Ich weiß langsam nicht mehr weiter. Ich bin dankbar für die Gelegenheit - fünf Monate ist es nun schon her, seit ich von der Universität Yuthrabal aufbrach, und drei bin ich nun schon hier und erforsche den Rand der Welt. Welch eine Chance das doch ist! - und Sadnaval bewahre, ich bin sehr dankbar für dieses Schicksal. Unter den Sternen kann ich denken. Das Donnern der Ewigen Fälle ist mir Musik. Die Einsamkeit lässt mich Einblicke erhalten, die mir jede Stadt Miskras nicht geben könnte.
Doch Schwester, die Worte deines letzten Briefes betrübten mich. Natürlich danke ich für deine Nachricht, diese Informationen waren richtig und wichtig für mich. Ich glaube nur, je länger ich mich hier draußen an den Ewigen Wasserfällen aufhalte, desto weniger verstehe ich die Menschheit. Wie viele Photographien muss ich denn noch anfertigen und sie in die Welt schicken, damit die Leute begreifen, wie die Fälle aussehen und dass sie tatsächlich existieren? Nein, stattdessen schriebst du mir, glaubten sie erst Recht, die Welt wäre eine Kugel. Was für ein Schwachsinn, ich begreife es nicht. Vermutlich sind sie noch der Ansicht, die Universität hätte all dies fabriziert und würde mit dem Reich Hostrimaa korrespondieren, um die Menschheit zu täuschen und zu unterjochen. Mögen sie die Fluten von sich selbst erlösen!
In zwei Monaten breche ich wieder auf in die Heimat. Ich weiß nicht, ob ich mich auf etwas anderes freuen soll, als dich wiederzusehen. Aber immerhin dieses Wiedersehen ist mir ein fröhlicher und hell leuchtender Stern am Himmel!
In Liebe,
Malalai
Brief an A. von M. Dirani,
Yuthrabal 1543