ANNA
Wir sind zurück und mit WIR, meine ich Einen mehr. Jemanden, den ich nicht erwartet hätte. Der mich und meine Gedanken wahnsinnig werden lässt, obwohl ich es nicht zulassen möchte. Aber ich kann nichts dagegen tun. Ich kann nicht glauben, dass er sich an nichts mehr erinnert. Aber ich glaube David. Wenn David ihm glaubt, dann muss ich es auch tun. Und auch wenn ich nicht mehr so fühle, wie noch vor einigen Wochen, schmerzt es trotzdem, dass er sich wirklich an rein gar nichts erinnern kann. Ich fühle mich ausgenutzter, als ich mich ohnehin schon gefühlt habe. Doch dieses Gefühl, dass nur ich mich an diese Gefühle erinnern kann und er nicht mal mehr weiß wer ich bin, fügt meinem Herzen noch einen zusätzlichen kleinen Riss zu. Aber ich weiß auch, dass mich das jetzt nicht mehr kontrollieren darf.
Wir müssen so schnell als möglich zu Alex und den Jungs. Oh, mein Gott Alex. Jetzt erst wird mir so Einiges bewusst. Wenn er Nathan sieht, wird er ihn umbringen. Inklusive, der Hilfe von den Jungs. Doch er kann ihn nicht bestrafen für etwas, an das er sich nicht mehr erinnern kann. Verdammt, wie sollen wir ihm das beibringen? Ich weiß, wie er über Nathan denkt. Doch Nathan hat keine Erinnerungen mehr an seine Taten. An den Schmerz den er mir zugefügt hat.
Plötzlich unterbricht Nathan meine besorgten Gedanken und ich zucke zusammen bei seinem Grinsen. Ich will nichts mehr fühlen bei diesem Grinsen. Ich will es einfach nicht. Es sind nur Erinnerungen. Erinnerungen an die Vergangenheit. Die jetzt hinter mir liegt. Ich will Alex. Ich wollte ihn und ich will ihn noch immer. Das mit Nathan war nicht echt und ich darf meinem Körper nicht erlauben, auch nur einen Bruchteil von meinem Herzen, wieder an ihn zu verlieren.
„Also Leute, da wir jetzt diese kranke Welt hinter uns haben. Möchte ich zu gerne wissen wer ihr seid und was ihr in dieser Bar gesucht habt?“
Wir stehen auf dem weichen Boden vor dem Portal und nach dieser Frage blicken David und ich uns an. Ich denke, keiner von uns will ihm die Wahrheit sagen. Was wenn er doch lügt? Ich überlege noch immer, was wir ihm sagen sollten und was nicht, aber David ist schneller als ich.
„Wir haben nach jemanden gesucht. Vielleicht kennst du sie? Lexa? Wir sind hier im Revier von Alex's Rudel.“
„Du meinst den Sohn von Joseph Bethlen? Wir sind in seinem Revier?“
David sieht mich fragend an und ich nicke ihm nur zu. Ich kenne zwar den Namen Joseph nicht, aber ich weiß, dass Alex mit Nachnamen Bethlen heißt. Also bin ich mir ziemlich sicher, dass es sein Vater ist. Also nicken wir ihm zu, bevor er weiter spricht.
„Lexa. Ich kenne sie zwar, aber ich kann mich an nichts erinnern, was dort passiert ist. Ich kann mich nicht daran erinnern sie dort gesehen zu haben. Ich weiß nur noch, dass ich wieder nach Driftwood gekommen bin und dann ist alles weg. Ich muss unbedingt herausfinden, was diese Scheiße soll und wem ich das zu verdanken habe. Vielleicht könnt ihr mir helfen? Es muss eine Hexe dahinterstecken. Ich habe noch nie davon gehört, dass man einen Vampir durch Zauber zu einem Menschen machen kann. Ich bin verdammt wütend und wer auch immer dahinter steckt, wird dafür bezahlen.“
Er greift mit seinen Händen, auf die bereits verheilten Wunden und erst jetzt kommt mir wieder in den Sinn, dass er ja jetzt ein Mensch ist. Oder auch irgendetwas anderes, nur nicht ein Vampir. Dann sieht er mich mit diesen strahlenden Augen an. Es kommt mir vor als würden diese Augen jetzt noch heller leuchten als je zuvor.
„Nach deinem überraschten Blick zu urteilen und deine Sorgen um meine Glaubhaftigkeit, musst du mich kennen.“
Ich muss schlucken und halte meinen Atem an, als er mit seiner Hand auf mich zeigt. Ja klar, er musste es mitbekommen, dass ich ihm nicht helfen wollte. Doch bin ich wirklich so weit, ihm zu sagen, was in der Zwischenzeit passiert ist? Ich kann nicht alles erzählen, doch ich kann ihn vor Salivana warnen. Vielleicht fällt er dann nicht nochmals auf sie herein. Aber, ich weiß ja nicht einmal ob er jetzt unter einem Zauber steht. Kann ich ihm wirklich alles erzählen? Ich ringe mit meinem Gewissen und die beiden scheinen es zu bemerken. Somit drängt Nathan nochmals danach, Antworten von mir zu bekommen.
„War ich so schlimm, weil du mir nicht sagen willst, wieso du mich kennst?“
Er wirkt ernst und doch erscheint ein arrogantes Grinsen auf seinem Gesicht. Als wüsste er, was er mit mir getan hat und damit meine ich nicht die Schlimmen Sachen. Es ist, als würde er sowieso damit rechnen, dass ich mit ihm geschlafen habe. So ein arrogantes Arschloch. Meine innere Stimme beschimpft ihn mit allen möglichen Ausdrücken. Und auch meine normale Stimme will nicht wirklich freundlich zu ihm sein.
„Eines kann ich dir bestätigen. Deine Arroganz ist keineswegs weniger geworden.“
Er scheint sich über meine freche Antwort bestens zu amüsieren, als er den Kopf in den Nacken legt um zu lachen und mich dann wieder mit leuchtenden Augen ansieht.
Doch dann schreitet zum Glück David ein und stellt sich vor ihn.
„Also, was haltet ihr davon, wenn ich es den Jungs erkläre und dir damit einen Mordanschlag erspare und in der Zwischenzeit soll dir Anna ein paar Sachen erzählen, was du in deiner geistesabwesenden Zeit so alles getrieben hast?“
Er sieht zuerst Nathan an und dann mich. Bei seinem letzten Satz legt sich ein Lächeln auf seine Lippen und ich weiß genau worauf David anspielt. Aber ich werde ihm sicher nichts davon erzählen. Ich werde ihm nur das Wichtigste erzählen.
Ich bin so froh, dass David mit Alex reden wird. Ihm wird er hoffentlich glauben und David kann ihn auch beruhigen. Ich weiß, wenn er ihn sehen würde, wäre keine Zeit für Erklärungen. Er würde sofort auf ihn losgehen und auch, wenn mir Nathan solche Schmerzen zugefügt hat, könnte ich es nicht zulassen. Obwohl ich nicht einmal sicher sein kann, dass er von Salivana`s Zauber befreit ist. Also gebe ich mich geschlagen und nicke David zu. Er soll gehen und soll Alex alles erklären. Währenddessen versuche ich meine Gedanken im Zaum zu halten und Nathan seine verlorene Zeit zurückzugeben.
Wir gehen noch ein Stück mit David mit und ich bleibe mit Nathan, bei der alten Weide stehen. Ich überlege genau was ich ihm sagen sollte. Dabei fahre ich nervös meine Knöchel mit meinen Fingern ab und versuche meine Gedanken zu sammeln, bevor ich zu sprechen beginne. Doch seine Augen machen es mir nicht gerade leicht. Genauso wie sein zerrissenes graues Shirt, das einen Blick auf seinen gut gebauten Oberkörper zulässt und mich wieder aus der Fassung bringt. Er steht vor mir. Einen Kopf größer als ich und sieht auf mich herab. Ich weiß nicht, was ich mit diesen komischen Gefühlen anfangen soll, die gerade wieder Erinnerungen in mir aufleben lassen und ich kann diese Stimme in meinem Kopf schwer verdrängen. Also versuche ich mich wieder, soweit es möglich ist, wieder etwas zu fassen, um nicht an diese eine Nacht denken zu müssen. In dieser Nacht habe ich gedacht ich liebe ihn und dann hat er mich fast umgebracht. Ein zweites Mal. Also wären wir insgesamt bei Drei angelangt.
Durch diese Gedanken bin ich wieder ganz bei meinem Verstand angelangt. Jetzt kann ich mich auf seine eigentliche Seite konzentrieren. Die Böse Seite, mit der er mich verletzt.
„Also gut. Wo soll ich anfangen? Das erste Mal bin ich dir begegnet, bei der alten Scheune....“
Ich gerate ins Stottern und ringe mit meinen Worten. Wie sagt man jemanden, dass er dich umbringen wollte? Wie zum Teufel soll ich das erklären. Ich denke, ich lasse es lieber aus. Doch er kommt mir zuvor.
„Was? Sag einfach was ich gemacht habe? Es wird sicherlich nicht so schlimm sein?“
„Wenn du das sagt. Du wolltest mich umbringen. Hast mir mein Blut abgezapft mich gegen einen Baum geworfen und danach mit Alex gekämpft. Das war übrigens auch meine erste Begegnung mit dieser Welt. Du hast mir echt einen schönen Einstieg beschert.“
Ich kann nicht anders. Ich bin verärgert und um diesem Ärger Nachdruck zu verleihen, setze ich ein falsches Grinsen auf meine Lippen. Bei dieser Erinnerung kommt alles wieder in mir hoch und ich bin mir nicht sicher, ob es eine Gute Idee von David war, uns beide alleine zu lassen. Vor allem nicht, da ich diese ganzen Erinnerungen wieder aufleben lassen muss. Und ob ich nun will oder nicht, ich hatte Gefühle für Nathan und ich habe auch Vergangenheit mit ihm. Doch nicht mit diesem Menschen, der mir gerade gegenüber steht. Ich erwarte eine arrogante Antwort von ihm. Doch ich kann nur einen sehr überraschten, fast schon traurigen Ausdruck in seinen Augen erkennen, als er mir antwortet.
„Ich weiß nicht, wieso ich das gemacht habe. Aber es tut mir leid. Auch wenn ich mich echt nicht mehr daran erinnern kann. War das unsere Einzige Begegnung?“
Er sieht mich mit etwas gesenktem Blick an und wirkt zu meiner Überraschung ehrlich. Doch mein Vertrauen wird er deswegen nicht bekommen. Nicht nach diesem ganzen Mist, denn er gemacht hat. Niemand hat mein hundertprozentiges Vertrauen. Nicht mal Alex oder meine Familie. Ich vertraue niemanden. Das habe ich bis jetzt gelernt. Ich kann jemanden vertrauen. Ja. Aber nicht hundert Prozent. Falls dies dann unter den Begriff Vertrauen zählt.
„Nein es war nicht unsere einzige Begegnung. Vielleicht eine der blutigsten, aber nicht die Einzige.“
Ich mache eine kurze Pause und kann sehen wie sich etwas funkelndes, hoffnungsvolles in seinen Augen spiegelt. Doch ich kann es nicht deuten. Ich kenne diesen Nathan zu wenig, um es verstehen zu können. Also spreche ich weiter. Ich erzähle ihm nur das, was wichtig für ihn sein könnte.
„Du hast mich zu Salivana gebracht. Diese hat mich manipuliert und dich, denke ich, ebenfalls. Aber ich bin mir nicht sicher. Keine Ahnung. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob du nicht jetzt auch noch unter ihrem Zauber stehst.“
Ich schüttle meinen Kopf und ärgere mich über mich selbst. Über das, was ich Salivana durch meine Dummheit alles ermöglicht habe. Ich bin an dieser ganzen Scheiße schuld und kann nichts dagegen machen. Wie soll ich diesen Zauber sprechen wenn ich keinen habe, der mir sagen kann wie es funktioniert? Ich weiß nicht wieso oder warum, aber plötzlich spüre ich Nathan's Hand auf meinem Unterarm. Ich zucke bei dieser Berührung zusammen und er sieht mich besorgt an, als ich meinen Kopf senke und mit meinen Fingern auf die Stelle greife, an der mich seine warme Haut berührt hat. Es war diese eine Berührung, die wieder etwas in mir ausgelöst hat und ich will das nicht. Doch sein Blick wirkt so ehrlich. Ehrlich und besorgt.
„Es tut mir leid. Ich wollte...also ich weiß nicht, es war einfach...ich habe nicht nachgedacht. Es kommt mir nur so vor, als würde es dir nicht gut gehen.“
Wo ist plötzlich dieser arrogante Nathan hin? Er wirkt besorgt. Besorgt um mich? Ich kenne zwar dieses Gefühl, doch dieser Nathan kennt mich nicht einmal. Wieso sollte er dann besorgt um mich sein?
„Ist nicht so schlimm.“
Ich schüttle meinen Kopf und drehe mich von ihm weg, um dann leise ein „Außer das ich alles kaputt mache.“ flüstere.
Er geht mir nach und stellt sich vor mich und sieht mit seinen Augen auf mich herab.
„Was machst du kaputt?“
Ich schüttle wieder meinen Kopf. Ich will mit keinem darüber sprechen und schon gar nicht mit Nathan. Schon alleine deswegen nicht, da er mir all das angetan hat und Salivana geholfen hat.
„Ist gut. Ich kann dich sowieso nicht zwingen mit mir zu sprechen. Anscheinend habe ich dir sehr weh getan und das tut mir wirklich leid. Aber jetzt zurück zu dieser Salivana. Ich kenne sie nur flüchtig. Besser gesagt kann ich mich nur an eine Begegnung mit ihr erinnern. Das war vor einigen Monaten. Hier in Driftwood. Ich war für ein paar Wochen hier und habe Melina besucht. Salivana hat mich aufgesucht und mich um einen Gefallen gebeten. Sie wollte, dass ich ihr bei einer Suche helfe. Doch ich habe Nein gesagt und sie ist dann verärgert wieder gegangen. Keine Ahnung was sie wirklich wollte, aber ich lasse mich bestimt nicht von jemandem herumkommandieren.“
Und da ist er wieder. Der arrogante Nathan. Hat nicht lange gedauert. Auch, wen er sich entschuldigt hat. Aber das ist es. Melina. Melina kann sich an alles erinnern. Vielleicht kann sie ihm wieder helfen und ich und die Jungs können uns wieder auf das eigentliche Ziel konzentrieren.
Aber, dank mir, können wir uns auf gar nichts konzentrieren. Da ich nicht einmal einen Zauber alleine sprechen kann. Was bin ich eigentlich für eine Hexe? Ich brauche eher ein Buch mit dem Titel -Zaubern für Dummies-. Ich ärgere mich dermaßen über mich selbst. Aber ich muss trotzdem wieder zurück. Zurück zu den Jungs. Und Nathan, der muss von hier verschwinden. Ich weiß, es würde nicht gut gehen. Nicht mit Alex und Nathan unter einem Dach.
„Ich weiß, wer dir vielleicht weiter helfen kann. Du hast doch sicherlich mit Melina gesprochen. Sie wird deiner Erinnerung auf die Sprünge helfen können. Du solltest also schnell zu ihr.“
Er nickt und sieht mich wieder mit diesem fragenden Blick an. Dann fasst er sich verärgert auf die Stirn und schüttelt seinen Kopf. Ein peinliches Grinsen umspielt seine Lippen und macht mich nervös. Ich kenne diesen Gesichtsausdruck nicht von ihm und ich weiß nicht, wer hier gerade vor mir steht.
„Ich bin so ein Vollidiot. Das ist ja so klar. Ich habe dich gefickt. Deshalb bist du so sauer auf mich.“
Ich kann kaum glauben, was er da gerade gesagt hat und die Röte schießt mir ins Gesicht. Das macht es noch schlimmer. Wie kann man nur so von sich selbst überzeugt sein? Ich kann ihm keine Antwort darauf geben. Ich will einfach nicht an diesen Tag erinnert werden. Also drehe ich mich um. Ich will einfach nur weg.
„Ich denke, es ist besser du verschwindest jetzt von hier und versuchst deine Erinnerung wieder zu finden. Oder auch nicht. Ist mir eigentlich egal.“
Ich bin sauer, wütend, verärgert. Ich weiß, dass er nicht einfach so nach Hause marschieren kann. Er ist kein Vampir mehr und es würde ihn Stunden kosten. Aber ich kann nicht nett zu ihm sein. Nicht, nach diesem Gefühlschaos. Am liebsten würde ich ihm jetzt eine Ohrfeige verpassen. Dafür, dass er einfach diese blöden Gefühle in mir weckt. Diese Gefühle, dich ich nicht haben will. Ich will sie nicht und er will mich nicht. Also ist es nur unnötige Energie, die ich hier verbrauche.
Ich bin schon fast beim kleinen Garten angelangt. Dem Garten von Luna. Als er mich am Oberarm packt und mich zu sich dreht. Ich versuche mich zu befreien und dann höre ich schon dieses Geräusch. Das Geräusch, wenn eine Faust auf einen Körper trifft und die Knochen knacken. Es ist Alex und er sieht so verdammt böse aus, dass es fast schon schmerzt. Er hat Nathan niedergestreckt. Einen Faustschlag mitten in sein Gesicht platziert. Nathan krümmt sich vor Schmerzen und fasst sich an seine blutende Lippe. Er klingt verärgert, so wie Alex.
„Bist du völlig verrückt? Au, verdammt ich wusste nicht mehr, wie sich dieser Schmerz anfühlt.“
Nathan hält sich noch immer seine Lippe und sieht Alex verwirrt an. Dieser steht ihm gegenüber. Seine Fäuste geballt. Seine Nasenflügel weiten sich und seine Augen sind in diesem Rot. Sein Blick ist beängstigend. Voller Hass. Ich weiß nicht, ob ich mich dazwischen stellen sollte. Doch ich lasse es. Wenn ich das jetzt tue, wird Alex noch wütender werden. Ich spüre, wie er all seine Kräfte aufwenden muss, um nicht komplett die Kontrolle zu verlieren.
„Was machst du hier? Du verdammtes Arschloch!“
Dann schreitet David ein. Stellt sich vor Alex und legt seine Hände auf Alex's Brust. Die sich vor Aufregung schnell Auf und Ab bewegt.
„Hey Alex. Hör mal hin. Er ist kein Vampir. Er hat nicht gelogen. Er kann sich wirklich nicht erinnern.“
„Und das ist wirklich dein Ernst? Wieso fasst er dann Anna an?“
Nathan scheint zu verstehen und fängt zu Lächeln an. Dieser verdammte Mistkerl hat gerade eine Abgekommen und lächelt?
„Okay. Also Anna, deine Freundin hier, habe ich nicht angefasst. Ich wollte nur Antworten haben und mich entschuldigen, für das, was ich auch immer gemacht habe. Keine Ahnung. Aber egal was ich angestellt habe in dieser Zeit, ich war sicherlich nicht ich selbst und somit brauchst du dir auch keine Sorgen darüber machen, dass ich dir deine Freundin wegschnappe.“
Okay, das war jetzt ein kleiner Stich in mein Herz. Nicht nur in meines. Ich kann auch spüren, wie Alex seine Muskeln anspannt und seine Atmung noch schneller wird. Ich kann mir dieses Zeug nicht mehr anhören. Ich kann nicht in der Nähe dieses Mannes sein. Er bringt mich durcheinander und er verletzt mich. Andauernd. Ich kann das nicht mehr, also wende ich mich jetzt an Alex. Er muss mich verstehen. Obwohl er gerade kocht vor Wut, muss ich ihm das mit Lexa sagen. Ich weiß, es ist nicht der beste Zeitpunkt, aber ich muss. Er muss es wissen. Wen er es nicht schon gemerkt hat. Also stelle ich mich neben ihn und David.
„Alex, lass ihn. Er soll hier verschwinden und soll sich um seine Erinnerungen kümmern. Wir müssen uns um etwas Wichtigeres kümmern.“
Er scheint noch immer aufgebracht zu sein, aber er sieht nach einigen Sekunden in meine Augen und scheint sich wieder zu beruhigen. Doch ich spüre auch den Schmerz in seinen Augen, als er den Namen „Lexa“ über seine Lippen bringt.
Ich nicke nur. Ich verstehe ihn. Ich verstehe seine Sorge. Ich verstehe seinen Ärger. Über Nathan. Über die ganzen Sachen, die in den letzten Stunden passiert sind. Salivana scheint einfach immer einen Schritt voraus zu sein.
„Okay, Anna. Ist in Ordnung.“
Er scheint seinen Ärger auszuatmen und fasst danach mit seiner Hand in meinen Nacken um meinen Kopf zu heben. Sein Blick ist wieder an meinen geheftet und es ist, als würde er sagen wollen Du gehörst zu mir. Und er hat recht. Beim Blick in seine Augen, weiß ich wieder für wen mein Herz schlägt. Meine Erinnerungen an Nathan sind wie weggeblasen. Ich sehe nur ihn. Alex. Seine blauen Augen, die mich voller Sorge betrachten.
„Bringt diesen Vollidioten wieder dorthin wo er hingehört. Ich muss mit Anna alleine sein. Wir müssen Lexa finden.“
Die Jungs nicken und machen sich auf den Weg. Nathan scheint ihnen freiwillig zu folgen. Aber er kann es trotz allem nicht lassen, sich neben uns zu stellen und mich anzusehen. Ich kann nicht erkennen, was für ein Blick es ist. Aber er wirkt nicht glücklich. Vielleicht hat er ja kapiert, dass er nicht erwünscht ist.
„Ich wünschte ich könnte mich erinnern, um mich aufrichtig entschuldigen zu können.“
Ich versuche, Nathan`s Blick auszuweichen. Alex stellt sich beschützend neben mich und sieht ihn noch immer mit einem abfälligen Blick an. Seine Brust hebt sich auf und seine Hand legt er um meine Schulter, um mich noch näher an sich zu ziehen.
Nathan hingegen versucht noch einmal meinen Blickkontakt zu suchen. Ich kann es spüren. Doch ich bleibe stark und blicke nicht in diese Augen. Als er sich umdreht und den Jungs folgt, merke ich, wie sich Alex und ich entspannen. Er dreht sich zu mir. Seine weichen Finger heben mein Kinn an, um seinen Blick wieder zu finden.
„Anna, mach dir keine Sorgen. Ich hätte es gespürt, wenn Lexa tot wäre. Aber ich habe sie nicht gespürt. Sie lebt und ich weiß auch, wie wir sie finden können. Aber dazu brauche ich deine Hilfe. Wir haben kaum noch Zeit. Wir haben nur noch einige Stunden, um uns vorzubereiten und wir brauchen Lexa. Aber zuerst...komm her.“
Seine Lippen formen ein schwaches Lächeln und er zieht mich an sich. Eine Hand auf meiner Hüfte und die andere in meinem Nacken. Seine weichen Lippen legen sich auf meine und ich spüre, wie meine ganze Anspannung und Unsicherheit mit einem Schlag von mir abfällt. Ich bin wieder dort, wo ich sein möchte. In Alex's Armen. Seine Lippen an meine geheftet. Seine starken muskulösen Arme halten mich und ich habe das Gefühl, ich bin bei ihm richtig. Er fühlt sich richtig an, auch wenn ich noch vor ein paar Minuten fasst daran gezweifelt hätte.