"Als ich fünfzehn war, hatte ich Gelbsucht."
Mit diesem recht "ungewöhnlichen" Satz-, ungewöhnlich, nicht im Sinne des Satzaufbaus,- sondern eher ungewöhnlich als erster Satz eines Romans, gleichermaßen einer Einleitung, beginnt "der Vorleser", und eigentlich ist man dann schon mitten drinnen in der Geschichte, denn Schlink "schreibt" nicht lange "um den heißen Brei".
"Der Vorleser" erzählt die Geschichte eines Fünfzehnjährigen und einer Frau mittleren Alters. Er beschreibt im wahrsten Sinne eine Liebesgeschichte, die das Leben prägt und durch die es dem Protagonisten des Romans, Michael Berg, in seinem späteren Leben nicht mehr gelingt, eine feste, standhafte Beziehung einzugehen und sich dauerhaft zu binden.
Hanna Schmitz, seine erste Geliebte, ist sechsunddreißig Jahre alt, als er sie trifft. Sie führt den Jungen in die Welt der Liebe ein, als Gegenleistung liest er ihr vor, denn Hanna ist Analphabetin.
Und eines Tages, ohne viele Worte, ohne sich gar zu verabschieden, ist sie gegangen, und Michael versucht zu vergessen und zu verdrängen. Er beginnt Jura zu studieren und vergräbt sich in Arbeit, doch hin und wieder holt ihn die Vergangenheit ein- und dann, nach beinahe dreißig Jahren, trifft er sie wieder...
"Der Vorleser" ist meiner Meinung nach ein äußerst gelungenes Buch, in dem Bernhard Schlink nicht nur die Problematik einer Beziehung und vor allem der ersten Liebe, auch wenn diese sehr "ungewöhnlich" ist, aufzeigt, sondern sich auch mit der Nachkriegszeit (2. Weltkrieg) und mit den schrecklichen Taten der Nazis beschäftigt.
Ein empfehlenswertes Buch, das sich trotz des herausfordernden Inhalts gut und flüssig liest.