Nervös saß Hermine auf dem großen Stuhl im Büro von Dumbledore. Während sie am Vortag noch voller Hoffnung gewesen war, dass ihr dieses Gespräch mit ihrem Professor weiterhelfen würde, zweifelte sie plötzlich daran, dass es eine gute Idee gewesen war, ihm überhaupt von ihrem Ausflug in die Dunklen Künste zu erzählen. Sie hatte keine Namen genannt und auch das Ritual nicht genauer beschrieben, sondern lediglich erklärt, dass Riddle sie zu einem ziemlich schwarzmagischen Ritual gezwungen hatte, doch noch während sie erzählt hatte, war Dumbledore aufgestanden und zum Fenster hinüber gegangen. Nun stand er mit dem Rücken zu ihr gedreht dort und starrte stumm in die Ferne.
Als er sich schließlich wieder zu ihr umdrehte, schaute er sehr ernst drein: „Sie bewegen sich auf gefährlichem Grund, Miss Granger."
Mit langsamen Schritten ging er in seinem Büro auf und ab, die Hände auf dem Rücken gefaltet, den Blick auf den Boden gerichtet. Er klang müde, als er weitersprach: „Viele Menschen schon haben den Fehler gemacht, alles für die gute Sache zu opfern. Man tut Dinge, die man eigentlich nicht mit seinem Gewissen vereinbaren kann. Man fügt anderen Menschen Schaden zu. Man betrügt Freunde und Familie. Alles im Namen der guten Sache. Doch irgendwann stellt man fest, dass man den Bezug zur Realität verloren hat. Kämpft man noch für das Gute? Hat man das Gute nicht verraten in jenem Moment, da man die Methoden des Bösen genutzt hat? Richtet man am Ende nicht mehr Unheil an in seinem Kampf gegen das Böse als das Böse selbst?"
Wütend ballte Hermine ihre Fäuste und starrte Dumbledore direkt an: „Bei allem Respekt, Sir, vergleichen Sie mich bitte nicht mit Ihnen selbst."
Er blieb stehen und richtete seinen Blick mit einer Intensität auf sie, dass Hermine ihre Worte beinahe bereute, doch sie hielt Stand. Er hatte einst gedacht, die Welt verbessern zu können und hätte dafür beinahe bereitwillig viele unschuldige Menschen geopfert. Er hatte sich sehr spät dazu entschieden, Grindelwald zu verlassen, sich gehen ihn zu stellen – vielleicht sogar zu spät. Das war eine Tatsache und sie hatte nicht vor, sich ausgerechnet von ihm belehren zu lassen, insbesondere da sie nicht glaubte, selbst Gefahr zu laufen, so blind zu werden.
„Ich verstehe", sagte Dumbledore langsam, während er auf seinem Sessel Platz nahm: „Sie wissen in der Tat sehr viel. Mehr als meine Zeitgenossen. Aber wie auch immer Sie über meine vergangenen Handlungen denken mögen, gerade weil ich selbst erlebt habe, wie leicht einen Macht verführen kann, weiß ich genau, wie wichtig diese Warnung ist."
„Ich habe nicht vor, mich zur Herrscherin über die englische Zauberergemeinschaft aufzuschwingen!", fauchte Hermine genervt: „Im Gegenteil. Ich bin hier, um einen größenwahnsinnigen, gefährlichen Zauberer aufzuhalten. Ich habe ein konkretes Ziel, das genau einen Mann betrifft."
„Und dafür sind Sie bereit, anderen Menschen Schaden zuzufügen?"
„Wenn ich damit sein Vertrauen erringen kann ... nichts anderes wird ihn beeindrucken."
Schwer atmend schaute Hermine zu ihrem geliebten Professor rüber. Er sah noch immer unendlich müde aus. Und irgendwie enttäuscht. Was war sein Problem? Sie hatte niemandem außer Augusta etwas getan, und selbst bei ihr hatte sie kontrolliert, dass nicht wirklich etwas Schlimmes geschehen war. Sie würde keinen Schüler zu Schaden kommen lassen.
„Ich werde Ihnen keine Moralpredigt halten", sagte Dumbledore schließlich, ehe er sachlich fortfuhr: „Sie fragten nach den Auswirkungen der Dunklen Künste. Ich kann Ihnen da keine konkrete Antwort geben, nur allgemeine Hinweise. Die Dunklen Künste sind im Großen und Ganzen nicht verboten, da sie nicht zwingend anderen Menschen Schaden zufügen. Es ist jedoch erwiesen, dass häufiges oder gar dauerhaftes Anwenden von Sprüchen und Flüchen, die den Dunklen Künsten zugeordnet werden, sich auf die Seele auswirken. Die Hemmschwelle sinkt. Je nach Art der Sprüche schneller oder langsamer. Darüber hinaus ist bekannt, dass schwarzmagische Rituale einen sehr drastischen Einfluss nehmen, da sie fast immer vom ausführenden Zauberer eine Art Opfer verlangen. Das kann alles Mögliche sein, meistens wird Blut genutzt. Dadurch wirkt der Zauber nicht nur auf das Opfer des Rituals, sondern auch auf den Zauberer. Es kann sofort korrumpieren. Oder zeitweise."
„Zeitweise?", unterbrach Hermine die Erklärungen. Nachdem sie das Ritual das erste Mal gewirkt hatte, hatte sie sich tatsächlich zeitweise mächtig und stolz gefühlt, danach jedoch nichts mehr.
„Manche Rituale verstärken bestimmte Aspekte einer Persönlichkeit, während sie aktiv sind", erklärte Dumbledore: „Wenn man das Ritual beendet, endet diese Verstärkung gewöhnlich."
„Also ... ist es temporär? Rituale haben keine dauerhaften, negativen Auswirkungen?", hakte sie aufgeregt nach.
„Das habe ich nicht gesagt", Dumbledore schüttelte den Kopf: „Nur die akuten, extremen Auswirkungen sind temporär. Der langfristige Effekt bleibt. Die Hemmschwelle sinkt und gerade bei Ritualen fängt man schneller an, die Umwelt anders zu sehen. Egoistische Emotionen werden gestärkt, Mitgefühl sinkt."
Enttäuscht ließ sich Hermine in den Sessel zurücksinken. Sie war sich sicher, dass ihre merkwürdige Aufgeschlossenheit gegenüber Tom, ihr Stolz darüber, dass er sie lobte, vor allem daher stammten, dass sie nach wie vor unter der Einwirkung des Rituals stand. Doch sie hatte darauf spekuliert, dass sie wie zuvor bei dem Knuddelmuff zu ihrem alten Selbst zurückkehren würde. Zumal sie sich gar nicht schlecht fühlte, sondern im Gegenteil richtig gut. Nachdenklich fuhr sie sich durchs Haar: „Warum genau beeinflussen die Dunklen Künste eigentlich unser Wesen?"
„Eine gute Frage", meinte Dumbledore, während er sich über den Bart strich: „Die allgemeine Theorie ist, dass man viele Sprüche und Flüche der Dunklen Künste nur ausführen kann, wenn man einen starken Willen hat. Einen Willen, wissentlich anderen Wesen zu schaden. Die Gesellschaft lehrt uns, dass wir insbesondere unseren Mitmenschen keinen Schaden zufügen dürfen. Kinder beispielsweise brauchen eine Zeit lang, ehe sie begreifen, dass es anderen weh tut, wenn man sie schlägt oder kratzt oder tritt. Sie müssen erst lernen, nicht nur an sich, sondern auch an andere zu denken. Dann entwickeln sie ganz natürlich Mitgefühl. In der Gesellschaft lernen sie darüber hinaus, Rücksicht auf ihre Mitmenschen zu nehmen. Die Dunklen Künste machen diese Errungenschaft ein Stück weit rückgängig, da man, wie gesagt, bereit sein muss, anderen zu schaden. Außerdem kommt da die negative Seite der Magie ins Spiel."
„Die dunkle Seite der Macht?", warf Hermine scherzhaft ein, obwohl ihr gar nicht zum Lachen zu Mute war. Dumbledore schaute nur verwirrt, doch da sie dazu nicht weiter etwas sagte, setzte er seine Erklärung schulterzuckend fort: „Muggel haben dieses Problem tatsächlich nicht. Magie ist Macht in reiner Form. Wir lernen zwar, mit unserem Zauberstab bestimmte Bewegungen auszuführen und bestimmte Worte zu sagen, um Magie zu wirken, doch das ist nur die kontrollierte, erlernte Form. Jedes magisch begabte Kind wirkt schon Magie, ehe es überhaupt weiß, dass es Magie beherrscht. Sie erinnern sich bestimmt an außergewöhnliche Ereignisse in Ihrer Kindheit ... das war die Magie, die durch sie gewirkt hat. Sie brauchten dazu weder Stab noch Spruch. Und so ist es auch eigentlich: Wir können Magie wirken, ganz ohne unseren Stab oder auswendig gelernte Sprüche. Es wird dadurch nur einfacher, weil viele Dinge, die man mit Magie tun will, so bereits in festgelegter Form sind. Aber wenn wir wollten, könnten wir darauf verzichten. Wir haben Macht über alles und jeden, insbesondere wenn unsere magische Begabung sehr hoch ist."
Hermine bemerkte, dass sie mit offenem Mund starrte. So viele Dinge ergaben plötzlich einen Sinn. Sie hatte sich schon immer gefragt, wie Harry einfach seine Tante hatte aufblasen können – dafür gab es bestimmt keinen Spruch. Und sie hatten gelernt, ohne Worte zu zaubern. Mächtige Magier waren bekannt dafür, im Zweifel auf Stäbe verzichten zu können. Doch dass tatsächlich im Grunde genommen jeder Zauberer dazu in der Lage wäre, hätte sie nie gedacht. Sie erschauderte bei dem Gedanken an die Möglichkeiten, die das eröffnete.
„Ich sehe, Sie begreifen, worauf das hinaus läuft", riss Dumbledore sie aus ihren Überlegungen: „Sobald Hexen und Zauberer lernen, ihre Magie mittels Zauberstab und Spruch zu kontrollieren, wird der magische Kerne gewissermaßen sozialisiert. Wie die Kinder lernen, Rücksicht auf ihre Menschen zu nehmen, schränken wir unsere magischen Fähigkeiten ein, indem wir sie in ein bestimmtes Muster aus Sprüchen und Flüchen pressen. Auch die Dunklen Künste bedienen sich festgelegter Sprüche und Rituale, aber sie berühren diesen Kern der Macht, erinnern uns daran, dass er existiert. Die Dunklen Künste führen uns vor Augen, wie mächtig wir sein können, wenn wir die gesellschaftlichen Regeln über Bord werfen."
„Und es ist schwer, sich der Verlockung der Macht zu entziehen...", sagte Hermine geistesabwesend. Sie erinnerte sich daran, was für ein Hochgefühl sie verspürt hatte, als ihr bewusst wurde, wie viel Macht sie erst über den Knuddelmuff, dann über Augusta hatte. Es war ein gutes Gefühl, schlicht und ergreifend angenehm. Sie verstand augenblicklich, wie schwierig es war, diese Macht abzulehnen. Wie groß die Gefahr war, der Verlockung zu erliegen und immer und immer wieder die Dunklen Künste anzuwenden.
„Was kann man dagegen tun?"
Dumbledore lächelte sie an, doch es war ein trauriges Lächeln. Er faltete seine Hände vor seinem Bauch und schaute sie über den Rand seiner Brille hinweg an: „Die Dunklen Künste nicht nutzen."
„Und ... und wenn man keine Wahl hat?"
Sein Blick wurde noch mitfühlender: „Dann kann man leider gar nichts tun. Früher oder später wird es Sie verändern, Miss Granger."
oOoOoOo
Hermine war nicht überrascht davon, dass Tom vor dem Büro von Professor Dumbledore auf sie wartete. Er schien immer zu wissen, wo er sie finden konnte. Sie lächelte ihn schwach an: „Wartest du auf mich?"
„Auf Dumbledore warte ich ganz gewiss nicht", gab er herablassend zurück. Er deutete eine Verbeugung an und hielt ihr seinen Arm hin, den sie dankbar annahm. Sie wusste nicht, was sie mit den neuen Informationen machen sollte. Sie war so sicher gewesen, dass sie sich irgendwie gegen die Auswirkungen der Dunklen Künste schützen konnte. Dass ein Mensch, der keine echten bösen Absichten hatte, nicht wirklich verführt werden konnte. Doch natürlich hatte sie sich etwas vorgemacht.
„Worüber denkst du so angestrengt nach, mein Herz?", unterbrach Tom ihre Gedanken. Genervt rollte Hermine mit den Augen: „Ich bin nicht sonderlich begeistert von all diesen Kosenamen, Tom. Ich habe einen Namen."
„Sollte ein Mann seine Herzensdame nicht mit liebevollen Namen überschütten?"
Die übertriebene Freundlichkeit, die beinahe schon wie Schleim aus seinen Worten tropfte, provozierte Hermine nur noch mehr: „Ich bin vielleicht deine Freundin, aber halte mich nicht für so naiv, dass ich auch nur eine Sekunde glaube, dass ich irgendetwas mit deinem Herzen zu tun habe."
Tom schnaubte nur: „Und plötzlich ist die aggressive Hermine zurück. Wenn du nach Gesprächen mit deinem Onkel immer so wirst, werde ich dir wohl künftig den Umgang mit ihm verbieten müssen."
Das brachte Hermine bloß zum Lachen. Als ob sie diesen Jungen - oder irgendeinen Mann, wenn man schon davon sprach - so viel Mitspracherecht in ihrem Leben einräumen würde. Kopfschüttelnd erwiderte sie: „Er hat gar nichts getan. Ich habe eher ... mit mir selbst Probleme."
Gezielt führte Tom sie durch die Gänge direkt zur Ausgangstür des Schlosses, hinaus auf die Ländereien, die an diesem Sonntag zur Abwechslung noch einmal in hellen Sonnenschein getaucht waren. Es war zwar inzwischen mehr als kalt draußen, doch die Sonne ließ einen diesen Umstand vergessen. Als habe er es geplant, lenkte ihre Schritte zu einer Wiese abseits des Hauptweges, wo er eine Decke hervor zauberte, auf der sie sich schließlich beide niederließen, umgeben von einem Wärmezauber.
„Geht es um das Ritual?"
Verärgert über sich selbst blickte Hermine zum Verbotenen Wald hinüber. Sie musste ihre Emotionen in Toms Gegenwart besser in den Griff kriegen, denn noch immer schien er sie wie ein offenes Buch lesen zu können. Doch da sie wusste, dass er eine Lüge sofort durchschauen würde, nickte sie schließlich.
Sein Ausdruck veränderte sich zu einer Mischung aus Verachtung und Enttäuschung: „Klammerst du dich wirklich so sehr an die Moralvorstellungen, die die Gesellschaft uns auferlegt?"
Überrascht schaute Hermine ihn direkt an: „Was hat das mit irgendetwas zu tun?"
„Du spürst es, nicht wahr?", erwiderte er ihre Frage mit einer Gegenfrage: „Du spürst, wie du die Macht über Miss Bargeworthy genießt. Du kannst dich nicht dagegen wehren, es gefällt dir. Und ich habe gesehen, wie stolz du warst, als ich dich für das erfolgreiche Ritual gelobt habe. Zum ersten Mal in deinem Leben fühlst du echte Macht und du liebst es. Du bist besser als der Rest, ich weiß das, du weißt das, und du liebst es. Es berauscht dich", flüsterte er, während er mit jedem Wort näher an sie heran rückte und begann, ihren Oberschenkel auf und ab zu streicheln: „Es fühlt sich so gut an. Ein erregendes Gefühl, die eigene Macht zu kennen. Die Unterlegenheit der anderen Menschen zu spüren. Da ist plötzlich diese unbekannte Lust in dir ..."
Ein leises Stöhnen entfloh Hermines Lippen, als seine Hand tief zwischen ihre Beine fuhr und dort sinnliche Kreise auf ihrer nackten Haut zog. Erschrocken über sich selbst hielt sie sich den Mund zu, doch sofort war Toms andere Hand da und zog ihre beiseite, um sie küssen zu können. Noch immer lag seine Hand auf der Innenseite ihres Schenkels, kroch unendlich langsam hoch, bis er schließlich auf den seidigen Stoff ihrer Unterwäsche stieß. Hitze schoss Hermine in die Wangen, als sie sich bewusst wurde, mit welcher Leidenschaft sie den Kuss erwiderte, ohne sich auch nur im geringsten an seinen Fingern zu stören, die sie immer fordernder streichelten. Ein weiteres Stöhnen entfuhr ihr, lauter diesmal.
„Wenn ich in diesem Augenblick von dir verlangen würde, dass du die Beine für mich breit machst, Hermine, hier und jetzt, öffentlich, mitten auf der Wiese - du würdest es tun, nicht wahr?", raunte er ihr, während er sie langsam in eine liegende Position zwang, ohne dass seine Finger von ihr abließen. Noch immer trennte der dünne Stoff sie von direktem Körperkontakt, und Hermine wurde bewusst, dass sie das unendlich frustrierte. Er hatte Recht - sie wollte mehr, jetzt, von ihm, und sie würde seinen Befehlen Folge leisten, wenn er es ihr nur gab.
„Schau dich nur an", fuhr Tom fort, sein Tonfall jetzt dunkler als zuvor, aber noch immer überlegen, arrogant: „Du hasst mich mit jeder Faser deines Seins, und doch erlaubst du mir, dass ich dich so berühre - und du liebst es."
Hermine öffnete den Mund, um zu protestieren, um ihm irgendetwas entgegen zu setzen, doch genau in dem Moment drang er erst mit einem, dann mir zwei Fingern tief in sie ein. Anstatt eines sinnvollen Wortes kam nur ein unartikuliertes Röcheln von ihr. Langsam richtete sie ihren Blick auf sein Gesicht - und erstarrte. Wie sein Tonfall, so war auch Toms Gesicht vollkommen überlegen, kalt, herablassend. Er war völlig unberührt von dem, was hier gerade geschah.
„Tom", zwang sich Hermine zu sagen: „Stopp. Lass mich los, ich ... ich will das hier nicht. Hör auf."
„Oh nein, Liebes", gurrte er mit einem diabolischen Grinsen: „Du musst heute eine wichtige Lektion lernen. Wir hören auf, wenn ich es sage."
Verzweifelt versucht Hermine, sich aufzurichten, doch sofort presste Tom sie mit seiner freien Hand zurück auf die Decke. Immer schneller bewegten seine Finger sich in ihr, und ob es ihr Wille war oder nicht, sie konnte die Feuchtigkeit zwischen ihren Beinen spüren. Hitze breitete sich in ihrem ganzen Körper aus, als er auch noch seinen Daumen zu Hilfe nahm, um sie zusätzlich zu stimulieren.
„Ich meine es ernst", stöhnte sie verzweifelt: „Stopp. Bitte ... oh Gott ..."
Erbarmungslos hielt er ihrem Blick stand, kalt, unberührt, voller Verachtung, während ihr Atem immer schneller ging, ihr Körper von alleine anfing, sich im Takt seiner Hand zu bewegen. Ein Schluchzen kam über ihre Lippen, gefolgt von einem tiefen, lauten Stöhnen.
„Hör auf, dich dagegen zu wehren", sagte Tom streng: „Du hast den Kampf um Kontrolle längst verloren. Sieh ein, dass du deiner Lust erlegen bist. Gib dich hin. Genieße."
Ein weiteres Schluchzen erklang: „Tom ... bitte ... bitte ..."
Sein strenger Blick verwandelte sich in ein amüsiertes Grinsen: „Bitte was? Bitte stopp? Bitte mach weiter? Bitte fick mich?"
Verzweifelt erkannte Hermine, dass sie selbst nicht wusste, was sie wollte. Seine Finger in ihr fühlten sich so gut an, alles, was gerade in ihrem Körper vor sich ging, war neu und aufregend und sie wollte mehr. Mehr von ihm. Und gleichzeitig wusste sie, dass das hier falsch war, dass er sie erniedrigte, missbrauchte, vorführte. Er spielte mit ihr, um irgendeinen perversen Punkt zu machen, und sie musste dem widerstehen. Doch sie konnte nicht.
Mit einem hellen Schrei, den Tom augenblicklich mit seiner Hand über ihrem Mund dämpfte, kam Hermine. Zitternd und weinend lag sie unter ihm, während er ganz langsam seine Finger aus ihr zog und an ihrem Rock abwischte. Vollkommen erschlagen verbarg sie ihr Gesicht in den Armen und rollte sich zur Seite.
„Das hat dir gefallen, was, mein Herz?"
Der neckende Tonfall ließ Hermines Tränen augenblicklich versiegen und stattdessen stieg eine ungekannte Wut in ihr auf. Zornig richtete sie sich auf: „Du bist einfach nur krank, weißt du das? Ist dir eigentlich klar, was du hier gerade getan hast?"
„Ja", kam die schlichte Antwort: „Aber weißt du es auch?"
Hermine verfluchte sich dafür, dass ihr Zauberstab außer Reichweite hinter Tom lag, sonst hätte sie ihn jetzt auf der Stelle ins Jenseits gehext. Aufgebracht fuhr sie ihn an: „Das nennt man Vergewaltigung, Tom! Begreifst du das?"
Ein trockenes Lachen erklang: „Du hast es doch genossen."
„Umso schlimmer!"
Sein Blick wurde wieder streng, als er ihre Fäuste auffing, die versuchten, ihn zu schlagen. Ruhig, aber bestimmt, zwang er sie zurück in eine sitzende Position: „Ich habe dir nur die Augen öffnen wollen. Die Dunklen Künste tun nichts anderes, als dein Innerstes zu berühren und die Ketten von deiner Macht zu sprengen. Genauso wie ich nichts anderes getan habe, als dir vor Augen zu führen, wie sehr du es liebst, von mir erniedrigt zu werden. Es sind zwei Seiten derselben Medaille. Die Gesellschaft rümpft die Nase über die Dunklen Künste, weil sie uns dazu verführt, unsere eigentliche Macht zu nutzen und unseren Instinkten zu vertrauen. Die Gesellschaft rümpft die Nase über außereheliche sexuelle Aktivitäten, weil es uns dazu verführt, unser eigenes Verlangen anzuerkennen und auszuleben. Die Gesellschaft kann keine Zauberer und Hexen gebrauchen, die mächtig und selbstbewusst sind. Sie braucht uns als regelkonforme, vollkommen verklemmte Menschen. Das ist es, worum es hier geht. Ich habe dich dazu gezwungen, dass du dich deiner Lust stellst, gegen deinen Willen, damit du begreifst, dass die Veränderungen, die die Dunklen Künste in dir auslösen, auch nichts anderes sind als die Ketten, die langsam verschwinden. Die Gesellschaft macht uns zu Krüppeln. Ich mache uns frei."
Ungläubig starrte Hermine den jungen Mann vor sich an. Das, was er gerade von sich gegeben hatte, klang sehr nach der Moralphilosophie eines gewissen Franzosen. Man musste die Ketten der Moral sprengen, um frei sein zu können? Plötzlich kamen ihr die Worte von Dumbledore in den Sinn - hatte nicht auch er gesagt, dass die Gefahr der Dunklen Künste darin bestand, dass sie die zivilisierenden Einflüsse von Erziehung im Menschen rückgängig machten? War das nicht am Ende dasselbe, was Tom erläutert hatte, nur aus einem negativen Blickwinkel?
„Komm her, Hermine", flüsterte er plötzlich und zog Hermine mit sanfter Gewalt in seine Arme: „Ich wollte dich nicht verängstigen, Liebes, glaub mir, ich würde dir niemals etwas antun wollen. Aber es war wichtig, dass du diesen Punkt begreifst. Du willst lernen, das hast du selbst gesagt, und das hier war leider notwendig. Aber ich werde auf dich aufpassen, damit dir kein anderer etwas antut, das verspreche ich."
Während Tom Riddle, der junge Lord Voldemort, sie beruhigend streichelte und tröstend an sich presste, lief es Hermine eiskalt den Rücken hinunter. Sie verstand nur zu genau, was er da gerade tat, und sie hatte Angst davor, dem nichts entgegen setzen zu können.
Mehr denn je musste sie auf der Hut sein und sich immer wieder in Erinnerung rufen, mit wem sie es hier zu tun hatte.