Der Übertritt der Zwischenwesen ins Mittelland
Vor langer Zeit, so sagt man sich, zerriss ein Krieg die Welt.
Nicht unsre Welt, nicht Vvasta, nein, doch spürten wir den Schlag.
Ruija hiess dies magisch Land, aus dem an diesem Tag
All die Zwischenwesen floh’n zu uns, den Menschen.
Die höchsten Alben, mächtig zeitlos, zog’s nach Süd und Nord.
Den Polen nah, wo die Magie der Welt noch spürbar sei.
Hoch zu Eis und Bergen rau und übers Meer so frei.
Insel tief im Nebel fern von uns, den Menschen.
Die schlimmsten der Dämonen, nein, die zog es nicht hinfort.
Versteckten sich im düstren Untergrund wie immer schon.
All die kleinen Synten doch von jedem grauen Ton
Mussten fortan leben unter uns, den Menschen.
Es traf sich Herrscher, König, Dame und so mancher Held.
Den Synten Unterschlupf zu finden war ihr nobles Ziel.
Doch die Angst vor ihnen wuchs, die Absicht bald zerfiel.
Und so kam ihr Konflikt mit zu uns, den Menschen.
Der Goldne König war es dann, der sah die Gunst der Stund.
Ihm sehnte nach der grossen Macht, wie vielen schon zuvor.
„Helle Synten, Alben, die ihr liefet durch das Tor,
König Hagen Kait begrüsst euch bei den Menschen.“
„Den hohen Engeln schenke ich die Insel Morgenlicht.
Die schlauen Zwerge sollen im Gebirge prächtig festen.
Kleines Volk und Elfen, euch gebührt der Wald im Westen,
Hier im Bündnis nun mit mir, mit uns, den Menschen.“
Der Kontinent war schwach bereits, gewann die Kriege nicht,
Die Hagen führte mit Magie und grösser wurd sein Reich.
Golden, schimmernd, wer ihm nicht gefiel, den traf sein Streich,
Ob nun Dämon, graue Synten oder Menschen.
Das ganze Mittelland war sein, der Feind musste sich fügen.
Besiegt die Harpyie des Westens, Magier aus dem Süden.
Neue Länder wuchsen, wachen, knechten, lügen.
Und das Gold war frei vom Bösen.
Der wahre Frieden kam erst später, kam als gute Kund.
Der Heilige von Agadon berührte alle Herzen.
Vieles ging vergessen – nicht jedoch die Schmerzen
Nie wohl sind die Synten eins mit uns, den Menschen.
aus „Lieder und Erzählungen der Spielleute“
gesammelt von Pirmin Camenisch im Jahre 510