Der Deutsche August Gissler wurde bekannt als glückloser Schatzsucher der Kokos-Insel. Zwischen 1889 und 1908 war er auf dem kleinen Eiland, rund 160 Seemeilen vor der Küste Costa Ricas, auf der Suche nach dort vergrabenen Schätzen - vorwiegend dem Kirchenschatz von Lima. Gefunden hat er sie nie.
Hoffnung auf den schnellen Reichtum
August Gissler wurde am 9. September 1857 in Remscheid geboren. Im Alter von 23 Jahren heuerte er als Matrose auf einem Schiff an. Dort lernte er den portugiesischen Auswanderer Manoel Cabral kennen, der ihm von den riesigen Schätzen erzählte, die auf der Kokos-Insel vergaben sein sollen. In den folgenden Jahren kam Gissler in Besitz mehrerer Schatzkarten. Im Jahr 1889 fasste er den Entschluss, nach dem ungeheuren Reichtümern im Boden der Insel zu graben. Ein paar Spatenstiche und er werde reich sein, hoffte der Deutsche.
Sein Ziel war es, neben anderen kleineren Schätzen, den Kirchenschatz von Lima zu finden. Diesen soll der britische Kapitän Williem Thompson knapp 70 Jahre zuvor vergraben haben. In heutigen Zahlen hätte dieser einen Wert von rund 220 Millionen Dollar. Kernstück des Schatzes ist die Statue der Jungfrau Maria, die allein schon rund eine Tonne wiegt. Dazu kommen 112 weitere Goldstatuen, 150 Kelche, 200 Kisten Juwelen, mit Diamanten verzierte Schwerter, Silber- und Goldbarren sowie 1000 Diamanten.
Volles Risiko
August Gissler war fest entschlossen den Schatz zu heben, koste es was es wolle. Zwei Jahre lang gräbt er gemeinsam mit Helfern auf mehreren Expeditionen nach den Reichtümern - vergebens. Danach setzt er alles auf eine Karte. Gissler beantragt bei der Regierung Costa Ricas eine Konzession zur Gründung einer Kolonie auf der Kokosinsel. Mit der Genehmigung in der Tasche reist er zurück nach Deutschland und überredet zahlreiche Familien, mit ihm auf die Insel zu ziehen. Noch bevor es zurück nach Mittelamerika geht, heiratet er seine Lebensgefährtin, die ihn ebenfalls auf die Insel begleitet.
Ernennung zum Gouverneur
Um seinen Traum zu finanzieren gründet Gissler eine Aktiengesellschaft, mehrere Investoren stellen die Gelder bereit. Die neu angekommenen Siedler errichten ein Sägewerk, bauen Blockhütten und legen Wege an. Auf dem Boden aus Vulkangestein und Lehm versuchen sie, Gemüse, Tabak und Kaffee anzubauen. Doch oft genug wird daraus nichts. Viele Pflanzen verenden, da der Boden für Ackerbau kaum geeignet ist. Gissler selbst kümmert sich fortan um Nachschub, den er mit seinem Boot besorgt.
Bei der Schatzsuche stellen sich sogar erste Erfolge ein. Gissler findet ein paar Goldmünzen sowie einen goldenen Handschuh. Genug, um ihn weiter an seinen Traum glauben zu lassen. Das Gerücht, auf der Insel reich werden zu können, macht auf dem Festland die Runde und immer mehr Siedler und temporäre Expeditionen kommen auf die Insel. Da sich jemand um die Verwaltung kümmern muss, wird Gissler 1897 sogar zum Gouverneur der Kokos-Insel ernannt.
Nach 20 Jahren ist Schluss
Doch schon bald wendet sich das Blatt. Die Insel ist von den Siedlern, denen Gissler ein sorgloses Leben versprochen hat, nicht urbar zu machen. Zudem kämpfen sie mit dem wuchernden Urwald und einer Rattenplage. Immer mehr verlassen die Insel, bis schließlich nur noch Gissler und seine Frau übrig sind. Sie machen noch bis 1908 weiter. Danach verlassen auch sie enttäuscht die Insel. Was er zurücklässt, sind kilometerlange Tunnel in der Erde, eine verwaiste Siedlung und unzählige Löcher im Boden. Knapp 20 Jahre hatte er sich durch die Kokos-Insel gegraben und lediglich einige Goldmünzen und besagten Handschuh gefunden.
August Gissler kam nie über diese Enttäuschung nie hinweg und verstarb im Jahr 1935 als verarmter Mann in New York.