Osterfrühstück mit Sharimaya
Nach meinem hochinteressanten Besuch bei der dunklen Königin, kehrte ich zuerst in meinen Märchenwald zurück, um mich ein wenig auszuruhen und all die Eindrücke nochmals revuepassieren zu lassen. Ich sass gerade in meinem neu erbauten, komfortablen Baumhaus, bei einem ausgiebigen Osterfrühstück (es war gerade Osterzeit), als die Glocke, die unten am Baum befestigt war ertönte. Ich schaute hinunter und sah Sharimaya dort stehen, mit einem Osterkorb in der Hand. Sharimaya, welche alle kurz Shari nannten, war noch nicht so lange in Belle- Land. Doch wir kannten uns schon sehr gut und waren gut befreundet. Shari war sowas wie eine Seelenverwandte von mir. Sie war ein wenig älter als ich, mit sehr freundlichem Gesicht und leicht gewelltem, braunem, halblangen Haar. Ihre wundervolle Persönlichkeit, strahlte in den grünen Schatten der Bäume, wie ein Leuchtfeuer von Wärme und Liebe und sie winkte fröhlich, als sie mich sah. Dabei schien sogleich die Sonne auf ihrem lieblichen Gesicht aufzugehen. «Hej! Ich wollte noch kurz einen Osterbesuch bei dir machen!» «Dann komm doch rauf!» forderte ich sie freundlich auf. Shari stieg die, doch recht komfortable Treppe empor und ich öffnete ihr die Tür zum ersten Geschoss meines Baumhauses.
Zur Begrüssung, umarmten wir uns herzlich und stiegen dann noch einen Stock höher, wo das Wohnzimmer sich befand. Sie setzte sich zu mir an den massiven Holztisch, gefertigt aus dunkler Moor- Eiche, die ich einst zwischen Pollas Klippe und der Bücherstadt am Ufer gefunden, und mit einem Zauber nach Hause transportiert hatte. Die geschickten Gnomen und Zwerge, die meine Welt bewohnten, hatten dann daraus alle Möbel für mein Baumhaus angefertigt. Die Stühle waren wunderbar weich gepolstert und natürlich gab es auch eine Ecke, wo mein Zaubertisch stand, auf dem ich jeweils meine neuen Welten und Geschöpfe kreierte. «So ein Zaubertisch, wie du ihn hast, steht auch in Mangafox’s geheimer Werkstatt,» sprach Shari. «Ich war vor kurzem mal in ihrer Residenz zu Besuch. Auch sie kreiert dort ihre Geschichten. Eins ihrer Bücher jedoch, ist unter Verschluss. Foxxy sagte, sein Inhalt sei zu gefährlich, für Aussenstehende. Besonders so lang, bis sie noch kein Happy End geschrieben hat ;-). Ich durfte nur einen ganz kurzen Blick darauf werfen. Das Buch war mit Ketten verschlossen. Das musst du gesehen haben!» «Ich war noch nie in Foxxy’s Heim,» gab ich zu. «Aber ich kenne viele ihrer Babys. Das Buch dass du meinst, ist vermutlich die «Traum?» Geschichte (Lest dazu die Geschichte: «Traum?» von unserer Mangafox! Eine sehr spannende, überaus gruselige Geschichte!) «Ja, das ist gut möglich. Jedenfalls soll sie, wie gesagt, sehr gefährlich sein.» «Ja, in dieser Geschichte wird den Protagonisten die Seele gestohlen. Das könnte schon ziemlich übel sein, wenn man dieses Buch, sagen wir mal…, entfesseln würde!» Die Neugier hatte mich wieder voll in ihrem Würgegriff, aber nun wollte ich mich meiner Freundin widmen und verdrängte sie.
Mein Blick fiel auf den reichhaltigen Osterkorb mit manch süsser Leckerei darin. Ich pickte mir ein Pralinen- Ei, in einer goldenen Folie heraus, wickelte es aus und steckte es in meinen Mund. Die Schokolade war so zartschmelzend, dass sie mir sogleich auf der Zunge zerging. «Mmm! So leckere Schokoladeneier habe ich noch nie gegessen!» schwärmte ich. «Setz dich doch und nimm dir etwas vom Frühstück!» Shari setzte sich mit leuchtenden Augen zu mir an den Tisch und langte nach einem leckeren Brötchen, Käse und Aufschnitt. «Mmm! Hier kann ich so richtig zuschlagen!» Sie nahm eine Menge Butter und Konfitüre und strich sie auf das Brötchen. «Alles immer frisch von meinem Märchen- Bäcker!» schmunzelte ich. «Es lässt sich hier wirklich gut leben!» «Ja, es ist wundervoll! Also so ein Baumhaus, würde mir auch noch gefallen!» «Schön bist du gekommen und vielen Dank für den Korb!» Erneut stibitzte ich eines der goldenen Eier und liess dieses, wohlig seufzend, in meinem Mund zergehen. «Die sind sowas von guuut!» «Ja, direkt aus den Drachenlanden, aus der kleinen Konditorei beim Hof des Friedens. (Lest dazu auch: «Eine Drachengeschichte» von unserer Shari! Eine wundervolle Geschichte!). Deren Schokolade dort ist noch besser als Schweizer Schokolade und absolut Fairtrade noch dazu, wie übrigens alles in meinem Reich.»
«Kommst du mit dem Aufbau voran?» «Ja, sehr gut! Du weisst ich habe bereits einige Babys geboren, seit ich hier in Belle- Land bin und demzufolge wächst auch meine Welt!» «Wo lebst du jetzt eigentlich?» «In der Nähe des Berges, wo der junge Drache wohnt, direkt mit Blick auf die Dracheninsel, die ja auch die Form dieses Reptils hat.» «Es muss schön dort sein!» «Ja, ist es auch. Ich wandere oft durch die dichten Wälder und besuche Elije in ihrem kleinen Haus (Lest dazu Sharis Geschichte: «Eljie» schön und spirituell).» Von ihr lerne ich viel über die Natur und die Kommunikation mit Tieren und Pflanzen.» «Das klingt wirklich toll!» Noch während sie das sagte, hörte ich vor dem Wohnzimmerfenster, das muntere Trillern eines Vogels. Shari ging sogleich zum Sims und nachdem sie den kleinen Vogel, mit seinem bunten Gefieder einem Moment lang still angeschaut hatte, legte dieser den Kopf schief und hüpfte etwas näher heran. Shari streckte langsam ihre Hand aus und tatsächlich hüpfte ihr der Vogel darauf und liess sich von ihr ins Zimmer tragen. Liebevoll hielt sie ihre Lippen an seinen Schnabel und gab ihm ein sanftes Küsschen. Der Vogel blieb ganz ruhig und ich konnte meinen Blick kaum losreissen, von dem wundervollen Schauspiel. Shari nahm nun ein Stückchen Brot vom Tisch und reichte es dem Vogel. «Er hat Hunger!» sprach sie und der Vogel stürzte sich sogleich auf das schnabelgerechte Brotstückchen.
«Das ist wirklich eindrucksvoll!» sprach ich bewegt. «Da hast du tatsächlich eine Menge von Eljie gelernt! Irgendwann muss ich dich auch mal besuchen kommen.» «Wenn meine Welt dann etwas grösser ist,» sprach meine Freundin und entliess den Vogel wieder in die Freiheit. Er flog jedoch nur kurz einen Bogen, dann kam er wieder zurück und setzte sich vertrauensvoll auf Sharimayas rechte Schulter. Dort blieb er auch die kommenden Stunden. «Ich habe übrigens eine neue Flöte!» sprach meine Besucherin nach dem Frühstück: «Willst du sie mal sehen? Sie ist irgendwie magisch. Wenn ich sie spiele, fühle ich mich an einen anderen Ort versetzt. Ich sehe dann oft die Indianer vor mir, als ob ich direkt unter ihnen weilen würde! (Ich empfehle euch dazu die wundervolle Geschichte: «Die Flöte» von unserer Shari!) «Ja, die musst du mir wirklich mal zeigen!" Meine Freundin nahm eine wunderschöne, aus Sumac Fall-Holz gefertigte, Indianerflöte zur Hand, welche sehr natürlich geformt war und setzte sie an die Lippen. Der kleine, bunte Vogel blieb dabei auf ihrer Schulter sitzen. Als ich Shari zusah, wie sie mit geschlossenen Augen die ersten Töne spielte, die wie seidene Bänder meine Sinne umschmeichelten, stellte ich fest, dass ihre Bluse genau dasselbe leuchtende Blau aufwies, wie ein Teil des Vogelgefieders. So war es, als würden sie und der Vogel zu einem herrlichen Standbild verschmelzen, welches untermalt wurde von den wundersamen Klängen, die auch mir sogleich Bilder der Indianerwelt vor Augen zauberten.
Gefesselt lauschte ich, selbst mit geschlossenen Augen und vor mir zogen wundervolle Bilder ferner Welten vorbei. Es war wie ein Trancezustand. So erschrak ich auch beinahe, als Shari ihr Spiel schliesslich beendete. Ich erwachte wie aus einem Traum und blinzelte. Die Sonne fiel nun durch das Fenster herein und tauchte alles in einen lichten Schein. Shari sass mit dem Vogel vor dem Fenster und es war als läge um sie selbst eine Aura von Licht, die jetzt langsam wieder etwas verblasste, wenn auch nicht ganz verschwand. «Das war wunderbar!» schwärmte ich. «Diese Flöte scheint wirklich magische Kräfte zu haben. Ich glaube, dass sie wahrlich zu dir gehört, sie verstärkt dein Strahlen, das ist sehr eindrücklich!» Shari lächelte leicht verlegen und legte die Flöte wieder hin.
Den Rest dieses wundervollen Tages, verbrachten wir mit ausgiebigem Plaudern und noch etwas Spazieren-gehen. Ich zeigte ihr einen grossen Teil meiner Welt und freut mich schon, bis ich mal ihr Reich besuchen konnte. Zufrieden und glücklich schlief ich ein. Ich träumte von herrlichen Flötenklängen, bunten Vögeln und von der kleinen Konditorei in den Drachenlanden, wo es die besten Schoko Ostereier des Universums gab.