Die Kellnerin erschien, stellte ihnen ihre Teller und die Getränke auf den Tisch. Genüsslich aßen sie stillschweigend ihr Mahl. Das Einzige, was man hörte, war das Schmatzen und kauen.
„Sag mal, was hältst du von Draco?“, platzte es aus dem Slytherin heraus, nachdem er den letzten Rest vertilgt hatte.
„Ich finde ihn nett. Warum fragst du?“, das Mädchen schaute seinen gegenüber verwirrt an. Mit dieser Frage hatte sie nicht gerechnet.
„Nur so. Ich mein, ihr verbringt viel Zeit mit einander. Hätte ja sein können, dass da vielleicht mehr ist“, Blaise sprach in einer leisen Tonlage. Er hatte nicht kalkuliert, dass dies das Falsche war. Sie erhob ihr Haupt und schaute mit einem finsteren Blick ihr Gegenüber an. Sina holte tief Luft und ihr Kopf wandelte sich in Rot, wie eine Tomate.
„Bist du eigentlich komplett irre?“, schrie sie außer sich vor Wut, „Man merkt, dass wir schon zu lange keinen Kontakt mehr hatten, denn dann würdest du solch eine Frage nicht stellen und wissen, dass dies niemals möglich sein wird, schon gar nicht in so kurzer Zeit!“
Mit einem beherzten Ruck sprang sie von ihrem Stuhl auf. Dieser kippte nach hinten weg und schlug mit einem kräftigen Klang auf dem Boden auf. Zeitgleich griff sie in ihre Hosentasche, holte ein paar Sickel und Knuts heraus. Welche sie energisch auf den Tisch legte und die Flucht ergriff. Weit kam sie nicht, denn Blaise erhob sich ebenfalls, platzierte sein Geld daneben und rannte ihr hinter her. Kurz bevor Sina die Tür erreichte, packte er ihren am Arm und zog sie mit sich ins Freie. Der Schwarzhaarige brachte sie in die Nähe der heulenden Hütte, dort plante er, das Mädchen zur Rede zu stellen. Sein Griff war fest, dass es kein Entkommen gab und sie hinter ihm her stolperte. Sie versuchte sich, seiner Umklammerung zu entrinnen. Es gelang ihr nicht und sie war gezwungen ihm zu folgen. Am Ort angekommen, wirbelte er sie herum, wie ein Spielzeug. Mit einem kräftigen Schwung beförderte er sie auf einen der Baumstämme, welche dort lagen. Hart landete sie auf ihrem Hintern. Sie war außer sich vor Wut und fassungslos. Nie hätte sie erwartet, dass er zu dies fähig wäre. Ihr Hinterteil bereitete ihr schmerzen und sich hatte Mühe, ihren Zorn in Zaum zu halten. Sie ballte ihre Fäuste, sodass sie ihre Wut kontrollierte. Mit der Nebenwirkung, dass diese weißlich anliefen. Der Slytherin stand, mit den Händen in den Hüften, fordernd vor ihr. Seine Augen waren zu Schlitzen verengt. Das er vor Wut kochte, sah man ihm an. Es fehlte ein Funken und er wäre explodiert.
„Kannst du mir mal erklären, was in dich gefahren ist? Ich habe dir nur eine simple Frage gestellt!“, schrie er sie an.
Sie zuckte bei seinem Geschrei zusammen. Einen Ausbruch in dieser Form, kannte sie nicht. Er war der gelassene, mit einem geringen Anteil an Arroganz. Das hatte er von seiner Mutter geerbt. Sie war autoritär und ließ es ihren Sohn merken, was geeignet und was falsch war. Die Ursache, weshalb er sich oft zurückzog und, mit sich seinen eigenen Kampf ausfochtet.
„Das geht dich nichts an!“, spuckte Sina ihm in der gleichen Lautstärke zurück. Sie hatte keine Lust, mit ihm zu reden.
„Mann Sina! Ich will dir nichts böses. Nur will ich verstehen, warum du daran nicht mehr glaubst“, mit jedem weiteren Wort senkte sich seine Stimme. Seine Sorge um sie war größer. Er streckte ihr die Hand entgegen, welche sie komplett ignorierte. Sie war außer sich über die Art, wie er mit ihr umging.
Nicht der Verlust von Maria ergab einzig die Ursache ihres Schweigens. Es steckte mehr dahinter. Dies preiszugeben, war keine Option für sie. Sina kämpfte innerlich gegen ihre Ängste, einen den sie zu verlieren drohte. Blaise bemerkte, wie sich ihre Stimmung änderte, und provozierte sie weiter. Er legte seinen Kopf schief und verzog die Mundwinkel. Er sah aus wie eine Ente. Die Hexe schaute auf und formte ihre Lippen zu einem Lächeln. Der Anblick war zu amüsant, als das sie diesem widerstand. Sie gab nach und erhob sich. Gemächlich schritt sie auf ihn zu, packte seinen Arm und zog Blaise zum Zaun. Der die heulende Hütte umgab.
„Na gut“, seufzte sie, „ Du gibst ja eh keine Ruhe, bitte versprich mir, dass du niemandem davon erzählst.“ Wehmütig schaute sie in die Ferne. Sie sortierte ihre Gedanken, wie und wo sie am besten anfing. Sie erinnerte sich nicht gerne an die letzten Jahre. Zu tief saß der Schmerz. Sina holte kräftig Luft, ehe sie zum Sprechen ansetzte. „Der Grund weshalb ich alles von mir weg stoße“, räusperte sie sich und drehte ihren Kopf zu Blaise, der sie voller Neugier ansah, „ erst verliere in jungen Jahren meine Eltern. Was damals schon nicht einfach für mich war. Dank Maria habe ich mich wieder gefangen“, sie wendete ihren Blick von ihm ab und sag erneut in die Ferne. Der Slytherin legte seine Hand auf ihre und spendete ihr Trost, „dann komme ich nach Ilvermorny, lerne meine beste Freundin Daniela kennen. Mit der ich einiges verbinde. Wir haben eine Art Blutpack geschlossen, wo der eine das fühlt was der andere fühlt. Sie war in der Zeit eine große Stütze für mich, sodass ich sogar wieder mehr Leute an mich ran ließ“, tränen flossen ihr übers Gesicht. Blaise erhob seine Hand und wischte sie ihr weg, „in meinem sechsten Schuljahr, habe ich Christian kennengelernt. Er war aufmerksam und hat mich sozusagen auf Händen getragen. Er tat mir einfach gut. Bis zu dem Verhängnisvollen Tag“, stoppte Sina. Sie drehte sich um und stützte sich am Zaunpfahl ab. Ihre Beine gaben nach und sie rutschte hinab. Mit ihren Armen umschloss sie ihre Knie und ihr Haupt legte sie auf diesem ab. Sie weinte. Ihre Schultern bebten. Der Schwarzhaarige kniete sich neben sie und ergriff ihre Hand.
„Was ist passiert?“, ihm schwante nichts Erfreuliches. Sie sah auf und schaute ihn an. Tränen kullerten über ihre Wangen und fielen zu Boden. Ihre Augen waren rot unterlaufen. Ihr Blick leer und ohne Glanz.
„Eines Tages kam mein Bruder auf die glorreiche Idee, Christian zu testen“, ihre Stimme klang kratzig und tief. Sie schniefte und fuhr fort, „du musst wissen, das mein Bruder großen Einfluss hat und dafür gesorgt hat, dass man einen Test entwickelt, um die Ehrlichkeit zu sehen. Ich wollte diesen nicht, weil ich Chris vertraute. Doch Daniel bestand darauf“, wieder keuchte sie und wischte sich die Tränen mit ihrem Ärmel ab, „so kannte ich meinen Bruder nicht. Bis dahin hatte er meinem Urteil immer vertraut. Na ja, auf jedenfalls hat Chris dem zugestimmt und es wurde vollzogen. Nur leider ist er durchgefallen. George hatte ihn weggebracht. Ich habe ihn seitdem nie wieder gesehen. Er kam auch nicht mehr zur Schule. Man hatte uns erzählt, er wäre in ein anderes Land gezogen. Ich aber glaube das nicht. Als er damals, das Haus verließ, schaute er mich so erschrocken und unschuldig an. Ich war einfach nur enttäuscht und habe kein Wort herausgebracht. Mir hat es das Herz gebrochen. Das ich mich so in ihm getäuscht habe. Er hatte mir immer wieder beteuert, mich zu wollen und nicht meine Fähigkeiten. In dem Moment habe ich das Vertrauen verloren.“