Ich reiße die Tür auf und erstarre.
Zwei nackte ineinander verschlungene Körper.
In meinem Bett. Zwischen meinen Bettlaken. Auf meinem liebsten Bettbezug.
Hitze strömt mir von der Magengrube ausgehend durch meinen ganzen Körper. Die beiden haben mich noch nicht entdeckt, so verloren sind sie in ihrem kranken, geradezu widerlich intimen Liebesspiel.
"Wollt ihr mich eigentlich verdammt noch Mal verarschen? Was zur Hölle fällt euch eigentlich ein?"
Die Worte klingen selbst in meinen Ohren zu schrill - aber ich kann einfach nicht aufhören zu schreien.
Endlich schauen sie mich an.
Kurz denke ich, dass ich etwas in ihren Augen aufblitzen sehe. Scham. Doch diese ist so schnell wieder Weg, dass ich mir nicht sicher bin ob da wirklich etwas war. Und es ist mir auch egal. Es interessiert mich nicht, ob es ihr leid tut. Interessiert mich nicht, ob es ihm leid tut. Es interessiert mich verdammt noch mal nicht ob sie meine beste Freundin und er mein Verlobter ist. Noch immer sagt keiner von ihnen ein Wort. Die Sekunden fühlen sich unendlich lange an. Plötzlich bekomme ich keine Luft mehr und bittere Galle wandert mir langsam die Kehle hinauf.
Ich drehe mich auf dem Absatz um und renne. Gerade noch so schaffe ich es vor die Haustür, dann muss ich mich erbrechen.
Ich wische mir den Mund mit dem Handrücken ab.
Eine Hand legt sich auf meine Schulter. Ich drehe mich um und sehe ihn.
Instinktiv weiche ich einige Schritte zurück.
"Hör zu...es ist nicht..."
"Du bist ein verdammtes Arschloch."
"Bitte lass es mich erklären."
Ungläubig starre ich ihn an.
"Soll das ein Witz sein? Was willst du mir erklären? Wieso du ausgerechnet meine beste Freundin vögelst? Und das eine Woche vor unserer Hochzeit?"
Er schaut zu Boden. Schweigt.
"Ich liebe nur dich."
Ein kehliges Lachen entfährt mir. Es wird zu einem grotesken Laut.
"Du liebst niemanden. Außer dir selbst. Du hast Zeit bis heute Abend, dann bist du hier ein für alle Mal verschwunden. Und nimm dein kleines Flittchen gleich mit."
"Bitte Liebling, das ist nicht dein ernst." Ich schnaube.
"Stelle mich nicht auf die Probe. Ich bin fertig - mit euch Beiden!"
Ich wende mich zum Gehen.
"Ach, da hätte ich doch glatt etwas vergessen." Erneut bleibe ich stehen. Unschlüssig drehe ich das kleine Schächtelchen in meiner Jackentasche zwischen den Fingern. Ich zwinge mir ein Lächeln auf, mache dann einige Schritte auf ihn zu und strecke ihm die Schachtel entgegen.
"Das ist für dich." Er schaut mich irritiert an. Nimmt dann zögernd das Schächtelchen an sich. "Öffne es." Ich sehe ihn herausfordernd an.
Er macht große Augen, als er zwei winzig kleine hellblaue Söckchen aus der Schachtel holt.
"Herzlichen Glückwunsch. Ich bin Schwanger." Ohne ein weiteres Wort lasse ich ihn einfach stehen.