Der Prompt: Tabula Rasa
(Nachgeschrieben am 30.12.2019)
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Die Feier war seit einer halben Stunde vorbei, die letzten Gäste gegangen. Ich war endlich alleine. Seufzend kehrte ich ein paar Luftschlangen zusammen, bevor ich den Besen wegstellte. Das konnte nun wirklich warten.
Ich löschte das Licht im Partykeller und stieg die Treppe hinauf, als ich oben ein Geräusch hörte. Was zum Teufel ...?
Mein Mitbewohner war gestern schon zu seinem Freund nach Gotland geflogen. Die anderen Gäste hatte ich verabschiedet. Also wer trieb sich hier noch herum? Ich huschte lautlos die Stufen hoch und lauschte. Leises Atmen ließ einen Schauer über meinen Rücken kriechen und dann nahm ich einen Geruch wahr, der mir wohlbekannt und zugleich so verhasst war.
Sie war hier. Wie konnte sie es wagen?
Alle meine Muskeln waren auf das Äußerste angespannt. Ich war auf alles gefasst. Gleichzeitig manifestierte sich ein Gedanke in meinem Kopf - Tabula Rasa. Ja, es war Zeit, reinen Tisch zu machen. Diese Frau hatte mich lange genug in der Hand gehabt, mein Leben kontrolliert.
Meine Augen scannten im Halbdunkel den Flur, während ich mich lautlos weiterbewegte. Ich betrat das Wohnzimmer, immer dem Geruch folgend. Ein kaum wahrnehmbares Geräusch ließ mich herumfahren und dann huschte ein Schatten auf mich zu.
Sie griff mich tatsächlich an.
Irgendetwas blitzte auf im fahlen Licht es Mondes, das durch die Fenster fiel. Ein dunkles Knurren entrang sich meiner Kehle, als den Bruchteil einer Sekunde später, ein scharfer Schmerz meinen Arm durchzog.
Sie lachte triumphierend.
Das Nächste, was ich hörte, war das widerliche Knacken, als ihr Genick brach.