Selina wählte Schmeissers Nummer auf ihrem Handy und reichte es mir. Dann ging sie in die Küche, kramte in meiner Reisetasche und brachte mein ursprüngliches Handy zum Vorschein. Zusammen mit dem Ladegerät brachte sie es ins Wohnzimmer und steckte das Ladegerät an. In der Zwischenzeit hatte ich Schmeisser erreicht. "Ja! Ja Herr Schmeisser, Ich rufe deshalb sie persönlich an, weil ich verhindern möchte, dass es noch mehr Tote gibt. Ich habe Viktor auf dem Bildschirm. Er ist in meinem Seehaus. Ich dachte mir, wenn sie persönlich den Einsatz leiten, ist es am sichersten. Ich verstehe. Ich hab ihn auf dem Bildschirm. Ja. Beinahe Echtzeit. Das Signal geht einmal rund um die Welt, wegen Anonymität. Vielleicht drei oder maximal vier Sekunden. Gut! Ich halte sie auf dem Laufenden." Selina stand die Anspannung ins Gesicht geschrieben. Sie hielt mir mein ans Netz gehängte Handy her. "Wirf an, dann speichere ich dir Schmeissers Nummer ein!" - "Kluges Mädchen! 4321." - "OK!" Sie gab die PIN ein und ging ins Verzeichnis. Sie speicherte die Nummer ein und legte das Handy auf den Couchtisch. Schmeisser war in der Zwischenzeit wieder an den Apparat gegangen. "Ich habe alles Nötige in die Wege geleitet und komme nun sofort zu Ihnen, während ein mobiles Einsatzkommando sich auf den Weg macht. Ich werde von ihrem Schirm aus den Einsatz leiten. Es würde zu lange dauern, bis ich vor Ort wäre!" Das leuchtete mir ein. Er fuhr sofort los und blieb auf dem Weg mit mir in telefonischer Verbindung. "Es hat keinen Sinn, jetzt den Hubschrauber anzufordern." meinte er. "Er würde auch nicht so schnell hier sein und er würde bei der Ankunft Viktor möglicherweise warnen." Nach einer knappen Viertelstunde war er da. Er setzte sich zu mir auf die Couch und war erstaunt, wie gut man Viktor im Halbdunkel erkennen konnte. Der Verband hing schlampig auf seinem Kopf und würde wohl nicht mehr lange halten. Er hatte sich auf die Couch gesetzt und kontrollierte die beiden Pistolen. "Die Kamera ist versteckt angebracht und verfügt über einen Infrarotscheinwerfer. Deshalb die gute Bildqualität. Im Gebäude sind vier, außen auch vier und im Bootshaus zwei davon. Solange er nicht davonläuft, können wir ihn lückenlos überwachen." - "Traumhaft! Diesmal kriegen wir ihn!" Schmeisser war über ein Headset mit dem Einsatzkommando verbunden. "Noch etwa 20 Kilometer. Volle Sicherheitsadjustierung ,Schwere Schussweste! Der Mann ist hochgradig gefährlich. Ihr müsst da ganz leise ran. Lasst die Fahrzeuge heraußen an der Hauptstraße stehen. Kein Blaulicht, kein Martinshorn! Überraschungsangriff." "Michael!" Selina schrie fast. "Was ist das denn?" Viktor war aufgesprungen und in Deckung gegangen. Lichtstrahlen wanderten durch das halbdunkle Zimmer. Viktor wartete einen günstigen Moment ab und verschwand durch die aufgebrochene Tür. "Verdammt!" Ich switchte auf die Außenkamera. Wir konnten nur noch sehen wie er in der beginnenden Dunkelheit verschwand, während die Strahlen eines Suchscheinwerfers von links nach rechts durch das Bild wanderten. Schmeisser war weiß wie die Wand: "Wie Hubschrauber? Ich habe keinen Hubschrauber angefordert! Wer zum Teufel hat das angeordnet? Ihr müsst den Feldweg sperren und als Kette vorrücken! Und wer zum Teufel ist für den Heli verantwortlich?" Die letzten Worte hatte Schmeisser in ohnmächtigem Zorn geschrien. "Was hat dieses Arschloch mit meinem Einsatz zu schaffen? Was soll das? Diesmal werden Köpfe rollen, das schwör ich euch. Dieses Arschloch ist für den Tod der Kollegen im Krankenhaus verantwortlich und wenn ihr Viktor diesmal nicht zur Strecke bringt, dann bring ich Walther zur Strecke!" Er war außer sich. Das Einsatzkommando rückte zum Seehaus vor. Doch wieder einmal war es Viktor gelungen, unterzutauchen...