Mit einer Kopfbewegung deutete der Direktor an, ihm zu folgen. Schnellen Schrittes marschierte er sein Büro, welches im siebten Stock lag. Der junge Auror hatte Mühe, mit ihm zu halten. Es wunderte ihn kaum, dass sie nach wenigen Minuten das Ziel erreichten. Vor dem Eingang stand ein Wasserspeier, der den Aufgang versperrte. Groß und in Bronze gehalten. Die Flügel hatte er wie einen Mantel um sich geschlossen. Dumbledore sprach das Passwort, „ Karamel-Eclairs“, und die Statur öffnete ihr Gefieder und setzte sich in Bewegung, bis eine Treppe zum Vorschein kam. Mit einem Schritt nach vorne stellten sich beide auf die unterste Stufe. Sie begann sich zu drehen und beförderte sie in die oberste Etage. Am Ende erschien eine Tür, aus dunklen, fast schwarzen Eichenholz. Dessen Knauf nicht ansehnlich war. Mit einem Schwenker seines Stabes öffnete er diese und schritt hinein. Kaum hatte er den Raum betreten, marschierte er zu dem Stuhl an dem Schreibtisch und nahm Platz. Mit einer Handbewegung deutete er dem Auror dies ebenfalls zu tun. Doch dieser stand wie versteinert Eingang.
„Was führt dich zu später Stunde zu mir, Daniel?“, der Professor musterte sein Gegenüber. Der Kopf des Angesprochenen schellte hoch, als sein Name fiel. Er schritt auf einen der Stühle zu. Während er sich hinab gleiten ließ, entwich seine angestaute Luft aus den Lungen. Er suchte nach den passenden Worten. Der Auror wusste, dass es erforderlich war, Stärke zu zeigen. Sonst würde man ihm den Auftrag zur Klärung entziehen und das war nicht in seinem Sinne. Und warten war keine Option. Er brauchte eine Beschäftigung. Und das man ihm erlaubte an dem Fall mitzuwirken, ließ ihn aufatmen.
„Ich“, begann er stotternd, „Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll. Ich würde ihnen gerne alles erzählen, leider fehlt mir die Zeit, weil es so viel ist. Um die Sache kurz zu halten. Unsere Ministerin bat mich, meine kleine Schwester Sina, zu ihnen zu bringen. Bei uns gab es einen Vorfall, der sie aus der Bahn geworfen hat. Wenn Sie sie sehen, dann wissen Sie, was ich meine. Da ich selber als Auror tätig bin und mich um den Fall kümmern muss, kann ich nicht auf sie achten. Auch wenn ich es gerne täte“, sprudelte es aus Daniel heraus. Gebannt und ohne die Miene zu verziehen, hörte Dumbledore aufmerksam zu. Sein Gast erkannte nicht, ob dies freudig oder negativ war.
„Wo befindet sich Sina?“,er erhob sich. Den Tisch umrundete er gekonnt und gesellte sich zu dem Auror. Dieser war immer noch auf der Suche nach einer Antwort. Dennoch fand er sie nicht. Dieser war nie ein offenes Buch, indem man Lesen konnte. Hogwarts war ein sicherer Ort und jeder der Hilfe benötigte, bekam diese hier auch. Dumbledore kannte seine Schule gut genug.
„Sie befindet sich am Haupteingang in einer Kutsche. Zwei Kollegen passen auf sie auf“, Daniels Anspannung ließ nach. Es war, als würde eine schwere Last von seinen Schultern fallen. Jetzt wusste er, das er seine Schwester in gute Hände gab und er sich keine Sorgen mehr machen musste.
„Dann begeben wir uns zu ihr. Ich würde mir gerne selber ein Bild von ihr machen.“, kaum hatte er die Worte gesprochen, begab sich zum Eingang seines Büros. Daniel folgte ihm, lief vorbei, um ihn zur Kutsche zu führen. Diesmal war es der Auror, das Tempo vorgab. Die letzten Wochen lagen ihm in den Knochen. Seine Arbeit war hart und anstrengend, massenhaft Zeit für Privates hatte er nicht. Zügig erreichten sie ihr Ziel. Er platzierte sich neben die Karosse und legte seine Hand auf den Knauf. Er holte Tief Luft, ehe er die Tür langsam öffnete und so den Blick auf Sina freigab. Dem Professor stockte der Atem.
Ihm kam ein verängstigtes Mädchen zu Vorschein. Er kannte die Familie lange genug und wusste, dass sie ein aufgewecktes Kind war. Was er sah, hatte seine Augen starr aus dem Fenster gerichtet. Dumbledore betrat die Kutsche und platzierte sich ihr gegenüber. Selbst wenn sie merkte, dass sie nicht mehr alleine war, rührte sie sich nicht einen Zentimeter.
„Hallo Sina. Ich frage mich, was dich so aus der Fassung gebracht hat?“, er erwartete keine Antwort von ihr, weder in Sprache, noch in körperlicher Form und so redete er weiter, „Ich weiß, dass du mich hörst“, behutsam legte der Direktor seine Hand auf die Ihre und bekam zum ersten Mal eine Reaktion. Sie zuckte leicht zusammen, „Ich gebe dir hier in Hogwarts ein Zuhause. Hier wird jedem geholfen, der Hilfe sucht. Ich hoffe, dass du zur Ruhe findest, um mir zu berichtest, was dich aus der Fassung gebracht hat“ ,nachdem er fertig sprach, stieg er aus und wandte sich seinem ehemaligen Schüler zu.
„Das Zimmer für deine Schwester ist hergerichtet. Bringe sie in den vierten Stock. Alles weiter besprechen wir dann“, er drehte sich um, um ins Schloss zurück zukehren, als ihm etwas einfiel, „ Mir wäre wohler, wenn sie nicht alleine in ihren Räumlichkeiten verbliebe. Kennst du jemanden, den ich ihr zu Seite stellen könnte.“ Daniel dachte scharf nach. Bis ihm in den Sinn kam, wen er zu Beginn sah.
„Mir fällt ein, dass Blaise Zabini ihre Schule besucht. Sina kennt ihn schon lange und wäre somit eine Vertrauensperson“, sprudelte es aus ihm heraus. Er konnte sich vorstellen, wie sehr sich Sina freuen würde, ihn nach all den Jahren zu sehen. In seinen Augen die beste Idee, die er je hatte.
„Ich werde Mister Zabini darüber informieren. Er warte uns am Eingang, des Zimmers“, sprach er und verschwand hinter der Tür. Daniel nickte und stieg in die Kutsche ein. Mit einem routinierten Griff platzierte er seine Schwester auf die Arme. Wie von Geisterhand legte Sina ihre um seinen Hals und schmiegte ihren Kopf an die Schulte. Wie eine Braut trug er sie die Stufen hinauf, bis in den vierten Stock. Auf dem Weg merkte er, dass sie nicht die Leichteste war.
Seine Arme wurden mit jedem Schritt schwerer. Als er ein Fenster erblickte, war er froh, dass dieser eine Nische besaß, wo er Sina platzierte. Prüfend schaute er sich um. Er suchte einen Hinweis, der drauf schloss, wo sich das Zimmer befand.
Eine junge Frau räusperte sich. Im Haar trug sie einen Blumenkranz. Ihr Kleid hing ihr bis zu den Knöcheln und war schneeweiß.
„Wenn sie nach den Räumlichkeiten für die Miss suchen. Dann sind sie richtig“, kicherte sie und legte ihren Kopf schräg.
„Genau, danach suche ich. Woher wissen sie das?“, er war verblüfft, dass sie es wusste. Eigentlich hätte er es wissen müssen. Der Direktor hatte seine Leute, die für ihn gewisse Dinge erledigten. Die Gemälde waren sein Sprachrohr, immer und über alles im Bilde, was die Schule anging. Die Schüler konnten nicht unbemerkt durch die Gänge schleichen, ohne das er es wusste.
„Der Schulleiter sagte mir, das wir einen Gast haben“, flüsterte sie, zupfte beschämt an ihrem weißen Kleid und wechselte ihren Blick zwischen ihren Fingern und dem Mann hin und her. Sie fand ihn äußerst attraktiv. Wenn sie nicht in diesem Bild gefangen wäre, würde sie ihm Avancen machen. Traurig senkte sie ihr Haupt und schaute wieder auf ihre Hände.