Ikigai Town
Nach den erholsamen Stunden in meinem Baumhaus, liess mich das, was Shari mir über die Welt von Mangafox erzählt hatte, nicht mehr los. Ich war irgendwie schon sehr neugierig. Ich fragte darum Foxxy, als ich sie mal wieder im Atrium antraf, ob ich mal zu ihr auf Besuch kommen dürfe. Foxxy trug meistens ein kurzes, rotes Kleid mit schwarzen Rüschchen und Einnähern verziert, ganz im Stil der Manga Geschichten. Sie hatte diesmal ausserdem ein paar niedliche Fuchs- Öhrchen, die sehr gut zu ihrem Namen passten. Ich Haar war blond und lang, ihr Teint etwas heller und ihre grossen Augen tiefblau. Als sie so daherkam, erschien es mir, als wäre sie selbst direkt einem Manga entsprungen. Und doch wusste ich, dass hinter ihrem eher unschuldig anmutenden Äusseren, auch ein Hang zum Düsteren, zu Horrorstorys bestand. Diese kam dann zum Tragen, wenn sie an ihrer Traum? Geschichte arbeitete. Nichtsdestotrotz, war sie ein sehr freundliches, aufgeschlossenes Wesen, dass ich schon von Anbeginn sogleich ins Herz geschlossen hatte.
«Ö.ö.» sagte sie, als ich sie wegen einem Besuch fragte und legte den Manga- Comic, den sie gerade am Lesen war zur Seite. «Es wird ja wirklich mal höchste Zeit, dass du mich besuchen kommst. Wir können uns gleich in meinem italienischen Lieblingscafé treffen, es liegt in meiner Stadt Ikigai-Town (Wikipedia sagt dazu: Ikigai (jap. 生き甲斐 ‚Lebenssinn‘ ist frei übersetzt „das, wofür es sich zu leben lohnt“, „die Freude und das Lebensziel“ oder salopp ausgedrückt „das Gefühl, etwas zu haben, für das es sich lohnt, morgens aufzustehen“. Vielleicht Berufung?) und heisst Alberello. Der italienische Kellner dort ist… nun ja, wie soll ich sagen… ziemlich heiss!» (Lest dazu Foxx(x)ys Geschichte: Zwerge sind nicht dumm). Ich schmunzelte leicht und erwiderte: «Wenn du das sagst, muss ich diesen Kellner wirklich mal sehen. Ich hatte in jungen Jahren, auch eine grosse Schwäche für Italiener.» «Dann wird er dir gefallen. Ich habe eigentlich vor ihn mit Linda zu verkuppeln. Mal sehen, ob es schlussendlich klappt. Linda ist oft sehr gestresst mit Familie und allem Drum und Dran (Näheres dazu ebenfalls in «Zwerge sind nicht dumm») und darum… Aber was soll’s! Ich beschreibe dir den Weg zum Café, ist nicht schwer zu finden. Du als Hohepriesterin kannst sicher ein Portal dorthin machen. Nach dem Kaffee trinken, gehen wir dann auf mein Schloss und dort zeige ich dir, wie ich so lebe.» «Das hört sich doch nach einer guten Idee an!» freute ich mich.
Und so begab es sich, dass ich tags darauf meine Reise zu Mangafox’s Belle- Welt antrat. Ich konzentrierte mich und sammelte die Energie an einer bestimmten Stelle. Ein heller Wirbel entstand dabei und begann sich schnell und immer schneller zu drehen. Ich nahm meinen Priesterinnenstab- Rod of the Highpriestress (mit dem ich auch schon besonders dreiste Spann… äh Spammer und Trolle in die Schranken gewiesen hatte) und schliesslich verfestigte sich der leuchtende Wirbel zu einem Portal. Ich rief: «Ikigai Town- Alberello Café !»
Sogleich erblickte ich vor mir eine schmale Gasse, die gesäumt war von quietschebunten Hausfassaden. Überall hingen japanische Seiden-Lampions, in allen Farben, die in der Nacht bestimmt ein schönes Licht auf die Strassen warfen. Nun war jedoch noch Tag und die strahlende Sonne, brachte die Fassaden Ikigai Town’s besonders intensiv zum Leuchten. Irgendwie waren sie mit einer leicht glänzenden Farbe bemalt, die allem noch mehr Strahlkraft verlieh. Der Baustil war eine Mischung aus traditionellen japanischen und High Tech Elementen. Überall gab es verschiedene Leuchtreklamen und Tafeln mit japanischen Schriftzeichen darauf, die ich natürlich nicht zu entziffern vermochte. «Ich hätte Kisha mitnehmen sollen!» ging es mir durch den Kopf. «Sie hat doch Japanologie studiert. Die könnte mir sicher alles übersetzen!» Aber Kisha war nun mal nicht anwesend ☹ und so musste ich einfach gute beobachten und all die Eindrücke selbst verarbeiten, die hier auf mich warteten. Ikigai Town war tatsächlich eine unglaubliche Stadt. Alles war so lebendig und verspielt. Fast kitschig mutete es an und doch wieder nicht. Wie man es sich von Mangas oft gewöhnt ist.
Ich schaute mich tief beeindruckt um. Dieser Stadt war wahrlich ein kleines Manga Paradies. Die Leute die ich antraf, wiesen zum grössten Teil die Merkmale typischer Manga Gestalten auf. Sie hatten allesamt riesige Augen, in allen möglichen und unmöglichen Farben. Eher kleine Nasen und auch die Münder waren klein. Ich wusste jedoch, dass diese sehr gross werden konnten, wenn gewisse Emotionen im Spiel waren. Die Leute waren alle, passend zu den Hausfassaden, bunt und vielfältig angezogen. Die Mädchen und Frauen trugen phantasievolle Kleider. Vorwiegend aber kurze Röcke und hohe Stiefel. Manchmal auch Hotpants, kimonoähnliche Gewänder, ausgeflippte Pullis, oder Hosenanzüge. Die Kleidungsstücke und Accessoires, waren nicht selten verziert mit Strasssteinen, Rüschchen oder Mäschchen. Die weiblichen Ikigainer, waren ausserdem schrill geschminkt und in ihren Haaren, steckten, passend zu ihrem Outfit, verschieden Maschen und Bänder, manchmal ebenfalls besetzt mit Strasssteinen.
Die männlichen Exemplare wollten, so wie es aussah, vor allem lässig und cool rüberkommen, da und dort gab es auch einen etwas gesetzteren Mann im Anzug. Die Meisten männlichen Ikigainer, trugen jedoch irgendwelche weite Jeans, Bermudas, Kapuzenjacken und Lumber in eher eigenwilligen Farbzusammenstellungen. Auch Käppis in allen Varianten fehlten nicht und da und dort sah man sogar ein Stirnband im Ninja Stil. Ihr Gang war meist lässige die Frisuren varierten zwischen langen Haaren, Fransenlook, Wuschel- oder Bubikopf. Auch bei den Frauen, gab es vielfältige Frisuren, teilweise bunt gefärbt.
Alle schienen gut drauf zu sein, jedenfalls jene, die mir begegneten. Ich schaute mich nach dem italienischen Café um, und hatte es schon bald gefunden.
Als ich jedoch reingehen wollte, wurde ich von lautem Schreien abgelenkt. Scheinbar wurde hier an diesem sonst vorwiegend harmonischen, fröhlichen Ort, doch auch mal gestritten. Ich sah ein Pärchen, dass gerade in die Gasse einbog, in der ich mich befand. Sie kamen mir entgegen und ein wildes, ziemlich lautes Wortgefecht, war zwischen ihnen im Gange. «Du hast sie angestarrt, ich habe gesehen wie du sie angestarrt hast!» schrie die junge Frau, während sich ihr Mund auf unnatürliche Weise verzog und ihre grossen Augen dabei zornig funkelten. «Ach was, ich habe sie doch gar nicht angestarrt!» schrie er zurück, während er ebenfalls wilde Grimassen zog. «Doch! Du hast auf ihre Brüste gestarrt. Nur weil sie so grosse Brüste hatte! Sie sah aus, wie aus einem Umemaro Hentai. Deine Augen wurden ja beinahe gestrichelt. Das finde ich so traurig! Ich dachte du liebst mich!» «Ich liebe dich doch!» wehrte er sich lautstark und verdrehte die Augen, bis zur Unerkenntlichkeit. Seine Stirnfalten wurden immer tiefer, jedoch nichts im Vergleich zu den ihren. Die Augen der jungen Frau, verschwanden beinahe unter den finster gebogenen Brauen und sie stritten immer weiter. Das Paar ging nun an mir vorbei, beachteten mich in ihrem Zorn jedoch gar nicht. Ich wich schnell aus, um nicht von ihnen überrannt zu werden, denn ihr Gang war ziemlich zackig. «Niemals hätte ich das von dir gedacht! Niemals!» Die Stimme der jungen Frau wurde immer weinerlicher, ihr Zorn wich mehr und mehr der Trauer und schliesslich weinte sie so sehr, dass Wasserfälle von Tränen aus ihren Augen quollen. Es war ein herzzerreissender Anblick.
«Ach komm schon!» der junge Mann umarmte sie etwas hilflos. Doch der Tränenfluss wollte einfach nicht stoppen. «Ich liebe dich doch. Du bist doch das Wichtigste für mich!» suchte er sie zu beschwichtigen. «Kann sein, dass mich die Brüste dieser… Frau, ein wenig irritiert haben. Aber… das heisst ja nicht, dass ich mich deswegen für sie interessiere…» Seine Partnerin hörte aprupt auf zu weinen und ihr Ausdruck wechselte wieder von Trauer zu Zorn. «Also doch! Du hast auf ihre Brüste gestarrt! Das werde ich dir nie verzeihen, niemals!» Wutentbrannt, rauschte die junge Frau davon. «Ohjeh!» dachte ich mir. «Hoffentlich kriegen die beiden die Kurve wieder!»
Ich blickte auf meine Uhr und erschrak. Es war ja schon viel zu spät! Hastig öffnete ich die Tür zu dem kleinen Restaurant Alberello. Der Duft nach italienschem Kaffee und Kuchen, stieg mir in die Nase und eine angenehme, südliche Ambiance empfing mich. Ich trug nicht meine übliche Robe, sondern ein Art Kimono in türkis, blau und silber mit schönen Stickereien von Vögeln und Ranken darauf und darüber einen passenden Mantel. «Signora!» vernahm ich eine samtene Stimme mit italienischem Accent «Darf ich ihnen den Mantel abnehmen?» Ich drehte mich um und das stand er… der heisse Kellner! Foxxy hatte schon Recht gehabt. Er sah nicht übel aus war ziemlich muskulös und braungebrannt und vor allem menschlich, nicht so… mangamässig. Ich nickte zustimmend und der Kellner hängte meinen Mantel an die Garderobe. «Die Padrona (Herrin) erwartet euch bereits am Tisch dort drüben. Sie sagte mir, dass ihr kommt. Es ist uns eine Ehre euch hier begrüssen zu dürfen grosse Sacerdotessa!» (Hohepriesterin). Ich verstand zwar nicht wirklich, was diese Worte bedeuteten, denn mein Italienisch war mehr als dürftig, doch ich nickte und liess mich vom Kellner an den richtigen Tisch geleiten. Schon von weitem sah ich Mangafox welche mich mit freudig blitzenden Augen begrüsste. Auch diesmal trug sie ihr rotes Kleidchen und die Fuchsöhrchen. Mein Blick blieb einem Moment an selbigen hängen. «Gefallen dir meine neuen Öhrchen?» fragte sie mich und umarmte mich kurz und herzlich. «Ja… sie sind ganz süss. Passen wirklich sehr gut in diese Mangawelt.» «Dachte ich mir eben auch.» «Sorry ich bin etwas zu spät, habe gerade zwei deiner Manga- Kreationen miteinander streiten sehen. Sah ziemlich dramatisch aus.» «In Mangas und Animes sieht vieles immer etwas dramatischer aus, als es wirklich ist!» lachte Foxxy. «Mach dir darüber keine Gedanken. Ich schreibe eh all die Geschichten von den Leuten hier selbst. Ich schaue schon, dass es ein gutes Ende für das Pärchen nimmt.» Sie lachte ihr fröhliches, helles Lachen. Dann wanderte ihr Blick herüber zum Kellner «und… wie findest du ihn?» «Nicht übel. Linda wird ihre Freude an ihm haben.» «Das denke ich auch,» gab Foxxy verschmitzt lächelnd zurück. «Was willst du gerne trinken? Es hat hier auch leckere Gelatti (Eiskrem).» «Gelatti klingt gut!» freute ich mich und so bestellten wir und plauderten angergt über Gott und die Welt.