Klack...
Klack...
Klack...
Seit Stunden höre ich dieses Geräusch.
Klack...
Klack..
Immer wieder höre ich das selbe, leise Prasseln und Klacken des Regens, wie er an meine Fensterscheibe klopft und mich schmerzlichst daran erinnert, wie gerne ich sie jetzt bei mir hätte. Früher hatten wir das hier immer zusammen gemacht. Wir hatten zusammen den Regen beobachtet und die einzelnen Tropfen gezählt, welche sich langsam ihren Weg das Fenster herabbahnten. Ein wenig erinnert mich das ganze an Tränen-spuren...Weint der Himmel etwa auch? Trauert er um die vergangene Zeit? Ist es ihm etwa auch lieber gewesen, als wir zusammen hier am Fenster gesessen und ihn beobachtet hatten?
KRACH!
Unwillkürlich spüre ich wie mein Körper sich verkrampft und ich bei dem plötzlichen Geräusch des Donners zusammenzucke. "Verdammtes Gewitter..." knurre ich leise und meine es, wie ich es sage...Gewitter war schon immer ein Grauen gewesen, wenn ich wusste, sie würde an diesem Tag nicht dabei sein können. Aber heute?
Wieder zucke ich zusammen und spüre im nächsten Moment, wie ein Zittern meinen Körper durchfährt. Noch nie habe ich so sehr gezittert! Aber...Ist es heute Nacht tatsächlich nur die Angst, welche mich in ihren Bann zieht? Ganz ehrlich...Ich kann es nicht sagen.
Wieder beobachte ich, wie die Regentropfen an die Fensterscheibe prasseln und hoffe nur, dass das Gewitter bald vorbei sein mag. Es gibt nicht viele Dinge wovor ich Angst habe, nein. Sie war immer die Ängstlichere von uns Beiden gewesen. Aber wenn es begann zu gewittern? Ja, dann war sie immer meine Heldin gewesen. Meine Heldin und diejenige, die mich meine Angst vor diesem schaurigen Naturereignis vergessen ließ. Dann saßen wir genau hier wo ich gerade sitze, unter meinem Hochbett auf dem mit Teppich ausgelegten Boden, zusammen unter eine Wolldecke und aneinander gekuschelt.
Ein Weiteres Grollen bringt mich erneut zum Zittern und ist der Grund dafür, dass ich mich noch enger in die Decke einwickle. Einen Moment schließe ich die Augen und stelle mir vor, dass sie nun hier, neben mir, sitzt und ihren Kopf auf meine Schulter lehnt.
"Fürchte Dich nicht", höre ich sie sagen. "Ich bin jetzt bei Dir."
Meine Augen noch immer nicht öffnend, lache ich freudlos auf. Ich bilde mir ein, tatsächlich ihre Stimme zu hören und tatsächlich ihren Kopf auf meiner Schulter zu spüren.
Doch das ist unmöglich...denn immerhin ist sie-
Doch ich unterbreche meine eigenen Gedanken, nicht in der Lage sie 'auszusprechen'. Wieder donnert es, doch dieses Mal zucke ich nicht zusammen, noch immer ist die Einbildung ihres Kopfes auf meiner Schulter, das Gefühl wie einige ihrer Locken meinen Hals umspielen, die Einbildung ihre Stimme zu hören, zu real.
"Sei nicht dumm...Sie ist-" hauche ich dieses Mal leise, doch wieder nicht in der Lage meinen Satz zu beenden. Noch immer habe ich die Augen geschlossen, als ich mir wieder einbilde ihre Stimme zu hören. Wie als hätte mich jemand, als hätte mich ihre Stimme, ermutigt, spreche ich es nun endlich aus.
"Sie ist tot. Sie wird nicht zurückkommen..."
Noch immer ist da dieses Gefühl des Kopfes auf meiner Schulter. Sei nicht dumm...Sie kann nicht hier sein. Das sind wieder meine Gedanken, doch trotz dessen strecke ich meinen Arm aus.
"Du hast Recht, das bin ich."
Wieder ihre Stimme...Ich habe nun das Gefühl meinen Arm um jemanden zu legen, aber... "Du bist stark, Du schaffst das!"
Wieder ihre Stimme!
"Das ist nicht möglich!", sage ich nun laut und öffne ruckartig die Augen, im selben Moment, in dem ein Blitz den Raum unter meinem Bett erstrahlt, so dass ich meine Augen auf Grund des hellen Lichtes ich wieder schließen muss.
Als ich sie wieder öffne, ist es weg...Alles: Das Gefühl ihres Kopfes, das Hören ihrer Stimme...ja selbst mein Arm fällt aus der Luft einfach nach unten.
Meine Augen weit aufgerissen, starre ich auf den Platz neben mir und dann ruckartig zum Fenster, als ich glaube eine Bewegung zu sehen...Doch da ist keiner. Nur noch ein letztes mal höre ich ihre Stimme:
"Trauere nicht zu viel...Irgendwann sehen wir uns wieder, doch bis dahin lebewohl! Wenn nicht für Dich, dann tu es für mich..."
Eine Gänsehaut bildet sich auf meinem Körper und eine Träne rollt meine Wange hinab. Natürlich war das Alles nur Einbildung gewesen...Oder vielleicht doch nicht?
Energisch schüttele ich den Kopf. "Natürlich war das Einbildung...Sie ist tot!"
Ja...Sie ist tot...Und mit ihr starb ein Teil meiner Selbst. Wo auch immer sie ist, wo auch immer mein Zwilling nun ist, bei ihrem Tod zersplitterten meine Seele und mein Herz in ganz viele kleine Teile. Denn seit dem ich das Blaulicht des Krankenwagens gesehen hatte, war es mir bewusst: Sie wird nie mehr zurück kehren.
Und doch...Das Ereignis von heute Nacht werde ich nie vergessen...Und ich werde dieses Gefühl nicht los. Dieses Gefühl, als wäre ein kleiner Teil, als wäre ein Splitter ihrer Seele, noch immer bei mir. Ein Seelensplitter welcher von ihr kam: Von meiner verstorbenen, jüngeren Zwillingsschwester.
☄☄☄☄☄☄☄
Ja...das war tatsächlich mein aller erster Versuch eines writing Prompts und es hat irre viel Spaß gemacht, einfach so, ohne großen Plan eine Geschichte um ein Wort herum aufzubauen.
Das vorgegebene Wort, "Seelensplitter", habe ich aus der Gruppe "SiXTY MiNUTES - Die Challenge".
Nun denn...Ich wünsche noch einen wundervollen Tag, oder auch Abend,
Eure Foxi🐾🔥