„Was ist so lustig?“
„Na deine Kondition. Seit wann gerätst du so aus der Puste? Viel Schneller als sonst bin ich auch nicht gelaufen.“
„Na, ich habe eine gute Kondition, nur bin ich noch voll vom Frühstück, da kann man nicht schnell laufen, geschweige denn rennen.“
Sina grinste und schenkte dem keine weitere Aufmerksamkeit mehr, sondern stieß sich vom Fenster ab und marschierte zur Tür.
Das Eintreten untermalte eine Glocke, welche einen schrillen Klang von sich gab. Ihnen stieg gleich der Duft nach Rosen und einer Mischung aus Kräutern in die Nase. Sie steuerten zielsicher die Ständer mit den Kostümen an, griff sich eins und verschwand damit in der Umkleide. Diese waren an der Seite des Ladens und die Vorhänge bestanden aus brauner Seide, welche zum Sichtschutz dienten. Blaise wartete davor. Nachdem sie heraus kam, präsentierte sie sich ihrem Freund in einem Teufelskostüm. Dieser schüttelte mit dem Kopf, womit er ein „Nein“ andeutete. Er fand es nicht passend. Sina zog verschiedene an und erhielt immerfort die gleiche Antwort. Langsam fing sie an zu zweifeln. Sie war im Begriff ihre alten Sachen anzuziehen, als ihr durch den Vorhang ein weiteres Kostüm vor die Nase flatterte. Verwirrt schaute sie es an. Bei genauem betrachten sah sie, dass es sich um ein weißes Engelskostüm handelte. Kurz um, zog sie es an und stolzierte damit aus der Kabine. Dem Slytherin blieb die Spucke weg und die Worte verharrten ihm im Hals. Das Kostüm war ein Traum, was er mit einem Daumen nach oben kommentierte. Die Entscheidung war gefallen. Sie verschwand in der Umkleidekabine und zog sich um. Bei dem Verkäufer zahlte sie ihr Erworbenes und ließ es ins Schloss schicken. Blaise fand ebenfalls ein Kostüm, welches er in Richtung Hogwarts schickte. Sie betraten die Straßen von Hogsmeade und atmeten tief durch. Sie sahen sich um. Überall existierten Häuser und Gaststätten. Ein richtiges Dorf für Hexen und Zauberer. Man merkte die Magie, die hier herrschte. Es war, als wenn sie einen in sich auf sog, wie ein Staubsauger. Die Dorfbewohner durchkreuzten zu jeder Zeit ihren Weg. Man hörte aus der Ferne, wie sich Türen öffneten und wieder schlossen. Ein Gebäude fiel den beiden direkt ins Auge. Auf seinem Schild waren drei Besen abgebildet. Aus ihm strömte der Duft von Bier und frisch gekochten Essen, bei Öffnung der Tür. Blaise und Sina sahen sich an und nickten sich zu. Ohne Worte begriffen sie, was deren Kopf vorging. Zielsicher steuerten sie den Eingang der Gaststätte an und betraten diese. Ein Glockenklang ertönte und spielte ein Lied, welches einem ein Lächeln auf die Lippen zauberte.
„Lass uns da hinten platz nehmen, da sind wir mehr unter uns“, der größere zeigte auf ein Tischplatz in der hintersten Ecke des Lokals. Freudestrahlend Bejahrte das schlanke Mädchen dies und marschierte zu dem Tisch. Dort war niemand ringsum und waren sie ungestört. Kurz nachdem sie ihre Plätze einnahmen, kam eine Bedienung. Sie hatte lange blonde Haare, die sie hinten zu einem Pferdeschwanz gebunden hatte. Sie trug nicht wie die anderen Frauen ein Kleid, sondern eine schwarze Hose und eine blaue Bluse. Um ihre Hüfte hatte sie wie alle, die hier arbeiteten, eine Schürze, in welche sie das Nötige verstaute. Sie begrüßte die beiden mit einem aufmerksamen Lächeln.
„Was darf es denn für euch beide sein?“, fragte sie und zog zugleich ihren Notizblock hervor, um die Bestellung zu notieren. Eine Feder flog über diesen und schrieb alles munter mit.
„Ich hätte gerne ein Butterbier und einmal das Tagesgericht“, gab Sina als erste ihre auf. Blaise entschied sich für das Gleiche.
„Was ich dich die ganze Zeit schon fragen wollte“, er schaute gedankenversunken, „kann es sein, das du damals als du hier ankamst, in Dracos Kopf warst, ohne das er was bemerkt hat?“
„Ja, und es war nicht besonders schön“, es erschauderte sie beim erneuten Gedanken daran, was sie gesehen hatte, „Wie kann ein Vater nur so grausam sein und den eigenen Sohn zu so etwas zwingen. Mir schien es, als habe er das alles nicht gewollt. Ihm hat der Krieg hier sehr zugesetzt und auch zum umdenken bewegt. Was ich aber nicht ganz verstehe ist, in seiner Erinnerung wurde Professor Dumbledore von Snape umgebracht, aber dennoch ist er am Leben. Wie kann das sein?“
„Im Bezug auf Draco hast du recht. Er wollte so vieles nicht, tat es aber unter zwang. Ihm blieb nichts anderes über. Der Druck von seitens seines Vaters war groß. Auch selbst dieser stand unter Druck. Meinst du, wie ihm Voldemort im Nacken hing. Eine falsche Handlung bedeutete Folter. Wir hatten alle Angst“, Blaise senkte seinen Kopf und ballte seine Fäuste, sodass seine Knöchel sich weißlich färbten. Der Frust kehrte zurück und die Erinnerungen an diese grausame Zeit. Er atmete tief durch, um sich beruhigen und sprach weiter, „Was unsere Professoren angeht. Ja das war eine große Überraschung. Wir alle haben geglaubt, sie seien Tod. Sie dann so lebendig auf dem Podest stehen zu sehen hat uns allen den Atem geraubt.“
„Die Frage wäre nun, wie sie es geschafft haben, dass man sie für Tod hielt“, Sinas Neugier war geweckt.
„Dumbledore gehört zu den mächtigsten Zauberer und Snape ist auf seinem Gebiet herausragend. Daher hat es keinen gewundert, dass sie einfach so einen Spruch und einen Trank aus dem Ärmel geschüttelt haben. Sie ließen uns alle in dem Glauben, sie seien Tod.“
„Aus welchen Grund taten sie dies?“
„Du musst wissen, Voldemort fürchtete sich vor Dumbledore. Er wusste, wenn dieser Tod ist, stände ihm nichts mehr im Weg. Na ja, da hat er wohl falsch gedacht. Denn der gute Harry Potter hat uns alle erlöst.“
„Wie darf ich das verstehen?“
„Harry war der Auserwählte. Ist drei mal dem Tod entronnen. So wie es in der Prophezeiung stand. Ich habe bis zum Schluss daran gezweifelt. Danach hat sich meine ganze Einstellung geändert.“
„Du hattest doch auch Maria gern und sie war ein No-Maj. Wieso warst du gegen nicht magische?“
„Das lag an meiner Mutter. Klar habe ich Maria geduldet, aber tief in mir, habe ich sie dafür verachtet, dass sie keine Hexe war. Sina, ich habe nichts gesagt, weil du mir wichtig bist. Als beste Freundin.“
„Das verstehe ich. Und ich bin dir auch unendlich dankbar, dass du all die Jahre geschwiegen hast. Als es rauskam, war es ein harte Kampf, den wir gewonnen haben und jetzt sie weg, für immer. Weißt du, wie hart das für mich ist?“
Blaise kam nicht zum Antworten. Weswegen er nickte und sie mit wehmütigen Augen ansah. Er kannte ihren Schmerz und teilte diesen mit ihr.