"Drei!", rief der Eiszombie, rannte los und warf sich gegen die Tür. Es war immer wieder erstaunlich, was für eine Kraft in dem Kerl steckte. Er war eben einfach kein Mensch. Das Metall der Tür verbog sich quietschend an den Aufhängepunkten, flog zusammen mit ihm in den Raum und wir folgten ihm.
Grelles Licht blendete mich und ich riss instinktiv den Stanzer beiseite und vergrub mein Gesicht in meiner rechten Armbeuge. Trotzdem durchstieß ein rot glühender Glanz die Haut an den Rändern meines Arms. Die blöde Skibrille hatte ich natürlich im Raum mit den Tanks zurückgelassen.
Ich ließ den Stanzer mit der rechten Hand los und bewegte meinen Arm so, dass schließlich meine Hand die Augen bedeckte. Dann öffnete ich einen winzigen Spalt zwischen Mittelfinger und Ringfinger und wagte einen Blick.
Mitten im Raum schwebte eine pulsierende Kugel, nur etwa so groß wie ein Fußball. Mit jedem Pulsschlag stieß sie kleine Blitze aus, die Richtung Decke und Boden schossen. Mit jedem weiteren kleine Flammen, die hungrig nach dem frischen Sauerstoff leckten, den wir hineingelassen hatten.
Die Helligkeit der Kugel steigerte sich zu einem gleißenden Weiß.
"Schaut auf die Wände!", schrie Dr. Pfaff. "Sonst erblindet ihr!"
Ich schloss die Augen und drehte mich zur Wand. Ein weißer Streifen brannte auf dem Hintergrund meiner geschlossenen Augenlider, durch die rosa das Licht des Raums schimmerte. Ich öffnete die Augen und blinzelte. Der Streifen verschwand nicht.
"Mist!", fluchte ich. "Hätten Sie das nicht früher sagen können?"
"Selbst schuld, wer schaut denn schon freiwillig in so helles Licht?"
Ich natürlich, ich Idiot.
Die Wand, auf die ich jetzt blickte, war nicht nur von einzelnen Lichtbahnen durchzogen, wie die in den vorigen Etagen. Sie war komplett bedeckt mit Strömen in Rot, Orange, Gelb und glühendem Weiß. Der Ursprung der Ströme schien die Mitte des Raums zu sein. Denn von Boden und Decke flossen diese, pulsierend wie die Kugel, auf die Wand zu. Dort vereinigten sich die sich auf halber Höhe in einer Furche.
Gut, dass ich nicht empfindlich auf bunte Lichter reagierte, aber in Kombination mit den Hintergrundgeräuschen konnte das einen schon wahnsinnig machen. Ein Rauschen begleitete die pulsierenden Farben. Es hätte mich an Wellen erinnert, die an einen Strand geschwemmt wurden, nur, dass diese Wellen in vierfacher Geschwindigkeit heranschwappten und drohten, mein idyllisches kleines Strandhäuschen fortzureißen.
Dazu kam noch, dass es verdammt heiß war. Ich schaute auf meine Hand und konnte förmlich sehen, wie die Hitze kleine Schweißperlen aus meinem Handrücken sog. Hier gab es keine Verteidigungssysteme. Dieses Ding war Verteidigungssystem genug. Wer hier lang genug blieb, war selbst schuld und wurde über kurz oder lang einfach gekocht. Oder sofort gebraten, wenn er sich näher an die Kugel heranwagte.
So, wie der Eiszombie, dessen Bewegung ich aus dem Augenwinkel heraus wahrnahm. Ein Schritt, dann fluchte er, machte kehrt und kam neben mir an der Wand zum Stehen. Sein Gesicht hatte Blasen geschlagen.
"Ist das wirklich der Terraformer?", fragte ich ihn.
"Ich … ich weiß nicht, was das ist. Ich habe etwas ganz anderes hier unten erwartet."
Großartig!
"Ich glaube, das ist die wahre Energiequelle des Schiffes", kam es von der Ärztin. "Die Solarzellen dienen nur zur Notstromerzeugung. Aber dieses Ding braucht das Schiff, um den Terraformer zu betreiben."
"Aber wo ist dann der Terraformer?", rief ich über das Rauschen hinweg.
"Der Terraformer ist …" Sie machte eine Pause, in der sie wahrscheinlich die Daten des Analysators auslas. "Nein, wir befinden uns im Terraformer!"
"Wie kann das sein? Wo ist dann die Steuerung? Das war doch der einzige Weg nach unten, oder?", hakte ich nach.
"Der einzige Weg, der mir angez…"
Ein metallisches Kratzen unterbrach sie und mit einem Schlag ging eine massive metallene Platte zwischen Eiszombie und Dr. Pfaff zu Boden. Genau vor der Tür, die wieder aus diesem Raum hinaus führte. Wir waren gefangen.
"Eine Falle?" Ich stöhnte. Brauchte einen Moment, bis diese Information meinen Verstand erreichte. "Das war ja so klar. Warum ist eigentlich keiner von uns misstrauisch geworden? Es war doch zu einfach, hierher zu kommen. Die Roboter haben kaum Widerstand geleistet und die Tiere nur so viel Druck ausgeübt, dass wir uns so schnell wie möglich weiter nach unten bewegt haben."
Ja, ich war tatsächlich etwas in Panik. Und jeder ging mit der Panik anders um. Ich wandelte sie in gewinnbringenden Sarkasmus um und Obergefreiter Müller ballerte auf die Feuerkugel.
"Ha, ich habe ein Loch in sie hineingerissen!", jubelte er. Wie konnte er bei dem Licht überhaupt zielen? "Nein, was ist das?"
"Was ist los?", fragte ich.
"Das Loch in der Kugel schließt sich einfach wieder!", rief er. Er hatte den letzten Schuss der Luftstoßkanone umsonst abgegeben. Bildete ich mir das nur ein, oder wurde es nach diesem Schuss jetzt noch heißer? Die Tropfen auf Hand und Armen verbanden sich zu einem zusammenhängenden Schweißteppich und unter dem Handschuh wuchsen sicher schon tropische Landschaften.
Er drückte den Abzug der Waffe noch einige Male. Vergeblich, wie das effektlose Klicken verriet. Dann warf er sie zu Boden.
"Reißen Sie sich am Riemen, Soldat!", rief Doktor Pfaff.
Doch sie hatte keine Autorität über ihn. Er schrie und das langgezogene Rattern seines Gewehrs ließ mich sogar das Rauschen der Lichtströme vergessen. Die Kugeln schlugen mit hellen Klängen gegen die Wand auf der anderen Seite. Ich ging in die Hocke, wollte ein kleineres Ziel für die Querschläger bieten.
"Hör auf!" Die Stimme des Eiszombies klang wie das Donnergrollen eines nahen Gewitters. Doch der Soldat schoss weiter. Ich spürte einen leichten Luftzug, hörte Schritte und einen Schlag. Das Gewehrfeuer verstummte und einen Moment später plumpste der Soldat neben mir zu Boden.
"Es ist zu heiß." Der Eiszombie stöhnte. Als er den Soldaten ins Reich der Träume geschickt hatte, hatte er sich wieder zu nah an die Kugel gewagt. Seine Haut dampfte und an einigen Stellen löste sich ihre oberste Schicht auf. "Haltet lieber Abstand zu mir." Er presste diese Worte hervor und sein verzerrtes Gesicht ließ nur erahnen, unter welchen Schmerzen er litt.
Ich stellte den Stanzer ab, packte den Soldaten unter den Armen und zog ihn weiter vom Eiszombie weg. Dann betrachtete ich mit einer morbiden Faszination, wie sich Krater in seiner blauen Haut bildeten. Die Hitze entzog ihm immer mehr der Feuchtigkeit und die Parasiten taten scheinbar dasselbe von innen. Dann brachen sie aus den Furchen an die Oberfläche hervor. Kleine Würmer, die ihre Köpfe gierig nach einem neuen Wirt ausstreckten. Doch wir waren zu weit weg. Mit den Würmern verließ den Eiszombie auch seine Kraft. Er ging in die Knie, lehnte sich gegen die Wand und sackte dort zusammen.
Die Würmer erstarrten, standen leblos von seinem Körper ab. Die einzige Bewegung waren kleine blaue Fetzen seiner Haut, die in die Luft stiegen und dort in der Hitze erst bräunlich vergilbten und schließlich als Ascheflocken davonflogen.
"Wir müssen hier raus, damit es uns nicht wie ihm ergeht!", rief ich. Ich ließ den Soldaten liegen und schnappte mir den Stanzer. Mit dem Rücken zur Kugel machte ich ein paar Schritte um den Eiszombie herum, bis ich direkt vor der Platte stand, die unseren Fluchtweg versperrte. Ich rüttelte an ihr, doch sie bewegte sich kein Stück. Nun, deswegen war ich ja nicht unbewaffnet gekommen. Ich richtete meine Waffe aus, minimierte die Streuung so weit, dass ein Loch entstehen würde, durch das wir durchpassten. Dann drückte ich ab.
Wie tausend kleine Blitze schossen die farbigen Lichtströme über die Platte und bündelten sich genau an der Stelle, auf die ich gezielt hatte. Sie hoben sich von der Platte, sprangen dem Schuss entgegen und verschlangen ihn. Einfach so! Ein Schuss, mit dem ich vorher ein Loch durch drei Etagen geschossen hatte, verpuffte im Nichts.
Fassungslos starrte ich die Farben an, die über die Platte tanzten. Sie sahen lebendig aus. Kaum noch wie die Datenströme, für die ich sie gehalten hatte, mehr wie unzählbare winzige Tentakel.
Dr. Pfaff riss mich aus meiner Trance. "Du hast gleich selbst keine Energie mehr, oder?", fragte sie heiser.
Die Luft war trocken und machte ihr das Reden schwer. So sehr ich mir die letzten Stunden auch Wärme gewünscht hatte, so hatte ich das nicht gemeint.
"Einen oder zwei Schüsse habe ich noch."
"Wir sollten uns genau überlegen, wie wir die so einsetzen können, damit wir hier lebend herauskommen."
Witzig, als ob ich zum Spaß auf die Platte geschossen hätte.
Fipsi war von Klaras Schulter gesprungen, rannte zwischen den Beinen der Ärztin durch und kratzte panisch an der Metallplatte. Klara hatte sich hinter ihr zusammengekauert und hielt die Augen geschlossen.
"Haben Sie denn eine Idee? Angriffe auf die Kugel bringen nichts. Schüsse auf die Wand werden gefressen, selbst Fipsi kann nichts ausrichten."
"Die Bombe?"
Ich stellte den Rucksack ab, griff hinein und berührte die Bombe mit dem Handschuh. Die Daten, die ich empfing, konnte ich nicht einordnen. Ich holte sie heraus und hielt sie der Ärztin hin, die ihren Analysator darauf richtete. Dann schüttelte sie den Kopf.
"Nein, wir würden uns nur selbst damit töten."
Ich dachte über die Reaktion der Energieströme nach. Dass ich vor Schweiß triefte und die freie Haut in der Hitze spannte, machte das Denken nicht gerade einfacher. Haare und T-Shirt klebten an meinem Körper. Ich streifte das vollgesaugte Kleidungsstück ab und warf es gegen die Wand. Wieder sammelten sich die Ströme, griffen es aus der Luft und verwandelten es in brennende Fetzen.
Sie verteidigten die Wände und die Stahlplatte, damit wir nicht herauskamen. Ihre Bewegungen wirkten organisch. Nicht in perfekter Gleichmäßigkeit, wie ich es bei einer Maschine erwartet hätte. War die Kugel am Ende ein lebendes Wesen? Eine Kreatur, wie wir sie noch nie zuvor gesehen hatten? Wenn das stimmte und wir hier nicht gegen die KI kämpften, dann gab es vielleicht einen Weg, um zu entkommen.
"Okay, ich habe eine Idee", verkündete ich laut. "Schnappen Sie sich die Luftstoßwaffe und rammen sie sie gegen die Wand. Sie wird wie ein Rammbock funktionieren. Die Wand wird einfach zusammenbrechen." Ich betonte jedes einzelne Wort, damit sie es auf alle Fälle verstand.
"Aber …", begann sie. Ich warf ihr einen bestimmenden Blick zu und sie nickte.
Sie griff hinter sich und zog die Waffe zu sich, die der Obergefreite Müller während seiner Panikattacke fallengelassen hatte. Sie richtete sie auf die Wand, holte aus und ließ sie mit einem Schrei auf die Wand zusausen. Es zeigte sich derselbe Effekt, wie bei meinem Schuss und bei meinem T-Shirt. Doch die Bündelung war stärker. Die Wand würde einstürzen, das hatte ich behauptet, und das musste dieses Wesen auf alle Fälle verhindern. Die Lichtbahnen auf der Platte verschwanden, auch auf der Wand, an die Eiszombie und Soldat lehnten. Alles floss zu der Stelle, die Dr. Pfaff gleich treffen würde. Als mir die Bündelung der Lichtstrahlen am stärksten schien, schwang ich den Stanzer auf die ungeschützte Platte und feuerte, während Dr. Pfaff einen Satz zurück machte, um nicht gefressen zu werden.
"Es hat funktioniert!", rief ich. "Ein Loch! Aber ..."
Es war zu klein. Zu klein für mich und zu klein für Dr. Pfaff. Vielleicht aber groß genug für Klara.
"Klara, mach die Augen auf! Dort ist ein Ausgang!"
Sie reagierte nicht.
"Steh auf, Mädchen!", brüllte die Ärztin sie an und rüttelte an ihr.
Sie reagierte erst, als Fipsi auf sie zuhüpfte. Wahrscheinlich redete ihr das Tier gut zu. Ich hoffte es.
Zitternd erhob sie sich. Folgte Fipsi bis zum Ausgang und drehte sich kurz vor der Öffnung noch einmal um.
"Und ihr?"
"Wir machen uns ein größeres Loch", sagte ich und setzte ein schiefes Grinsen auf. "Kein Problem. Aber ..." Ich hatte noch eine gute Idee. "Hier, nimm die Bombe mit. Du musst nur den grünen Knopf drücken. Leg sie auf der anderen Seite vor die Platte. Dann hast du zehn Minuten, bis sie explodiert. Du rennst also auf die andere Seite, um diesen Raum herum. So weit weg, wie es nur geht. Okay?"
Ich legte die Bombe in ihre Hände, dann drückte ich ihre Schultern zum Abschied.
"Du schaffst das. Und jetzt geh!"
Sie nickte, wischte sich eine dicke Träne beiseite, die ihre Wange hinunter kullerte und verschwand. Wenn es gut lief, hatte dieses Wesen keine Möglichkeit, die Bombe dort draußen aufzuhalten und die Wände würden uns vor dem Schlimmsten der Explosion retten. Aber ich war kein Bombenexperte, vielleicht flog uns also alles um die Ohren.
Kaum war Klara in Sicherheit, fingen die Ränder der Öffnung weiß zu glühen an. Zentimeter um Zentimeter schloss sie sich. Auch die Farben, die über die Wand verliefen, veränderten sich. Sie wurden heller und strahlender. Heißer.
"Ich glaube nicht, dass ..." Dr. Pfaff hustete trocken. "Dass wir noch zehn Minuten haben."
"Versuchen Sie es nochmal. Die Stelle links von Ihnen!"
Sie zielte einige Sekunden. Aber nichts passierte. Das Licht blieb gleichmäßig verteilt. Dieser Trick würde kein zweites Mal funktionieren. Wir waren durchschaut.
Nun, nicht ganz, denn jetzt regelte ich die Streuung etwas nach oben und feuerte auf dieselbe, unbewachte Stelle. Der Stanzer durchschlug Licht und Wand und ließ ein Loch zurück, das größer war, als Klaras.
"Ha!", triumphierte ich. "Jetzt beeilen Sie sich!"
Das ließ sich die Ärztin nicht zweimal sagen und machte sich gleich daran, hindurchzuklettern.
Ich drehte mich zu Müller um. Der Eiszombie neben ihm war jetzt nur noch ein zusammengefallener Haufen seines früheren Selbst. Unrettbar. Aber den Soldaten konnte ich hier noch rausholen. Ich packte ihn wieder unter den Armen und schleifte ihn zum Loch, durch das die Ärztin sich schon halb hindurchgezwängt hatte.
Als ich sie erreichte, ließ eine Erschütterung den Raum erzittern. Die Bombe? Nein, das war viel zu schwach gewesen. Und die Zeit passte nicht.
Dennoch, die Stärke des Lichts nahm ab. War schon beinahe so erträglich wie im Rest des Schiffes. Ich warf einen flüchtigen Blick zur Kugel. Über ihr hatte sich ein Schacht geöffnet. Der, den wir von außen gesehen hatten und der weit hinauf ins Schiff führte.
Ein langgezogenes, hallendes Kreischen ertönte aus dem Schacht und ein riesiges Objekt stürzte durch die Öffnung. In diesem einen Bereich, den ich ansehen konnte, ohne mir die Augen zu verbrennen, nahm ich die Schemen eines Dinosauriers wahr. Flammenzungen sprangen ihm entgegen und ich musste die Augen wieder schließen. Das Kreischen wurde eine Oktave höher und ging dann in ein Zischen über.
Dieses Schiff war definitiv keine Arche. Und Noah würde sich im Grabe umdrehen, wenn er davon erfuhr, dass die KI dieses Schiff so bezeichnet hatte.
Die Helligkeit außerhalb meiner geschlossenen Augenlider wuchs, bis sich kleine Äderchen deutlich von ihnen abhoben. Die Hitze brannte auf meiner nackten Haut und für einen Moment sah ich das Bild des Dinos im Geiste vor mir. Wie er von der Kugel verschlungen wurde, doch nicht er allein. In einer Reihe neben ihm standen noch Tausende anderer. Andere Versionen derselben Kreatur, nur in anderen Realitäten. Und alle hörten im selben Zeitpunkt auf zu existieren.
Ich verstand nicht, was dieses Bild bedeutete. Wusste nur, dass dieses Schiff offenbar ein riesiges Kraftwerk war. Wir hatten all die Daten falsch interpretiert. Die Kreisläufe dienten nicht dazu, die Arten zu erhalten. Zumindest nicht ausschließlich. Die Kugel wandelte die Tiere in Energie um. Und wir hatten den Kreislauf wiederhergestellt.
Ich blickte wieder zur Wand, öffnete die Augen und sah Dr. Pfaffs Bein, das von rot glühendem Metall gefangen war. Wie war das möglich? Ich hatte mich doch nur einen Augenblick umgedreht?
Ich drückte gegen den Stiefel der Ärztin, versuchte sie komplett nach draußen zu schieben. Damit wenigstens sie es schaffte. Denn ich war mir sicher, dass es für mich jetzt keinen Ausweg mehr gab.
"Verdammt!", schrie ich ihr Bein an. "Retten Sie sich doch!" Aber sie bewegte sich keinen Zentimeter. Sie steckte fest.
Die Hitze auf meinem Rücken wurde unerträglich. Die Haut juckte und am liebsten hätte ich sie einfach ausgezogen, so wie das T-Shirt zuvor. Doch das ging natürlich nicht. Ich drückte mich so weit an den Rand des Raumes, wie ich konnte, und blickte der Kugel entgegen. Wollte ihr in den letzten Momenten meines Lebens in die Augen blicken, wenn dieses Wesen denn irgendwo, versteckt unter den Flammen, welche besaß. Todesmutig wollte ich der Hitze standhalten. Doch in Wirklichkeit schnürte mir die heiße Luft die Kehle zu und ich krümmte mich, beugte mich unter Schmerzen nach vorne. Aber ich hielt die Augen offen, auch wenn es mich in einigen Sekunden das Augenlicht kosten würde.
Eine Hitzewelle ging vom Inneren des Raumes aus. Das war immer noch nicht die Bombe. Die zehn Minuten waren noch lange nicht um. Mit einem Schlag verdunstete alle Feuchtigkeit. Haare und Haut waren trocken, wie Stroh und Pergament.
Als ich erblindete, sah ich ein Gesicht. Ein alter Mann mit Glatze. Entfernt erinnerte er mich an Professor Kudyan. Ich starb hier gerade, warum konnte mir der Tod nicht ein erfreulicheres Bild schicken?
Dann folgte der Welle ein Flammenmeer und meine Haare fingen Feuer.