Was für ein frischer Morgen! Die Sonne erhob sich in all ihrer Pracht 'gen den klaren Himmel empor, während im Hofe die letzten Vorbereitungen für die Verteidigung der Hauptstadt zugange waren. Das Wiehern der Pferde, sowie das Scharren ihrer Hufe wurde begleitet von den kraftvollen Rufen der Männer, die sie führten. Rhythmisch erklangen des Schmiedes Schläge, während das Vogelgezwitscher bereits die Siegeshymne verlauten ließ.
Geordnet zivilisiert standen die royalen Soldaten in Reihen. Es gab keine Zweifel, wie der heutige Tag enden würde.
Ganz vorne die Infanterie. Mutig, kräftig, vorbildlich. Gefolgt von der Kavallerie, die noch den einen oder anderen widerspenstigen Gaul zu seinem Platz führen musste.
Die strahlenden Rüstungen glitzerten im Sonnenlicht und zufrieden blickte der König von seinem Balkon aus auf sein Heer. Keiner würde diese royale Übermacht überwinden können, davon war er überzeugt.
Trotz der frühen Morgenstunden brannte die Sonne bereits heiß auf sie herab. Der Ritter wischte sich den Schweiß von der Stirn, das grelle Licht blendete ihn.
Die Pferde, sichtlich nervös, spürten offenbar, dass die bevorstehende Schlacht den Tag blutig enden lassen würde.
Vor sich sah er seine Truppen bereits in den Reihen stehen. Die schwere Rüstung drückte und die Hitze machte es nicht besser. Seinen Männern, stramm und gehorsam, stand die Angst ins Gesicht geschrieben. Die Mentalität ihrer Angreifer galt als besonders brutal und rücksichtslos. Man hatte bereits Frauen und Kinder in Sicherheit gebracht. Dennoch betete ein jeder Vater, ein jeder Ehemann, ein jeder Sohn und Bruder dafür, dass seine geschätzten Lieben unversehrt den Tag überleben würden.
Die strahlende Sonne stand bereits stolz am Zenit, doch der Feind war noch nicht in Sicht. Gelangweilt orderte der König schließlich sein Mahl, das er heute zum gegebenen Anlass im Festsaal einnehmen wollte.
Den langen Tisch zierten reiche Platten. Mit Mühe quetschte er sich auf seinen Platz und winkte die zwei hübschen Damen herbei, die mit geröteten Wangen auf sein Zeichen gewartet hatten.
Eine nordische Schönheit mit langen hellblonden Locken, sowie die exotische junge Tänzerin, dessen große dunkle Augen erotisch strahlten, schmückten den Herrscher nun dekorativ.
Das triefende Fleisch wurde ran getragen. Der fette König ließ es sich schmecken, während ein schüchterner Lautenspieler liebliche Töne zur Unterhaltung gab.
Die Anspannung war kaum auszuhalten, der Feind sollte jeden Moment eintreffen. War das ihre Strategie? Würde man sie unter dem Feuer der erbarmungslosen Sonne schmoren lassen, um sie dann überraschend zu überwältigen?
Ein Laib Brot wurde herum gereicht, als auf einmal das Signal des Kriegshorns die alten Gemäuer erzittern ließ! Der Feind ist eingetroffen!
Wie ein riesiger Ameisenhaufen waren die Punkte der Barbaren am Horizont zu erkennen. Es waren viele. Mehr als erwartet. Brutal und entschlossen würde sie nichts zurückhalten oder zögern lassen. Und leise wurde das Kriegsgeschrei der Wilden hörbar..
'Gott schütze uns..' flüsterte der Ritter nervös sich leise zu, bevor er sich schließlich entschlossen aufrichtete und seinen Männern letzte Worte zur Motivation verkündete, die Moral noch einmal aufbauend.
Ein Bote stürmte in den Festsaal.
"Mein König! D..-"
"Könnt Ihr Euch nicht ordentlich ankündigen?! Wünscht Ihr mit Eurem Kopf ein Zeichen zu setzen?" entrüstete sich der König empört. Der Bote fiel daraufhin auf die Knie und fuhr demütig fort,
"Bitte verzeiht meine Ungehorsamkeit, Eure Hoheit."
"Nun sprecht schon."
"D-die Feinde.. sie sind eingetroffen, Eure Hoheit."
Der König stieß einen gelangweilten Seufzer aus, wischte sich die Reste des Mittagessens vom Kinn, wobei noch ein wenig im Bart hängen blieb. Wollüstig sah er die ihn umgarnenden Frauen an.
"Keine Angst, meine Schönen. Die royale Armee ist unbezwingbar!"
Schüchtern lächelten die beiden.
Des Kampfes Getöse schallte in den Ohren und fern klang das Klirren der Schwerter. Alarmierend schlugen die Glocken der Hauptstadt unermüdlich, das blutige Spektakel begleitend. Im Kriegsnebel stank es nach Verbranntem und Fäkalien. Ein Pfeil hatte seine Schulter durchbohrt, es brannte wie Feuer. Keine Pause. Kein Ausruhen. Siedend heißes Wasser wurde von den Burgmauern gegossen und traf auch einige der eigenen Männer. Ihr schmerzerfülltes Schreien durchzog Mark und Bein und würden den Ritter noch Wochen später nächtlich heimsuchen. Hämisch laut lachten die Barbaren, während sie einen nach dem anderen abschlachteten. Offenbar hatten sie großen Spaß an der Sache. Allein die zahlenmäßige Überlegenheit ließ die Hoffnung der royalen Soldaten noch nicht sterben.
Der König, nun träge auf seinem Thron, war sichtlich gelangweilt, wartend auf die Meldung des siegreichen Hervorgehens seiner Armee. Wieviele man wohl gefangen hat nehmen können? Sein sadistisches Verlangen malte ihm bereits die Befragung dieser aus und schließlich ihre öffentliche Hinrichtung. So schnell würde es keiner mehr wagen, sich gegen die Macht des Königs zu erheben.
Das stählerne Schwert des Ritters trennte schließlich das Haupt des Barbarenanführers von seinem restlichen Körper. Betäubt, außer Atem, sah er sich um. Die müde Sonne versank bereits hinter den Bergen. Überall stieg Rauch auf und der Boden war mit Leichen übersät, vorwiegend eigene Männer. Einzelne kämpften noch, doch schon bald würden auch die letzten Rebellen fallen. Dank ihrer Übermacht konnten sie die Stadt schützen. Und doch hatte es viel zu vielen guten Männern das Leben gekostet..
Endlich traf die Siegesmeldung auch beim König ein.
"Bringt den Wein!" orderte er.
Die Exotin tauschte einen Blick mit dem Diener, der den süßen Saft gebracht hatte und richtete dann ihr bezauberndes Lächeln an den König.
"Darf ich, Eure Hoheit?"
"Nur zu!"
Sie reichte ihm das Glas, ihr tiefer verführerischer Blick seine Aufmerksamkeit einspannend. Als der König den Wein kostete, fiel das Glas zu Boden und zerbrach. Seine Augen, offen und starr, quollen heraus, während sein schwerer Leib leblos in sich zusammen sackte.