Es war an einem warmen Frühlingstag, die Vögel pfiffen fröhlich und tanzten im Sonnenlicht. Alles war schön und friedlich.
Doch plötzlich hörte ich die Schreie. Mein Kopf zuckte Empor, sie kamen aus unserem Haus. Hastig sprang ich auf und achtete nicht auf das Buch das mir von den Knien fiel. Ich rannte zum Haus, es war nicht weit entfernt.
Die Schreie kamen aus dem Keller. Mit rasendem Herzen schlich ich mich langsam die alte Kellertreppe hinunter und spähte vorsichtig zur Tür rein.
Das, was ich sah, verschlug mir den Atem. Mit vor Entsetzen aufgerissenen Augen blieb ich halb in der Tür stehen.
Alles war voller Blut und auf einem Tisch lag eine Person, die aus ganzem Leibe schrie. Darüber war eine Frau gebeugt. Sie hörte mich und sah auf. Ihre Eisblauen Augen bohrten sich in meine, ein leichtes Lächeln auf den Lippen. Die gleichen Augen wie ich sie besass.
Ich fühlte, wie ein entsetzter Schrei meine Lungen verließ.
Meine Mutter! Meine Mutter war über den Menschen gebeugt!
„Wa…Wa….Was….tust… d…d…du???“, stammelte ich. Ihr Grinsen jagte mir einen eiskalten Schauer den Rücken hinunter.
Das Blut, das sie noch nicht geschluckt hatte, tropfte langsam ihre Mundwinkel hinab.
Ich machte einen unsicheren Schritt rückwärts, wodurch ihr Grinsen noch breiter wurde und noch mehr Blut aus ihrem Mund lief.
Als sie sprach kamen die Worte mit einer merkwürdig krächzenden Stimme aus ihrem Mund. „Ich esse, mein Kind. Das ist die Nahrung unserer Spezies! Das wirst du jedoch bestimmt selbst noch lernen.“
Nach einem letzten Blick zu mir beugte sie sich wieder über die wehrlose Person, die inzwischen aufgehört hatte zu schreien,
entweder weil sie unter Schock stand oder schon an der Schwelle des Todes wartete.
Mit einem erstickten Laut machte ich auf dem Absatz kehrt und floh die Treppe hinauf ins Sonnenlicht.
Wie vom Teufel persönlich verfolgt, rannte
ich auf das Wäldchen zu, das hinter unserem Haus und den kleinen Hütten der Bediensteten, wild wuchs.
Wenn meine Mutter mal wieder ihren merkwürdigen Tätigkeiten nachging, war das schon seit meiner Kindheit meine Zuflucht gewesen, ich hatte jedoch heute zum ersten Mal richtig miterlebt, was sie tat.
Zu welcher Spezies gehörte sie? Wie sie selbst erwähnte, tranken diese Wesen Blut. Meine Mutter schien mir noch nie richtig normal, sie war immer irgendwie anders gewesen. Ich wusste nicht was mich mehr erschreckte, das Bewusstsein das meine Mutter Blut trank und Menschen tötete oder der Gedanke das ich auch mal zu so was fähig sein könnte.
Hinrichtungen schaute sich meine Mutter immer gerne an und hatte auch schon unzählige veranlasst.
Sie waren meistens sehr blutige Spektakel, doch ich konnte mich nur noch an wenige erinnern, da ich bei vielen noch zu klein war und sobald ich genug alt war, diese grösstenteils mied. Jetzt jedoch mit fünfzehn bekam ich alles deutlich mit.
Es erschreckte mich zutiefst.
Katherine Isabelle Angelus, wenige Tage nach ihrem 15. Geburtstag