Das bunte Schloss der Mangakönigin und ihre geheime Werkstatt
Eine ganze Weile schlenderten wir dann noch durch Ikigai Town und ich beobachtete alles erstaunt und voller Interesse. Ich fand diese Welt hier voll cool, mit den bunten Häusern und der lustigen Leuten. Einige dieser Leute, hatten auch Tierchen dabei, welche mich an verschiedene Pokémon erinnerten. Allesamt waren sie sehr niedlich und oft genau passend zu ihren Besitzern ausgesucht. «Das dort sieht aus wie ein blaues Pikachu und das dort drüben, wie ein rotes Evoli.» staunte ich. «Eigentlich sind hier alle Pokémon vertreten, einfach teilweise in anderen Farben.» «Du kennst dich damit aus?» fragte mich Foxxy. «Nicht wirklich, ich weiss nur das was man so hört und liest. Ich finde diese Stadt sehr eindrucksvoll!» «Ja, mir gefällt es an dieser Ort auch! Hier kann ich mich kreativ richtig austoben!» «Das sieht man. Das alles ist dir wirklich gut gelungen!» «Vielen Dank! Mein Schloss wird dir sicher auch gefallen. Siehst du, dort hinten auf dem Hügel steht es!» Sie zeigte in die angegebene Richtung, während die weite Manschette ihres roten Kleidchens, leise raschelte. Vor mir auf dem Hügel, sah ich ein sehr schönes Schloss, mit vielen schlanken, spitzen Türmen, die ebenfalls alle verschiedene Farben hatten. «Das Aussehen meines Schlosses, wurde inspiriert durch ein Orphanimon Schloss,» erklärte mir Foxxy, als wir uns auf den Weg machten. Ich verstand nur Bahnhof und fragte: «Was sind Orphanimon?» «Das sind Digimon, die ein wenig an Engel erinnern.» «Digimon?» «Ja, davon gibt es auch Spiele und verschiedene Anime Geschichten. Digimon sind sowas wie Pokémon, nur sind es digitale Wesen, wie der Name schon sagt.» «Achso,» erwiderte ich «und schon wieder etwas Neues dazugelernt.» «Immer gern!» lachte Mangafox und warf temperamentvoll ihr blondes Haar in den Nacken. «Mein Schloss hat übrigens noch eine andere, besondere Eigenschaft. Es kann fliegen, ähnlich wie das Wandelnde Schloss. Schon mal davon gehört?» «Ja, aber den Film habe ich noch nie gesehen.» «Das spielt keine Rolle. Jedenfalls kann ich mit meinem Schloss fliegen, wohin immer ich will. Doch an diesem Ort, gefällt es mir gerade besonders gut. Wie gesagt, Ikigai Town ist eine meiner grössten, und liebsten Schöpfungen. Irgendwann jedoch werde ich sicher bald wieder etwas in Belle- Land herumreisen. Vielleicht besuche ich dich dann mal in deinem Märchenwald.» «Das wäre natürlich ganz toll!» freute ich mich, während wir das leuchtend-goldene Tor des Schlosses durchschritten. Dieses wurde bewacht von engelartigen blaugekleideten Wesen, mit einem Paar normaler Flügeln und einigen zusätzlichen, goldenen Flügelplatten. Sie trugen Helme und goldene Rüstungen über ihren Gewändern. «Das hier z.B. sind Orphanimon,» erklärte mir Foxxy beiläufig. «Ach du meine Güte! Die sind ja wunderschön!» Mein Blick blieb an den edlen Gestalten hängen, die ausserdem glänzende Speere und Schilde bei sich trugen. «Eigentlich sind sie mehr zur Dekoration!» schmunzelte meine Gastgeberin. «Im Prinzip bräuchte ich keinen Schutz, aber sie sind zu manchen Dingen nützlich, so haben mich die hier ansässigen Orphanimon, auch schon in digitalen, oder architektonischen Belangen unterstützt und beraten. Mein Schloss ist nicht nur sehr schön bunt, sondern auch ein High Tech Palast, mit allen möglichen Accessoires. Wir haben hier sogar WLAN, stell dir vor!» «WLAN? Braucht es das denn? « Es kann auch für Belle- Land nützlich sein, wenn man digital verbunden ist. So kann ich dir dann auch mal eine Nachricht schicken, ohne dafür eine Schriftrolle oder einen Boten zu benötigen.» «Eigentlich finde ich die traditionelle Art der Schriftrollen Versendung ganz schön,» gestand ich ein. «Jedem das seine!» lachte Foxxy und führte mich hinein ins Schloss.
In einem riesigen Speisesaal, assen wir ein leckeres Abendessen. Zwei junge Dienstmädchen mit ziemlich kurzen, schwarzen Kleidchen und weissen Schürzen, mit Rüschen dran, servierten uns das Mahl. Sie sahen ebenfalls sehr mangatypisch aus und verströmten den üblichen Dienstmädchen- Charme, den man aus Animes und Mangas kennt. Nach dem Essen, wollte mir Foxxy das Schloss zeigen.
Ich war jedoch so neugierig auf die geheime Werkstatt, von der mir Shari erzählt hatte, dass ich Foxxy danach fragte. «Soso Shari hat dir also von meiner geheimen Werkstatt erzählt, womit sie wohl nicht mehr so geheim wäre.» In den Augen meiner Gastgeberin lag ein Ernst, der mich etwas verunsicherte und ich musste sie wohl etwas schuldbewusst angeschaut haben, denn auf einmal lachte sie hell auf und sprach: «Nur keine Angst! Sie heisst nur geheime Werkstatt, auch wenn sie nicht wirklich so geheim ist. Aber dort drin befindet sich eben ein Werk von mir, das nicht ganz ungefährlich ist.» «Die Traum? Geschichte!» (Lest unbedingt dazu die Geschichte «Traum?» von unserer Foxx(x)y! Eine Horrorgeschichte, die fesselt, aber nichts ist für schwache Nerven) platzte ich heraus und wollte mir sogleich auf die Zunge beissen, weil ich meine Neugier mal wieder nicht hatte zügeln können. «Ja…» sprach Foxxy mit einem verschwörerischen Unterton in der Stimme. «Die Traum? Geschichte! Sie ist dort unten… in Ketten gelegt und mit Ketten verschlossen, damit sie niemanden gefährden kann. Bist du sicher… dass du sie sehen willst?» Ihre Augen blickten plötzlich finster und ihre Stimme nahm einen unheimlichen Klang an. «Jaja… wenn ich darf!» stotterte ich. «Du darfst!» erwiderte sie mit der selben unheilsschwangeren Stimme, um sogleich wieder in helles Gelächter auszubrechen, als sie meine angespannte Mine und meine grossen Augen sah. «Wenn ich dabei bin, sollte es kein Problem sein. Aber… alleine würde ich nicht dort hin gehen,» ermahnte sie mich und das war nun wohl wirklich ernst gemeint. Ich nickte nur und konnte kaum erwarten diese geheime Werkstatt zu sehen.
Meine Gastgeberin, führte mich eine, endlos scheinenende, Wendeltreppe hinunter, in den finsteren Bauch des Schlosses. Hier unten gab es eine Menge dunkle, verliesähnliche Räume, jedoch auch einen Art Maschinenraum, worin irgendwelche seltsamen, fast organisch geformten Maschinen, vor sich hin ratterten. «Diesen grossen Hebel dort drüben, muss man unlegen, wenn man abheben will,» erklärte mir Foxxy und brachte mich zu einem riesigen, rot angestrichenen Vorrichtung. «Wenn man ihn betätigt, wird das Schloss vom Untergrund abgekoppelt und eine Reihe von Mechanismen in Gang gesetzt, um es flugtauglich zu machen. Dann sollte man hier möglichst schnell verschwinden. Denn dann ist an diesem Ort die Hölle los! Meine Werkstatt ist dort hinten.» Sie führte mich durch einen endlos scheinden Gang, aus grob behauenem Gestein, der nur schummrig von einigen Fackeln beleuchtet war. Foxxy nahm einen grossen, goldenen Schlüssel und steckte ihn in ein Schloss am Ende des Ganges. Ein komplizierter Verschlussmechanisums wurde dabei ausgelöst und dann schwang die Tür, nach einem mir endlos vorkommenden Augenblick, knarrend und knarzend zurück.
Tiefste Dunkelheit umfing uns und nur ein seltsames, unheimliches Flüstern war zu hören. Ich verstand jedoch nicht, was es sagte. Es war ziemlich gruselig. «Das Buch… es redet!» flüsterte Foxxy. «Ein Buch das redet?» «Ja, es sind finstere Formeln, aus einem finsteren Reich.» «Das klingt ja schon ziemlich grausig,» flüsterte ich zurück und spürte auf einmal einen dicken Kloss im Hals. Kalte Schauder rieselten mir über den Rücken und ich versuchte mit meinen Augen die Finsternis zu durchdringen. Doch dann flammte auf einmal ein heller Schein auf, der mich beinahe blendete. Foxxy hatte den Licht-Schalter betätigt. Estaunt blickte ich mich um. Wir befanden uns in einem runden Raum, an dessen Wänden alles voll mit Bücherregalen war. Diese waren vollgestopft mit Manga/Anime Comics. Viele davon, waren sogenannte japanische Yaoi und Yuris (diese erzählen meist Liebesgeschichten, zwischen gleichgeschlechtlichen Paaren). «Du hast da ja eine beachtliche Sammlung an bildender Literatur,» sprach ich und schmunzelte. «Tja,» grinstes Mangafox «das braucht es einfach, in einem ausgflippten Mangareich wie meinem! Ausserdem muss ich mich mit gewissen Thematiken intensiv auseinandersetzen, wenn ich selbst mal etwas mehr Erotikgeschichten schreiben will. Ich mach das schliesslich, um mir das dritte X in meinem Namen zu verdienen. Eine Auflage unserer dunklen Fürstin Meg bei einem unserer vielen, erbauenden Gespräche im Atrium. Du warst ja damals auch dabei, als wir darüber sprachen.» Ja, natürlich erinnerte ich mich. «Also ich finde, du hast dir das dritte X eigentlich schon verdient (Lest dazu das erotisch prickelnde Gedicht «Liebesnacht» von unserer Foxxxy), sprach ich und ich war auch fest entschlossen, mich später noch intensiver mit der bildenden Literatur, die hier verborgen lag, auseinanderzusetzen. (Sofern Foxxxy mir das überhaupt erlaubte)
Aber vorerst wurde ich von etwas anderem abgelenkt. Ich sah nun das Buch, dass unheilverheissende Buch, welches in schwere Ketten gelegt, inmitten des Raumes auf einem Tisch lag. Sein Umschlag war aus schwerem, dicken Leder, pechschwarz und mit einer unheimlichen Fratze geschmückt. «Nur keine Angst, ich habe es unter Kontrolle,» beschwichtigte mich Mangafox. Sie trat näher an den Tisch heran und das Flüstern verstummte sogleich. Sie streichelte mit ihren Händen beschwichtigend über den schweren Einband und nun gab das Buch auf einmal einen schnurrenden Ton, wie der einer zufriedenen Katze, von sich. «Es kennt mich, immerhin bin ich seine Mama,» sprach Foxxy und ein Lächeln, erfüllt mit Mutterstolz, umspielte ihre Lippen. «Aber es scheint doch ziemlich gefährlich zu sein,» gab ich zu bedenken. «Nicht für mich, oh nein… nicht für mich…» ein eigentümliches Funkeln lag in Foxxys Augen, als sie das sagte. Ich fand das alles unglaublich aufregend und ehe ich richtig darüber nachgedacht hatte, rief ich: «Darf ich mal reinschauen!» Foxxy musterte mich einen Augenblick lang nachdenklich und ernst. «Meinst du wirklich?» «Ja, du bist ja dabei, da wird schon nichts passieren. Sowas erlebt man schliesslich nicht alle Tage.» «Also ich weiss nicht so recht…» «Bitte!» «Nun gut, aber nur ganz kurz und es bleibt an der Wand angekettet.» «Klar! Du bist der Boss!»
Foxxy nickte und nach einem kurzen Zögern, öffnete sie die beiden Sperrfederschlösser, die die Ketten um das Buch verriegelten, mit einem weiteren, kleineren Schlüssel, den sie um den Hals trug. Die Schlösser schnappten auf, die Ketten fielen ab und Foxxy öffnete langsam das unheimliche Buch. Es gab ein zischendes Geräusch und seltsamer Qualm, entwich zwischen den Buchdeckeln. Ich zuckte leicht zusammen und machte einen Schritt zurück. «Das tut es immer, wenn ich es aufmache,» beruhigte mich Mangafox. Sie schob die Buchdeckel noch mehr auseinander und schliesslich lag das Buch offen vor uns. Doch… da war gar nichts Spektakuläres. Es waren einfach ganz normale Buchseiten die da vor mir lagen, mit der zierlichschönen Handschrift von Foxxy beschrieben. Ich begann ein wenig zu lesen und es kam mir alles bekannt vor, weil ich die «Traum?» Geschichte ja gut kannte. Foxxy blätterte weiter, bis ganz zum Ende. «Leider bin ich bisher noch nicht weitergekommen,» sprach sie. «Ich weiss noch nicht so recht, wie sich die Geschichte noch entwickelt. Dennoch wohnt ihr schon ein dunkler Zauber inne.» «So unheimlich sieht es aber gar nicht aus, ich habe mir das schlimmer vorgestellt.» «Unterschätze nicht die Macht des Traums Xannybunny (ein Spitznamen, den mir Foxxxy manchmal sagt)! Das könnte dich teuer zu stehen kommen!»