Solianas wusste nichts von dem Widerstand, der im Stillen gegen ihn angezettelt wurde. Er glaubte mit seinem aufmüpfigen Sohn, das Hauptproblem aus der Welt geschafft zu haben. Den Krieg mit den Lunariern fürchtete er nicht. Er war felsenfest davon überzeugt, dass die Solianer als Sieger aus der Schlacht hervorgehen würden.
Er wollte sich jetzt erst einmal Zeit nehmen, die gefangenen Lunarierinnen zu begutachten und sich seine Favoritinnen auszusuchen, die er dann in seinen, doch schon recht grossen, Harem aufnehmen würde. Erregung ergriff ihn bei dem Gedanken, was er alles mit diesen Frauen, mit der Pfirsichhaut, anstellen würde.
Als die Lunarierinnen dann vor ihn geführt wurden, merkte er wie seine Männlichkeit wieder anschwoll. Es waren wirklich ausserordentlich schöne Frauen, alle noch in den besten Jahren und so ganz anders, als die Frauen die er sonst kannte.
Taumanas und einige andere Männer stellten die Lunarierinnen im Kreis um den König auf. Die meisten der Frauen waren nackt, oder nur mit dünnen Stoffen bedeckt. Ihre vornehmlich weisses Gefieder, mit Schattierungen aus blau, grün, silbern und Gold, glänzten im, durch das Fenster hereinfallenden, Licht. Ihre Körper waren wohlgeformt, ihre Haare seidig und die helle rosafarbene Haut schien wirklich weich wie Pfirsich.
Er ging prüfend von einer zur andren. Die Frauen standen hilflos da. Angst, Scham und Abscheu, zeichnete sich in ihren Gesichtern ab. Sie hatten jedoch nicht dieses kämpferische Leuchten darin, wie die Harpyas und er wusste, dass er von ihnen nicht denselben Widerstand zu erwarten hatte. Einerseits schade, andererseits…war es auch ganz nett, wenn man sich nicht zu sehr anstrengen musste, um das zu bekommen, was man wollte.
Prüfend ging er von einer Frau zur andren. Manchmal packte er ihre Gesichter und hielt sie ins Licht, um sie besser betrachten zu können, manchmal berührte er ihre Körper und schaute, ob die Haut wirklich so weich war, wie sie aussah. Er war sehr zufrieden. Schon sehr bald, hatte er ein halbes Duzend Frauen ausgemacht, welche ihm besonders gefielen. Er zeigte sie Taumanas: „Diese dort gefallen mir am besten, ist deine darunter?“ In Taumanas Augen zeichnete sich etwas Enttäuschung ab. „Ja. Es ist jene mit den ganz langen, blonden Locken, den tiefgrünen Augen und dem weissen Gefieder. Die smaragdfarbenen Federn ihrer Flügel, passen genau zu den Augen.“ „Du hast einen wirklich guten Geschmack mein Sohn!“ Er ging zu der jungen Frau und fragte: „Wie heisst du?“ „Mein Name ist Ismayila“, erwiderte diese und schaute dem König erstaunlich ruhig in die Augen. „Aha!“ dachte dieser bei sich „es scheint ganz so, als ob auch in diesen Frauen noch eine Kriegerin verborgen läge. Nun, das macht es doch noch ein wenig interessanter. „Also Ismayila!“ er strich der Lunarierin nochmals über die Wange, diese versuchte ihm so gut es ging auszuweichen. „Du hast die Ehre, von meinem Sohne auserwählt zu sein, ihm seine Kinder zu gebären.“ „Aber…ich habe schon einen Mann!“ rief die junge Frau entsetzt aus. „Er ist mein fester Gefährte und er und ich, wollen zusammen Kinder!“ „Glaubst du das interessiert uns?“ sprach der König kalt. „Wir haben dich geholt, also gehörst du uns. „Aber…das könnte ihr nicht machen!“ Das erste Mal begehrte eine der Lunarierinnen lautstark gegen ihr Schicksal auf. „Das ist schrecklich und grausam!“ „Grausam?“ Der König blickte etwas erstaunt. „Es sind Tatsachen und die Feminas haben das sowieso nicht zu entscheiden.“ „Feminas? Was heisst das?“ „Das ist unser Name für die Frauen.“ „Aber…habt ihr denn gar kein Herz?“ „Natürlich“, sprach der König ironisch. „Ich habe ein sehr grosses Herz, darum werde ich einigen von euch die Ehre erweisen, meinem Harem beizutreten. Dort werdet ihr von keinem andren Manne, ausser mir angefasst werden und ihr werdet nur meine Söhne zur Welt bringen- Königssöhne. Du Ismayila allerdings…gehörst jetzt Taumanas. Was er mit dir genau anfangen will, ist ihm überlassen.“ Taumanas konnte seine Freude kaum fassen und ergriff die junge Frau beim Arm. Sie versuchte sich zu wehren, aber es nützte nichts, denn ihre Hände waren gefesselt.
„Nein, bitte nicht!“ rief sie. „Ihr dürft das nicht tun! Habt ihr denn keine Ehre im Leib?!“ „Ehre!“ stiess Solianas verächtlich hervor „Was weiss eine Femina schon von Ehre? Je weniger ihr euch gegen euer Schicksal auflehnt, umso besser wird es euch ergehen.“ Taumanas nickte und zog die Lunarierin ziemlich grob hinter sich her. Er wollte endlich mit ihr allein sein und dann…würden sich seine Träume, die er seit ihrem ersten Anblick gehabt hatte, endlich erfüllen. In diesem Moment jedoch, öffnete sich die Tür und ein Bote trat ein. Der ältere Königssohn hätte am liebsten laut geflucht, denn wenn ein Bote hierher kam, dann musste es dringlich sein und sein Vater brauchte ihn womöglich an seiner Seite.
„Grosser König!“ sprach der Bote und beugte sein Knie. „Die Lunarier bitten um sofortige Verhandlungen.“ „Verhandlungen?!“ Auch Solianas schien verärgert darüber, in seiner lustvollen Tätigkeit gestört zu werden. „Ja. Sie wissen über die Gesetze unseres Volkes Bescheid. Es ist ein Kriegsrecht.“ „Belehre mich nicht!“ fuhr der König den Boten an. „Das weiss ich selbst! Geh und sage ihnen, dass ich vor die Stadttore kommen werde. Taumanas!“ befahl er weiter. „Du befiehlst deinen Leuten, die Lunarierinnen auf die mittlere Stadtmauer zu bringen. Ein Soldat soll jede von ihnen bewachen.“ „Was hast du vor Vater?“ fragte der Königssohn und blickte etwas besorgt auf die von ihm auserwählte Lunarierin. „Ich werde das Volk des Silbermondes einschüchtern, falls sie sich nicht bereit erklären abzuziehen. Ich habe einen Plan, der sicher funktionieren wird und vielleicht…ganz ohne kräftezehrende Schlacht.“ „Was für einen Plan?“ „Ich werde den Lunariern drohen, ihre Frauen umzubringen, wenn sie nicht von hier verschwinden. Sie werden wohl kaum das Leben von ihnen aufs Spiel setzen.“ „Aber wenn das nicht funktioniert, willst du sie einfach töten?“ „Soweit wird es gar nicht erst kommen. Mach dir keine Sorgen!“ Taumanas zögerte einen Moment, doch dann nickte er „Ja Vater, das ist sicher ein guter Plan!“ dann rief er: „Soldaten! Bring die Feminas auf die mittlere Wehrmauer! Ein jede von ihnen wird von einem Mann bewacht.“
„Haltet eure Dolche bereit!“ sprach Solianas, als die Gerufenen eintrafen „Wenn ich das Signal gebe, dann werdet ihr ihnen diese an die Kehle halten!“ Eine plötzliche Stille legte sich auf den Raum, als dieser Befehl erklang. Auch ein paar der Soldaten schienen erschrocken. Die Lunarierinnen atmeten schwer, die Augen der meisten, waren vor Entsetzen und Angst geweitet, einige weinten sogar. Andere zeigten sich etwas tapferer und versuchten sie zu trösten. „Nur keine Furcht! Wir werden nicht sterben, alles wird gut.“ „Für uns ganz sicher“, murmelte der König, dann schaute er mit kühler Miene zu, wie die Feminas abgeführt wurden.