„Für mich bleibt er der Täter, bis mir das Gegenteil bewiesen wurde“, sie legte ihre Stirn in Kraus, da sie scharf nachdachte, „ Mir sind aber diese Lichtkegel damals nicht aufgefallen. Ich habe sie nicht kommen gesehen. Das würde aber das Umfallen erklären. Und ich war einige Tage benommen. Bis heute haben wir keine Erklärung dafür.“
„Ich finde das alles sehr merkwürdig. Es muss dafür doch eine logische Erklärung geben.“ Egal wie angestrengt er nachdachte. Zu einem Ergebnis kam er nicht. Er hoffte, dass sein Pate zur Aufklärung etwas dazu betrug. Er war derjenige, der hier war und mehr gesehen hatte, als Sina vom Fenster aus. Draco war sich sicher, das dort die Antworten lagen.
Da Sina eine Abneigung gegen seinen Paten pflegte, hatte er kein leichtes Spiel. Er ahnte, dass es eine Menge Überzeugungsarbeit mit sich bringen würde. Er hoffte, dass sie ihm so weit vertraute, dass sie mit ihm Snape besuchte. Doch dies hob er sich für später auf, wenn sie wieder in Hogwarts sind und in aller Ruhe über das geschehene sprachen.
„Ja ist es auch. Auf die Erklärung werden wir noch was warten müssen“, Sina stoppte kurz, um sich zu sammeln, und fuhr dann fort. „Alles hatte sich mit diesem Tag geändert. Sie fanden heraus, dass Maria ein No-Maj ist. Das hatte schon für Aufregung gesorgt, aber als dann noch die Verfügung verfügte, dass sie uns weiterhin als Pflegemutter pflegen sollte, war das zu viel für das Ministerium. Sie haben sich anfangs dagegen gesträubt, Maria bei zu lassen. Wir haben viel Überzeugungsarbeit leisten müssen, um sie zu retten. Sie wollten sie Oblivieren. Nachdem sie sich umstimmen ließen, musste Maria eine Prüfung ablegen und wurde mit einem Zauber belegt, der sie Obliviert, sobald sie ein Wort über die Zauberwelt verliert. Da sie alles bestand und nie uns in Gefahr gebracht hat, hat sie der Zauberminister akzeptiert. Nach der ganzen Aufregung hat Maria alles dafür getan, das ich den Tod meiner Eltern so gut es geht verkrafte. Aber es gab immer wieder Situationen, in denen sie mir sehr fehlen. Sie haben weder meine Einschulung erlebt, noch den Abschluss, sowie meinen ersten Freund. Bis heute verstehe, warum man ihnen das angetan hat. Sie haben niemanden leid zugefügt. Sie waren herzensgute Menschen. Ich glaube, diese frage wird unbeantwortet bleiben.“ Sina senkte ihren Blick und unterdrückte die aufkommenden Tränen. Dass ihr die Erzählungen so mitnehmen würde, hatte sie nicht mit gerechnet. Dennoch waren sie nicht mit allem durch. Ein Detail fehlte noch. „Nichts desto trotz, haben wir noch eine Erinnerung, die ich dir zeigen möchte. Bist du bereit?“
Der Blonde nickte mit dem Kopf. Er war sprachlos. Abermals schloss ihre Augen und sprach den Zauber. Daraufhin umschloss der Nebel sie ein drittes Mal.
Mit seiner wirbelnden Bewegung hob er beide ein paar Zentimeter vom Boden hinauf und ploppte mit ihnen weg. Wie bei den anderen Malen fühlte es sich an, als schwebten sie. Wenige Augenblicke später lichtete sich der Nebel und gab die Sicht frei. Doch durch die Dunkelheit erkannte Draco nicht wo sie gelandet waren. Er holte tief Luft. Ihm stieg direkt der Duft der Blumen und der Wiese in die Nase. Dem Blonden schwante, wo sich aufhielten. Doch er wartete, bis er Gewissheit hatte. Je länger sie da standen, umso mehr gewöhnten sich ihre Augen an die Dunkelheit. Umrisse wurden klarer. Man erkannte Büsche und den Pool. Aber ein Bild passte nicht zur ersten Erinnerung. Inmitten des Gartens stand ein Pfahl, an dem etwas zuhingen, schien. Bei genauer Betrachtung war eine Person zu erkennen.
Um wen es sich da handelt, sah Draco nicht, aber er ahnte, wer dies war.
„Wir sind wieder in deinem Garten?“, vergewisserte sich der Blonde. Sina nickte. In der ferne waren Flüche zu hören, die abgefeuert wurden. Wie ein Echo hallten die Zauber durch die Lüfte. Man spürte förmlich die Magie. Immer wieder schossen neue auf das Haus, bis man sah, wie der Schutzzauber sich langsam löste. Der Zauber, der das Haus umhüllte, war kein gewöhnlicher, das ahnte Draco. Hier war ein exzellent fähiger Magier am Werk. Dieser erzeugte dies in voller Absicht, um sicher zu stellen, dass keiner das Gebäude so schnell betrat. Ein letztes Mal ertönte ein lauter Knall und der Schutz fiel in sich zusammen. Es strömten Personen in das Gebäude, schalteten die Lichter an und verteilten sich. Sie sahen in jeden Winkel sich um. Die Beleuchtung sorgte dafür, dass man mehr vom Garten sah. Draco ließ seinen Blick umherschweifen, um zu sehen, was der Grund war, warum sie hier waren. Die Umrisse, die er zu Anfang sah, entpuppten sich als eine weibliche menschliche Gestalt, die an einem Pfahl hing. Sie hing da, wie ein nasser Sack. Die Hände über den Kopf mit einem Seil befestigt. Ihre Füße baumelten wenige Zentimeter über den Boden. Es war keine Regung zu erkennen. Es dämmerte ihm langsam. Er erinnerte sich, an ihre Worte und ahnte, um wen es sich handelte. Doch er wartete, bis er Gewissheit hatte.
Der Blonde drehte seinen Kopf wieder zum Haus und sah, wie eine junge Frau vorsichtig hinaus trat. Dem Anschein nach suchte sie etwas, da sie ihren Kopf über die Terrasse schweifen ließ.
„Sina warte. Lass uns doch erst mal alles prüfen,“ rief ein junger Mann dem Mädchen hinterher. Doch diese schien ihn nicht zu hören, denn sie lief weiter auf die Terrasse und in den Garten, bis sie abrupt stehen blieb. Er sah, wie sie scharf Luft einzog, ihre Augen aufriss und einen Mark erfüllten Schrei losließ.
„Maria!“, schrie sie immer wieder. So wusste Draco, dass er mit seiner Vermutung recht hatte. Er sah, wie das Mädchen auf die Knie fiel und sich mit ihren Händen auf der Wiese abstützte. Dem Blonden überkam eine Welle der Gänsehaut. Wenn es sich nicht um Sinas Erinnerung handeln würde, wäre jetzt zu ihr gerannt und hätte sie umarmt.
Plötzlich erhob sie ihre zu einer Faust geballten Hand, schlug auf den Boden ein und weinte bitterlich. Dadurch löste sie einen Sturm aus, der sie umschloss. Das Szenario erinnerte Draco enorm an das, was er vor ein paar Wochen selbst erlebt hatte. Ein junger schlaksig wirkender Auror lief kämpfend gegen den Wind auf sie zu. Doch der Sturm drückte ihn immer wieder zurück. Nach ein paar Versuchen schaffte er es, zu ihr zu gelangen, und packte sie am Arm.
Die Frau wehrte sich mit Händen und Füßen gegen ihn. Je mehr er zerrte, umso stärker wurde der Sturm. Gegenstände die lose umher lagen, flogen durch die Lüfte. Es war ein wunder, dass keiner von den Teilen getroffen wurde.
„Au verdammt, Sina. Bist du verrückt geworden?“, schrie der Auror plötzlich auf und drückte das Mädchen weg. Sie hatte ihn, in dem wilden Gerangel, im Gesicht gekratzt und gebissen. Diese hinterließen blutige Spuren.
„Lass sie los, George. Verdammt, du weißt, dass sie keiner anfassen kann außer mir und Maria!“, rief Daniel lautstark und ermahnend ihm zu. Ein normales Reden war, bei der Stärke des Windes nicht möglich.