"Was meinst du damit, du machst dir Sorgen?"
"Was soll ich damit meinen?", gab Ignatius die Frage ungeduldig an seinen Freund zurück. Markus war für seinen Geschmack manchmal einfach zu langsam. Betont ausführlich erklärte er erneut: "Wir beide denken schon lange, dass mit Tom Riddle was nicht stimmt. Und heute beobachte ich, wie Hermine Dumbledore, die uns alles als intelligente und mächtige Nichte von Professor Dumbledore bekannt ist, bei seinem Anblick erst schneeweiß wird. Er hat nicht mal wirklich etwas gesagt, da versucht sie schon, ihn aus unerklärlichen Gründen zu beschwichtigen, bricht unser Gespräch ab und eilt mit ihm an ihrer Seite davon. Wenn das kein Grund ist, sich Sorgen zu machen..."
Eine helle Stimme unterbrach seine Gedanken: "Um wen machst du dir Sorgen, Iggy?"
"Augusta", grummelte Ignatius verärgert: "Wie oft soll ich dir noch sagen, dass du nicht lauschen sollst? Hast du keinen Respekt vor älteren Schülern?"
"Vor Mr. Longbottom vielleicht", grinste die junge Gryffindor und zwinkerte Markus zu, "aber nicht vor dir, mein Lieber. Also?"
"Guten Abend, Miss Bargeworthy", sagte Markus mit einer leichten Verbeugung: "Ich entschuldige mich für die Unhöflichkeit meines guten Freundes. Er scheint seine Manieren im Umgang mit dem schönen Geschlecht gerne einmal zu vergessen. Wir sprachen über Miss Dumbledore. Ignatius scheint der Ansicht, dass sie Probleme mit unserem Schulsprecher hat."
Mit großen Augen setzte Augusta sich zu den beiden Männern auf das große Sofa vor dem Kamin: "Warum sollte eine Angehörige des Hauses Slytherin Probleme mit Tom Riddle haben? Er ist doch bekannt dafür, sich stets für seine Kameraden einzusetzen."
Stöhnend vergrub Ignatius sein Gesicht in den Händen. Eigentlich hatte er mit Markus vertraulich darüber sprechen wollen, doch wenn Augusta auftauchte, wurden die Gedanken seines besten Freundes stets von ungeeigneten Motiven gelenkt. Lange blickte er in die Flammen, ehe er wieder das Wort ergriff: "Vielleicht ist Miss Dumbledore eine Ausnahme von der Regel. Immerhin ist sie mit Professor Dumbledore verwandt und wir wissen alle, dass Riddle ihn nicht mag."
Augusta ließ einen vorsorglichen Blick durch den Gemeinschaftsraum schweifen, dann erwiderte sie mit gesenkter Stimme: "Ich war bei dem letzten Treffen von Professor Slughorns Club, erinnert ihr euch? Mr. Bell hatte mich eingeladen, ihn zu begleiten. Und da wirkte es nicht so, als hätten Riddle und Miss Dumbledore Probleme, im Gegenteil. Warum sonst hätte er sie auch als Begleitung mitgenommen?"
"Ich denke auch, dass du überreagierst", stimmte Markus ihr sofort zu: "Vielleicht sind die beiden heimlich ein Paar und sie hatte Angst, dass er eifersüchtig wird, wenn er sie mit dir alleine im Gang überrascht?"
Doch Ignatius schüttelte den Kopf: "Nein. Sie war regelrecht panisch. So extrem reagiert man nicht, nur weil man mit einem anderen Mann überrascht wird. Da ist mehr."
Schweigen breitete sich zwischen den drei Freunden aus, während hinter ihnen der Gemeinschaftsraum langsam leerer wurde. Ignatius konnte nicht aus seiner Haut, er wusste einfach, dass Tom Riddle kein guter Mann war, und dass jemand, der ihm angeblich nahe stand, panisch auf seine Anwesenheit reagierte, war nur umso verdächtiger.
"Wenn du willst, kann ich mal Orion fragen", sagte Augusta schließlich: "Orion Black. Er geht in meinen Jahrgang und scheint sich gut mit Tom Riddle zu verstehen. Wir sind nicht gerade Freunde, aber letztens in Zaubertränke haben wir erstaunlich friedlich zusammen gearbeitet. Vielleicht kann er mir mehr zu der Beziehung von Riddle und Miss Dumbledore sagen."
"Sie kennen aber auch immer die richtigen Leute", kam es lobend von Markus, doch Ignatius war skeptisch. Mit einem sorgenvollen Ausdruck auf dem Gesicht schaute er Augusta direkt an: "Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist. Was, wenn Riddle mitbekommt, dass du Fragen über ihn stellst?"
Doch Augusta lachte nur: "Nun übertreibst du wirklich! Was soll denn schon passieren? Er wird mir einen Vortrag halten, dass man anderen Leuten nicht nachstellt, und dann ist gut. Das halte ich aus, ich habe ein dickes Fell", sie schüttelte ungläubig den Kopf: "Ehrlich, Iggy, so, wie du dich verhältst, könnte man meinen, du redest von Grindelwald und nicht von einem Schüler!"
"Ich gebe Miss Bargeworthy Recht", nickte Markus: "Tom Riddle ist Schulsprecher. Hast du jemals von einem Schulsprecher gehört, der später zu einem Schwarzmagier wird? Das ist absurd. Er wird schon niemanden umbringen, nur weil jemand Fragen stellt."
Seufzend lehnte Ignatius sich zurück. Er war sich selbst darüber im Klaren, dass er vermutlich nur überreagierte, doch er hatte einfach so ein ungutes Gefühl. Selbst hier, im warmen Gemeinschaftsraum der Gryffindors, umgeben von den warmen roten und goldenen Farben, direkt vor dem Kaminfeuer, wurde ihm eiskalt, wenn er an Tom Riddle dachte. Vielleicht war alles nur Einbildung. Aber er würde sich niemals verzeihen, wenn Augusta oder Miss Dumbledore etwas zustieß, nur weil er nicht auf sein Bauchgefühl gehört hatte.
oOoOoOo
Entsetzt schaute Hermine zu, wie Tom ihre Zimmertür magisch verriegelte und einige Zauber zum Schutz gegen Abhören über den Raum legte. Was auch immer er mit ihr vorhatte, er wollte offensichtlich sicherstellen, dass dieses Mal wirklich niemand die Möglichkeit hatte, ihn dabei zu erwischen. Sie schwitzte am ganzen Körper, während ihr gleichzeitig eiskalt vor Übelkeit war. Es war das Eine, in einen Kampf verwickelt zu werden, wenn das Adrenalin sie durchströmte und ihr einen glasklaren Blick auf die Situation verschaffte. Es war etwas ganz Anderes, warten und immer länger warten zu müssen, ohne zu wissen, was als nächstes geschehen würde, nur mit der Sicherheit, dass es furchtbar sein würde. Sie fühlte sich so gelähmt und hilflos wie noch nie zuvor.
„Tom", versuchte sie es noch einmal: „Wozu sind denn diese ganzen Zauber nötig?"
Als habe er nur auf ein Stichwort gewartet, drehte er sich wieder zu ihr um und lächelte sie vergnügt an: „Musst du das wirklich fragen? Ich hätte dich für klüger gehalten."
„Ich weiß ganz genau, was du vorhast", fauchte sie verunsichert: „Du willst keine Zeugen haben bei dem, was du gleich… anstellst."
„Ich?", erwiderte er amüsiert: „Hier geht es nicht nur um mich. Es geht auch um dich. Um uns."
Mit diesen Worten trat er an sie heran, umfasste ihre Wange mit der Hand, die nicht den Zauberstab hielt, und zwang sie in einen Kuss. Hermines Panik wuchs, während sie verzweifelt still hielt und ihn gewähren ließ. Als er sie schließlich wieder losließ, war sie sich sicher, dass sie grau im Gesicht sein musste vor lauter Anspannung. Ihr Herz raste noch immer wie wild, pumpte das Blut durch ihre Adern in einer Geschwindigkeit, dass ihr beinahe schwindelig war, doch nichts davon schien in ihrem Kopf anzukommen.
„Du willst sicher genauso wenig wie ich, dass uns jemand stört bei dem, was wir gleich tun werden", fuhr Tom ungerührt fort, nur ein Zucken seiner Mundwinkel verriet, dass er ihre Angst bemerkte. Langsam ließ er seine Tasche zu Boden sinken, lockerte den Knoten seiner Krawatte und ließ sie dann mit einem kräftigen Zug von seinem Hals gleiten.
„Komm, Liebes", flüsterte er mit dunkler Stimme: „Du willst es dir sicher auf bequemer machen für unsere gemeinsame Aktivität."
Ohne ihre Antwort abzuwarten, setzte er sich auf ihr Bett und klopfte fordernd auf die Stelle neben sich: „Komm her."
Hermine schluckte. Schloss die Augen. Atmete tief durch.
Dies ist der Weg, den du gewählt hast. Gib ihm das Gefühl, dass er Macht über dich hat. Gewinne sein Vertrauen. Lerne seine Schwächen kennen. Vernichte ihn. Was ist schon dein persönliches Opfer für die Aussicht, dieses Monster in der Zukunft für alle Zeiten aus der Welt zu schaffen?
Zuerst zögernd, dann aber mit zunehmender Entschlossenheit zog Hermine ihren Pullover und ihre Krawatte aus, dann setzte sie sich in wohlkalkuliertem Abstand neben Tom: „Und nun?"
„Und nun, liebste Hermine", raunte Tom, während er in seine Schultasche griff: „Nun zeigst du mir, wie mächtig und zielstrebig du wirklich bist."
Mit diesen Worten zog er den Knuddelmuff vom Vorabend aus seiner Tasche und platzierte ihn zwischen ihnen. Sofort hoppelte das flauschige Wesen auf Hermine zu, um nach Streicheleinheiten zu betteln. Beinahe hätte sie reflexartig danach gegriffen, doch sie hielt inne. Wenn sie den Knuddelmuff jetzt streichelte, würde ihr es danach nur umso schwerer fallen, ihm erneut irgendwelche Qualen zu bereiten. Ein mitleidiger Ausdruck trat auf Toms Gesicht: „Oh weh, armes kleines Kerlchen. Es sieht so aus, als ob die Dame nicht gewillt ist, dich zu liebkosen. Komm", lockte er mit unerwartet sanfter Stimme: „Wenn sie nicht will, dann werde ich dich streicheln. Komm her."
Begierig folgte der Knuddelmuff dem Locken, sprang auf die ausgebreiteten Hände von Tom und ließ sich bereitwillig an die Brust des Jungen drücken. Hermine zitterte, während sie das eigentümliche Bild betrachtete. Sie wusste, dass es egoistisch war, doch sie konnte nicht anders, als Erleichterung verspüren, dass Tom offenbar nicht vorhatte, seine Drohung ihr gegenüber wahr zu machen, selbst wenn das hieß, dass sie erneut ein unschuldiges Wesen verletzen musste. Wie ein Mensch so liebevoll sein konnte, obwohl er vorhatte, das Opfer seiner Zärtlichkeit im nächsten Moment zu misshandeln, war ihr ein Rätsel. Sie presste ihre Lippen aufeinander, die Hände verkrampft im Schoss gefaltet, und wartete auf weitere Hinweise.
„Kennst du dich mit Blutmagie aus?"
Die Frage kam so beiläufig, dass Hermine fast nicht glauben konnte, dass sie richtig gehört hatte: „Bitte?"
„Du hast schon richtig gehört", schoss Tom zurück, sein Blick plötzlich unerbittlich und direkt auf sie gerichtet: „Kennst du dich mit Blutmagie aus?"
„Natürlich nicht", erwiderte sie scharf: „Im Gegensatz zu den meisten anderen Arten der Dunklen Künste ist Blutmagie tatsächlich verboten!"
„Ah."
Sie verstand augenblicklich. Deswegen die ganzen Schutzzauber. Tom Riddle wollte sicher gehen, dass wirklich niemand wusste, dass sie verbotener Magie nachgingen. Sie schluckte. Blutmagie war aus zwei Gründen verboten. Einerseits weil das Objekt, meistens ein Lebewesen, das Ziel der Zaubersprüche war, meist großen Schaden davontrug. Andererseits und viel schwerwiegender in ihrem Falle aber stand Blutmagie deswegen unter einem Bann, weil es permanenten Einfluss auf die Seele des Zauberers oder der Hexe hatte, solche Sprüche auszuführen. Neben der Nekromantie war dies die dunkelste Seite der Zauberei überhaupt.
„Das kann nicht dein Ernst sein!"
„Da kennst du mich aber schlecht", gab Tom ungerührt zurück: „Außerdem dachte ich, dass es dir Ernst ist mit dem Studium der Dunklen Künste."
„Das hat mit Blutmagie gar nichts zu tun!", schnappte Hermine hitzig: „Tom! Das ist selbst für dich… Weißt du nicht, was das mit dir anstellt? Mit deiner Seele?"
„Du sorgst dich um meine Seele?", lachte Tom: „Wie rührend", fügte er an, sofort wieder ernst und unnachgiebig: „Aber was ich mit meiner Seele anstelle, ist meine Sache."
Natürlich, dachte Hermine bei sich: Das erste Horkrux ist vermutlich schon lange erschaffen, seine Seele ist also schon längst beschädigt. Da kann er leichtfertig von Blutmagie sprechen.
„Hier geht es aber auch um mich, die du eingangs so schön gesagt hast", widersprach sie verzweifelt: „Erwartest du von mir, dass ich meine seelische Gesundheit für dich aufs Spiel setze?"
Ein ungeduldiger Ausdruck trat auf sein Gesicht: „Dein Verstand ist es, der dich außergewöhnlich macht. Deine Seele ist mit vollkommen egal. Dein Verstand wird nicht leiden, das ist alles, was zählt."
Das Argument war falsch und Hermine wusste es. Sie würde ihre Klugheit nicht verlieren, aber ihr Verstand würde anfangen, immer weniger Skrupel zu kennen, bis sie irgendwann genauso eiskalt war wie Tom. Ob ihm das alles so leicht fiel, weil er sowieso keine Gefühle kannte? Würde sie selbst merken, wenn ihre Gefühle anfangen würden abzusterben?
Sie blickte zu Tom. Er meinte es ernst und jede Faser seines Körpers strahlte aus, dass er keinen Widerspruch dulden würde. Nur dieses eine Mal, sagte sie sich: Ein einziges Mal kann nicht so schlimm sein, dass ich danach plötzlich… böse bin. Nur ein einziges Mal!
„Schön", fauchte sie geschlagen: „Was willst du von mir?"
Das strahlende Lächeln kehrte zurück, während Tom den Knuddelmuff vorsichtig zwischen ihnen absetzte und ein Buch aus seiner Tasche holte. Ein Lesezeichen steckte darin und er schlug es genau dort auf, ehe er zu erklären anfing: „Wie du weißt, werden Zaubersprüche gewöhnlich nach Zaubern und Flüchen unterschieden, wobei es da noch graduelle Abstufungen gibt. Komplexere Zaubersprüche werden oft auch Rituale genannt und in diese Kategorie fallen alle bekannten Formen von Blutmagie. Darüber hinaus gibt es aber auch bestimmte Merkmale von Zaubersprüchen, nach denen sie traditionellerweise geordnet werden, auch wenn das heute nicht mehr gelehrt wird. Kannst du mir Beispiele für Merkmale nennen?"
Gegen ihren Willen war Hermine fasziniert von dem Vortrag, denn die Einordnung von Zaubersprüchen nach Merkmalen hörte sie gerade zum ersten Mal. Sie fragte sich, warum zu ihrer Schulzeit nie auch nur erwähnt wurde, dass es diese Möglichkeit gab. Nachdenklich kaute sie auf ihrer Lippe: „Das wurde bei uns nicht gelehrt", gab sie schließlich zu: „Aber wenn ich die mir bekannten Zauber durchgehe, würde mir spontan als Beispiel für ein Merkmal Heilung einfallen. Es gibt viele verschiedene Heilzauber, da wird es sicherlich auch ein Merkmal dafür geben."
„Ganz richtig", nickte Tom ausdruckslos: „Fallen dir noch andere ein?"
Angestrengt dachte Hermine nach. Es gab so viele Adjektive, um Zaubersprüche zu beschreiben, woher sollte sie wissen, welche davon als Merkmale genutzt wurden? Sie wagte einen Schuss ins Blaue: „Vielleicht… gibt es sowas wie Schaden? Duellzauber würden zum Beispiel das Merkmal tragen?"
„Wieder richtig", bestätigte er. Unbewusst schlich sich ein stolzes Lächeln auf Hermines Lippen. Sie war eben doch mehr als Bücher und Auswendiglernen. Sie konnte eigenständige Gedanken formen. Gespannt wartete sie darauf, dass Tom noch mehr sagte.
„Um es abzukürzen", erklärte er langsam, „es gibt insgesamt achtzehn Merkmale, die meisten Zaubersprüche tragen mindestens zwei Merkmale. Ein typischer Verwandlungsspruch hat etwa die Merkmale Form und Objekt. Die beiden für uns wichtigen Merkmale heute sind Einfluss und Herrschaft."
Sofort verschwand das Lächeln von Hermines Gesicht. Sie hatte tatsächlich für ein paar Sekunden vergessen, mit wem sie hier saß – und warum. Sie schluckte: „Gut. Schön. Sag mir, was ich tun muss."
„Du bist sehr brav heute Abend", kommentierte Tom, während er weitere Gegenstände aus seiner Tasche holte: „Das gefällt mir. Wenn du dich anstrengst, bekommst du vielleicht eine Belohnung von mir."
„Ich… danke dir", flüsterte Hermine leise. Sie hatte kein Interesse an irgendwelchen Belohnungen von Voldemort und sie ahnte, dass sie ihr auch nicht gefallen würden. Skeptisch betrachtete sie die flache Schüssel und das silberne Messer, die nun vor ihr lagen.
„Ich werde dir die Worte vorgeben, die du sprechen musst, doch zuerst…", er reichte ihr das Messer: „Wir brauchen drei Tropfen von deinem Blut."
Mit zitternden Händen nahm Hermine das Messer entgegen und setzte es an ihre Handfläche. Ein Schnitt dort würde genug Blut produzieren, ohne dass sie tief schneiden musste. Sie schloss noch einmal die Augen, befeuchtete ihre Lippen, holte tief Luft – und presste das Messer mit leichtem Druck auf ihre Handfläche. Ein unangenehmer Schmerz durchzuckte sie, und sofort spürte sie ihr warmes Blut über ihren Handballen laufen. Ohne mit der Wimper zu zucken, fing Tom drei Tropfen mit der Schüssel auf. Die drei Tropfen liefen zäh die Wände bis zur Mitte der Schüssel hinunter, wo sie auf eigentümliche Weise eine dunkle, fast schwarze Farbe annahmen. Einige der Runen, die im Innern der Schüssel eingearbeitet waren, leuchteten kurz auf, ehe sie blutrot wurden. Ein Schauer lief Hermine den Rücken hinunter. Sie wollte nicht wissen, woher Tom dieses Objekt hatte.
„Und jetzt?", verlangte sie zu wissen.
„Jetzt brauchen wir drei Tropfen Blut vom Knuddelmuff. Wenn du so freundlich wärst?", forderte Tom sie mit falscher Zurückhaltung auf. Hermine konnte deutlich den begeisterten Glanz in seinen Augen sehen. So gut er sich normalerweise auch zu beherrschen vermochte, die Aussicht, dass sie für ihn ihre Seele verletzen würde, schien ihn über die Maßen zu begeistern.
Voller Schuldgefühle ergriff Hermine den Knuddelmuff und schob ein wenig Fell an seinem Hinterteil beiseite, um dort einen sauberen Schnitt machen zu können. Diesmal vermied sie es bewusst, dem Flauschball in die Augen zu schauen, während sie ihr Werk verrichtete. Nur das leise, entsetzte Quieken, als das Messer durch das Fleisch schnitt, konnte sie nicht ausblenden. Sie fühlte sich furchtbar.
Ohne dem Knuddelmuff irgendwelche Aufmerksamkeit zu schenken, hielt Tom die Schüssel unter ihn und wartete, bis ganz langsam drei Tropfen des blauen Blutes fielen. Als der dritte Tropfen das Blut von Hermine berührte, leuchteten die Runen erneut auf, diesmal in einem dunklen Violett, ehe sie pechschwarz wurden.
„Leg den Knuddelmuff weg", befahl Tom und Hermine konnte hören, dass die nächsten Schritte absolut korrekt befolgt werden mussten, um das Ritual nicht zu ruinieren und damit unerwünschte andere Effekte zu verursachen.
„Sprich mir nach", sagte er dann beinahe unhörbar. Noch einmal holte Hermine Luft, dann packte sie ihren Zauberstab und nickte: „Ich bin bereit."