„Glaubst du wirklich, Draco will deine Fähigkeiten!“, sah er sie mit offenen Mund an. „Als er dich das erste mal sah, wusste er nicht einmal etwas davon“, Blaise hielt die Luft an. Zu seinem Glück merkte Sina das nicht, sondern schaute unentwegt auf den Wald.
„Ich kann Erinnerungen lesen, aber keine Gedanken. Ich mag dich und Draco. Aber mehr könnt ihr von mir nicht erwarten.“
„Das ist mir schon klar. Aber dennoch sind wir anders, besonders Draco.“
„Für mich ist das Thema durch. Verspreche mir bitte, dass du keinem von unserem Gespräch erzählst. Ich hab genug mit mir selbst zu kämpfen und keine Lust mich damit auch noch auseinander zu setzen.“
„Ich verspreche dir, dass ich es für mich behalte. Aber eins solltest du wissen. Nicht jeder Mensch ist gleich und es gibt welche die dich so lieben wie du bist.“
„Das mag ja sein. Nur ist das für mich nicht relevant. Jetzt sei mir bitte nicht böse, aber ich würde gerne nach Hogwarts zurückgehen“, stand Sina auf, klopfte sich den Dreck von der Hose und schlenderte ohne ihn zum Schloss zurück.
Aufgewühlt stolperte sie in ihr Schlafgemach und ließ sich auf den Sessel in der Ecke fallen. Dort atmete sie kräftig durch. Das Gespräch mit ihrem langjährigen Freund hatte ihr zugesetzt. Eins war ihr klar, sie würde keinen Menschen mehr dicht heranlassen. Egal, was kam. Sie hatte es am Tag, beim auffinden von Maria, geschworen. Ein zurück gab es nicht. Ein Schwur war bindend und unbrechbar. Blaise stand derweilen an Ort und Stelle und schaute in die Richtung, in der seine Freundin verschwand. Er rief sich ihre Worte ins Gedächtnis. An ihrer Geschichte war was faul. Man roch es. Er sah ihr an, dass sie litt und ihm nichts anderes übrig blieb ihr zu helfen. Das war er ihr schuldig. Er marschierte ebenfalls zurück nach Hogwarts. Sina saß gedankenverloren in ihrem Sessel. Ihr Blick schweifte durch das Zimmer und stoppte bei dem Engelskostüm. Wie ein Gedankenblitz schoss es ihr durch den Kopf. Der Ball. Diesen zum jetzigen Zeitpunkt zu besuchen, wäre nicht förderlich. Sie brauchte Ruhe und Abstand. Die Hexe beschloss, ihre Tür mit einem Zauber zu versiegeln. Kurz nach ihr traf Blaise in dessen Gemeinschaftsraum ein und schaute hinauf zu ihrem Zimmer. Mit Staunen stellte er fest, dass sich die Tür zu ihrem Gemach, verändert hatte. Auf ihr prangte ein prächtiger Adler. Wieso dieser dort abgebildet war, verdutzte ihn. Vorher stammt er? Vor Stunden gebot sie ein tristes da sein. Irgendetwas war anders und es hatte mit ihr zu schaffen. Darüber verlor er keinen Gedanken. Im Vordergrund stand das Geheimnis um ihre erste Liebe. Die Tage bis zum Ball verflogen rasch. Sina verschanzte sich in ihrem Raum und ließ niemanden heran. Draco blieb diese Veränderung nicht verborgen. Es wunderte ihn, dass sich die Hexe zurückzog. Jeder Versuch, ihr näher zu kommen, scheiterte an der Tür. Ob es was mit dem Besuch in Hogsmeade einen Zusammenhang hatte. Sein langjähriger Freund war des Rätsels Lösung. Am nächsten Tag hatten sie beide zusammen Unterricht und nutzte er die Gunst der Stunde, um Blaise auszuhorchen. Vor dem Klassenzimmer zog er den Slytherin beiseite und schaute ihn eindringlich an.
„Hab ich nur das Gefühl oder kann es sein, dass Sina versucht mir aus den Weg zu gehen? Ich komme seit eurem Besuch im Zauberdorf nicht mehr an sie ran. Die Tür ist magisch verschlossen, was untypisch ist. Normal konnte ich immer zu ihr“, beklagte er sich bei seinem besten Freund.
„Keine Ahnung“, versuchte Blaise Draco auszuweichen.
Er kannte zwar die Antwort auf die Frage, hielt er sich an sein versprechen. Er hoffte, dass es ihm gelang.
„Was ist nur los mit dir? Du weißt doch etwas? Also raus mit der Sprache, was geht hier vor sich?“, durchschaute der Blonde seinen Freund gleich. Sie waren zu lange befreundet, als das er nicht begriff, dass dieser ihm was verheimlichte.
„Draco, da ist nichts. Warum sie dir aus dem Weg geht, weiß ich nicht.“
„Mein Lieber, ich brauche eine Erklärung. Sie ist nicht umsonst so abweisend. Was ist in Hogsmeade geschehen?“
Um seinem Freund auszuweichen, schaute er den Gang entlang. Seine Hoffnung, dass die Professorin auftauchte und ihn von dem Leid erlöste. Sein Pech, der Flur war von Schülern besiedelt. Und keine Spur der Lehrerin. Draco sah Blaise eindringlich an. Mit seinen eisblauen Augen zog er jeden in seinen Bann. Allen voran bei den Frauen. Diese fielen ihm reihenweise vor die Füße, beim bloßen Ansehen. Der Schwarzhaarige holte tief Luft und lies sie stoßweise heraus. Er rang innerlich mit sich. Dem Zauberer saß das Versprechen Sinas im Nacken. Er befürchtete, wenn er es ihm sagte, dass es ärger mit sich brachte. Es war nicht seine Art, dies zu brechen. Blaise beschloss, das Risiko einzugehen, um ihr zu helfen. Er erzählte ihm ein Bruchteil der Geschichte, ließ bewusst das Wesentliche aus. Da er für diesen Teil nach eine Erklärung suchte.
„Okay, das erklärt so einiges, aber trotzdem, wie kann sie so etwas denken? Mir sind diese Fähigkeiten vollkommen egal. Das müsstest du doch wissen!“,stampfte er erregt auf den Boden. „Sie ist mir wichtig. Also wird mir nun nichts anderes übrig bleiben, ihr zu beweisen, das ich sie will und da wäre doch der Ball ideal für. Ich hoffe sie begleitet mich noch dahin, nach eurer Auseinandersetzung.“
„Draco, das habe ich ihr auch gesagt. Nur interessiert es sie nicht. Menschen zu verlieren die einem wichtig sind, tut weh. Und Sina hat es nicht nur einmal erlebt. Ich kann sie verstehen. Ich will nicht wissen was, dieser Kerl mit ihren Fähigkeiten anstellen wollte. Sie kann froh sein, das er weg ist.“
Blaise war erleichtert, das Draco es bei dem Teil beließ und nicht weiter bohrte. Ihm die anderen Details zu erzählen, wäre ein enormer Bruch und die Freundschaft kaputt. Er wüsste nicht, wie sein bester Freund darauf reagieren würde. Was die zwei nicht bemerkten, war, dass sie jemand beobachtete. Pansy stand unweit von ihnen, hinter einem Schrank versteckt. Sie sah die beiden, wie sie flüsternd Worte miteinander wechselten. Dies weckte ihr Interesse. Eilig sprach sie den Zauber, „Auditus“ aus´, schwang ihren Zauberstab und zielte auf die Jungs. Ein unsichtbarer Schleier brach aus der Spitze empor und umhüllte sie. Sie belauschte unbemerkt das Gespräch der beiden. Was sie da zu hörte, war ihr ein Dorn im Auge, niemand entriss ihr ihren geliebten Draco weg. Ihr Ziel war es, zu verhindern, dass er mit Sina zusammen kam.
Das hatte bei anderen Weibern geklappt, warum denn nicht ebenso bei ihr. Kurz schüttelte sich, um das Gesagte zu sortieren. McGonagall Schritt den Flur entlang und öffnete die Tür einem Schwenker ihres Stabes. Um die Schüler hinein zu bitten. Als Letztes trat Pansy ein, ihre Wut war nicht zu übersehen. Und setzte sie sich zu Crabe an den Tisch, um diesen in ihr Vorhaben einzuweihen. Ihr Sitznachbar hörte ihr zu, da er ein Auge auf das schwarzhaarige Mädchen geworfen hatte. Es war nicht in seinem Interesse, dass sie von Draco schwärmte. Es missfiel ihm. Sie war besessen von dem blonden Slytherin.