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Die Zeit verstreicht, doch meine Angst wächst mit jedem Schritt, den ich mache. Das dumpfe Geräusch meiner Schuhe auf dem Asphalt scheint immer lauter zu werden, je mehr ich mich darauf konzentriere. Ich weiß ich sollte keine Angst haben. Was sollte mir in diesem Kaff schon passieren. Doch ich habe einfach zu viele Filme gesehen und habe noch dazu eine blühende Fantasie, die ich in diesem Moment verfluche. Was mich noch mehr beunruhigt, ist die Stelle, die mich nun erwartet. Denn nach dem Weg durch einige belebtere Straßen komme ich jetzt zu dem wirklich gruseligen Teil meines Weges. Eine kleine Straße, die mitten durch den Wald führt. Langsam schwindet mein Mut und als ich auch die letzte Lichtquelle in Form einer Straßenlaterne erblast, fühle ich, wie mir die Angst auf den Fersen ist. Je mehr ich gegen meine Phantasie ankämpfe um mir keine Horrorszenarien auszumalen, desto schlimmer wird es. Eine Sache scheint mir heute hingegen Gut gesinnt zu sein und dass ist der Vollmond, der so hell leuchtet, dass ich die Umrisse der Bäume erkennen kann. Aber trotz allem ist es furchterregend hier im Wald. Im Dunkeln. Alleine. Wie schon gesagt, die Dunkelheit lässt das Vertraute fremd erscheinen und genauso fühle ich mich jetzt gerade. Nichts erinnert mich an diesen Weg, den ich bei Tageslicht kenne.
Die ganzen Geräusche um mich herum machen mich noch wahnsinnig. Bei jedem kleinen Rascheln zucke ich zusammen und ich merke, wie meine Schritte immer schneller werden. Ich wünsche mir jetzt nichts sehnlicher als einfach nur zu Hause zu sein. In meinen Gedanken versuche ich daran zu denken, dass ich gut nach Hause kommen werde und ich mich beruhigen soll. Aber es hilft mir nicht und plötzlich bekomme ich das Gefühl, dass jemand hinter mir ist. Je mehr ich mich darauf konzentriere, desto schneller werde ich. Ich kann auch schon die Schritte hinter mir hören und mein Herz pocht wie wild. Ich muss mich umdrehen. Ich muss nachsehen. Doch ich habe Angst und werde noch schneller. Will ich mich denn überhaupt umdrehen? Was wenn wirklich Etwas - Jemand hinter mir ist? Was mache ich? Tausend Fragen schwirren in meinem Kopf herum und die Angst ist mein Begleiter. Am besten ist, ich mache es schnell und schmerzlos. Also richte ich meinen Blick hinter mich und versuche meine Augen zusammenzukneifen, um meinen Blick zu schärfen. Doch ich kann nichts erkennen. „Anna, du bildest dir das nur ein. Beruhige dich.“ Doch ich schaffe es nicht. Als ich wieder in meinem Kopf Schritte höre und ich in einen Verfolgungswahn verfalle, fange ich an zu laufen. Ich würde alles dafür geben, dass jetzt irgendjemand mit dem Wagen vorbeifährt und mich einfach mitnimmt. Mein Atem ist schnell und im Laufschritt erhoffe ich mir nichts mehr, als dass dieses Gefühl verschwindet. Doch es wird stärker und es kommt mir so vor, als würde jemand unmittelbar hinter mir herlaufen. Bei diesem Gedanken stellen sich sämtliche Härchen in meinem Nacken auf. Ich habe Panik und gerade als ich meinen ganzen Mut zusammen nehme, um mich nochmal umzudrehen, erblicke ich zwei helle Lichter die auf mich zukommen. Die Scheinwerfer blenden mich etwas, aber sie leuchten auf die Straße. Somit lasse ich meine Augen, über die jetzt erhellte Umgebung schweifen. Erleichtert atme ich aus, als ich niemanden entdecke. Kurz überlege ich, ob ich den Wagen nun anhalten soll. Aber meine Angst lässt mich handeln und meine Hand heben. Die Geschwindigkeit des Wagens scheint sich jedoch schon vorher zu verlangsamen. Was wenn es ein Verrückter ist, der nur darauf wartet, dass so dumme naive Mädchen, nachts auf der Straße herumirren? Die kleinen Steinchen am Asphalt knirschen als der Wagen vor mir hält und da die Scheinwerfer mich so dermaßen blenden, kann ich absolut nichts erkennen. Dass Einzige was ich höre, ist, wie sich die Wagentür öffnet und eine dunkle Gestalt aus dem Wagen steigt. Das Geräusch der Schritte bewegt sich auf mich zu und erst als die Gestalt aus dem Lichtkegel der Scheinwerfer tritt, erblicke ich voller Erleichterung die blauen Augen. Im ersten Moment weiß ich nicht ob ich mich freuen soll oder nicht. Einerseits bin ich froh, dass ich nicht mehr alleine bin, aber er hat mich auch in diese Situation gebracht. Na gut, vielleicht habe ich mich auch selbst in diese Situation gebracht. Aber er ist einfach nicht aufgetaucht und das macht mich wütend. Sehr wütend.
„Du kannst hier nicht mitten in der Nacht einen gemütlichen Spaziergang durch den Wald machen!“
Nach diesen Worten ist es beschlossene Sache, dass ich weiterhin wütend auf ihn bin.
„Und ob ich das kann. Ich liebe es nachts, im Dunkeln spazieren zu gehen. Es ist so entspannend.“
Ein sarkastisches Grinsen legt sich auf meine Züge und ich bin mir vollkommen im klaren, dass er es sehen kann. Ohne über die Konsequenzen nachzudenken schalte ich in meinem Sturkopf-Modus um. Ich kann ihm jetzt nicht verzeihen und ich kann jetzt auch nicht mit ihm in diesen Wagen steigen. Also drehe ich mich um und gehe weiter. Einige Meter liegen jetzt zwischen uns und ein kleiner Gedanke in mir hofft, dass er mich nicht alleine lässt. Dass er mich in den Wagen zerrt und mich nach Hause bringt.
Schon höre ich Schritte gefolgt von dem dumpfen Geräusch der Wagentür, die ins Schloss fällt und gleich danach das Brummen des GTO’s als er losfährt. Na toll jetzt habe ich es mit meinem Sturkopf wieder geschafft. Jetzt bin ich wieder alleine und muss nach Hause gehen. Irgendwie habe ich gehofft, er würde nicht so schnell aufgeben. Und schon wieder eine Träne. Wann habe ich mich zu einer heulenden Furie entwickelt? Dieser Mann bringt mich um den Verstand. Nicht mal mehr meine eigenen Gefühle habe ich unter Kontrolle.
Die Stimme neben mir lässt mich aufblicken und den Beweis meiner Tränen, lasse ich mit meinem Handrücken verschwinden, als ich darüber wische.
„Anna. Es tut mir leid. Jetzt komm und steig ein.“
Auf seinem Gesicht erkenne ich einen Anflug von Belustigung und dennoch auch Verärgerung. Sein linker Arm baumelt aus dem Fenster und mit seiner Handfläche klopft er ungeduldig auf den schwarzen Lack des GTO’s.
Auch wenn meine Angst mich fast zum Nachgeben zwingt, lassen mich mein Sturkopf und mein Stolz weitergehen. Plötzlich höre ich die Tür des Wagens hinter mir zuknallen und schnelle Schritte die auf mich zukommen. Dann werde ich von zwei starken Händen an der Hüfte gepackt und mit einem Ruck umgedreht, sodass ich nun in diese blauen Augen blicke.
Oh, diese Masche kann er sich abgewöhnen, ich kann mich kaum konzentrieren bei diesem Anblick.
Um seine Hände von mir abzuschütteln, trete ich einen Schritt zurück, um dann an ihm vorbei zu gehen. Doch leider ist er schneller als ich und hält mich dieses mal an meinem Handgelenk fest um mich mit einem Schwung wieder zu sich zu drehen. Mit seiner anderen Hand packt er mich an meiner Hüfte und zieht mich ganz nah zu sich. Diese muskulösen Hände die mich auf eine Art und Weise festhalten, dass mein Körper zu kribbeln anfängt, so als würde ich ihm völlig und ganz gehören, lassen meine Wut etwas Abflauen. „Oh, Anna nicht aus der Fassung bringen lassen.“ Seine Lippen sind ganz nah an meinem Ohr und ich möchte mich ja gerne losreißen und meinen Sturkopf durchsetzen, jedoch kann ich es nicht. Schon gar nicht, als ich seinen warmen Atem an meinem Nacken spüre.
„Komm schon. Du wirst jetzt in den Wagen steigen. Und wenn ich dich höchstpersönlich über die Schulter werfen muss, um dich da hinein zu bringen. Außerdem, hätte ich dir ja bescheid gegeben, wenn ich deine Nummer gehabt hätte und du dafür gesorgt hättest, dass dein Telefon funktioniert. Du musst echt lernen, besser auf dich aufzupassen und dich nicht immer in Gefahr bringen zu lassen.“
Als diese Worte meinen Verstand erreichen muss ich eingestehen, dass er zu meinem Bedauern recht hat. Ich weiß nicht, was ich denken soll. Er kann einen so schnell aus der Fassung bringen. Ich löse mich etwas von seinem festen Griff und blicke in seine Augen. Bei dieser Ernsthaftigkeit in ihnen, zweifle ich keine Sekunde daran, dass er seine Worte in die Tat umsetzen wird um mich in den Wagen zu bringen.
„Ich weiß, nicht ob ich mitfahren kann. Ich hatte noch eine Verabredung mit einem Verrückten, der im Wald lebt und gerne abendliche Spaziergänger überfällt.“
Ich kann nicht anders als ihn ein wenig auf die Schippe zu nehmen. Auch wenn ich wirklich Angst hatte in diesem gottverdammten Wald. Aber dass muss Alex ja nicht wissen. Er grinst mich nach meiner sarkastisch gemeinten Aussage an, als würde er mich für verrückt halten. Na gut, vielleicht bin ich das auch ein wenig. Plötzlich wird sein Blick dunkler und ich denke, dass sich Belustigung darin spiegelt, als er noch näher kommt.
„Du wolltest es nicht anders.“
Zu schnell um darauf zu reagieren, packen mich seine Hände an meiner Hüfte und zappelnd werde ich über seine Schulter geworfen. Die ersten Sekunden versuche ich mich noch zu wehren, aber spätestens als ein kehliges Lachen aus seinem Mund dringt, höre ich auf mich zu wehren und lasse die besitzergreifende Geste über mich ergehen. Vor dem Wagen angekommen sind meine Füße froh, den Boden wieder zu spüren als er mich davor absetzt. Seine Hände hingegen umgreifen noch immer fest meine Hüften und lassen mir kaum Bewegungsfreiheit. Ein Teil von mir möchte sich gegen diese Berührung wehren. Doch ein Teil von mir, möchte sich einfach nur noch auf seine Lippen stürzen, die jetzt so unmittelbar vor meinem Gesicht sind. Sein Blick wirkt belustigt und dennoch blitzt eine Spur von Verlangen darin auf.
„Weißt du eigentlich, dass du ein ganz schöner Sturkopf bist?“
Seine Lippen bilden nun ein weiteres Lächeln. Dieses Mal ist es strahlender als vorhin und auch mein Gemütszustand ändert sich mit diesem Lächeln. Ohne ihm auch nur ein Wort zu entgegnen, da ich sowieso weiß, er würde ein Nein nicht akzeptieren, steige ich in den Wagen.
Bevor er sich auf den Weg zu der anderen Seite des Wagens macht, schließt er die Tür hinter mir und schlendert langsam vorbei an der Motorhaube, bevor er sich neben mir niederlässt und den Motor anlässt.
„Glaub mir, ich hätte dir bescheid gegeben, wenn ich deine Nummer gehabt hätte.“
Er schmunzelt, und sieht mich fragend an, als er losfährt. Was will er und wieso sieht er mich so an? Er sollte besser auf die Straße achten. Langsam aber doch dämmert es mir und mein Herz macht einen kleinen Sprung. Er will meine Telefonnummer. Manchmal bin ich echt schwer von Begriff. Ein kleines Lächeln legt sich auf meine Lippen und um es selbst nochmals von ihm zu hören, kann ich mir diese Frage nicht verkneifen.
„Du willst also meine Nummer?“
„Ja. Denn wenn ich dich dass nächste Mal abhole und ich mich verspäten sollte, kann ich dich wenigsten anrufen“.
Meine Wut auf ihn scheint sich in dem Augenblick zu verabschieden, als er mich mit einem dieser verschmitzten Grinsen ansieht, bei dem sich zwei Grübchen bilden. Irgendwie hat er ja Recht. Das Einzige was ich trotz allem noch wissen will, ist, wieso er mitten in der Nacht abgehauen ist. Jedoch habe ich gerade nicht den Mut ihn danach zu fragen, also muss ich ihm doch eine schnippische Antwort geben.
„Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist, einem Fremden, meine Telefonnummer zu geben.“
Ich grinse ihn an, und bin doch bemüht, ihn ein wenig zappeln zu lassen.
„Ach ich bin ein Fremder?“
Er grinst mich mit einem überlegenen Grinsen an, bei dem sich sofort eine Röte in mein Gesicht schleicht. Es ist eine Anspielung auf unsere gemeinsame Nacht. Wortlos nehme ich sein Telefon, dass in der Mittelkonsole des Wagens liegt und tippe meine Nummer ein. Als ich das Handy wieder zurücklege, sieht er mich an, mit einem Blick, der mir den Atem verschlägt.
„Ich hoffe, du hast die richtige Nummer eingetippt. Denn ich werde diese Nummer sicher häufiger brauchen“
Flirtet er etwa mit mir? Wieder einmal ist es schwer, seine Wörter zu deuten. Aber wenn das Flirten sein soll, dann ist er wirklich gut darin, denn meine Körpertemperatur ist gerade um einige Grade gestiegen. Als er bemerkt, dass sich ein Lächeln auf meine Züge legt, verändert sich sein Blick und die dunkler wirkenden Augen fixieren die meinen. Dieser Blick lässt meinen Körper vollkommen darauf reagieren. Jedoch auch meinen Verstand, der sich bei diesem Ausdruck nicht sicher ist, was sich dahinter verbirgt. Ob das hinter diesen wunderschönen Augen Böse oder Gut ist.
Ein zufriedener Ausdruck macht sich auf seinem Gesicht breit und sein Blick richtet sich wieder nach vorne auf die Straße, dort wo der Lichtkegel der Scheinwerfer nur das Nötigste ausleuchtet. Seine rechte Hand wandert auf meinen Oberschenkel und sofort durchfährt mich wieder dieses Gefühl, dass mich für eine Sekunde erstarren lässt, bevor mein Körper diese Berührung genießen kann. Ohne weiter zu zögern, lege ich meine Sturheit ab und lasse meine Hand auf seine wandern. Er erwidert meine Berührung mit einem festeren Griff und seinem Daumen, der nun sanft über den Stoff meiner Jeans streicht.
Doch plötzlich werde ich von dem schrillen Geräusch seines Telefon’s aus dieser Trance, in der ich mich gerade befinde, herausgerissen. Um den Anruf entgegenzunehmen, löst sich seine Hand von meinem Oberschenkel und ich spüre schon jetzt, dass sie mir fehlt. Das seine Nähe mir fehlt.
„Was gibt es?........ Ich weiß aber ich musste weg........... Ja dass ist mir schon klar, ich komme so schnell wie möglich.“
Als er sein Handy wieder in die Mittelkonsole legt, verfinstert sich sein Blick, und irgendwie habe ich das Gefühl, ich habe etwas falsch gemacht. Er tritt auf das Gaspedal und mit einem Ruck, werde ich in den Sitz gepresst.
„Was ist los, Alex.“
Und schon wieder ist mein Mund schneller als meine Gedanken. Ich hätte einfach still sein sollen, denn nach meiner Frage, verzieht er das Gesicht, als würde er jeden Moment ausrasten.
„Nichts Anna. Ein kleiner Zwischenfall. Ich muss so schnell wie möglich nochmal in die Arbeit. Es tut mir wirklich leid.“
Diesen Tonfall kenne ich nicht von ihm. Er klingt einerseits richtig sauer und andererseits traurig. Ich kann ihn einfach nicht durchschauen. Was auch nicht länger nötig ist, da ich bereits auf mein zu Hause blicke. Er klopft mit seinen Fingern auf das Lenkrad und ich sehe es als Zeichen, dass ich mich beeilen sollte. Ich nehme meinen Rucksack und öffne die Tür. Als ich aussteigen will, greift er nach meiner Hand und mein Blick wandert nochmals zu ihm.
„Es tut mir wirklich leid Anna, aber ich muss.“
Ich weiß nicht, was ich denken soll. Ich kann ihn jetzt nicht anlächeln und so tun, als würde es mir nichts ausmachen, dass er jetzt einfach wieder wegmuss. Aber ich kann ihn auch nicht dafür verurteilen, dass er jetzt nochmals in die Arbeit muss. Viel mehr sollte ich ihm dankbar sein, dass er mich trotzdem nach Hause gefahren hat.
„Ist schon Okey. Danke nochmal fürs nach Hause fahren. Bye.“
Er lässt vorsichtig meine Hand los und ich steige, ohne einen letzten Blick auf ihn, aus. Kaum habe ich die Tür geschlossen, höre ich das Quietschen der Reifen am Asphalt, als er mit Vollgas losfährt. Was ist bloß los mit ihm? In einem Moment flirtet er mit mir und gibt mir das Gefühl, dass er mich mag und in dem anderen Moment behandelt er mich wie Luft.
Ein klein wenig enttäuscht gehe ich in meine Wohnung. Ich verstehe ihn einfach nicht. Was arbeitet er denn, dass er um diese Uhrzeit noch so etwas Dringendes erledigen muss? Falls ich ihn nochmal sehe, muss ich unbedingt mehr über ihn erfahren. Vielleicht kann ich ihn dann besser verstehen.
Vor der Eingangstür angekommen blicke ich auf einen Zettel mit der Aufschrift „Bin bei Samantha. Dad weiß bescheid. Mik.“
Na, toll. Jetzt auch noch ganz alleine zu Hause. Auf dem Weg in das Schlafzimmer werfe ich meine Sachen auf den Boden. Dabei geht mir die Sache mit Alex nicht aus dem Kopf. Warum muss er nochmal in die Arbeit? Wieso ist er so wütend gewesen und dann wieder so fürsorglich?
Nachdem ich geduscht, und meine Schlafsachen angezogen habe, lege ich mich in mein Bett. Die Gedanken schwirren noch immer in meinem Kopf herum. Ständig werfe ich einen Blick auf das Display meines Telefons, dass ich gleich an das Ladekabel angeschlossen habe, in der Hoffnung auf eine Nachricht von ihm. Auch wenn ich weiß, dass es irgendwie vollkommen idiotisch ist. Bei einem letzten Kontrollblick auf das Display und der darauffolgenden Enttäuschung, lasse ich mich rücklings auf das Bett fallen und schließe meine Augen. Der Gedanke an seine Berührung auf meiner Haut begleitet mich, als ich in einen tiefen Schlaf falle.
Irgendwann spüre ich eine sanfte Berührung an meiner Wange und scheine es zu genießen, als ein leiser Seufzer unkontrolliert aus meiner Kehle dringt. Erst als ich mich weiter von meiner Traumwelt entferne und wieder zurück in den Wachzustand komme, schrecke ich voller Panik auf. Was um alles in der Welt war das? Mit einer Gänsehaut und einem kurzen Atemausfall mache ich das Licht an und erwarte das Schlimmste. Panisch suchen meine Augen das Zimmer ab. Doch es ist nichts zu erkennen. Erleichterung kommt über mich, als mein Verstand den Entschluss fasst, dass ich es nur geträumt habe. Das ich es mit dieser Frau aus dem Wasser verbinde. Vielleicht war es mein Albtraum über die Frauenleiche, der mir dieses Gefühl gibt, beobachtet zu werden.
Ich stütze meinen Kopf in beide Hände und vergrabe meine Finger in meinen langen Haaren.
Eine Zeit lang verharre ich so auf dem Bett und zerbreche mir den Kopf über diese Frau, bevor mich der Schlaf wieder übermannt.