"Eckstein, Eckstein. Alles muss versteckt sein...", noch immer höre ich deine Stimme in meinen Ohren und muss unweigerlich schmunzeln.
Wie oft haben wir dieses Spiel in eurem riesigen Garten gespielt, der so viele wundervolle Verstecke bot.
Ausgangspunkt war immer der weiße Gartenpavillion, 'Unser kleiner Palast', so nannten wir ihn.
Ich erinnere mich noch genau an jenen Tag vor 20 Jahren.
Du trugst dein weißes Lieblingskleid und eine rosa Schleife, die deinen blonden Pferdeschwanz zusammenhielt.
Verwegen schaltest du mich an:
"Komm Luis, heute verstecken wir uns im Wald. Das wird bestimmt spannend."
Eigentlich durften wir das nicht, aber ich konnte dir einfach nicht widersprechen.
Ich mochte dich einfach zu sehr und deine Abenteuerlust war ansteckend.
Der Wald hinter eurem Gartenzaun war wie eine andere Welt und bot noch viel mehr Verstecke als euer Garten.
Wir beide vergaßen Raum und Zeit und genossen unsere verbotene Freiheit in vollen Zügen.
Irgendwann war ich wieder mit Suchen dran und das habe ich dann auch getan und wie. Gefühlt hinter jeden Baum habe ich geschaut und immer wieder deinen Namen gerufen.
Erst als es schon Zeit für das Abendbrot war, bin ich zurückgelaufen und habe deinen Eltern von unserem Regelbruch erzählt.
Wie in einem Traum sehe ich deine und meine Familie besorgt und verängstigt nach dir suchen.
Freunde und Nachbarn kamen später hinzu.
Noch immer höre ich sie rufen und die Hunde bellen, als sie den Wald durchkämmten.
Gefunden haben sie dich nicht.
Später sprach man immer von dir als Opfer. Damals habe ich nicht wirklich verstanden warum, schließlich warst du Lisa, meine beste Freundin, die sich einfach nur zu gut versteckt hatte.
Nun stehe ich hier, mitten im Wald als erwachsener Mann und suche dich noch immer.