Es war Nacht, als sie kamen. Tiefe finstere Nacht, in welcher sich noch nicht einmal die Sterne am Himmel zeigten. Mit wildem Flügelschlag stoben sie über die Dörfer hinweg. Zuerst hörte und fühlte es sich an wie ein Sturm. Stürme waren hier in der Gegend nichts Ungewöhnliches. Im Gegenteil. Meistens waren mit zwei bis drei Stürmen im Monat zu rechnen. Die Menschen hier hatten gelernt damit zu leben. In den vielen Jahren, die diese beinahe schon unwirtschaftliche Gegend bewohnt wurde, hatten sie sich an die Natur angepasst. Es lag ihnen nun einmal einfach nicht im Blut aufzugeben. Das hatte es nie. Diese Nacht aber war anders. Denn obwohl alles zunächst darauf hin deutete, dass es ein Sturm war, war es doch etwas ganz anderes. Etwas viel gefährlicheres. Drei Dracer. Dracer. Jene Kreaturen, die eng mit den vor Jahrtausenden ausgestorbenen Drachen verwandt waren. Wobei ausgestorben vielleicht nicht gerade das passende Wort war. Immerhin hatten die Menschen einiges dazu beigetragen, dass es sie nicht mehr gab. Bisher hatte Tara nur in Geschichten von ihnen gehört. Stets waren die Dracer als bösartige, Tod und Unheil bringende Kreaturen beschrieben worden. Dass es überhaupt noch solche gab grenzte an ein Wunder. Fand zumindest Tara. Denn noch nie hatte sie davon gehört, dass es noch jemanden gab, der verrückt genug war, sich diese unberechenbaren Wesen zu halten. Das aber war nicht weiter verwunderlich, denn ihr Dorf lag nun wirklich viele Wochenritte entfernt von der nächsten Stadt. Was bisher auch niemals ein Problem dargestellt hatte. Denn wie gesagt, die Menschen hier waren zäh und wahre Überlebenskünstler. Was die Dracer hier wollten war Tara ein absolutes Rätsel.
»Tara? Ist der Sturm schon wieder vorbei?«, wurde Tara plötzlich, als sie in das Haus, in dem sie mit ihren Eltern lebte, von ihrer Mutter, aus den Gedanken gerissen.
Tara nickte langsam. Tara wusste, es würde ihr nichts bringen zu erzählen, dass es Dracer waren und nicht ein Sturm. Drei Dracer, die über ihr Dorf hinweg geflogen waren als würden sie von sämtlichen Fürsten der Unterwelt gejagt werden. Taras Mutter kannte zwar die ganzen Geschichten um die Dracer, doch für sie war es nichts, was mit der Realität zu tun hatte. Davon abgesehen hielt Taras Mutter ihre Tochter schon seit langem für eine Tagträumerin. Einer Tagträumerin würde man wohl kaum abnehmen, dass es kein normaler Sturm war, sondern drei Dracer. »Ob sie wohl wieder kommen?«, flüsterte Tara vor sich hin.
»Hast du was gesagt?«, Taras Mutter sah sie nachdenklich an.
»Nein«, wehrte Tara schnell ab.
»Dann ist ja gut. Geh bitte nach unten und hilf deinem Vater. Es sind viele Gäste da«, bat Taras Mutter sie.
Tara nickte abermals.
Das Gasthaus, das ihr Vater führte, lag unterhalb des kleinen Dorfplatzes und war zudem auch das einzige. Die meisten Gäste, die dort auftauchten, waren die Bewohner dieses Dorfes. Um genau zu sein war sogar das ganze Dorf Stammkunde. Natürlich nicht gleichzeitig. Dass sich aber während Stürmen fast alle Menschen dort versammelten war nichts Besonderes. Etwas Besonderes, um nicht zu sagen eine absolute Seltenheit, war dagegen, dass sich mal ein Fremder hierher verirrte. Eine Seltenheit, die maximal zweimal im Jahr passierte. Denn die meisten Menschen reisten einfach nicht so weit hinaus. Warum sollten sie auch? Immerhin lag das Dorf weitab jeder Stadt und außer dem Drachengebirge gab es hier nichts mehr. Die Menschen die hierher kamen verirrten sich also mehr, als dass sie mit Absicht her kamen. Zu verdenken war es ihnen nicht. Tara selbst hatte schon oft überlegt, wie das Leben in der Stadt wohl sein mochte. In einer gewesen war sie jedoch nie. Da ihr Vater den Wein und das Bier zwei Dörfer weiter einkaufte, gab es auch bisher keinen Grund in die Stadt zu reisen. Einfach weg zu laufen ging auch nicht, da das sofort auffallen würde. Also würde sie wohl für immer in diesem Dorf bleiben. Doch gerade als Tara am Gasthaus ihres Vaters ankam, schien eben jener seltene Fall eingetroffen zu sein. Das erkannte sie daran, dass vor dem Wirtshaus ein fremdes Pferd angebunden war. Dass es fremd war wäre selbst dem größten Idioten aufgefallen. Es war nämlich ein wunderschönes Tier. So schön, wie Tara nie zuvor eines gesehen hatte. Es war von der Mähne bis zum Schweif weiß wie frisch gefallener Schnee. Die Mähne war gewellt und fiel ihm bis zur Brust. Der Schweif reichte bis zu den Gelenken der Hinterläufe. Wäre er noch etwas länger gewesen, würde er den Boden berühren. Tara trat näher an das Pferd heran. Auch das Zaumzeug welches es trug, sowie Sattel und Satteldecke waren meisterhaft gearbeitet. Tara konnte zwar nicht von sich behaupten, dass sie von Arbeiten mit Leder viel Ahnung hatte, doch das hier musste ein Vermögen gekostet haben.
»Mir scheint dir gefällt mein Pferd«, wurde Tara plötzlich von einer Stimme aus ihren Überlegungen gerissen.
Erschrocken drehte Tara sich um. Vor ihr stand nun ein junger Mann, der sie interessiert musterte. »Tut mir Leid!«, entschuldigte sich Tara. Es war nicht so, dass sie sich entschuldigen wollte - was anderes fiel ihr nur nicht ein.
Der junge Mann lachte. Dann klopfte er dem Pferd den Hals. »Hast wohl gute Laune heute Silberpfeil, was? Sonst schaust du alle ja immer nur böse an«, sagte er.
Nun lachte auch Tara. Sie konnte einfach nicht anders. »So scheint er mir gar nicht«, ein Grinsen konnte Tara nicht länger zurückhalten. Dann aber besann sie sich ihrer Manieren und räusperte sich. »Ihr seid fremd hier, nicht wahr? Ich habe Euch jedenfalls noch nie hier gesehen. Kommt Ihr aus der Stadt?«, erkundigte Tara sich.
»Ja. Das ist wohl nicht zu übersehen, was?«, der Fremde lächelte.
»Allerdings«, stimmte Tara sich zu. »Und was will jemand aus der Stadt hier?«, fragte sie.
Abermals lachte er. »Es kommt wohl nicht oft vor, dass ihr hier Besuch habt, wie?«, überlegte er.
Tara schüttelte den Kopf. »Wirklich nicht«, bestätigte sie.
Nun nahm Tara sich auch Zeit, ihren Gegenüber genauer zu mustern. Er war mindestens einen halben Kopf größer. Seine Haare waren dunkelbraun und fielen ihm, beinahe gelockt, bis fast auf die Schultern. Seine Augen waren schwarz. Das glaubte Tara zumindest in dem Licht, welches aus den Fenstern fiel, zu erkennen. Ganz sicher war sie sich jedoch nicht. Seine Kleidung wirkte traditionell auf Tara. Zumindest hatte sie noch nie jemanden eine solche tragen sehen. Sein Wams war aus braunem Hirschleder und mit Goldfäden durchzogen, die ein seltsames Muster bildeten, welches beinahe wie ein Schlangenkörper aussah. Der Umhang, den er sich über die Schultern geworfen hatte, war aus einfachen Leinen gewebt und grün gefärbt. An den Händen trug er Handschuhe aus festem Leder, die ihm bis knapp zu den Ellenbogen reichten. Vermutlich war er gerade erst angekommen und hatte sie deshalb noch an. Denn reiten mit Handschuhen war ganz gewiss angenehmer als ohne. Immerhin konnte es in dieser Gegend hier vor allen Dingen Abends sehr kalt werden. Davon abgesehen war es Herbst. Auch die Hose, die er an hatte, wirkte als sei sie warm genug um auch während eines längeren Rittes zu dieser Zeit nicht zu frieren. Was nur einen Schluss zuließ: Der Fremde war aus einem ganz bestimmten Grund hier.
Lyrrokh musterte das Mädchen. Sie hatte schon seit längerem nichts mehr gesagt. Stattdessen war sie dazu übergegangen ihn von oben bis unten geradezu eindringlich anzusehen. Lyrrokh schmunzelte. Ihm war schon seit langem bekannt, welche Wirkung er auf die Menschen um ihn herum hatte. Besonders stören tat es ihn davon abgesehen auch nicht. Außerdem lag das Dorf weitab jeder Zivilisation. Wahrscheinlich würde man ihn auch dann schräg ansehen, wenn er jemand anderes wäre. Jemand normales. Denn normal war er nun wirklich nicht. Zumindest wenn man mit normal gewöhnlich meinte. Einen gewöhnlichen Menschen, welcher tagtäglich seinen Pflichten nachging. Obwohl natürlich auch er das tat. Deshalb war er schließlich hier. Zu Anfang war zugegeben nicht besonders begeistert gewesen, dass ihn sein Weg hierher führen würde. Doch das ließ sich nun einmal nicht ändern. Aufgrund seiner Herkunft und seines Ranges war es nun einmal seine Aufgabe sie zu verfolgen. Sie, die Dracer.
Sein Herz klopfte so stark, als ob es gleich aus seiner Brust zu springen drohte. Es kam nur sehr selten vor, dass er, der Sohn des Pendragon, Angst hatte. Doch heute war es wieder soweit. Angst macht einen stärker, hatte sein Vater einmal zu ihm gesagt. Damals hatte Lyrrokh darüber gelacht. Vor was sollte ein Drache seines Ranges denn schon Angst haben? Was für ein lächerlicher Gedanke! Dann aber wurde er eines besseren belehrt. Das erste Mal war es passiert, als sein älterer Bruder gestorben war und er als nächstes Familienmitglied seinem Vater davon berichten musste. Sein Vater war geradezu berüchtigt für seine Wutausbrüche. Dieser hatte auch nicht lange auf sich warten lassen. Wieso Angst einen stärker machen ließ hatte er damals allerdings nicht verstanden. Doch so langsam beschlich ihn eine Ahnung. Lyrrokh presste sich enger an die Häuserwand. Alles was heute geschehen war, war an ihm vorbei gezogen, als ob dies nur ein Traum wäre. Ein fieser Alptraum, aus dem er nur erwachen musste, damit er vorüber war. Nur mit dem Unterschied, dass er bisher eben nicht aufgewacht und dies in Wahrheit eben kein Traum war.
Lyrrokh zuckte zusammen, als er ein Brüllen hörte, welches aus der Festung kam und ihn nun aus seinen Gedanken riss. Er kannte es und wusste nur zu gut, was dort vor sich ging. Sein Vater kämpfte gegen den ranghöchsten Fürsten der Schwarzdrachen. Noch etwas wusste Lyrrokh: Es war ihm verboten dorthin zu gehen um seinen Vater zu unterstützen. Wenn er es versuchen würde, würde er seinen Vater damit nicht nur in seiner Ehre und seinem Stolz verletzen. Nein, Lyrrokh würde damit auch sein eigenes Leben auf das Spiel setzen. Schwarzdrachen. Lyrrokh konnte sie schon immer nicht leiden. Sie waren arrogant, bösartig, durchtrieben und respektlos. Oft hatten sie versucht, sich zu erheben. Bisher war es ihnen nie gelungen. Doch jetzt waren die Dracer dabei.
»Geht es Euch gut?«, riss ihn plötzlich eine Stimme zurück in die Gegenwart.
Lyrrokh blinzelte verwirrt, dann fiel ihm auf, dass das Mädchen welches ihm gegenüber stand ihn beinahe besorgt ansah. »Ja«, sagte Lyrrokh »ich habe mich nur an etwas unschönes erinnert«
Das Mädchen nickte. »Einen Moment lang saht Ihr wirklich wütend aus«, meinte sie nachdenklich. Dann lächelte sie ihn freundlich an. »Wie wäre es, wenn Ihr mit in die Gaststube kommt. Heute ist zwar, wegen des Sturm, ziemlich viel los, doch kann man sich gut ablenken. Außerdem muss ich jetzt drinnen meinem Vater helfen. Sonst bekomme ich noch Ärger«, schlug sie vor.
Lyrrokh nickte. Vielleicht war das wirklich keine so schlechte Idee. Gerade als sie sich umdrehen wollte, um das Gasthaus zu betreten, hielt er sie noch einmal zurück. »Wie heißt du eigentlich?«, erkundigte er sich bei ihr.
Sie lächelte. »Tara. Aber für die meisten hier bin ich nur die Tagträumerin«, sie grinste.
»Ist das nicht etwas unhöflich?«, wollte Lyrrokh wissen.
Tara lachte. »Unhöflich ist, dass Ihr mir nachdem ich Euch meinen Namen genannt habe Ihr mir Euch noch nicht vorstellt habt«, konterte sie.
»Du kannst mich Lyr nennen«, sagte Lyrrokh.
»Und wie lautet Euer richtiger Name?«, fragte Tara.
»Lyrrokh«, antwortete er.
»Ich glaube, Lyr ist tatsächlich einfacher«, meinte Tara immer noch grinsend. Dann trat sie, gefolgt von Lyrrokh, in die Gaststube.
»Tara! Endlich bist du da!«, wurde Tara, kaum nachdem sie eingetreten war, überschwänglich von ihrem Vater begrüßt.
»Tut mir Leid, dass es etwas gedauert hat aber ich musste mich noch um ein paar Dinge kümmern«, entschuldigte Tara sich.
»Hauptsache du bist jetzt da. Hier ist wegen dem Sturm nämlich mal wieder jede Menge los«, begann ihr Vater zu lamentieren.
Bevor er damit fortfahren konnte fiel Tara ihm schnell ins Wort. »Der Sturm ist doch schon längst vorbei«, sagte sie.
Ihr Vater nickte. »Das ist allen hier klar. Glaube ich zumindest - denn einige haben wirklich schon so einiges getrunken. Doch ich kann sie ja schlecht rausschmeißen. Also brauche ich deine Hilfe. Kannst du bitte bedienen?«, fragte er.
Tara nickte. »Klar«, antwortete sie.
»Ach und noch etwas Tara«, begann ihr Vater.
Tara sah ihn fragend an. »Wer war der Mann, der mit dir rein gekommen ist?«, wollte ihr Vater wissen.
Tara zuckte mit den Schultern. »Nur ein Fremder auf Durchreise«, erklärte sie knapp. Das war nicht einmal gelogen. Denn was wusste sie schon über ihn, als das er Lyr hieß und vermutlich aus der Stadt kam? Nichts.
»Nun gut. Dann gehe zu ihm rüber und frag ihn was er will«, ordnete ihr Vater an. Dann fügte er hinzu: »Er soll sehen, dass es auch bei uns Gastfreundschaft gibt und wir den Städtern in nichts nachstehen«
Tara nickte. Dann machte sie sich auf den Weg zu dem Tisch, an welchem Lyr saß.
»Klappt es gut mit dem ablenken von trüben Gedanken?«, hörte Lyrrokh plötzlich eine Stimme sagen. Es war, wie er schnell erkannte, Tara.
Lyrrokh zuckte mit den Schultern. »Bisher schon, ja. Die Leute hier scheinen ein ziemlich lustiges Völkchen zu sein«, überlegte Lyrrokh laut.
Tara nickte. »Das stimmt. Davon abgesehen sind die meisten im Moment noch nüchtern«, entgegnete sie.
Lyrrokh konnte sich ein Lachen nicht länger verkneifen. Dann räusperte er sich. »Verzeih, ich wollte nicht unhöflich sein«, entschuldigte er sich dann zerknirscht.
Tara schüttelte den Kopf. »Keine Sorge das wart ihr nicht. Im Gegenteil. Ich habe es vielmehr als Kompliment aufgefasst«, wehrte sie ab.
»Dann bin ich beruhigt«, meinte Lyrrokh. Er räusperte sich abermals. »Davon mal abgesehen bist du hier, um mich zu fragen, was du mir bringen sollst, oder?«, erkundigte er sich.
»Ich glaube jetzt ist es mir mich zu entschuldigen«, sie verzog das Gesicht.
»Keine Sorge, es macht mir auch Spaß mich einfach mit dir zu unterhalten«, Lyrrokh grinste. Er konnte einfach nicht anders.
»Also was wollt Ihr?«, erkundigte Tara sich, bevor Lyrrokh es schaffte noch etwas zu sagen.
»Was würdest du mir denn empfehlen?«, erkundigte er sich. Die Antwort die er daraufhin bekam überraschte ihn.
»Das kommt ganz darauf an, wie Ihr diesen Abend verbringen wollt würde ich sagen«, meinte Tara nämlich. »Wenn Ihr etwas wollt, was Euch schnell umhaut würde ich Euch das Bier empfehlen, welches vom Preis und Geschmack her auch ganz in Ordnung ist. Wenn Ihr Euch noch nicht ganz entscheiden könnt würde ich eher zum Wein raten. Der zeigt seine Wirkung erst nach drei bis vier Gläsern.« Sie grinste.
Lyrrokh starrte Tara an. Sie überraschte ihn immer wieder. Auf ein Mädchen wie sie war er noch nie getroffen. Und das musste was heißen. »Eigentlich werde ich nicht so schnell betrunken.«
Tara lachte. »Wenn Ihr wüsstet wie oft ich das hier schon gehört habe«, meinte sie mehr als belustigt.
Das glaubte Lyrrokh ihr sofort. Schließlich hatte er selbst schon oft miterlebt, wie trinkfeste Männer unter dem Tisch gelandet waren, während er einfach noch weiter trank.
»Also ein Bier, ja?«, fragte Tara. »Ja und noch irgendwas zu essen«, bat Lyrrokh sie.
»Tara«, Tara musste sich nicht umdrehen, um zu wissen, wer sie ansprach. Es war ihr Vater.
»Ja?«, fragte sie.
»Worüber hast du mit dem Fremden so lange geredet? Die anderen Gäste erwarten ebenfalls, dass du sie bedienst«, stellte ihr Vater klar.
Nun drehte Tara sich doch um. »Ich habe ihm nur geholfen sich für etwas zu entscheiden«, sagte sie »du musst dir also absolut keine Sorgen machen«. Das stimmte zwar nicht ganz. »Ehe du mich fragst: Er nimmt ein Bier und eine Grünkernsuppe«, fuhr Tara schnell fort.
Ihr Vater zog zweifelnd eine Braue hoch. Sagen tat er jedoch nichts mehr, was Tara gerade Recht war.
»Was ist das?«, erkundigte Lyrrokh sich misstrauisch.
»Was meint Ihr?«, fragte Tara irritiert.
»Das da« Lyrrokh deutete auf das, was sie vor ihm abgesetzt hatte. Das erste war Bier, doch was das andere sein sollte war ihm absolut schleierhaft.
»Bier und Suppe. Grünkernsuppe, um genau zu sein«, erklärte Tara ohne mit der Wimper zu zucken.
»Grünkernsuppe«, wiederholte Lyrrokh langsam. Noch immer äußerst misstrauisch.
Tara nickte. »Eine Spezialität des Hauses«, erklärte sie. »Sie macht schnell satt und schmeckt besser, als sie aussieht.« Tara verschränkte die Arme vor der Brust. »Davon mal abgesehen, nein sie ist nicht vergiftet.«
»Das letzte Mal als ich eine solche Suppe gegessen habe, war während meiner Ausbildung«, erinnerte Lyrrokh sich und konnte ein Schaudern nicht unterdrücken.
»Ich versichere Euch, diese hier schmeckt besser«, versprach Tara. Sie wollte noch mehr sagen, doch plötzlich wurde die Tür zur Gaststube aufgerissen. »Drachen! Drachen kommen auf unser Dorf zu!«, war auf einmal ein Schrei zu hören.
»Drachen?«, Lyrrokh sprang so schnell auf, dass der Stuhl nach hinten umfiel.