- Die Gegenwart -
Die Spur der Fremden zog sich von der Küste bis zu den Ruinen vor der Zitadellenstadt. Es waren nicht viele, sondern nur zwei, die diesen Weg gingen. Ein abenteuerlicher Weg, wie ihr berichtet wurde. Sie waren um ein Haar einer Vetianischen Riesenechse entkommen und auf das Gebiet der Wagenbauers geflohen, die als eine der ersten Familien wieder Viehzucht außerhalb der Agrarebenen der Zitadelle betrieb. Deren Verteidigungsanlagen hätten Kleinholz aus dem Dino gemacht.
Jetzt sie steuerten geradewegs auf die nächste Katastrophe zu, auf die Ruinenstadt, deren Straßen Moritz unter seinem Superhelden-Alter-Ego 'Die Faust des Calu' unsicher machte. Dort würde Klara sich mit Sergej und Sarah treffen und Schlimmeres verhindern – wenn es noch nicht zu spät war.
"Wir sind an der Farm der Wagenbauers vorbeigekommen", erklärte Sergej im ComNet. "Sie war komplett verwüstet."
"Ich habe von den Vögeln in der Gegend Berichte über eine Vetianische Riesenechse bekommen, aber eigentlich ist die wieder abgehauen."
"Haben sie sich vielleicht geirrt? Ich meine, es sind ja nur Vö-"
"Ach komm", unterbrach sie ihn. "Das Thema hatten wir doch schon. Vögel sind schlau!"
"Ich hab nichts gesagt." Klara wusste, dass der Kerl bei diesen Worten breit grinste, und dafür würde sie sich noch rächen. "Kannst du sagen, wo die beiden jetzt sind?"
"Nein. Morgen früh wieder, wenn die Vögel wach sind. Die nachtaktiven Tiere sind nicht zuverlässig genug. Die meisten nehmen die Welt so anders wahr als wir. Ob es jetzt zwei Leute sind, zwei Bären oder ganz was anderes, das macht für sie keinen Unterschied."
"Okay. Wir können den Stadtrand sehen. Wie lang brauchst du, Klara?"
Klara schätzte die Entfernung ab. "Ich bin noch ein paar Minuten von euch entfernt, traut ihr euch alleine in die Stadt?"
"Fragt uns das kleine Mädchen", lachte Sarah ins ComNet. Diese Hexe! Der würde sie es auch noch zeigen!
"Wir gehen rein", entschied Sergej. "Komm einfach nach."
"Oki", antwortete sie und klinkte sich aus.
Nun musste sie nur noch irgendetwas finden, was sie mit in die Schlacht nehmen konnte. So nah an der Stadt gab es kaum Raubtiere, deswegen musste sie sich mit dem begnügen, was die Stadt hergab: Riesenratten. Die gab es eigentlich überall. Hartnäckige und garstige Biester, die ihr auf allen vieren bis zum Knie gingen. Damals in der Zitadelle waren sie die einzigen Tiere gewesen, die überhaupt kämpfen konnten. Na ja, viele Tiere gab es sowieso nicht. Sie würde auch hier draußen mit ihnen klarkommen.
Klara schloss die Augen und lauschte auf die Geräusche. Nicht die der Welt um sich herum, sondern die in ihrem Kopf. Sie brauchte nicht lange, bis sie sich die fremden Gedanken überschlugen. Fressen, fressen, die anderen beißen. Ja, da war es, eins ihrer Nester. Sie pickte sich die stärksten drei heraus – drei war eine gute Zahl – und schickte sie an die Oberfläche, wo sie sich in Formation um Klara scharten.
Sie blickte nach vorne. Die Sonne ging auf und warf ihre Strahlen über die Ruinen, die aus der Dunkelheit wuchsen. Gemeinsam mit der Sonne entfachte sich ein Leuchtfeuer anderer Art – direkt in ihrem Geist. Das waren nicht nur die weißen Lichter all der Tiere, die gerade erwachten und den neuen Tag begrüßten. Nein, dort hinten, fast in der Mitte der Stadt, war etwas anderes aufgetaucht. Der Verstand einer riesigen, dunkelrot wabernden, wilden Bestie.
Klara tastete nach ihr. Den Verstand der wirklich wilden Bestien zu fassen war fast unmöglich, das wusste sie. Das hatte sie einmal beinahe ihr Leben gekostet. Es war schon schwer genug, nur ihre Gedanken zu lesen. Sie dachten sie in simplen Strukturen, die sich auf Freund, Feind und Beute beschränkten. Oft fiel 'Freund' komplett weg. Dagegen konnte man schwer argumentieren.
Dieser Geist war besonders, war trotz seiner Wildheit wahnsinnig komplex, wie ein Labyrinth. Aber er ließ sie ein und sie schlängelte sich zielsicher durch die Windungen in seinem Verstand, bis sie die Augen erreichte und sehen konnte, was er sah. Sie beließ es bei den Augen, ließ den Rest des Körpers in Ruhe. Nicht, dass sie in der nächsten Nacht selbst zu einer Bestie wurde.
Klara sah nicht das, was sie erwartet hatte. Ein blauer Schleier verdeckte ihre Augen und die Geräusche der Umgebung drangen nur noch dumpf zu ihr durch. Ihre eigenen Schritte bewegten sich immer weiter von ihr fort, bis sie in der Ferne verklangen. Die Kontrolle über die Riesenratten wurde schwächer, bis sie sich, statt ihr zu folgen, lieber etwas zu fressen suchten. Stille umgab sie.
Nein, da war noch etwas anderes! Sie fühlte sich schlagartig in ihre Kindheit versetzt, etwa acht oder neun Jahre zurück. Sie badete zu Hause in ihrer Wanne und tauchte gerade unter. Damals, als es noch Badewannen gab. Das Spielzeug, das sie mitgenommen hatte, schlug gegen die Wannenränder, schickte sein gedämpftes Klappern hinab zu ihr in die Tiefe. Wieder und wieder, wie, um ihr eine geheime Nachricht zu übermitteln. Klara tauchte wieder auf.
Was sie empfing, war nicht das gedimmte Licht ihres Badezimmers, sondern das Meer. Eine Delfinschule schwamm schnatternd an ihr vorbei, einer sprang frech über sie hinweg und bespritzte sie mit einem Schauer Meerwasser. Sie sog frische, salzige Luft ein und für einen Moment sah und hörte sie die Gesamtheit des von Leben strotzenden Meeres. Dann durchbrach sie den Schleier und war zurück in der Realität. Wenigstens in der Realität, wie dieses Wesen sie empfand.
Durch sein Auge sah sie eine Gestalt. Ein Roboter, eingehüllt in schwarze Flammen. Die Flammen brannten sich in die Haut des Wesens ... nein, in ihre eigene! Sie brüllte vor Schmerz auf und hörte den Schrei zweifach. Mit den Ohren des Wesens und ihren eigenen. Der brennende Roboter öffnete eine Unzahl blutunterlaufender Augen und starrten sie an. Dieser Anblick barg in all seinem Schrecken etwas Vertrautes. Das war kein Roboter!
"Moritz!", rief sie und das Wesen wiederholte den Namen. Bei ihm klang es so, als spräche es ihn unter Wasser aus.
Aus dem Augenwinkel sah sie, wie sich ihr zwei andere Gestalten näherten. Die eine streckte eine Faust aus Licht in die Höhe, die den Rest seines Körpers in ihrem Glanz verschwinden ließ. Die Zweite war schwarz und von blau pulsierenden Rissen durchzogen. Zwei Arme des Wesens schnellten auf sie zu.
"Zurück!", hörte sie das Duett ihrer eigenen Stimme und der blubbernden Imitation. Die beiden zögerten, wichen den Armen aus und machten ein paar Schritte rückwärts, hoffentlich in Sicherheit. Gut, jetzt hieß es Moritz zu retten – falls noch etwas von ihm übrig war.
Die Tentakel schlossen sich fester um Moritz Anzug und Metall knirschte. Es war ironisch. Eigentlich waren sie gekommen, um jemand anderes vor ihm zu retten. Ganz kurz tauchte ein gefährlicher Gedanke auf. Sollte sie das Wesen einfach fortfahren lassen? Für all das, was Moritz anderen angetan hatte, verdiente er einen grausamen Tod. Klaras Verstand zitterte und ein Gefühl der Schwäche durchfuhr sie. Sie musste sich nur zurücklehnen und ...
Ihre Sicht wurde unscharf und Moritz Silhouette tanzte vor ihren Augen umher.
Nein! Sie fokussierte ihren Blick und verscheuchte diesen Gedanken. Irgendwann war er ihr Freund gewesen. Der lustige große Junge, zu dem sie eine Weile lang sogar aufgesehen hatte.
Klara gab ihr den Befehl loszulassen.
'Loslassen?'
War ... war das eine Antwort? Noch nicht genug, denn der flammende Anzug wurde noch stärker zusammengepresst.
"Lass – ihn – los!', befahl Klara. 'Er ist keine Gefahr mehr."
'Keine Gefahr?', antwortete die Kreatur in ihrem Kopf und Klara spürte einen Schwall verwirrter Gedanken, die versuchten, diesen Worten Bilder zuzuordnen. Wie konnte Klara nur zu ihr durchdringen? Scheinbar verstand sie ihre Worte nicht. Sollte sie tiefer in ihren Verstand eindringen und sie dazu zwingen? Direkt die Kontrolle über den Arm übernehmen? Was würde geschehen, wenn sie sich wehrte? Sie war sich nicht sicher, ob das der richtige Weg war. Immerhin hatte sie ihr vertraut, sie sich nicht gegen Klaras Eindringen gewehrt.
Klara hatte eine Idee.
Sie dachte an diesen flüchtigen Schnappschuss, den sie gesehen hatte, bevor sie den Schleier durchbrach. Die Kreatur stand mit Wasser in Verbindung, kam aus dem Meer, hatte Tentakel. Ja, sie würde die Art verändern, wie die Kreatur Moritz wahrnahm! Sie dachte an einen Tag, an dem sie sich auch am Meer befunden hatte.
Sie grub in ihrer Erinnerung, bis sie das richtige Bild fand. Sie war mit ihrem Opa über den Stand gelaufen. Neben ihr spülten die Wellen rhythmisch ans Ufer, berührten ihre Füße. Von denen ließ sie den Blick auf das Meer wandern, bis zu der Stelle, an der Ozean und Himmel verschmolzen.
'Meer, Ozean, Himmel', wiederholte das Wesen Klaras Gedanken und sah die Bilder, die dazu passten. Der Zorn wurde schwächer, der Griff um Moritz Körper löste und ... Klara blinzelte. Sie stand wieder auf den Resten der Straße, in ihrem eigenen Körper. Mit demselben Frieden, den die Kreatur gerade empfunden hatte, blickte sie der aufgehenden Sonne des neuen Tages entgegen.
"Wow, was war das denn?", hauchte sie in das ComNet.
"Eine Sauerei und was für eine", antwortete Sergej.
"Was meinst du?" Sie schüttelte die Benommenheit ab und streckte sich. "Bei euch ist alles klar, oder?" Eigentlich interessierte sie hauptsächlich, ob es Sergej gut ging. Sarah war ihr egal. Doch die Mehrzahl war raus, bevor sie es sich besser überlegen konnte.
"Uns schon, aber dem Ding hier ..."
Klara rannte los. Sie machte sich um jedes Tier Sorgen, das fremdartige Wesen bildete da keine Ausnahme.
Sie verstand den Grund für Sergejs Aussage, noch bevor ihre Freunde in Sicht kamen. Ein Stück Tentakel hing in einem Baum und tropfte den Boden voll. Straßen und Gebäude waren übersät von blutigen Stücken. Ein Sushi-Koch hätte wahrlich seine Freude daran gehabt, in Klaras Bauch machte sich stattdessen ein mulmiges Gefühl breit. Es sah aus, als sei ein riesiger Krake mitten in der Stadt explodiert. Und direkt neben der Explosion hatten Sergej und Sarah gestanden, von denen schmierige Stücke hingen, gemächlich herunter rutschten und zu Boden fielen. Ihre Schadenfreude Sarah gegenüber blieb ihr im Halse stecken, denn es sah so aus, als wäre hier gerade ein Tier gestorben.
Im Zentrum der Explosion lag etwas. Ein Mensch? Sie ging näher heran und stieg dabei über Moritz Rüstung, die verbeult und zuckend in der Umarmung eines Tentakelarms hing. Es war ein Junge. Er hatte am Meisten abbekommen, denn an seinem Kopf hingen richtig viele kleine Tentakel. Sie ging noch näher heran und hörte plötzlich die Stimmen vieler Tiere auf einmal. Ein Schwarm winziger Krabben, die sich im Körper des Jungen festgebissen hatten und wild über die Ereignisse redeten, die gerade geschehen waren. Sie konnte nur 'Wirt', 'Baldor' und 'Nethufia' heraushören, der Rest ging im rauschenden Gemurmel unter. Ihr Kopf pulsierte und sie schloss die Augen. Es half nichts. Sie konnte sich nicht richtig auf die Stimmen konzentrieren, denn der Kontakt mit dem Wesen hallte immer noch in ihrem Kopf nach. Der würde später schlimmer brummen, da war sie sicher.
Klara beugte sich über den Jungen und etwas kitzelte in ihrer Nase. Er strömte den Geruch salzigen Meerwassers aus und erweckte die Bilder, die sie eben im Geist der Bestie gesehen hatte, erneut zum Leben. Was? War er etwa diese Kreatur gewesen? Unmöglich ... er war kein Tier und sie konnte seinen Geist nicht fassen. Das war seltsam. Nein, er war definitiv nur ein Junge. Sie sah näher hin. Nein, ein Teenager, vielleicht etwas älter als sie. Ganz ohne Blut und Innereien, die an ihm hingen, sah er vielleicht sogar gut aus.
Er schlug die Augen auf und Klara zuckte zusammen.
"Ich ... lebe?", fragte er und sah sie mit großen Augen an. Ein Blick, dem man ansah, wie verloren er sich fühlte. Ein Blick, der bestimmt zu keinem Monster gehörte. Ein Lächeln schlich sich auf Klaras Gesicht.
"Ich denke schon." Jetzt grinste sie. "Spürst du das?" Sie pikste ihn in den Arm.
"Au!" Er hielt sich seinen Arm "Klar spür ich das."
"Dann ist die Sache klar: Du lebst."
Er runzelte die Stirn und Klara bildete sich ein, dass sogar in seinen Augenbrauen winzige Tentakel hingen. "Hey, du sprichst ja meine Sprache."
"Nein du sprichst die Sprache der Menschen, Boss."
Klara fuhr herum. Die Stimme war aus dem Nichts gekommen. Auch Sergej, der mit dem Bein ausgeholt hatte und gerade nach Moritz Rüstung treten wollte, riss sie Fäuste hoch und sah sich um.
"Keine Sorge." Der Junge hob beschwichtigend die Arme. "Das ist nur Ngi. Der ist leider nicht im Geringsten gefährlich. Enttarn dich, du feiger Blecheimer! Ich werde mich nicht allein in Gefangenschaft begeben."
"Gefangenschaft?" Klara hob die Augenbrauen und ließ ihren Mund verblüfft offen stehen. Ihr Gesichtsausdruck machte sicher keinen guten Eindruck auf ihn. Sie schloss den Mund, versuchte, wieder cool statt dämlich überrascht zu wirken, und streckte ihm einen Arm entgegen, um ihm hoch zu helfen. Er musterte ihren Arm argwöhnisch.
"Ich bin Klara. Das da hinten sind Sergej und Sarah. Warum denkst du, dass wir dich gefangen nehmen wollen?"
Zögernd griff er nach ihrer Hand und Klara half ihm auf die Beine. "Also", er kratzte sich verlegen am Kopf. Die Tentakel in seinen Haaren bewegten sich mit. Moment, waren das keine Reste der Explosion, sondern ... seine echten Haare? Wie abgefahren!
"Also, alle Menschen, die mir bisher begegnet sind, wollten mich umbringen. Da ich noch lebe, war es das Naheliegendste, dass ihr mich gefangen nehmen wollt."
"Chef, bisher sind wir erst zwei Menschen begegnet."
"Zwei, ja? Ich hab beim Wegrennen das Zählen vergessen. Also, was wollt ihr dann von ..." Er sah an Klara vorbei, auf die Straße hinter ihr und verstummte. Er hatte wohl das Chaos um sich herum entdeckt. "Was ist denn hier passiert?"
"Das", erklärte Sergej, "sind die Überreste eines riesigen krakenähnlichen Geschöpfs, das bis vor ein paar Minuten noch tobend durch die Straßen gezogen ist und den Typen in Schwarz hier bearbeitet hat." Jetzt gab er Moritz doch einen Tritt. "Danach ist es explodiert und übrig geblieben bist du. Ist das eine eurer ... hmm ... Fertigkeiten?"
"Was für Fertigkeiten?" Der Junge zupfte ein Stück Tentakel, das nicht zu seinem Körper gehörte, von seiner Brust und schnipste es davon.
"Die einzige Fertigkeit, über die mein Boss verfügt, ist, sich ständig in Gefahr zu begeben", sagte Ngi, der Unsichtbare.
"Du kennst mich jetzt seit drei Tagen, oder? Wenn ich nach zwei Menschen nicht auf die gesamte Menschheit schließen darf, was willst du dann nach drei Tagen bitte über mich wissen?"
Sergej und Sarah, die sich bis jetzt stumm mit den Resten in ihren Haaren beschäftigt hatte, traten zu Klara und dem Außerirdischen und gemeinsam bildeten sie einen Kreis.
Klara führte Sergejs Gedanken weiter, weil sie ahnte, worauf er hinaus wollte und es ja nicht so abwegig war, nachdem, was sie gesehen hatten: "Wir hatten auf der Erde bisher von zwei Sorten Außerirdischer Besuch. Die einen nennen sich die Thages. Sie haben Sergej die Fähigkeit verpasst, dass man ihn so oft verhauen kann, wie man will und er dennoch wieder auf die Beine kommt ..."
"Eine wahnsinnig tolle Beschreibung meiner Qualitäten", warf Sergej dazwischen.
"... und mir die Fähigkeit, mit Tieren zu reden."
"Ich kann auch mit Tieren reden", bemerkte Sarah sarkastisch, "aber mir antworten sie in der Regel nicht."
"Oh", staunte der noch immer unbekannte Alien. "Und die anderen?"
"Von der anderen Rasse, den Vetis, haben wir bisher zwei getroffen.", erklärte Klara. "Die eine konnte alles in ihrer Umgebung einfrieren und der andere hatte irgendwie die Fähigkeit, in deinem Kopf herumzuspielen. Darum denkt Sergej, dass du, als Außerirdischer mit Tentakelhaaren, dich vielleicht in einen Riesenkraken verwandeln kannst."
Er schüttelte den Kopf und seine Tentakel tanzten zitternd umher. "Ich weiß leider nicht, was du meinst. Ich kann mich nur daran erinnern, dass der dort", er zeigte auf Moritz, "mich gerade getötet hat. Dann bin ich aufgewacht und ... dein wunderschönes Gesicht strahlte mich an." Er zwinkerte Klara zu, grinste und jetzt war sie es, die verlegen wurde.
"Wie heißt du eigentlich?", stellte Sarah endlich die Frage nach seinem Namen und verhinderte, dass Klara genauso explodierte wie der Kraken.
"Ich bin Baldor, Sohn des Präsidenten von Nethufia. Ein Planet, der wahrscheinlich nicht mehr existiert. Ähm, genauso wenig, wie der Präsident. Zumindest bin ich aber Baldor." Seine Stimme wurde mit den letzten Worten leiser und schwächer.
"Was ist passiert?", fragte Sergej.
Baldor atmete durch. "Ihr scheint sie ja zu kennen, die Vetis. Sie waren gerade dabei, meinen Planeten zu fressen, als ich floh. Irgendwie bin ich dann hier notgelandet. Eigentlich will ich nur mein Raumschiff reparieren und auftanken. Und vielleicht noch einen Weg finden, den Vetis eins auszuwischen. Scheinbar ist das aber nicht so einfach. Der da", Baldor zeigte wieder auf Moritz, der sich gerade quietschend aufzurichten versuchte, " hat mich sogar selbst für einen Vetis gehalten."
"Tut mir leid", entschuldigte Sergej sich stellvertretend für Moritz und beförderte ihn mit einem Tritt wieder zu Boden. "Aber unser 'Freund' hier würde keinen Vetis erkennen, auch wenn er direkt vor seiner Nase stünde. Hast du immer noch vor, dein Raumschiff zu reparieren und den Vetis ans Bein zu pinkeln?"
Der Junge zögerte. "Ja ... aber ..."
"Dann ist heut dein Glückstag. Wir werden dir helfen." Er blickte in die Runde. "Oder, Leute?"
Sarah verdrehte die Augen. Nur ganz kurz, aber Klara hatte es genau gesehen! Dann zuckte sie mit den Schultern. Klara nickte. Sie waren so nah an der Zitadellenstadt, da konnten sie ihn auch noch komplett ans Ziel bringen. Außerdem gab es vielleicht noch andere, die seine Mission falsch verstehen konnten.
"Dann ist ja alles klar!" Sergej klopfte seine Fäuste zusammen und klang ehrlich begeistert. "Wir bringen als Erstes unseren Blechkumpel hier nach Hause, dann stürmen wir die Zitadelle!"
Pfeifend schulterte er Moritz, drehte sich zur Stadt und schirmte mit der freien Hand seine Augen ab. Klar, er freute sich über die Abwechslung zu den nervigen Siedlern. Ihr Blick streifte Baldor. Und sie auch.