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Endlich habe ich es geschafft und die Woche hinter mich gebracht. Seit gestern muss ich auch nicht mehr ständig an diesen verrückten Vorfall an der Straßenkreuzung denken und kann wieder beruhigt einschlafen. Die Woche war einfach verdammt nervenaufreibend. Vielleicht weil ich einfach immer an diese Begegnung mit dem Typen denke und ich noch immer vollkommen gefrustet bin, weil er nicht mehr aufgetaucht ist. Dieser Körper und die wunderschönen Hände, die mich alleine schon durch die kleinste Berührung durcheinandergebracht haben. Bei dieser Erinnerung durchzuckt ein unbekanntes Gefühl meinen Körper. Wie kann man einen Typen nicht aus dem Kopf bekommen, den man nur einmal gesehen hat? Was ist bloß mit mir los? Es gefällt mir gar nicht, dass ich so an diesem Erlebnis hänge und es mich nicht mehr loslässt. Ich will mich sicherlich niemals wieder von einem Typen abhängig machen und schon gar nicht, von einem, der sich nicht mal mehr an mich erinnert. Irgendwie muss ich mich ablenken, muss meine Gedanken in eine andere Richtung lenken. Dazu bleiben mir zwei Möglichkeiten. Entweder ich betrinke mich. Alleine, an einem Samstagnachmittag? Oder ich setze mich nach draußen und vertiefe meine Gedanken in einem Buch.
Vielleicht würden es die Nachbarn nicht für gut heißen, wenn ich vollkommen besoffen die Musik anmache und alleine im Haus herum hüpfe, deshalb entscheide ich mich für die zweite Option. Wer weiß, was ich sonst besoffen wieder anstelle. Ja das ist meine Schwachstelle. Darum trinke ich auch nicht wirklich oft. Ich werde einfach zu verrückt. Werde zu aufgedreht und dann kommt wieder diese eine Phase, in der ich einfach nur noch schlafen möchte. Schnell verdränge ich die peinlichen Erinnerungen an meine Alkohol-Eskapaden mit einem Blick in das Buch. Ich genieße es. Genieße die warme Frühlingssonne auf meiner Haut und mache es mir auf dem alten Gartenstuhl hinter dem Haus gemütlich. Auf den Steinplatten steht unser riesiger Tisch aus Holz und darum die alten Gartenstühle. Sie sind ebenfalls aus Holz. Sehen aber schon ein bisschen verbrauchter aus, als der Tisch. Kommt davon, dass ich nicht immer so verantwortungsbewusst bin und sie unter das kleine Vordach stelle, wenn es regnet. Aber um es genau zu nehmen, benutzt sie sowieso keiner mehr. Ich bin die einzige Person in diesem Haus, die diesen Platz noch nützt. Als meine Mutter noch lebte, waren wir jeden warmen Sommertag hier draußen. Haben hier gelacht. Gegessen. Geweint und uns wie eine normale Familie verhalten. Jetzt ist dieser Ort nur noch Zeuge des Vergangenen. Vielleicht sind Mik und Dad deswegen nicht oft hier draußen. Vielleicht schmerzt sie die Erinnerung. Ich kann nicht sagen, dass sie mich nicht schmerzt. Aber ich denke, es ist erträglicher, wenn man eine Erinnerung hat, an der man sich festhalten kann.
Die Zeit scheint wie im Flug zu vergehen, denn ich sehe, wie langsam die wärmende Sonne hinter der alten riesigen Eiche verschwindet. Keine Sekunde darauf, fehlt sie mir. Die wärmenden Strahlen auf meiner Haut. Also ziehe ich meine Jacke enger um mich. Ich könnte drinnen weiter lesen. Aber mich hat das Fieber erwischt. Es ist dieser Drang, dieses Kapitel noch fertig zu lesen und dann das nächste und das nächste. Es macht mich fast immer verrückt dieses Gefühl. Diese Neugier. Auch wenn meine Augen noch so brennen. Ich noch so müde bin oder ich mich beeilen müsste. Ich kann einfach nicht aufhören zu lesen. Sobald ich ein gutes Buch in meine Finger bekomme, rattere ich es in kürzester Zeit durch.
Im Gedanken vollkommen verloren und gefesselt von diesem Buch, erschrecke ich, als jemand mich mit den Händen an den Schultern packt. Erschrocken und panisch drehe ich mich um und schon höre ich Sandra’s lautes Gelächter.
„Wow Anna, du hättest mal deinen Gesichtsausdruck sehen sollen.“
„Das bekommst du zurück.“
Mit einem lauten Lachen fällt sie mir in die Arme. Seit letztem Jahr ist sie so etwas wie meine bessere Hälfte. Meine beste Freundin. Und immerhin ist sie auch Peter's Schwester. Sie hat zu mir gehalten, als meine Mutter gestorben ist. Wir kannten uns zwar schon seit unserer Kindheit, aber irgendwie haben wir uns erst die letzten Jahre besser kennengelernt. Genauer gesagt bei der Trauerfeier meiner Mutter. Ich weiß, es klingt etwas makaber. Aber deswegen lebe ich nach dem Motto: Auch schlimme Erlebnisse bringen irgendwo einen kleinen Funken Gutes mit sich. Dieses Wissen hatte ich zwar bei der Beerdigung meiner Mutter noch nicht, doch nach und nach merkte ich es. Es hat mich stärker gemacht. Hat mir die Freundschaft mit Sandra gebracht. Auch wenn es manchmal schmerzt daran zu denken, dass so etwas hat passieren müssen. Sie ist meine Lach-Droge. Genauso wie Peter. Sie können es echt nicht abstreiten Geschwister zu sein. Sie sind sich einfach in ihren Charakterzügen zu ähnlich.
Dass sie ein bisschen kleiner ist als ich, macht sie mit ihrer großen Klappe und ihrem Selbstbewusstsein locker weg. Das blonde lange Haar, dass heute in Form eines geflochtenen Zopfs auf ihrer Schulter ruht, umrandet ihre großen braunen Augen und wieder einmal könnte ich echt neidisch werden.
Kein Wunder dass ihr die Jungs zu Füßen liegen. Noch dazu mit ihrer wahnsinnigen Figur. Nicht zu viel und nicht zu wenig.
„Hey, Anna, was ist los? Wieso bist du noch nicht fertig?“
„Verdammt. Ich hab vollkommen die Zeit vergessen.“
Heute ist die Geburtstagsparty von Peter. Er hat mich zwar gestern noch daran erinnert, aber ich glaube, ich habe alles verdrängt und nur an diesen Typen gedacht. Ich sollte mich ehrlich mal auf Demenz untersuchen lassen. Das wird ja immer schlimmer mit mir. Na wenigstens weiß ich noch wie alt er wird. Das ist wieder einmal typisch ich, wäre mir mein Kopf nicht angewachsen, würde ich auch diesen vergessen. Sandra sieht mich vorwurfsvoll an und klopft mir mit ihrem Zeigefinger auf meine Stirn. Ihre Art, mir zu sagen, dass ich nicht alles vergessen soll. Doch sie kennt mich und weiß wie ich bin. Also verwandelt sich ihr vorwurfsvoller Blick in ein Lächeln.
„Dann beeil dich. Peter wird nur einmal fünfundzwanzig.“
In meinem kleinen Schlafzimmer angekommen, beginne wie wild in meinem Kleiderschrank zu wühlen. Ich mag eher die schlichteren Sachen, also greife ich nach meiner Lieblingsjeans und einem weißen Shirt. Sandra sitzt währenddessen am Bett und liest eine Zeitschrift, von der ich nicht mal wusste, das ich so etwas habe. Kopfschüttelnd gehe ich ins Bad und ziehe mir die Sachen über. Nach dem ich meine Haare, wortwörtlich geradegebogen habe, bin ich fertig und gehe wieder zurück in mein Zimmer, wo Sandra noch immer auf dem Bett sitzt. Als sie mit erhobener Augenbraue hinter der Zeitschrift hervor blinzelt, weiß ich was jetzt kommt.
„Du willst so zur Party?“
„Was ist daran so schlimm? Es erfüllt seinen Zweck.“
Schulterzuckend und grinsend antworte ich Sandra auf diese Frage. Wenn ich ehrlich sein soll, will ich mich nicht mehr, so wie früher, anziehen als würde ich Stunden dafür verwendet haben. Außerdem will ich nicht irgendwelche Blicke auf mich ziehen, da ich mich unter zu vielen Menschen nicht wohl fühle.
„Dir kann man echt nicht helfen. Der einzige Zweck davon ist, dass dir keiner zwischen die Beine schauen kann, wenn du besoffen auf dem Boden liegst.“
Wir beide brechen in Gelächter aus und erinnern uns an letztes Jahr, als Sandra so betrunken war, dass sie mitten auf einer Party umgeknickt ist und ihr alle unter den Rock sehen konnten. Anderen würde dass vielleicht peinlich sein. Aber sicher nicht Sandra. Sie hat sich nächsten Tag fast zu Tode gelacht.
Um eine alte Tradition zu wahren, von der ich nicht mal mehr weiß, wie sie entstanden ist, fahren wir mit unseren Fahrrädern zur Party. Wir können nur mehr darüber lächeln, wenn uns deswegen die verwirrten Blicke der anderen treffen. Die Scheune, in der die Party stattfindet, ist hier in diesem Nest Driftwood, der einzige Ort um ein bisschen Spaß zu haben und Leute zu treffen.
An der Scheune angekommen, stellen Sandra und ich, unsere Räder hinter der alten Scheune ab. An dem Holz erkennt man, das sie schon vielen Party's und Gewittern trotzen musste. Vor allem wundert es mich, dass sie noch nicht abgebrannt ist. Die Besoffenen gehen nicht gerade vorsichtig mit ihren Zigarettenabfällen um. Würde mal sagen, dass es Glück war, dass in den letzten Jahren nichts dergleichen passiert ist. „Verdammt, ich rede wie eine Alte fürsorgliche Großmutter.“ Meine innere Stimme ermahnt mich und leicht lächelnd über diesen Gedanken, schüttle ich meinen Kopf.
Vor der Scheune ist ein schmaler Weg, der an einem Wald grenzt, dessen Bäume so riesig sind, dass man schon fast ein Fernglas braucht um die Spitze zu erkennen. Dieser schafft es jedes Mal, wenn ich daran vorbeigehen, mir Angst einzujagen. Was ich teilweise wirklich nicht verstehen kann. Denn ich liebe es im Wald zu sein. Liebe das Gefühl von Ruhe. Doch die Dunkelheit ist nicht gerade mein Freund. Sie kann alles dir Bekannte verändern und es in ein geheimnisvolles Fremdes verwandeln.
Der Eingang besteht aus einem alten Tor an dem jeweils rechts und links davon Lampen befestigt sind, die ein dumpfes Licht auf den Wald wirft. Man kann die Musik schon in voller Lautstärke hören, und Sandra beginnt vor meiner Nase zu tanzen. Sofort steckt sie mich mit ihrer guten Laune an und ich beginne mit ihr zu lachen.
Als wir durch das Tor hinein gehen, fällt mein Blick auf die Leute die ausgelassen und ohne Hemmungen auf der Tanzfläche herumwirbeln. Das Licht blinkt wie wild im Takt zur Musik und die Party ist schon im vollen Gange, obwohl es erst neun Uhr ist. Sandra fällt es nicht schwer, sich durch die Leute zu drängen. Sie tanzt mit einer Leichtigkeit durch sie hindurch. Ich hingegen werde nervös bei so viel Gedränge und so vielen Leuten. Mein Versuch, ebenfalls mit einer Leichtigkeit Sandra durch die Menge zu folgen, scheitert kläglich. Von Allen Seiten werde ich geschubst und bin froh, als ich endlich die Bar erreiche, wo Sandra bereits zwei Finger in die Luft hält und bei der schwarzhaarigen Kellnerin ihre Bestellung abgibt.
Kopfschüttelnd sehe ich Sandra an.
„Komm schon, Anna. Eines ist bestimmt nicht schlimm.“
„Nein, danke Sandra, aber ich will echt nicht.“
Wenn ich Alkohol trinke, verliere ich meistens die Kontrolle über meinen Körper und derzeit brauche ich diese Kontrolle und alle meine Sinne, um mich sicher zu fühlen. Sandra setzt ihren Ich-Bin-Sauer-Blick auf und schnappt sich die beide Flaschen Bier. Sie nimmt die Erste und trinkt diese mit einem Zug aus. Typisch Sandra. Ihr ist nichts zu blöd, aber genau das mag ich an ihr. Als ich ihren Gesichtsausdruck und das restliche Bier auf ihrem Kinn sehe, muss ich einfach zu lachen anfangen. Als wir uns wieder ein klein wenig beruhigt haben und aus unserem lauten Lachen ein Lächeln geworden ist, entdecken wir Peter auf der Tanzfläche. Sandra packt mich bei der Hand, zerrt mich über die Tanzfläche. Wieder muss ich durch die ganze Menschenmenge hindurch zu Peter.
„Hi, Peter alles Gute zum Geburtstag“
Ich gratuliere ihm lächelnd und drücke ihm einen kleinen Kuss auf die Wange. Sandra schnappt sich gleich einen von Peters Freunden, Lucas, und tanzt mit ihm wie wild auf der Tanzfläche herum. Die Beiden sehen aus, als könnten sie die perfekten Kinder zeugen. Beide mit ihrer sonnengebräunten Haut und den blonden Surferlook-Haaren.
Gegen meinen Willen werde ich von Peter auf die Tanzfläche gezogen und herumgewirbelt. Seine muskulösen Oberarme heben mich in die Luft und setzten mich zum Glück auch wieder sicher auf den Boden ab, irgendwie schaffe ich es nach einiger Zeit, die Menschen um uns herum zu vergessen und meinen Spaß zu haben. Wieso kann es nicht immer so einfach für mich sein?
Als wir nach gefühlten Stunden an die Bar etwas Trinken gehen wollen, halten wir Ausschau nach Sandra und Lucas. Doch keiner von beiden ist in Sicht. Peter sieht mich an, und beide fangen wir an zu grinsen. Den wir wissen, was sie wohl gerade machen.
„Komm schon Anna, holen wir uns was zu trinken.“
Peter ist vor mir und ich versuche ihm zu folgen, doch ich werde plötzlich von einem, absolut nicht nüchternen Typen angesprochen, dessen Alkoholfahne mir entgegen weht und mich unabsichtlich die Nase rümpfen lässt. Durch die Lautstärke der Musik kann ich kaum ein Wort hören, was mir dieser Typ gerade sagen will, jedoch spüre ich seine dreckigen Hände, die sich auf meine Hüfte legen und mich daran hindern vor ihm zu flüchten. Meine Körpertemperatur steigt ebenso wie meine Panik. Ich hasse es angefasst zu werden. Noch dazu von so einem widerlichen Betrunkenen Typen. Als ich mich befreien will, zieht er mich noch näher zu sich, sodass seine Lippen fast die meinen berühren und ich am liebsten kotzen möchte. Jetzt versuche ich mich endgültig aus seinem Griff zu befreien, doch er ist trotz seines sichtbaren Alkoholkonsums noch zu stark. Bevor er jedoch erneut einen Versuch starten kann, seine widerlichen Lippen auf meine zu legen, verschwindet seine Visage plötzlich vor meinem Gesicht, als er mit einem Faustschlag zu Boden geht und mich dabei fast mitreißt, würde mich nicht eine Hand auffangen und mich festhalten. Ein Gefühl von Freude überkommt mich, als ich in Peter’s panische Augen blicke.
Bevor ich mich wieder umdrehen kann um nach diesen widerlichen Typen Ausschau zu halten, fliegt mir jemand vor die Füße. Es ist dieser kranke Typ. Seine Nase blutet und auch seine Lippe ist aufgeplatzt. Etwas wacklig steht der Typ wieder auf und blickt mich erschrocken an, bevor er seinen Blick wieder auf seinen Angreifer und meinen Retter richtet. Als mein Blick seinem folgt, stockt mir für eine Weile der Atem. Vor meinen Augen sehe ich den Mann, der mich so sehr fasziniert hat. Die Freundlichkeit, die er mir bei unserer letzten Begegnung gezeigt hat, ist wie weggeflogen. Sein Gesichtsausdruck ist so dunkel und seine Augen strahlen nicht mehr in diesem Blau, wie ich es in Erinnerung hatte. Seine Haltung ist angespannt und seine Fäuste sind geballt vor Wut. Sein Blick ist noch immer auf diesen Typen gerichtet, der nun wütend und wacklig die Tanzfläche verlässt. Ich hingegen, bleibe wie angewurzelt stehen und kann nicht aufhören ihn anzustarren. Ist er das? Und gerade als dieser Gedanke durch meinen Kopf zuckt, blickt er auf und sieht mich mit seinen dunklen Augen an. Das Blau scheint völlig verschwunden zu sein. Sein Blick füllt sich mit Schrecken und ich fühle mich nicht wohl dabei ihn so anzustarren. Doch ich kann meinen Blick nicht von seinen Augen abwenden. Es ist, als würde er mich wieder fesseln. Doch dieses Mal ist es eher meine Neugier, nach diesem Menschen hinter diesen Augen. Bevor die Anstarrnummer ausarten kann, erblicke ich an seiner Seite eine hübsche Frau mit dunkelbraunen kurzen Haaren. Sie sieht aus, als würde sie aus einem Hochglanzmagazin herausgeklettert sein. Als sie dann auch noch ihre frisch manikürten Hände auf seine Brust legt und auf ihn einredet, spüre ich ein Ziehen in meinem Bauch. Eigentlich sollte mich dieser Anblick nicht weiter stören. Wieso sollte ein Typ wie er keine Freundin haben? Und was sollte mich das angehen? Aber dieser Blick, der noch einige Sekunden auf mir liegt und das darauffolgende Lächeln lassen mich vollkommen schmelzen, bevor er sich zu ihr umdreht und darauf in der Menschenmenge verschwindet.
„Anna, geht es dir gut?“
Peter reißt mich aus den Gedanken und ich versuche meine Verwirrung über diese Begegnung wegzulächeln.
„Ja klar, es war nur ein kleiner Schubs.“
Aber ich denke so ganz klappt das nicht und Peter hat mich durchschaut, als er mich zur Barr zerrt und zwei doppelte Whiskey bestellt. Die Kellnerin bringt umgehend zwei Gläser und stellt sie vor uns, um den Whiskey einzuschenken.
„Ich denke, du kannst jetzt einen Anti-Schock-Whiskey vertragen.“
Kurz überlege ich, aber spätestens als ich nach dem Glas greife, ist meine Entscheidung gefallen. Ich proste Peter zu und setze das Glas an meine Lippen, um den brennenden Whiskey in mich hineinlaufen zu lassen. Peter klopft mir stolz auf meine Schulter als ich das leere Glas, mit einem lauten Klirren an der Bar abstelle.
„Feines Mädchen. Und ist doch nicht so schlecht?“
„Danke. Ich wusste schon immer, dass du mich eines Tages zum Alkoholiker machen wirst.“
Laut lachend bestellt er den nächsten Whiskey.
Nach dem vierten Glas und einer Stunde später, sehe ich mich noch immer nach diesem Typen um, auch wenn ich ihn nirgends erkennen kann. „Irgendwie auch besser so.“ Meine innere Stimme ist definitiv vernünftiger als ich gerade.
Als ich meinen Blick wieder Peter zuwende, scheint dieser bereits eine Beschäftigung in Form einer hübschen Blondine gefunden zu haben. Da sich sowieso schon alles in meinem Kopf anfühlt, als hätte ich genug Alkohol intus um nicht mehr geradeaus gehen zu können, ist dass wohl der beste Zeitpunkt, um mich auf den Weg zu machen. Als sein Blick wieder auf mich fällt, schenke ich ihm ein Lächeln und hauche ihm ein „Bye“ zu.
„Wenn ich nicht wüsste, dass du ein großes Mädchen bist und gut nach Hause kommst, würde ich dich ja nach Hause bringen.“
„Keine Sorge. Ich überfahre einfach alle die sich mir in den Weg stellen. Bis Montag.“
Mit einem Lachen im Gesicht versuche ich, mir einen Weg durch die Scheune zu bahnen.
Als ich schon die zweite Runde in der Scheune drehe, um Sandra zu suchen, kann ich sie noch immer nicht finden. Eigentlich wollte ich sie fragen, ob sie mich nach Hause begleitet. Jedoch habe ich die Vermutung, dass sie gerade schwer mit Lucas beschäftigt sein wird. Also tippe ich einfach einen Text in mein Telefon, um ihr bescheid zu geben, dass ich mich auf den Weg mache.
Auf dem Weg hinter die Scheune zu meinem Fahrrad, bin ich irgendwie froh darüber etwas getrunken zu haben. Denn ohne Alkohol im Blut würde ich mir jetzt wahrscheinlich in die Hose machen. Der Wald neben an und die Dunkelheit, die um mich herum immer mehr wird, lässt mich meine Geschwindigkeit trotz des Alkohols erhöhen und ich bin froh, als ich endlich mein Fahrrad erreiche. Die Dunkelheit und der Wind welcher durch den Wald weht, machen es mir nicht gerade einfach, meine Angst zu verdrängen als ich nach dem Lenker meines Fahrrades greife. Als ich mich schnell wieder auf den Weg machen will und das Fahrrad neben mir herschiebe, taucht wie aus dem Nichts eine dunkle Gestalt vor mir auf. Vor Schreck lasse ich mein Fahrrad fallen. Mein Herz schlägt wie verrückt und gerade noch so, kann ich einen Angstschrei unterdrücken.
„Es tut mir leid, habe ich dich erschreckt?“
Eine tiefe männliche Stimme erklingt und aufgrund der Dunkelheit kann ich nur grob, die Umrisse der Gestalt erkennen. Was deutlich ist, dass er um einiges größer ist als ich.
„Bitte kein Serienmörder.“ Die Gedanken rangeln sich wie wild in meinem Kopf und ich lege als Reaktion meine Hände auf meine Brust um mein Herz zu beruhigen.
„Scheiße. Ja du hast mich ganz leicht erschreckt.“
Antwortete ich, als ich mein Fahrrad wieder aufrichte.
„Es war nicht meine Absicht dich zu erschrecken, aber ich suche meinen Hund. Er ist mir hier irgendwo entlaufen, hast du ihn zufällig gesehen.“
Seine Stimmlage ändert sich und plötzlich fühle ich Kälte, die mich umgibt. Als würde mir irgendetwas sagen, dass ich Angst haben sollte.
„Ich habe leider keinen Hund gesehen. Tut mir Leid aber ich muss jetzt weg.“
Der Unbekannte greift plötzlich nach meinem Oberarm und hält mich fest. Es tut zwar nicht weh, aber es macht mir höllische Angst.
„Bist du dir sicher?“
Nun ist es bewiesen, dass er verrückt ist, und meine Angst wächst von Sekunde zu Sekunde.
Mit unüberhörbarer Panik in meiner Stimme versuche ich ihm zu sagen, dass mir seine Berührung nicht recht ist. „Lassen sie mich los.“
Doch der Unbekannte lässt nicht los. Es ist ein beklemmendes Gefühl, ich weiß nicht, was ich machen soll. Soll ich all meine Kraft bündeln und mich von ihm losreißen, um so schnell als möglich von ihm wegzulaufen? Aber was wenn er schneller ist als ich? Ich müsste es doch nur bis zur Scheune nach vorne schaffen. Und gerade als ich diesen Plan in die Tat umsetzen will, höre ich plötzlich eine andere männliche Stimme.
„Gibt es hier ein Problem?“
„Nein ist schon in Ordnung. Ich wollte mich nur ein wenig unterhalten.“
Antwortet der Unbekannte, der mich festhält. In seiner Stimme ist jetzt plötzlich etwas Zittriges und so schnell wie er aufgetaucht ist, lässt er mich wieder los und verschwindet im Wald. Mein Herz rast wie wild und ich bin kurz davor umzukippen. Meine Knie sind weich. Dieser Mann hat mich einfach zu Tode erschreckt. Doch die Stimme des Mannes hinter mir hat etwas Beruhigendes.
„Ist alles in Ordnung? Hat er dir weh getan?“
„Nein, ist schon gut, es geht schon wieder. Ich hatte nur Angst. Das ist alles. Aber gut dass du da warst.“
Ich hoffe jedoch nicht, dass der jetzt der wirkliche Serienmörder ist und der Verrückte, eben nur ein Verrückter. Aber nach der Stimme zu urteilen, ist er ruhig und freundlich. Er hat eine vertrauenswürdige Stimme. Tief und männlich und irgendwie bringt sie mich aus der Fassung.
„Ich bin Alex?“
„Danke Alex für deine Hilfe. Anna.“
„Komm. Ich begleite dich.“
Der Unbekannte wendet sich zum Gehen und berührt bei seinen Worten sanft meinen Oberarm. Ohne es aufhalten zu können, durchfährt mich ein leichtes Kribbeln und ich frage mich, wieso ich plötzlich so empfindliche auf Berührungen reagiere? Besonders Berührungen von Männern? Vielleicht stimmt etwas nicht mit mir?
Doch bevor ich mich weiter durch irgendwelche Phantasie-Krankheiten wühle, folge ich meinem Retter, Alex. Mein Fahrrad schiebe ich neben mir her und durch diesen Schock eben, fühle ich mich so gut wie nüchtern. Zumindest denkt mein Gehirn das. Meine Füße sagen jedoch etwas anderes und ich muss sie mit aller Kraft unter Kontrolle halten.
Je näher wir dem Lichtkegel vor dem Eingang kommen, desto nervöser werde ich. Diese Konturen. Diese Augen. Diese Lippen. Diese Haare. Mein Herz schlägt mir bis zum Hals. Wen das jetzt so weiter geht, sterbe ich frühzeitig an einem Herzinfarkt.
Es ist Alex. Also der Typ mit diesen wahnsinnig blauen Augen. Es ist Alex. Ich versuche ihn anzusehen, aber dieses Gefühl ist einfach zu intensiv. Er ist einfach zu perfekt, um real zu sein. Es ist, als würde ich ihn schon ewig kennen und dann wieder doch nicht. Er ist geheimnisvoll und sein Blick ist so wunderschön. Diesen Augen kann man einfach nicht widerstehen und dann auch noch diesem Lächeln, dass sich auf seine Züge legt.
„Hey, ich kenne dich doch? Du arbeitest bei Charly’s, oder?“
„Ja. Du hast letzte Woche ein paar Teile abgeholt.“
Nach diesen Worten hoffe ich inständig, dass er nicht denkt, er wäre mein Opfer und ich seine Stalkerin. Ich merke mir viele Kunden. Aber die Wahrheit ist, dass Alex etwas Besonderes an sich hat und ich ihn deswegen nicht vergessen habe.
Seine Mundwinkel heben sich zu einem selbstgefälligen Lächeln und ich werde dadurch noch nervöser, als ich merke, dass er mich durchschaut haben muss. Er scheint sehr wohl zu wissen, welche Wirkung er auf das andere Geschlecht hat und scheint dies schamlos auszunutzen.
„Danke Alex. Für deine Hilfe.“
„Du willst jetzt alleine nachhause fahren? Im Dunkeln? Mitten in der Nacht? Wo dich gerade noch ein Verrückter aufgehalten hat? Du musst ja vielleicht mutig sein.“
Ein breites Grinsen legt sich über sein Gesicht, dass so gar nicht zu dem besorgten Ausdruck in seinen Augen passt.
„Ich werde dich auf jeden Fall begleiten. Ein NEIN lasse ich nicht gelten.“
Er will mich begleiten? Er besteht darauf? Eigentlich müsste ich mich freuen, doch irgendein Gefühl hält mich zurück. Vielleicht deswegen, weil ich diesen Ausdruck in seinen Augen vorhin nicht verstehen kann. Aber ein Teil von mir ist neugierig. Will wissen, was hinter diesen so faszinierenden Augen steckt. Genau deshalb ignoriere ich die Stimme, die mich vor ihm warnt.
„Es ist wirklich nicht schlimm. Ich schaff das schon. Aber Danke für deine Hilfe und das Angebot. Außerdem wird deine Freundin mit Sicherheit auf dich warten.“
Mein Verstand meldet sich wieder zu Wort und das Bild dieser Frau schießt mir wieder durch den Kopf. Er hat eine Freundin. Oder auch nicht? Die wunderhübsche Frau von vorhin. Er hatte sie sicher schon im Bett. Niemals würde eine Frau sich sonst so an einen Kerl schmeißen. Ja, Gut. Er sieht einfach verdammt heiß aus und jede Frau, die das nicht tun würde, wäre blind oder Tod. Meine Freude fällt ab und ich erinnere mich an seinen Blick von vorhin, als er mich vor diesem Arschloch beschützt hat. Für das bin ich ihm wirklich dankbar. Aber trotz allem hat mir der Ausdruck in seinen Augen das Blut in den Adern gefrieren lassen.
Außerdem kenne ich ihn kaum. Besser gesagt, ich weiß absolut nichts über ihn.
Als er zögert und ich keine Antwort von ihm bekomme, wende ich mich mit meinen Händen auf dem Lenker, zum Gehen. Doch als er seine Hand auf den Lenker neben meine legt und sich unsere Hände für einen kurzen Augenblick berühren, setzt mein Herz einen Schlag aus. Auch er scheint es zu spüren und rückt seine Hand wieder etwas von mir weg.
„Sie ist nicht meine Freundin. Nur eine Bekanntschaft, die ich heute gemacht habe. Da könnte ich auch glatt denken, dass dieses miese Arschloch, dass dich da drinnen blöd angemacht hat, auch dein Freund sein könnte.“
Ein verschmitztes Lächeln legt sich auf seine Züge, als ich seine Augen erblicke und ihn für einen Moment lang anstarre und versuche, aus ihm schlau zu werden.
„Wäre nicht das erste Mal, dass ich ein Arschloch als Freund habe. Eigentlich müsste ich ja zweimal Danke sagen.“
Den ersten Satz versuche ich nicht zu sehr zu betonen und verdränge die Gedanken an Steve wieder.
„Tja. Sagt man nicht, dass alle guten Dinge drei sind? Also werde ich dich begleiten. Auch wenn du nicht willst und ich dein Fahrrad stehlen muss, damit ich dich begleiten kann.“
Er ist so schnell, dass ich kaum etwas entgegnen kann, als er nach dem Fahrrad greift und es mir entreißt. Ein lautes Lachen übertönt für einen kurzen Moment die Musik die aus der Scheune dröhnt. Dieses Lächeln in seinem Gesicht, lässt meine Mundwinkel automatisch nach oben wandern und meine Füße scheinen ihm ebenfalls ohne Widerrede zu folgen.
Wir gehen die Straße entlang, und Alex schiebt mein Fahrrad. Ich habe mich geweigert, doch er wollte es nicht akzeptieren. Er hat echt ein Problem mit einem NEIN. Jedes Mal wen er zu mir sieht, springt mir mein Herz fast aus der Brust. Diese unglaublich schönen blauen Augen. Sie leuchten sogar im Dunkeln. Als ich mich endlich ein wenig beruhigt habe, versuche ich etwas über ihn zu erfahren und damit meine Neugier zu stillen.
„Ich habe dich hier noch nie gesehen? Wohnst du schon länger hier?“
„Vielleicht habe ich mich ja versteckt.“
Wieder legt sich dieses verschmitzte Lächeln auf sein Gesicht und er blickt auf mich herab.
„Also ich bin vor zwei Monaten hier her gezogen. Es brauchte einfach eine Veränderung.“
Bei seinen letzten Worten wendet er seinen Blick von mir ab und seine Miene sieht plötzlich so verletzlich aus. Bei diesem Anblick möchte ich am liebsten meine Arme um ihn legen und diese Traurigkeit darin vertreiben.
„Wo hast du vorher gelebt?“
Es ist dieses Geheimnisvolle an ihm, dass mich so sehr fasziniert und ich bin froh über jedes Detail, dass ich über ihn erfahren kann. Über den Typen, der mir immer und immer wieder durch den Kopf geschwirrt ist.
„Ich war viel unterwegs, habe ihn London und in New York studiert und jetzt dachte ich mir, es ist Zeit mich niederzulassen.“
„Ich bin verwirrt. Wenn man sich niederlassen will, geht man dann nicht an einen anderen Ort als Driftwood? Das ist doch das Gegenteil von den Orten in denen du bisher warst.“
Er lächelt mich wieder an. Wenn ich dieses unbeschwerte Lächeln mit dem bösen Blick von vorhin vergleiche, kann ich mir kaum vorstellen, dass es dieselbe Person ist.
„Genau deswegen. Ich will nicht mehr in diese Großstädte zurück. Das ist nichts für mich.“
Driftwood ist eine kleine Stadt und ich würde eher entscheiden. Dass es ein Dorf ist. Es ist mitten im nirgendwo und wenn man hier etwas erleben möchte, ist man in Driftwood falsch. Das Einzige worüber ich schon glücklich bin, ist das kleine Einkaufszentrum. Denn in die nächste größere Stadt fährt man über eine halbe Stunde. Sandra und ich fahren meistens einmal im Monat dorthin, um einkaufen zu gehen. Also ich liebe mein zu Hause, und ich lebe gerne hier, aber ich könnte es auch sicher wo anders aushalten.
Er grinst mich an und sein Blick wendet sich wieder von mir ab, bevor er wieder in meine Richtung wandern. Dieser Ausdruck in seinen Augen macht mich noch verrückt. In diesem weißen Shirt, dass so eng anliegt, dass man darunter die Konturen seiner Muskeln erkennen kann und seiner dunklen zerfetzten Jeans sieht er einfach atemberaubend aus. Als ich mich endlich etwas wohler fühle und mutig genug bin, ihn mehr als nur ein paar Sekunden lang anzusehen, kann ich schwarze Tinte erkennen, die durch das weiße Shirt blitzt und sich an seinem Hals aufwärts schlängelt. Auch sein Handgelenk lässt schwarze Tinte hervorblitzen. Es ist nicht wirklich zu erkennen, was sich darunter verbirgt, aber allzu gerne möchte ich es sehen. Alleine bei dem Gedanken, ihn ohne Shirt zu sehen, erhöht sich meine Körpertemperatur um einige Grade.
Erst als ich dieses weiße Haus aus einiger Entfernung erkenne, bereue ich es, nicht langsamer gegangen zu sein. Auch wenn wir teilweise auf der Stelle verharrt sind, als wir uns über etwas unterhalten hatten und in Gelächter ausgebrochen sind, ist die Zeit viel zu schnell vergangen. Wir haben uns über meine derzeitige Wohnsituation und auch über meine Mutter unterhalten. Keine Ahnung wieso ich ihm das Ganze anvertraut habe. Vielleicht weil ich immer mehr dass Gefühl habe ihn zu kennen. Ich könnte noch Stunden neben ihm hergehen, und mit ihm reden. Ich bleibe vor unserem Haus stehen und zeige mit der Hand auf das schlichte weiße Haus mit dem kleinen Vorgarten. Mein zu Hause.
„Tja. Hier wohne ich.“
Sein Blick ist noch immer auf das Haus gerichtet, als ich meinen bereits abgewendet habe und ihn nun beobachte, wie das Licht der Straßenlaterne ein trübes Licht auf sein markantes Gesicht wirft. Ich könnte noch Stunden hier stehen und ihn einfach nur ansehen.
„Ich hoffe, du schaffst es, einzuschlafen und nicht von diesem kranken Typen zu träumen. Es hat Spaß gemacht dich zu begleiten.“
Er nimmt das Rad und schiebt es mir entgegen. Als ich auf den Lenker greife berühren sich unsere Finger erneut und mich durchfährt ein elektrisierendes Gefühl. Es ist, als würde mein ganzer Körper mit Energie aufgeladen werden. Er sieht mir in die Augen und sieht überrascht aus. Vielleicht hat er es auch gefühlt? Er löst seine Hand von dem Lenker, von dieser Berührung und ich nehme das Rad. Ich würde ihn gerne fragen was das eben war, als wir uns berührt haben. Aber es war wahrscheinlich nur irgendein Gefühl, das ich mir eingebildet habe. Er würde mich wohl für verrückt halten.
„Hoffe ich auch. Aber du warst ja zum Glück da. Vielen Dank für das nach Hause bringen.“
Ich bin wirklich froh darüber, dass er mich nach Hause begleitet hat, ansonsten hätte ich doch ein wenig Angst bekommen. Ganz alleine in dieser Dunkelheit, nach diesem Vorfall mit dem Mann.
„Es war mir ein Vergnügen, Anna. Ich wünsche dir noch eine gute Nacht. Wir sehen uns nächste Woche, ich brauche noch ein paar Teile.“
Die Freude, ihn wiederzusehen lässt das Gefühl ihn gehen zu lassen, erträglicher werden.
„Danke nochmal. Dann bis nächste Woche. Komm gut nach Hause.“
Er erwidert mein Lächeln und nach einigen Sekunden in denen wir uns nochmals anstarren, wendet er sich als Erstes ab, um zu gehen. Als ich an der Tür angekommen bin und mein Rad abgestellt habe, kommt mir in den Sinn, dass ich nicht einmal weiß, wie weit es bis zu ihm nach Hause ist. Doch als ich mich umdrehe, um nach ihm zu sehen, blicke ich ins Leere. Keine Ahnung wie er so schnell verschwinden konnte. Ich hoffe nur, er hat keinen zu weiten Weg vor sich. Ein klein wenig enttäuscht drehe ich mich wieder um und stelle mein Fahrrad vor der Eingangstür ab.
In meinem Reich angekommen, lege ich meinen Schlüssel am Küchentisch ab und versuche mir etwas wackelig, meine weißen Chuck's auszuziehen. Charly veräppelt mich immer, ob ich denn keine anderen Schuhe habe und ich kann dabei nur lächeln. Denn ich habe wirklich keine anderen Schuhe.
Auf dem Weg ins Schlafzimmer entledige ich mich meiner Klamotten und werfe mich, mit meiner restlichen Kleidung, bestehend aus meiner Panty und meinem weißen Top, rücklings in das weiche Bett. Es fühlt sich noch immer so unreal an und ich kann immer noch nicht glauben, dass Alex mich gerade nach Hause begleitet hat. Ich dachte schon, ich sehe ihn nie wieder.
Ich denke, dass ich auch im Schlaf noch grinsen werde, so glücklich und verwirrt bin ich gerade. Er hat einfach irgendetwas an sich, dass mich vollkommen einnimmt. Mich verrückt macht. Verrückt nach diesem geheimnisvollen Mann, der mich völlig verwirrt.