Ich bin eine kleine, einsame Einweg-Plastikpfandflasche. Eigentlich sollte ich jetzt mit meinen Sixpackgeschwistern schön kuschelig beisammen auf meine Wiedergeburt warten.
Leider wurde daraus nichts. Ich bin unendlich traurig. Dabei bin ich doch ein wertvoller Rohstoff, aus dem so viele tolle, neue Sachen entstehen könnten.
Ja, 25 Cent bin ich auch noch wert.
Aber meinem Leertrinker war es wohl zuviel Mühe, mich in den Pfandautomaten zu schmeißen. Für ihn war es nach einem satten Rülpser einfacher, mich in den großen Strom zu schmeißen.
Das Wasser war nicht sehr kalt. Wenigstens etwas. Ich trudelte auf den Wellen immer weiter in Richtung Meer. Da wollte ich doch gar nicht hin. Was sollte ich denn da?
Am Ufer des Stroms sah ich viele meiner Verwandten in allen Größen am Ufer liegen. Wenigstens waren sie nicht allein.
Immer weiter trieb mich das Wasser bis zu Mündung ins Meer. Hier herrschte ein anderes Klima als Daheim. Das Wasser war salzig und es tummelten sich allerlei Lebenwesen in ihm herum. So langsam wurde es immer kälter. Die Landschaft, die ich aus der Ferne sehen konnte, veränderte sich.
Eis, richtig viel Eis. Berge von Eis türmten sich am Ufer auf. Wo war ich nur gelandet?
Nach einer ganzen Weile wurde ich an Land getrieben. Ein kleiner Junge spielte wohl Schatzjäger. Denn er fand mich und nahm mich mit Heim.
Stolz zeigte er seinem Vater den Fund = mich.
Aber statt sich zu freuen, schimpfte der Papa. Natürlich nicht mit seinem Sohn. Auch nicht mit mir. Denn ich konnte ja nichts dafür.
"Schau mal Sohn. Diese Flasche hier kommt aus Deutschland. Warum lernen die Menschen nicht, dass sie ihren Müll dahin bringen, wo er hin gehört. Wir haben hier in der Arktis genug eigene Probleme. Wir brauchen nicht auch noch den Müll aus anderen Ländern."
Der Sohnemann verstand. Er würde jetzt noch besser aufpassen und Müll sammeln.
Müll kann, richtig entsorgt ein Schatz sein. Aber ins Meer gehörte er nicht.
(Nach einer wahren Begebenheit)
Forscher haben Flaschen/Dosen mit GPS ausgestattet und in Flüsse geworfen. Einige der so bestückten Teile wurden tatsächlich in der Arktis wiedergefunden.