Ricardas Herz schlug bis zum Hals! Sie hatte angehalten. Zwischen ihr und Peter stand der Sattelschlepper und auf der anderen Seite stieg dunkler stinkender Qualm auf. Die Strasse war blockiert, alles war zum Stehen gekommen. Sowohl auf der Abfahrt wie zu beiden Seiten der Unfallstelle bildeten sich lange Staus. Peter! Sie musste ihm helfen! Sie stand total unter Schock. Sie lief vorne um den Sattelschlepper herum und sah das ganze Ausmaß der Katastrophe. Peter war frontal in den Tank des Lasters geprallt. Diesel entzündet sich nur schwer und brennt nur träge unter schwarzem Rauch dahin. Die Schnauze von Peters Mercedes war völlig deformiert und stand in Flammen. Das auslaufende Dieselöl machte es schwierig, sich dem Wagen zu nähern, weil es einen Feuerteppich legte. Ein paar Männer versuchten, die Fahrertür zu öffnen, aber da der Laster mit dem Hinterrad noch auf die Schnauze aufgefahren war, hatte sich die Karosserie stark verzogen. Den Aufprall hatte der große Geländewagen noch gut weggesteckt, aber dann auch noch zur Hälfte zerquetscht zu werden ist auch für einen Benz nicht gut... "Das ist mein Freund!" Schrie Ricarda unter Tränen! "Holt ihn raus! Bitte holt ihn doch raus!" Im Bruchteil einer Sekunde schien ihr neues Gluck zerbrochen zu sein. Sie lief zur Fahrertür um zu helfen, aber ein paar Frauen, wohl aus den Staufahrzeugen hielten sie zurück. Der schwarze Qualm stank erbärmlich. Ricarda hatte irgendwann einmal gelesen, dass die meisten Brandopfer an Rauchgasvergiftung sterben, bevor sie verbrennen... "Holt ihn endlich raus!" schrie sie hysterisch. Der Airbag bewegte sich! Irgendwas rührte sich da! Das Schiebedach war aufgegangen. Peter hatte nicht daran geglaubt, aber es fuhr beim ersten Versuch bis zum Anschlag auf. Benommen hatte er den Airbag zur Seite getan und den Gurt geöffnet. Es stank nach Diesel-Qualm und Airbag-Treibladung. Peter löste die Sperre an der Höhenverstellung des Lenkrades und es ließ sich ein paar Zentimeter heben, gerade soviel, dass er seine Beine herausziehen konnte. Jetzt wurde es aber Zeit, aus dem brennenden Wrack raus zu kommen. Er gelangte durch das offene Schiebedach ins Freie, wo er von den Helfern empfangen und herunter gehoben wurde. Sein linker Knöchel schien vestaucht oder gebrochen zu sein. Er konnte jedenfalls nicht auftreten und schrie auf vor Schmerz als er es versuchte. Auch der Brustkorb schmerzte. Die Männer trugen ihn weg und legten ihn auf die Wiese, weit genug von dem qualmenden Laster um in Sicherheit zu sein. "Danke! Ricarda! Wo ist mein Mädel? Ricarda!" Endlich ließen die Frauen sie los, um zu Peter zu laufen. Tränenüberströmt kam sie schließlich zu ihm. Sie brachte kein Wort heraus. "Alles gut, meine kleine Schmusekatze! Das Bein ist kaputt, aber das wird wieder." Sie hatte sich zu ihm gekniet. Er hatte ihr Gesicht in die Hand genommen und wischte mit dem Daumen eine Träne weg." Sie beugte sich vor und legte ihre Wange auf seine. "Ich hatte solche Angst um dich! Ich liebe dich, Peter!" - "Alles gut, mein Liebling. Gut das der Golf näher geparkt war, sonst würden unsere Einkäufe jetzt im Büffel verbrennen!" Wehmütig sahen sie zu Peters Auto. "Er hat dir das Leben gerettet, Schatz! In einem Kleinwagen hättest du das nicht überlebt!" Plötzlich tauchte Leonhard unter den Umstehenden auf. "Peter, kann ich irgendetwas für dich tun?" - "Vielleicht kannst du Ricarda ein wenig beruhigen und sie mit dem Auto nach Hause begleiten. Wenn ich weiß, dass sie gut heimgekommen ist, würde das zumindest mich beruhigen. Leonhard nahm Ricarda zur Seite und redete auf sie ein. Da erschien Irinas Gesicht über Peter. "Armer schöner Mann! Ich komm zu dir ins Krankenhaus und blas dir einen! Sex ist gut bei Schmerzen!" sagte sie wie selbstverständlich mit ihrem russischen Akzent. "Wenn ich dich erst richtig gelutscht habe, wirst du darum betteln, mich vögeln zu dürfen! Du bist viel zu schade für die da!" Sie beugte sich unvermittelt zu ihm vor und küsste ihn voll auf den Mund! "Was tun SIE da? Lassen sie Peter in Ruhe! Er gehört zu MIR!" - "Er ist viel zu schade für dich, du dummes Mädchen! Wenn er mich erst einmal gevögelt hat bist du nicht mehr für ihn, als eine schale Erinnerung!" - "IRINA!" schrie Leonhard "Was erlaubst du dir? Sie zu, dass du ins Auto kommst!" - "Ohh...- Mein kleiner Scheisser wird böse! Jetzt HAB ich aber Angst!" - "Sie warf Peter noch einen Blick zu. "Denk an meine Worte, Schöner Mann! Sex ist gut bei Schmerzen!" Betont lässig verließ sie den Schauplatz.
Die Sanitäter waren da. Der Notarzt versorgte Peters Bein und setzte eine Infusion. Dann wurde er auf die Trage gehoben und in den Rettungswagen verladen. Die Polizei war dabei, Zeugen zu suchen und sich ihre Personalien geben zu lassen. Der rumänische LKW-Fahrer hatte sieben Stunden Fahrzeitüberschreitung. Der Brand war inzwischen gelöscht worden. Peter hatte Ricarda gebeten, die Einkäufe nach Hause zu bringen und die Lebensmittel in den Kühlschrank. Er würde in die Unfallstation ins LKH Salzburg verbracht und wenn nötig operiert werden. Es hatte daher keinen Sinn, wenn Ricarda gleich nach Salzburg fuhr. "Du hast ja deinen eigenen Schlüssel für dein neues zu Hause, Liebling. Heute morgen hattest du ein Problem damit, meine Vorsicht zu verstehen. Wäre der Unfall anders ausgegangen, wärst du ohne Schlüssel jetzt angeschmiert. Meiner steckt noch im ML, wenn er nicht geschmolzen ist." - "Du hattest Recht, Liebster! Ruf mich an, wenn du aufgewacht bist, ich komme dann sofort zu dir!" Sie küßte ihn noch einmal zärtlich. Eine Träne fiel auf das Kissen. "Sie kriegen ihn wieder!" lächelte der Notarzt, "Wir bringen ihn durch! Ich verspreche es ihnen!"