solange bis ich sogar fast tot war. Erst dann ließen sich mich in Ruhe. In dem Moment war mir die Ruhe so willkommen. Stundenlang hatte ich meine Schreie gehört und diese Schmerzen gespürt. Niemand konnte mir in dem Moment helfen nicht mal Andrew, an den ich die meiste Zeit gedacht hatte.
Nur am Rand bemerkte ich Baals Blick. „Wenn er gekonnt hätte, hätte er Ihnen sicher geholfen!“, sagte er und blickte mir in die Augen.
„Was?“ fragte ich irritiert. Er schüttelte nur den Kopf.
„Ruhen Sie sich aus Ms. Shepard, wir werden morgen weitersprechen!“ er erhob sich und verließ den Raum. Was sollte das denn bedeuten? Von wem hatte er da gesprochen? Etwa von Andrew? Aber er kannte ihn nicht einmal und ich war mir sehr sicher, ihn nicht einmal erwähnt zu haben. Ich legte mich langsam hin, während sich die Fragen in meinem Kopf stapelten. Meine Augen schlossen sich fast von allein und tauchten mich in eine Schwärze, die ich willkommen hieß.