Alles um sie herum sah steril aus und der Geruch von Desinfektionsmittel stieg ihr in die Nase. Wo war sie? Und warum landete sie hier?
„Wo bin ich?“ ,sprach sie mit verschlafener Stimme. Beim Versuch sich aufrecht hinzusetzen, durchfloss ihr ein stechender Schmerz und sie quiekte kurz auf. Es klang wie ein Küken bei dem Schlüpfen.
„Da ist ja jemand wach. Wie geht es ihnen? Ich bin Madame Pomfrey, die Krankenschwester in Hogwarts“, belehrte sie Poppy und drückte die Hexe auf ihr Bett zurück.
„Kann mir einer erklären, warum ich hier bin?“, fragte sie barsch. Sie war angespannt und hoffte auf antworten.
„Liebes, ja wissen sie denn nichts mehr, von dem was passiert ist?“, schlussfolgerte Poppy geschockt, „Warten sie, ich gebe ihnen etwas gegen die Schmerzen und die Verletzung“, sprach sie und marschierte in ihr Büro. Zielsicher steuerte sie ihren Schrank an und öffnete diesen. Hastig durchsuchte sie die Fächer. Dabei Steiß sie die Flaschen an, welche ein klirrendes Geräusch von sich gaben. Allerdings nicht herunter fielen.
„Ah, da haben wir es ja,“ kam es aus dem Zimmer. Die ältere Dame hatte gefunden, wonach sie suchte. Sie kam mit einem Fläschchen heraus, dessen Inhalt rot gefärbt war. Poppy überreichte es ihr. Sina hatte sich unterdessen in eine aufrechte Position gebracht. Was ihr mit Hilfe von Draco gelang. Mit schmerzverzerrtem und skeptischem Blick griff sie es mit ihrer freien Hand, entkorkte es und hielt es sich unter die Nase. Es roch süßlich, nach Erdbeere und Pfirsich. Der Inhalt war dickflüssig, sodass der Lockenkopf es mit Mühe herunter schluckte. Sina verzog das Gesicht. Obwohl es zusagend duftete, schmeckte es wie alte Socken.
„Sehr schön. Wenn es wirkt, dürfen sie gehen“, schloss Poppy die Behandlung ab und drehte sich um und verschwand in ihrem bescheidenen Büro.
Kaum war die Krankenschwester verschwunden, stellte sich McGonagall vor Sinas Bett und legte ihre Hände ineinander. Ihr Blick starr auf die Hexe. Besorgt bildeten sich Falten auf ihrer Stirn. Diese Pose jagte der Elementhexe angst ein. Sie stand in ihrem grünen Kleid da und beäugte das Mädchen. Sie zog die Luft ein und ließ diese stoßweise heraus.
„Was hat sie dazu bewegt, so früh am morgen, dann auch noch ohne Schuhwerk und Jacke, bei der Eiseskälte, nach draußen zu gehen?“, fragte sie ohne den Blick abzuwenden.
„Ich weiß es nicht“ ,gab Sina kleinlaut von sich und senkte beschämt ihren Kopf, „Ich weiß nur, das ich von meiner Ziehmutter geträumt habe, diese hatte mich immer wieder gerufen.“
„Gehe ich recht in der Annahme, das sie Maria heißt? Sie haben jenen Namen geschrien“,horchte die Professorin nach. Der Lockenkopf nickte stumm. Tränen rangen ihr übers Gesicht. Ihre Schultern zitterten. Dies blieb dem blonden Slytherin nicht verborgen.
„Professor, wir wissen ihr Fürsorge zu schätze, aber das ist nicht der richtige Zeitpunkt. Sina sollte sich erholen“, schritt Draco ein, ehe Sina ihren Kampf gegen sich verlor. Die Hauslehrerin von Gryffindor sah es ein, erhob ihre Hand und marschierte zum Ausgang. An der Tür stoppte sie und drehte sich zu dem Trio um.
„Einen Ratschlag möchte ich Ihnen Mrs Mckenzie trotzdem mitgeben“, die Lehrerin holte tief Luft, insgeheim hatte sie Sorge um das Mädchen, „ Wenn sie nochmal draußen umher wandern möchten, dann ziehen sie sich wenigsten was an die Füße und tragen eine Jacke. Sie hätten sich den Tod holen können“, sagte sie und verschwand.
Nachdem McGonagall außer Hörweite war, herrschte gedrückte Stille in dem Raum. Draco und Blaise legten sich auf die freien Betten, die neben Sina standen. Sie schlossen ihre Sehorgane. Die kurze Nacht bemerkten sie deutlich und verfielen in einen tiefen Schlaf. Dieser endete erst Stunden später. Langsam schälten sie sich aus ihrer Schlafstelle und fingen an zu lachen. Der Anblick, den sie abgaben, war zu komisch. Denn ihre Haare kreuz und quer. Die Augen, vom Nickerchen rot unterlaufen und die Kleidung zerknittert. Sie beschlossen ihren Raum aufzusuchen. Bis Blaise Blick auf die nackten Füße von Sina fiel.
„Wie schaut es eigentlich mal mit ein paar Schuhen für dich aus? So kannst du nicht noch mal durch die Gänge laufen, denn dann holst du dir erst recht den Tod.“
„Ups“, beschämt schaute die Angesprochene auf ihr Körperende. Sie erhob die rechte Hand, schwenkte sie und rief, „Accio Schuhe.“ Kurz darauf öffnete sich die Tür und Turnschuhe flogen herbei. Sie legten sich vor der Hexe nieder. Der Schwarzhaarige riss seine Augen auf. Solange er Sina kannte, hatte er nie erlebt, wie sie mit ihren Händen Magie anwandte.
„Wie machst du das?“, fragte er dementsprechend.
Draco dagegen war unbeeindruckt. Er hatte dies vor Kurzem gesehen. Es bisher nicht in Erwägung gezogen sie zu fragen. Sein Freund kam ihm zuvor und er erhielt eine Antwort, ehe er sich ihr erkundigte.
„Wie mach ich was?“ ,drehte sie sich zu ihm um und sah ihn mit weit aufgerissen Augen an.
„Ja das mit dem Zaubern. Du benutzt keinen Stab!“, erläuterte er seine Aussage.
„Ist dir das noch nie aufgefallen, dass ich ohne Stab Magie anwende? Mann Blaise, wo hast du all die Jahre hingeschaut? Das habe ich schon getan als wir zwei, Kinder waren. Ehrlich, du solltest vielleicht mal mehr auf die kleinen Dinge achten, als auf unnötige Dinge“, neckte sie ihn.
„Aber wir waren Kinder, Sina, da hatte ich für andere Sachen in den Augen, als darauf zu achten, wie du zauberst“ ,konterte er und schob seine Unterlippe nach vorne. Er sah aus wie eine Ente.
„Wie dem auch sei, ich kann es halt!“ ,verdrehte sie ihre Sehorgane, „und nun lass uns jetzt endlich gehen. Mir ist nicht wohl an diesem Ort“ ,sie setzte dem Thema ein Ende und marschierte zum Ausgang. Nach endlos langen Gängen kamen sie an ihrem Raum an. Sie verliefen sich mehrmals, ehe sie ihre Räumlichkeiten fanden. Beim betreten des Innenraumes kroch ihnen der Duft von frischen Brötchen und Kakao in die Nase. Der Bauch der Herrschaften knurrte auf, sodass alle hungrig auf das, für sie gedeckte Büfett stürmten und schlugen sich die Mägen voll.
„Was wolltest du eigentlich mit mir bereden?“, sprach Blaise mit gefülltem Mund, ehe er den letzten Bissen herunter schlang. Und da sie beisammen saßen, war er der Auffassung, dass es der richtige Zeitpunkt war.