Empfehlung: Vorher die Einladung in den Wald zu lesen: https://belletristica.com/de/text/einladung-in-den-wald-4203
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Wir befinden uns am Rande eines Waldes, die Luft ist warm, wir haben Sommer. Die Sonne scheint und schafft es tatsächlich hier und da das Blätterdach zu durch dringen. In den kleinen Lichtkegeln tanzt der Staub munter durch die Luft und freut sich seiner Existenz. Bevor wir eintreten können, mustert uns der Wind. Er ist kühl, feucht und duftet nach frischem Laub. Als wir die ersten Schritte in das uns unbekannte Universum unternehmen, begrüßt uns ein Vogel mit Gesang. Wir wissen es nicht ob es ein Rotkehlchen, eine Amsel oder ein anderer schöner Singvogel ist. Denn das ist für uns auch gar nicht wichtig, wir wurden begrüßt und können nun tiefer in den schattenspenden Mischwald dringen. Je länger wir zwischen den Stämmen verweilen und über die Wurzeln klettern, stellen wir fest, dass aller Gesang weit über unseren Köpfen stattfindet, gelegentlich wird dieser unterbrochen vom Hämmern eines Spechtes der emsig nach Futter sucht. Doch auch im Bereich der Stämme gibt es Sänger und Musikanten: Grillen zirpen zwischen den Wurzeln, Zikaden singen von den Rinden der Bäumen und ab und an brummt ein Junikäfer an uns vorbei. Wir nehmen in diesem musikalischen Schauspiel einen tiefen Atemzug der Luft: sie ist noch angenehmer als der Windhauch, welcher uns begrüßt hatte. Es riecht nach Nadeln, Laub und frischem Leben. Es tut uns gut die Luft in unsere Lungen zu ziehen und sie wieder gebraucht an den Wald abzugeben. Er freut sich darüber, so erhält er Nährstoffe von uns. Also nehmen wir noch Mal einen kräftigen Atemzug, ehe wir weiter, tiefer in den Wald gehen. Wir hören in weiter Ferne das plätschern eines Baches, folgen wir dem Geräusch? Gewiss tun wir das, wir wollen das Wasser sehen, riechen und vielleicht auch schmecken. Als wir den Bach erreichen, sehen wir klares Wasser, welches munter um einige Felsen schwimmt. Im Bächlein schwimmen kleine Fische und Insekten. Wir fragen uns ob sie überhaupt etwas von dem Klangkonzert des Wassers, der Landinsekten und Vögel vernehmen oder ob sie in gänzlicher Ruhe verweilen. Wir schauen auf und sehen wie eine Kröte durchs Ufergebüsch hüpft. Sie ist so klein und gut getarnt, beinahe hätten wir sie übersehen. Wir strecken uns, wollen rasten, der Lauf war lang. Wir finden einen schönen großen Baum. Wir lehnen unseren Rücken an diesen Baum, spüren die Sonnengeküsste Rinde durch unser T-Shirt und werden allmählich schläfrig. Im Schatten des Baumes ist angenehm warm, das Lichtspiel, welches durch die Blätter dringt hat etwas beruhigendes, fast schon hypnotisches.
Ehe wir einschlafen hören wir hinter dem Baum ein leises knacken. Wir richten uns ein wenig auf und sehen ein kleines Eichhörnchen an uns vorbeiflitzen. Der kleine rote Blitz saust förmlich den nächsten Stamm hinauf um dort unter lautem Gemecker zu verschwinden. Es wird wieder ruhiger und wir spüren immer mehr die Erschöpfung des Tages und dösen langsam ein.
Als wir erwachen ist es bereits Nacht. Das Dunkel hat den ganzen Wald verschluckt, etwas schlaf trunken reiben wir uns die Augen und stellen uns die Frage wie wir nach Hause kommen können. Da erblicken wir ein Licht. Es ist ein Glühwürmchen, welches uns bedeutet zu folgen. Langsam folgen wir dem kleinen Licht, vorbei an rufenden Käuzen und quarkenden Fröschen. Wir müssen wirklich langsam machen, es ist dunkel, auch wenn der Mond fahl durchs Geäst scheint, man sieht kaum die Hand vor Augen. Fast wäre es passiert und wir hätten eine kleine Maus niedergetrampelt. Schnell rennt das Nagetier in sein Versteck um vor unseren Füßen sicher zu sein. Langsam scheint es am Ende des Waldes heller zu werden. Wir erreichen den Ausgang, dass Glühwürmchen verschwindet.
Dies war unser Waldbesuch.
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1.06.2016 © Felix Hartmann