„Du hast Recht. Sie schreit wie eine Irre. Nicht das sie das ganze Schloss weckt.“
„Das glaub ich kaum. Denn sonst wären zum Ersten schon alle Lehrer hier und zweitens hättest du sie ebenfalls gehört. Was nicht der Fall war“, schlussfolgerte Blaise, „auf uns wurde ein Stillezauber gelegt“, sagte der schwarzhaarige und schritt auf die Tür von Sinas Zimmer zu. Er drehte sich zu seinem Freund, der immer noch wie angewurzelt vor dessen Stand, „nun komm schon, damit hier endlich wieder ruhe herrscht und wir schlafen können.“ Draco hörte diesen nur gedämpft, da er sich immer noch die Ohren zuhielt. Trat dennoch neben ihn. Innerlich zählten sie bis drei, ehe sie mit einem Ruck die Tür öffneten. Kaum war sie offen, kam ihnen eine Windbrise entgegen und ließ Haare leicht flattern. Verwirrt guckten sich die beiden Jungs an. Woher kam dieser Wind? Die Fenster waren verschlossen, also kam es nicht von daher. Um dem ganzen auf den Grund zugehen, betraten sie das Zimmer und schauten sich um. Doch die Quelle war nicht auszumachen. Ihre Blicke fielen auf Sina, welche kniend und sich die Ohren zuhielt, auf dem Bett saß. Dabei schrie sie sich die Seele aus dem Leib. Mit jedem Schrei wurde die luftige Naturgewalt stärker. Es dämmerte den beiden, dass der Sturm von ihr aus kam. Dennoch beschlossen sie zu ihr zu gelangen. Einfach war es nicht. Der Wind wurde von Mal zu Mal heftiger und drückte sie immer wieder zurück. Das Bett war nicht weit von der Tür entfernt, kamen aber jedoch kaum vorwärts. Machte man drei Schritte vor, schob der Sturm sie zwei rückwärts. Ihre Kräfte neigten sich dem Ende zu.
„Duck dich, Draco“, schrie Blaise und Schaute entsetzt in die Höhe. Der Blonde gehorchte sofort und duckte sich rechtzeitig. Kurz darauf flog eine Tasse an seinem Ohr vorbei und stieg wieder in die Lüfte. Wie ein Stück Papier wirbelte diese an Zimmerdecke, als wenn sie eine Windrose erfasst hatte. An der Decke war eine Art Tornado in Kleinformat zu sehen. Alles, was nicht niet und nagelfest war, wurde hinauf geschleudert und zog im Strudel seine Kreise. Nochmal sammelten sie ihre Kräfte und kämpften sich durch den Wind. Bis sie das Bett erreichten. Sofort umklammerte Blaise einen der Pfosten. Seine Beine erhoben sich in die Lüfte, wie ein festgebundener Schal am Fahnenmast. Loslassen konnte er nicht. Er hatte Angst, wie alles andere hier, an der Decke zu kreisen. Draco kam kurz nach ihm an und schaffte es, im Gegensatz zu seinem Freund, auf Bett zu klettern. Dieser versuchte Blaise zu ergreifen. Scheiterte aber, da dieser seine Hand immer wieder wegzog, um sich festzuhalten. Der Blonde gab auf und schaute zu Sina. Er sah sich um und bemerkte er etwas Komisches, was ihn beeindruckte. Dort war es windstill und um das Bett herum tobte ein reißender Sturm.
„Ich werde das schon aushalten. Kümmer du dich um sie. Wir beiden wissen, dass sie für den Sturm verantwortlich ist“, schrie Blaise seinem Freund entgegen. Dieser verstand aufgrund der Lautstärke von Wind kein Wort. Aber anhand der Gestik, die er mit dem Kopf erzeugte, reimte er sich etwas zusammen.
Er robbte hinter Sina, umschloss sie mit seinen Armen und redete behutsam auf sie ein. Ob sie ihn hörte, wusste er nicht. Aber er wollte nichts unversucht lassen.
„Sina, hörst du mich?“, sagte, doch es kam kein Funken Reaktion von ihr, „ich weiß, dass du mich hörst. Bitte lass den Sturm abebben. Du brauchst keine Angst haben. Wir sind immer für dich da.“ Es dauerte eine Weile, ehe der Sturm langsam abebbte. Das Mädchen zuckte und zwinkerte mit den Augen, um diese wieder zu befeuchten.
Ihr starrer Blick hatte diese fast austrocknen lassen. Jedoch wirkte immer noch abwesend. Als wenn sie in eine andere Welt abgetaucht wäre. Blaise fiel, kurz darauf, mit einem Gepolter zu Boden, was für ihn schmerzhaft endete. Er stöhnte auf, drehte sich auf den Rücken und hielt sich den Bauch. Die Gegenstände, die in der Luft schwebten, fielen hinunter. Sie landeten sowohl auf ihn als auch neben ihm. Der Schwarzhaarige hob seine Arme schützend vor seinem Gesicht und versuchte, ihnen auszuweichen. Er rollte sich von einer Seite auf die andere. Durch den lauten Knall wachte Sina auf und schaute sich irritiert um.
„Warst du das?“, fragte Draco sie, während er sie aus der Umarmung entließ und ihre Blicke sich trafen. Aber von ihr kam keine Reaktion, da sie wie in Trance war. So beschloss der Blonde, in die Offensive zu gehen und ihr Gesicht in die Hände zu nehmen. Zärtlich strich er mit seinem Daumen über ihre Wangen. Langsam taute das junge Mädchen auf. Sie fing an, sich zu regen und ihren Kopf gegen diese zu schmiegen. Ihre Augenlider beganne zu flattern. Dann riss sie vor Schreck die Augen auf und starrte Draco an.
„Hey, alles ist gut“, versuchte er sein Glück erneut. Doch leider blieb es bei diesem Versuch. Statt das sie ihn lächelnd begrüßte, sammelten sich Tränen in ihren Augen und bahnten sich ihren Weg nach draußen. Aus Angst, dass wieder ein Sturm aufbrach, schloss er sie ruckartig in seine Arme und streichelte ihr liebevoll über den Rücken. Es dauerte eine Weile, bis sie sich beruhigte und ihre Sinne beisammen hatte. Beim Anblick ihres Zimmers zog sie scharf Luft ein. Was hatte sie angerichtet? Die Bilder quälten sie. Um diese loszuwerden, hatte sie versucht, sie aus ihrem Kopf zu verbannen. Was nicht klappte. Langsam glitt sie von ihrem Bett hinab, nachdem sie Dracos Arme abgestreifte und stellte sich mitten in den Raum. Erhob ihre Hände und drehte diese im Kreis, während sie den Zauber „REPARO“ mit ihren Lippen formte. Alles fügte sich wieder zusammen und flog zu dessen Platz. Zufrieden nickte sie. Dann wandte sie sich in Richtung ihres Bettes um, wo Draco sie erstaunt ansah. Dieser senkte den Blick auf den am Boden liegenden Jungen. Sina folgte seinen Augen und wunderte sich über den japsenden Slytherin. Er kam ihr von der Statur her bekannt vor. Der Schwarzhaarige stemmte sich wieder hoch und sah sie lächelnd an. Jetzt erkannte sie ihn.
„Hey Kleines“, winkte Blaise ihr zu. Doch ihr Gesicht sprach Bände. Sie hasste es, wenn man sie so nannte. Dieser boshafte Blick entging ihm nicht und er schloss sie als Entschuldigung in seine Arme, „Es ist schön dich wieder zu sehen. Ich habe dich vermisst“ ,flüsterte er leise in ihr Ohr. Sina nickte nur mit einem zarten Lächeln. Draco beobachtete dies amüsiert und gesellte sich zu ihnen. Ohne ein Wort zu reden, standen sie beisammen. Diese Stille war beängstigend und ermüdend. Der Blonde gähnte und drehte sich zum Abmarsch zur Tür um. Nach ein paar Schritten stoppte er zwanghaft, denn jemand seinen Arm ergirf. Als er sich umdrehte, sah er ihre traurigen Augen. Es verschlug ihm die Sprache. Sein Herz setzte aus. Er hatte nicht damit gerechnet, das sie so reagierte. Zumal sie ihn gar nicht kannte.
„Ich glaube, da möchte jemand, das du hier bleibst“ , stellte Blaise amüsiert fest. Sina nickte zustimmend und schaute den Slytherin erwartungsvoll an. Dieser seufzte kurz auf und dachte nach.
„Warum bleibst du nicht diese Nacht bei ihr und ich morgen?“, durchbrach Draco die Stille.