Es heißt,
die Liebe einer Mutter
sei die größte Macht in dieser Welt.
Wusstest du?
Die Krakenfrau
legt nur einmal im Leben Eier.
Sie beschützt sie, wochenlang,
und stirbt,
gibt ihren Körper für den Nachwuchs.
Sahst du je
das Krokodil,
die Jungen schützend warm im Maul?
Die Elefantenherde, die
die Kleinen nie alleine lässt?
Die Walmama,
wenn sie ihr Kalb
nach oben drückt, damit es leichter
atmen kann?
Sahst du sie nicht?
Ein Känguru,
mit zwei, gar drei
Kinderchen zur gleichen Zeit?
Den schützenden Bau von Eisbär,
Mörtelbiene
und Ameise?
Und hörtest du
den Ruf der Ricke,
ihr Kind aus dem Versteck zu locken?
Hörtest du die Schildkröte
am stillen Strande einsam weinen?
Hörtest du die Katze schnurren?
Die kleinen Vögel drängend piepsen?
Sahst du je
acht kleine Küken
im Schatten der Entenmama?
Sahst du den Schwan als Boot der Kleinen,
den jungen Affen im Arm der Mutter?
Und wusstest du auch von den Vätern
von Erdkröte und Seepferdchen,
die ihre Kleinen liebend schützen?
Sahst du denn je den Pinguin?
Vater und Mutter schweigend hungernd,
Eier und Küken auf den Zeh‘n?
Sahst du je
das Otterweibchen,
das Jungtier sanft schaukelnd auf dem Bauch?
Sahst du die Eltern niemals tragen,
die Kinder schützen,
liebevoll sorgend?
Hast du denn ihre Opfer nicht gesehen?
Die Zeit, die Freiheit, Futter, Leben,
was sie den Kindern gerne gaben?
Sage mir:
Sahst du den Hirsch,
die Gans, die Ziege,
den Elefant, Giraffenkuh –
sahst du sie nie im Kampf alleine
gegen ein Rudel wilder Reißer?
Sahst du die Mütter nicht, die sich
furchtlos dem Tod entgegenwarfen?
Hast du sie jemals kämpfen sehen;
Eltern,
diese stärksten
Wesen dieser Welt?
Die Unmögliches möglich machen,
dem Todfeind in sein Auge seh’n.
Hörtest du nie die wilden Schreie,
wenn ein kleines Tier dem großen Feind
den Sieg für seinen Nachwuchs abtrotzt?
Die Kleinsten,
kämpfend gegen Riesen –
sahst du sie gegen die Logik siegen,
weil sie ein Kind zu schützen hatten?
Hast du’s gesehen,
hörtest du?
Dann weißt du jetzt.
Wir nennen sie auch unsere Mutter,
entstammen wir doch ihrem Schoß.
Doch sind wir nicht die einz’gen Kinder
der großen Mutter der Natur.
Ach, glaubt ihr denn,
sie wird uns schützen,
zum Preise all der and’ren Kinder?
Uns, die wir der Kuh das Kalb entreißen,
Töchter versklaven und Söhne schreddern?
Uns, die wir die Schlingen legen?
Uns, die wir die Netze werfen?
Was,
denkst du,
sagt die Vogelmutter
zum Kuckuckskind in ihrem Nest;
das Krokodil zum Eierräuber;
Was sagt die Löwin zum fremden Männchen?
So haben wir den Zorn geweckt,
der größten Mutter, die wir kennen.
Sag mir:
Sahst du je die Maus die Katze beißen?
Die Fledermaus den Mensch anfauchen?
Dann sag mir,
was wird sie bewirken?
Die Mutter aller Meere, Stürme,
die Königin des Flammenschlags,
des Grund und Bodens, auf dem wir steh‘n?
Wenn Beben, Blitze, Erdblut kommen,
wenn Hitze brennt
und Kälte beißt,
wenn Kuckuckskindes Waffen fallen,
der Schöpfung Kron‘ um Gnade fleht:
Vergiss nicht, gegen wen wir kämpfen,
worum zu kämpfen wir sie zwangen.
Es heißt,
die Liebe einer Mutter
sei die größte Macht in dieser Welt.
Und niemand – nichts und niemand – kann
der Mutter Zorn sich widersetzen.