Es war einmal vor langer Zeit, da lebte in einem der östlichen Meere ein Drachenkönig. Der mächtige Fürst hatte eine liebreizende Tochter, die er nur all zu gerne vermählt hätte. Doch so liebreizend die Prinzessin auch war, sie hatte schon immer ihren eigenen Kopf und so fand sich kein Anwärter, welcher ihren Ansprüchen entsprach. Dabei war der Wunsch nach einem tapferen und gutherzigen Mann, auch ihrem Vater verständlich. So ließ der Drachenkönig die Kunde über die Gattensuche in jeden Winkel seines Reiches tragen und veranlasste, dass seine Untertanen auch in anderen Reichen nach einem geeigneten Bräutigam suchten. Bis an Land einige Möwen einen geeigneten Bräutigam fanden. Longe war ein einfacher und ärmlich lebender Mann, als die Drachenprinzessin ihn erblickte, schlug ihr Herz schneller und sie spürte, dass er der richtige seien könnte. Wegen seines geringen Standes weigerte sich der Drachenkönig zunächst einer Vermählung zuzustimmen. Die Drachenprinzessin begann salzige Tränen zu schluchzen, welche in die See fielen, sodass der Meeresspiegel stieg und das Meer immer salziger wurde.
Der Mond beobachtete dies und bedauerte die Drachenprinzessin so traurig zu sehen und entsandte einen Lichtgeist, der Longe im Traum begegnen sollte. Im Traum erschien der Lichtgeist als ein alter weiser Mann und riet Longe an die Küste zu gehen, um dort die Drachenprinzessin zu treffen. Longe erwachte und weckte dabei seinen älteren Bruder Meiyou. Meiyou fragte Longe warum er denn so erregt sei und erfuhr von dem Traum. Er besänftigte das Herz seines Bruders und wartete, bis dieser wieder schlief. Sobald sein jüngerer Bruder eingeschlafen war, machte sich Meiyou selbst auf dem Weg zur Drachenprinzessin, mied aber den Wald, weil es zu dunkel war und er sich so verlaufen hätte. Der Lichtgeist erschien Longe wieder und klärte ihn auf, was in der zwischen Zeit passiert war. Er wies Longe den Weg durch den dunklen Wald, sodass beide Brüder im selben Moment die Küstenspitze erreichten. Dort trafen sie auf die bildhübsche Drachenprinzessin, deren Knöchel sanft von den Wogen des Meeres umspielt wurden. Ihr Haupt, schön, wie das einer Elfe, richtete sich zu den beiden und sie sprach: "Ich heirate jenen von euch, der zum Palast meines Vaters geht und mir die Korallenperle bringt."
Sie reichte beiden Brüdern je einen Mondkiesel, welche die Macht hatten, die Wellen des Meeres in einen Strudel zu verwandeln, sodass man den Drachenpalast betreten konnte.
Beide Brüder brachen sofort auf.
Meiyou, geschickter mit dem Umgang der See, erreichte als erster das Meerdorf Fucun, welches auf den Wogen der Wellen treibt und nahe dem Drachenpalast liegt. Da riefen die Dorfbewohner zu ihm: "Werter Herr, bitte helft uns, unser Leid ist groß. Werter Herr, bitte helft uns, bringt uns die Seeschaumschale aus dem Palast des Drachenkönigs, sie wird unser Dorf vor dem Versinken retten."
Meiyou versprach ihnen die Seeschaumschale zu bringen und ging weiter seines Weges.
Kurz darauf erreichte Longe das Meerdorf Fucun. Da riefen die Dorfbewohner zu ihm: "Werter Herr, bitte helft uns, unser Leid ist groß. Werter Herr, bitte helft uns, bringt uns die Seeschaumschale aus dem Palast des Drachenkönigs, sie wird unser Dorf vor dem Versinken retten."
Longe gab ebenfalls sein Wort die Seeschaumschale ihnen zu bringen. Trotz Meiyous Vorsprung gelangte Longe zeitgleich an die Pforte zum Drachenpalast - man munkelt, Windgeister hätten ihm geholfen schneller zu segeln.
Beide Brüder warfen ihre Mondkiesel in die tosende See und sofort beruhigte sich das Wasser, bis sich ein Strudel auftat, der wie eine Wendeltreppe aus Wasser zum Palast wurde. Meiyou und Longe eilten die Stufen hinab und gelangten in den Drachenpalast, wo sie der Drachenkönig in seiner Schatzkammer empfing. In dieser fanden sich alle bekannten und unbekannten Schätze, die je im Meer versunken waren und so war es eine prachtvolle, die prachtvollste Schatzkammer. Goldberge türmten sich neben Gebirgszügen aus Juwelen und Kleinoden. Da sprach der Drachenköing: "Es ist jedem Sterblichen gestattet nur einen meiner Schätze an die Oberfläche zu führen. Nehmt ihr mehr, ertrinkt ihr jämmerlich in den Fluten, wählt weise was ihr wollt. Longe hatte gute Augen und erblickte die Korallenperle sofort, doch sein Herz sagte ihm, dass er die armen Dorfbewohner von Fucun nicht im Stich lassen durfte, so wählte er die Seeschaumschale. Sein Bruder Meiyou lachte über diese Torheit und wählte die Korallenperle, gewiss so der Gemahl der Drachenprinzessin zu werden.
"Mögen Euch die gewählten Schätze den Segen bringen, den ihr erhofft.", sagte der Drachenkönig und mit einer Handbewegung spülte der Palast die beiden Brüder an die Oberfläche der immer noch ruhigen See. Der Strudel der Mondkiesel war bereits verschwunden und so machten sie sich auf ihren Weg zurück. Meiyou getrieben von der Verlockung die Drachenprinzessin ehelichen zu können, ritt auf den Wellen, wie ein geölter Blitz. Während das Herz von Longe zu krampfen begann und doch wusste er, dass sein Handeln wichtig war, denn die Bewohner von Fucun setzten all ihre Hoffnungen in ihn.
Als Meiyou am Meerdorf vorbeikam, machte er keinen Halt, er brüllte den Dorfbewohnern zu, dass er ihnen die Seeschaumschale nicht bringen könnte und anderen Verpflichtungen zu folgen hatte.
Panik machte sich in den Dorfbewohnern breit, da kam aber schon Longe, der ihnen die Seeschaumschale überreichte. Rasch stellte man sie auf den Marktplatz und die ganze Stadt erhob sich über die Wellen, wie der auf ihnen tanzende Seeschaum. Die Dorfbewohner arm, doch unendlich erfüllt voll Glück und Dankbarkeit, überreichten Longe eine Muschel mit einer schmutzigen Perle. Longe bedankte sich für diese Gabe, wissend wie viel Wert sie für diese armen Menschen hatte und reiste weiter zur Küstenspitze. Dort hatte sein Bruder Meiyou bereits die Drachenprinzessin getroffen. Doch diese bat ihn zu warten und ihm seine Perle zu bringen, wenn die nächste Vollmondnacht angebrochen war. "Nur so lässt sich ihre Echtheit prüfen.", meinte sie. Auch Longe erzählte sie dies, als er fast einen tagen später die Küste erreicht hatte. Es verging ein halber Monat und immer mehr Traurigkeit machte sich im Herzen von Longe breit und immer mehr füllte sich das Herz voll von Triumph.
So geschah es, dass beide Brüder sich zur Vollmondnacht an der Küste einfanden. Meiyou präsentierte seine Perle aus der Schatzkammer und überreichte sie der Drachenprinzessin. Sie beäugte die Perle und hielt sie erst in die See, dann unter das Mondlicht. Die Perle zerbrach in tausend Stücke. Die Prinzessin schüttelte den Kopf: "Das ist nicht die richtige Perle." Meiyou war voll Entsetzen und gewahrte nicht zu glauben, dass womöglich der Müll der Dorfbewohner, den sein Bruder bei sich trug, die echte Perle seien konnte.
Die Drachenprinzessin wandte sich an Longe und sprach: "Zeig mir bitte auch deine Perle."
Longe tat, wie sie wünschte und reichte ihr die schmutzige Perle. Die Drachenprinzessin beäugte die Perle und hielt sie erst in die See, dann unter das Mondlicht. Ein blaues Leuchten brach aus der schmutzigen Kruste hervor und sein Leuchten wuchs und wuchs immer weiter an. Sie strahlte so hell, dass noch tausende Kilometer weiter, Leute glaubten, es sei schon Tag. Die Drachenprinzessin umschloss die Perle und sprach: "Das ist sie, die Korallenperle! Finden kann sie nur der, der tapfer seinem Herzen folgt und das Gute tut. Keiner kann gegen so einen Mann sprechen, nicht einmal der Drachenkönig. Longe! Möchtest du mich zur Frau?"
Longe nickte und die beiden wurden ein Paar. In der nächsten Vollmondnacht feierten sie Vermählung und wurden Eltern der neuen Drachenprinzen und Drachenprinzessinnen.
Ende