"Bist du eigentlich verknallt in mich?". Er liegt neben mir und hat sich die Bettdecke fast bis unter die Nasenspitze gezogen. Die Frage kommt so unvermittelt, so als würde er mich fragen ob ich eigentlich lieber den Sommer oder den Winter mag oder Hunde oder Katzen oder Schoko oder Vanille Eis. "Was willst du denn jetzt hören?" frag ich zurück "Die Wahrheit," sagt er. Ich bin mir nicht sicher, dass ich dir die Wahrheit sagen will, solange ich seine Wahrheit nicht kenne also bin ich auf der Hut. "Beantwortest du mir die gleiche Frage dann auch?" "Kommt drauf an."
Alles oder nichts. Ich streiche mir eine Strähne, die sich aus meinem Pferdeschwanz gelöst hat, hinter die Ohren. Ich merke wie das leise und verräterische Pink meine nackte Brust, bis zu meinen Wangen hinaufkriecht. Ich wünschte ich hätte auch eine Decke, unter der ich mich verstecken kann. "Ich weiß nicht, aber ich glaub schon so ein bisschen."
Ich bin mir nicht sicher, ob ich es mir einbilde, aber ich habe das Gefühl, dass er gerade mindestens 10cm gewachsen ist. Er lehnt sich tiefer in das dicke Federkissen und lächelt leise vor sich hin. "Schön." sagt er. "Wirklich schön". Ich spiele wieder mit meinen Haaren und er sagt nichts mehr. "Und du?" "Ich finde das toll" antwortet er. Ich würde gerne weiter fragen aber ich weiß nicht genau wie. "Also ich meine, nur so ein bisschen halt. Das gehört ja irgendwie dazu oder?" versuche ich mich aus der Affäre zu ziehen. Er lacht nur und sagt immer noch nichts. Sackgasse. Kein Weg zurück. Ich beiße mir auf die Lippe und frage mich, wie lange ein Mensch wohl auskommen kann ohne etwas zu sagen. Er nimmt mir meine Haarsträhne aus der Hand und wickelt sie um seinen Finger. So wie du es mit mir gemacht hast.
"Ich finde es toll, dass ich dich so verwirren kann." Gepaart mit dem Blitzen in seinen Augen hört sich das fast wie ein Kompliment an, aber eben eins für ihn. Meine Frage hat er immer noch nicht beantwortet. Er lässt meine Haare los und lehnt sich wieder zurück in sein Kissen und verschränkt die Arme hinter seinem Kopf. Ich spiele mit den Knöpfen der Bettdecke, die sich fälschlicherweise am oberen Ende des Bettes befinden.
"Machst du das alles hier also nur für dein Ego?" frage ich. Er lacht wieder, diesmal laut. "Ach Süße, dir kann man nichts vormachen oder?" Ein kleiner Hieb in die Magengrube und ich versuche wenigstens noch ein Stück von meiner Würde zu behalten und lächle ihn an, obwohl mir gerade hundeelend zu Mute ist. Er küsst mich sanft auf den Mund. Ich drehe mich weg und schaue lieber wieder die Knöpfe an, als wären sie gerade das Interessanteste an diesem Gespräch. "So nicht, nicht nur für dein Ego." Ich hoffe, dass mein Schmollmund sexy aussieht und nicht wie der eines kleinen, beleidigten Mädchens. "Hey, das mit dem Ego hast du gesagt." Was das jetzt bedeuten hat, weiß auch nur er. "Nicht beleidigt sein, ich bin doch nur ehrlich." "Bin ich gar nicht." Das hat jetzt sicher nach Kindergarten geklungen. "Ich weiss nur nicht, warum du mich überhaupt gefragt hast, wenn du die Antwort eh schon kanntest."
Er dreht sich auf die Seite und schaut mir in die Augen. "Weil ich es schön finde, zu wissen, dass es jemanden gibt, der mich so liebt wie ich bin." Wenn er dabei nicht so verdammt arrogant klingen würde, könnte ich ihm das sogar abnehmen. "Dann müssen wir ja jetzt nicht mehr über das Thema reden oder?" "Nein, müssen wir nicht." Als er mich küsst wird mir klar, dass er meine Frage immer noch nicht beantwortet hat und obwohl jede Faser meines Körpers weiß, dass ich mir etwas vormache, lässt mich das hoffen, dass diese Antwort tatsächlich "ja" lauten könnte.