Catherine.
Catherine Van Helsing.
Wie ich diesen Namen verfluche.
Sie spielt mit mir und ich weiß es. Sie nutzt mich aus und ich weiß es. Für wen hält sie sich eigentlich? Ich bin weder ihr Sklave noch ihr Spielzeug, Catherine kann mich mal!
Zugegeben, sie ist schön...
Langes schwarzes Haar, das in schweren Locken ihre Schultern umrahmt und ihre Augen ... groß, dunkelbraun, unschuldig wie die eines Rehs. Die Ironie lässt mich kalt auflachen. Von wegen unschuldig, sie ist der Teufel!
Zerbrechlich wie sie dort lag, ihr schneeweißer Körper zwischen den silbernen Laken, die weiblichen Rundungen im Mondschein erstrahlend… und zwei meiner Brüder bei ihr. Und sie sah mich direkt an. Das Biest sah mir direkt in die Augen! Provozierend. Wollüstig. Belustigt.
Sie wusste genau, was sie mir antat, dieses sadistische Miststück.
Und es schmerzt. Dieser Schmerz brennt wie die Hölle in meiner Brust. Mir dröhnt der Schädel und ich lehne meine Stirn gegen die kühle Hauswand, während der frische Nachtwind meinen Nacken streicht. Wütend hole ich aus und mit voller Wucht landet meine Faust auf dem Backsteingemäuer.
Catherine…
Einsam schreite ich ziellos durch die feuchten Gassen. Ich wollte Catherine für mich, sie sollte mir gehören, mir allein.
Seit sie als kleines Mädchen beinahe das Opfer einer meiner Brüder wurde, beschützte ich sie. Erst im Verborgenen, dann wurde sie älter. Sie lernte und stieg schließlich ins Familiengeschäft ein und so war es nur eine Frage der Zeit, bis sie mich in ihrer Nähe wahrnahm. Doch anstatt mich zu töten, stillte sie mein lang unterdrücktes Verlangen. Ein Verlangen, das ich über Jahre vergeblich versucht hatte, zu verdrängen.
Die Sonne geht bald auf. Träge sammelt sich bereits der Morgennebel über dem Asphalt, ich sollte gehen.
Ich steige die steinerne Treppe hinab in mein Reich unter dem Bett der Toten.
Catherine…
Ihre Silhouette würde ich stets erkennen, sie wartet bei meinem Grab auf mich. Wieder würde sie mit mir spielen, mit meinen Gefühlen für sie, mit meiner Liebe. Doch nicht mehr! Meine Fäuste ballen sich krampfhaft zusammen. Das Miststück würde heute sterben. Ob sie dann immer noch über mich lachen wird? Ich bin entschlossen.
"Viktor…"
Ich kann ihr abfälliges Lächeln auf mir spüren, als ihre Stimme, engelzart, in mein Ohr haucht. Ich sage nichts. Ich würde sie einfach töten.
"Viktor, wo warst du nur…?"
Ihre warmen Hände auf meiner Brust, von hinten umarmend, spüre ich ihre Lippen liebkosend an meiner Ohrmuschel.
Verdammt! Sie soll einfach sterben!
Ich fahre herum, packe sie und drücke sie gegen die kalte Wand der Gruft. Mein Atem wiegt schwer auf ihr, doch sie wehrt sich nicht.
"Und jetzt, Viktor…?"
Ich spüre ihr Herz schneller schlagen, spüre ihren Puls, spüre wie ihr das Blut durch die Adern rennt… nähere mich ihrem freiliegendem Hals, sie riecht so gut, es benebelt mich…
Heute soll sie sterben.
"Das würde ich nicht tun, Viktor."
Ihre Worte kalt und nüchtern und ich halte für einen kurzen Moment inne. Catherine ergreift die Chance, ein harter Tritt ihres Knies landet in meiner Bauchgrube, sie befreit sich aus meinem Griff.
"Schau mich an, Viktor!"
Es ist stockfinster, doch Catherine weiß natürlich, dass die Dunkelheit meine Sicht nicht trüben kann. Sie holt ein kleines Fläschen aus ihrer Tasche und als sie es öffnet, steigt mir sofort der Geruch meines eigenen Blutes in die Nase. Woher hatte sie es?
Sie setzt an… ich muss sie aufhalten!
Instinktiv bin ich in einem Satz bei ihr und schlage ihr den Glasbehälter aus der Hand. Catherine lächelt gelassen, ihre Augen blitzen.
Sie bückt sich, eine der Scherben aufhebend und schneidet sich in den Finger. Dann kommt sie auf mich zu.
"Ich wusste es. Du kannst mich nicht töten, Viktor."
Sie ist wieder nah bei mir, ich spüre ihr Herz schlagen, so wie sich ihr weicher Körper an mich drückt, während das süße Blut ihres Fingers meine Lippen benetzt.
Blind vor Liebe lasse ich es geschehen.