Oh, wie ich das Vieh hasse!
Unnachgiebig zerrt es an der Leine, zieht mich beinahe in die Wiese, deren feuchtes Gras halb im bodennahen Nebel verborgen liegt. Fluchend löse ich die Blockierung der Rollleine und gebe ihr mehr Spiel, den das Monster auch sofort ausnutzt. Es verschwindet im feuchten Nebel und ich höre nur sein seltsames Schnaufen. Schicksalsergeben stehe ich am Rand des Wegs und schaue zu den Baumwipfeln hinauf, die sich über den Nebel erheben und ihre wenigen verbliebenen Blätter standhaft in den grauen Himmel strecken.
Ein Plätschern ertönt und ich verziehe das Gesicht. Jetzt pisst das Vieh die Bäume an. Besser als auf den Weg, aber es hört sich trotzdem furchtbar an.
Hechelnd springt das Vieh einige Meter vor mir wieder auf den Weg und zerrt wieder vorwärts. Mit einem leisen Fluch auf den Lippen folge ich.
Dann bellt das Biest und rennt voran in den Nebel. Ein harter Ruck reißt mir die Leine aus der Hand, als sie ihre maximale Länge erreicht hat.
"Scheiße! Komm zurück, Baby!"
Eilig renne ich in die Richtung, in der das Vieh verschwunden ist. Lautes Bellen lässt mich nichts Gutes erahnen - da ist mindestens ein weiterer Hund!
Erleichtert trete ich auf die Leine, als sie vor mir auf dem Weg auftaucht, packe sie mit beiden Händen und rufe erneut nach dem Biest. "Baby!"
Doch es reagiert nicht.
Langsam gehe ich auf das Gebell zu. Ein großer Hund und eine Frau schälen sich aus dem Nebel.
"Ihrer?", fragt sie mich mit hochgezogenen Augenbrauen und deutet auf Baby, die sich hingebungsvoll von dem großen Hund beschnüffeln lässt.
"Nein", antworte ich mürrisch. "Sie gehört meiner Schwester. Die ist aber in Urlaub gefahren und ich muss jetzt auf das Mistvieh aufpassen."
"Pitbull?", fragt sie weiter.
Ich nicke. "Ja. Einer dieser verfluchten Kampfhunde. Reinrassig sogar." Ich werfe Baby einen geringschätzigen Blick zu. Sie schaut dümmlich sabbernd zu mir hinüber.
Die Frau geht neben Baby in die Knie. Die schlabbert ihr begeistert übers Gesicht, als sie gekrault wird, und wackelt mit dem ganzen Hintern.
"Ein reinrassiger Pitbull!", spricht die Frau Baby an. "Was für ein tolles Mädchen du bist, hm?"
"Toll im Sinne von irre", werfe ich gehässig ein. "Das Vieh ist dumm wie Stroh."
Sie wirft mir einen vernichtenden Blick zu. Dann wendet sie sich wieder an Baby.
"Lass dir von diesem Biest nur nichts einreden, meine Schöne!"
Dann gibt sie ihr einen Klaps auf den Hintern, steht auf und geht mit ihrem Hund weiter, ohne mich eines weiteren Wortes zu würdigen.
Ich schaue ihr beleidigt nach. Wer soll hier das Biest sein?