Auf der Polizei
Zu Hause sichtete ich meine „Schätze“, kam aber immer noch zu keinem Ergebnis bezüglich der Tierart. Schließlich kam ich auf die Idee, die Knochen mit in die Schule zu nehmen und dort mit den Skeletten der Biologiesammlung zu vergleichen. Schnell war mir klar, dass sie mit keinem der dortigen Skelette in Einklang zu bringen waren, bis ich sie mit unserem Menschenskelett verglich. Das Ergebnis war so frappierend – wie eindeutig. Ob ein Mittelhandknochen, ein Zehenknochen, ein Armknochen. Alle Knochen stimmten in Größe und Details mit denen des Knochenmanns überein. Mein Herz pochte, ich überlegte fieberhaft, was ich tun sollte. Schließlich packte ich die Kiste, montierte dem Schulskelett einen Arm ab und fuhr mit beidem zur Polizei.
Ich stürmte in den Vorraum und erzählte Dame am Empfang aufgeregt: „Ich habe Menschenknochen gefunden!“ Sie erwiderte nur: „Setzen sie sich bitte und warten sie hier, ich werde einen Beamten holen.“ Nach einigen Minuten wurde ich tatsächlich von einem unaufgeregten Polizeibeamten abgeholt und in ein karg eingerichtetes Büro im oberen Stockwerk des Gebäudes geführt. Wir setzten uns, er begrüßte mich und forderte mich in großer Ruhe auf: „Erzählen sie mir doch einmal, was sie da gefunden haben“. Ich packte nun die Beweisstücke aus und erklärte ihm haarklein die Details – immer im Vergleich mit dem Plastikknochenarm des Schulskeletts. Schließlich blieb auch ihm der Mund offen stehen: „Ja, das müssen tatsächlich Menschenknochen sein!“ Er schickte nach einem anderen Beamten, der mich in einen Raum mitnahm, in dem die Knochen fotografiert und dokumentiert wurden. „Wir müssen das alles nach München in die Pathologie schicken, die müssen genau klären, was es mit den Knochen auf sich hat.“ Anschließend wurden meine Aussagen zu Protokoll genommen und die genaue Lage des Fundorts bestimmt. Wir waren uns einig, das die Knochen nicht frisch waren, das Tötungsdelikt, so es eines gab, musste also schon einige Zeit zurückliegen – und die Nachbarn kamen wohl nicht als Täter infrage. Der Beamte meinte daher, es genüge, den Tatort am nächsten Tag zu untersuchen.