Durch die Menge, welche sie umstand, ging ein weiteres Raunen der Abscheu und des Entsetzens, über Solianas sadistische Art. Immer wieder machte er Scheinangriffe und zog sich dann wieder aus der Reichweite von Aellia zurück. Dabei lachte er laut und irrsinnig. Die junge Harpya versuchte nach ihm zu schlagen, doch sie erreichte ihn einfach nicht. Schliesslich dann durchströmte sie eisige Wut. Sie dachte wieder daran, wie sie ihm schon mal so ausgeliefert gewesen war, das sollte nie mehr passieren!
Ihr Blick wurde strategisch, sie beobachtete jede seiner Bewegungen und als er wieder ganz nahe heran kam, packte sie den einen Dolch an dessen Spitze und schleuderte ihn gegen Solianas Stirn. Das Sonnenlicht leuchtete noch einmal in der Waffe auf, als diese sich daraufhin tief in Solianas Kopf bohrte. Sein Blick erstarrte und er fiel, wie ein schwerer Stein, hinab auf den Boden. Blut sickerte aus seiner Wunde. Doch er lebte noch und schaute mit Entsetzens geweiteten Augen hinauf zu der eindrücklichen Harpya, welche über ihm stand. Sie stellte ihre mit kleinen Krallen bewehrten Füsse auf die beiden Schwingen des Königs und kauerte sich zu ihm herab. „So, damit wäre die Sache wohl erledigt und das ganz ohne Magie! Es wird Zeit, dass deine Herrschaft ein Ende nimmt, dies ist der Moment. Unsere offene Rechnung ist somit beglichen.“ Sie packte mit unberührter Miene den Griff ihres Dolches und zog ihn aus seinem Kopf heraus. Er glänzte von Blut und sogar etwas Hirnmasse klebte noch daran. Ein Zittern lief durch den Körper des Königs und dann quoll das Blut, vermischt mit einem Teil seiner Hirnmasse auch aus seiner Stirnwunde. Er zuckte und wand sich noch einen Moment, wollte einige unverständliche Worte faseln, doch es gelang ihm nicht. Sein Körper erschlaffte und sein Kopf rollte zur Seite. Solianas, der grosse König des Sonnenvolkes war tot…
13. Kapitel
Nannios und seine Helfer waren mittlerweile sehr damit beschäftigt damit, die Lunarierinnen um jeden Preis zu befreien und stellten sich auch sonst den ersten Gegnern.
Pfeile zischten durch die Lüfte und trafen die Bewacher der Frauen meist in die Kehle. Einer nach dem andern fiel. Nannios sah mit einem Seitenblick, wie Trojanas gerade mit Astranias, Irisa, einem Lunarier und einem andern Solianer, die nächste Frau befreite. Auch die andern Gruppen, schienen Erfolg zu haben. Noch einmal dankte der junge Mann seiner Göttin für die Pegasosse. Diese waren sehr schnell und wendig und flogen eine Lunarierin nach der anderen In Sicherheit. Es waren etwa 20 Frauen, alles leider selbst keine erprobten Kämpferinnen, oder Magierinnen, da sie das nie so richtig gelernt hatten. Sie gehörten zu den etwas niedrigeren Schichten der Lunarier, auch wenn es dort nur geringe Unterschiede gab. Doch kämpfen lernten vor allem die Priester- und Königskaste und natürlich die Krieger. Nannios selbst war im Nahkampf, wie in der Magie geübt. Letztere verwendete er jedoch recht selten um zu kämpfen, denn er war primär Heiler. Allerdings beherrschte er, als einer der der Göttin besonders nahe stand, die Gabe seine Kräfte in verschiedene Richtungen zu leiten, sei es zum Heilen, oder eben wie hier, zum kämpfen. Er trug neben seinem Stab noch ein Einhandschwert bei sich, um sich auch im Nahkampf gut verteidigen zu können.
Die ersten Soldaten, welche in der Stadt patrouillierten griffen ihn und seine Begleiter jetzt an, nachdem sie eine weitere der Frauen befreit hatten, die nun von einem Pegasoss in Sicherheit getragen wurde. Es war eine Gruppe von vier solianischen Soldaten, sie trugen vorwiegend Schwerter und Äxte bei sich. Mellila und der andere Bogenschütze erledigten zwei von ihnen gleich aus der Ferne. Die andern beiden andern kamen nahe an sie heran. Nannios stellte sich vor die beiden Bogenschützen und sandte seine Kräfte in den Stab, dann rammte er ihn wie schon mal, in die Erde. Die Mauer erzitterte dabei leicht und helle blauweisse Blitze wurden vom Himmelskristall abgegeben und trafen die beiden Gegner. Diese stürzten zu Boden, waren jedoch nur leicht verletzt und erhoben sich wieder. Der eine trug einem Schwert und griff ihn nun an, der andere wollte auf Mellila los. Die junge Solianerin, welche auch ein gebogenes Schwert bei sich trug, wehrte ihn mit selbigem ab. Der andere Lunarier- Silvanos, der mit ihnen gekommen war, eilte der jungen Frau zu Hilfe. Er trug seinerseits eine Axt und stellte sich dem Gegner entgegen.
Nannios wehrte den Schlag des Solianers mit seinem Stab ab. Als dieser auf der Klinge des Gegners aufschlug, umzuckten fliessende Blitze, die ganze Länge des Stabes und der Gegner wurde wie von einem elektrischen Schlag zurückgeschleudert. Sein Schwert glühte und er blickte entsetzt darauf. Eine unschöne, verbrannte Wunde klaffte in seiner Brust. Er keuchte, versuchte sich nochmals zu erheben, doch er war zu schwach, seine Waffe entglitt seinen Fingern und er liess sich röchelnd zurückfallen. Nannios beugte sich über ihn. „Wenn du dich entscheidest an unserer Seite zu kämpfen, kann ich dich heilen. Willst du das? Ansonsten wirst du sehr bald sterben.“ „Ihr seid Gegner meines Königs, ich jedoch bin meinem König loyal ergeben.“ „Wir kämpfen an der Seite des neuen Königs: Trojanas.“ „Trojanas?“ der Soldat schien etwas überrascht. „Aber…warum stellt er sich gegen den eigenen Vater?“ „Er musste es leider tun, da Solianas dem Wahnsinn anheimgefallen ist. Er stellt gerade die Zukunft eures Volkes aufs Spiel, indem er die Lunarierinnen androht zu töten. Doch euer Volk wird zugrunde gehen, da es nicht mehr genug Feminas hier gibt. Trojanas will das verhindern, er weiss andere Lösungen. Nun also…willst du dich auf unsere Seite stellen?“ Der Soldat rang mit sich, doch er spürte das sein Ende bald kam und so sprach er: „Nun gut, wenn das so ist, dann werde ich an eurer Seite kämpfen.“ „Dann werde ich dich heilen!“ Die andern, welche bei ihm waren, schienen die Situation gut unter Kontrolle zu haben, sie machten sich schon auf die nächste Frau zu befreien. Nannios konzentrierte sich und flehte zu seiner Göttin: „Grosse Mutter! Erhöre mein Flehen! Heile diesen Mann, denn er hat sich entschieden in deinem Namen an unserer Seite zu kämpfen.“ Er legte seine Hände über die schwere Wunde im Bauch des Solianers und silbrigweisses Licht drang aus ihnen heraus. Der Soldat seufzte wohlig auf, als der Schmerz nachliess und sich die Wunde wieder schloss. Es ging erstaunlich schnell, Nannios war ja auch einer der besten Heiler seines Volkes. Der Krieger erhob sich ungläubig und starrte den jungen Lunarier an, dessen Gefieder so weiss wie Schnee war. „Ihr, ihr seid ein Gesandter der Götter! Ich danke euch! Nun also sagt mir, was ich tun muss um euch zu helfen!“