Wer weiß schon, wohin ihn sein Weg führen wird? Es könnten uns jederzeit alle möglichen verrückten Dinge passieren. Wir könnten im Lotto gewinnen, der Liebe unseres Lebens über den Weg laufen oder die Welt retten. Wir könnten aber auch vom Blitz erschlagen werden, alles verlieren oder uns einfach nur schrecklich blamieren.
Wer weiß schon, was ihm sein Leben später mal bringen wird? Es könnte ein perfekter Traum sein; mit einer glücklichen, gesunden Familie, einem tollen Job und einer gesicherten Existenz. Gleichzeitig könnte unser Leben aber auch zu einem einzigen Alptraum werden und zu einem einzigen Scherbenhaufen zerbrechen. Niemand kann uns garantieren, dass wir nicht eines Tages obdach- und arbeitslos versuchen werden, unsere Erinnerungen an die Zeit vor den Schicksalsschlägen und der Einsamkeit in Alkohol zu ertränken. Niemand kann mit Sicherheit von sich behaupten, das Glück für immer an seiner Seite zu haben und niemand weiß, ob das Schicksal ihn hassen oder lieben wird.
Wer weiß schon, ob er die große Liebe finden wird? Es braucht doch so viele Zufälle, damit zwei Menschen, die füreinander bestimmt sind, sich treffen und noch viel, viel mehr Zufälle, damit sie wirklich zusammenkommen. Und selbst, wenn man den scheinbar perfekten Partner gefunden hat – woher weiß man denn, dass man den Richtigen, die eine verwandte Seele gefunden hat, die uns in- und auswendig kennt ohne uns jemals begegnet zu sein? Ein verschlafener Wecker, ein verpasster Bus, ein unaufmerksamer Autofahrer; die Liste an Zufällen, welche verhindern können, dass wir unsere Seelenverwandten finden; scheint endlos lang zu sein. Natürlich könnte uns das alles auch in die Arme spielen, aber am Ende wird niemand sicher sein können, die eine perfekte Seele gefunden zu haben. Vielleicht verlieben wir uns ja auch früher oder später in jemanden, der nicht perfekt aber perfekt genug ist, weil wir die Suche und das Warten satt haben und glauben, dass perfekt genug ausreicht. Vielleicht gehen genau deshalb so viele Beziehungen in die Brüche. Natürlich muss es nicht immer perfekt sein. Natürlich kann perfekt genug auch schon ausreichen um glücklich zu werden, aber insgeheim wird uns immer etwas fehlen, und sei es eine noch so kleine Kleinigkeit. Sie wird immer fehlen und das wird uns immer stören, selbst wenn wir es so lange vor uns verleugnen, bis wir es nicht mehr spüren. Diese Kleinigkeit wird es verhindern, dass wir vollkommen und komplett glücklich sind, aber trotzdem sollten wir uns manchmal mit „perfekt genug“ begnügen, denn es wird niemals alles perfekt sein. Es ist besser, eingeschränkt glücklich zu sein, als vollkommen verbittert darauf zu warten, dass alles perfekt wird und sich dabei irgendwann selbst zu verlieren.
Wer weiß denn, wie viel Zeit ihm bleibt mit der Person, für die er sich entscheiden hat, die das Schicksal für ihn bestimmt hat und mit der er nun hofft, den Rest seines Lebens verbringen zu können? Wir können zusammen glücklich sein, vielleicht auch bis ans Ende unserer Tage oder sogar darüber hinaus. Aber das Schicksal schläft nie. So wie es zwei Manschen zusammenbringt, reißt es sie eiskalt wieder auseinander; durch Unfall, Krankheit, Tod oder schlichtes Auseinanderleben. Ob, oder vielleicht auch wann, das Schicksal zuschlägt kann niemand wissen, oder gar beeinflussen. Alles was uns bleibt, ist das Jetzt, in dem wir uns geborgen fühlen und die Hoffnung, dass das Schicksal es gut mit uns meint und unsere mehr oder weniger heile Welt, in der wir ein Zuhause gefunden haben, noch eine Weile verschonen wird.
Wer weiß denn schon, wann er lernen wird, was Dunkelheit bedeutet? Früher oder später wird das jedem passieren. Es gibt nichts schlimmeres als das Gefühl, von Dunkelheit eingeschlossen zu sein, ohne einen Ausweg zu sehen. Ich spreche jetzt nicht von dem fast alltäglichen Die-Schule-ist-scheiße-und-ich-habe-zu-wenig-Freizeit-und-sowieso-ist-alles-doof-Gefühl. Dunkelheit fühlt sich schlimmer an. Wenn man plötzlich alles verliert, was vorher dem Leben den Hauch einer Bedeutung verleihen konnte, einen geliebten Menschen für immer verlassen muss oder für viele Jahre nur dann beachtet wird, wenn jemand einen ach so lustigen Spruch loswerden muss, um sich selbst besser zu fühlen – dann lernt man was Dunkelheit ist. Es fühlt ich an, als würde der ganze Körper in Flammen stehen, als würde man von einer Klippe stürzen, als würde man sich alle Knochen brechen – und das alle gleichzeitig; wieder und wieder. Vor lauter Schmerz wird man unfähig etwas anderes zu fühlen oder auf irgendeine Art und Weise etwas zu unternehmen, was helfen könnte, sich auch nur ein kleines bisschen besser zu fühlen. Alles hat seinen Sinn verloren. Dunkelheit ist zu sagen: „Ich hasse mein Leben“ und es genauso zu meinen. Aber egal, wie schwarz und hoffnungslos die Nacht um uns scheinen mag, wird sich der Mond dennoch weiterbewegen, bis er irgendwann hinter den Wolken auftaucht um in diesem Moment sollten wir uns bewusst machen, dass man die Schönheit eines Sternenhimmels nicht genießen kann, wenn die Sonne scheint.
Wer weiß denn schon, wie lange er noch stark sein muss, bis wieder bessere Zeiten kommmen? Niemand wird auf ewig alleine und in der Dunkelheit gefangen sein. Allzu oft kommt der Mond in Form von Freunden und mit dem Mond kommen die Sterne. Zusammen erhellen sie unsere Nacht und zeigen uns, dass es auch in den dunkelsten Stunden stets immer einen Lichtblick gibt. Und selbst, wenn es scheint, dass sie uns beim Anbruch eines neuen Tages verlassen haben, so sind sie doch stets bei uns. Der Mond verschwindet nicht, nur weil die Sonne scheint. Er wartet im Verborgenen und ist bereit, uns auch in unserer nächsten Nacht beizustehen bis die Dunkelheit vorrübergeht. Freunde sind wie der Mond. Sie sind immer da, wenn auch unbemerkt im Hintergrund und wenn du sie brauchst, werden sie auftauchen und bei dir bleiben, bis du dich wieder als ganzer Mensch fühlst.
Niemand kann wissen, was uns die Zukunft bringt. Das ist gut so. So haben wir stets ein Morgen, auf das wir uns freuen können. Es gibt immer dieses Morgen, was Hoffnung bedeutet – vielleicht kommt ja genau dann der Moment, in dem wir endlich im Lotto gewinnen, endlich die Welt retten oder endlich jemanden finden, der nicht nur „perfekt genug“ sondern einfach nur „perfekt“ ist. Selbst wenn wir uns in der Dunkelheit gefangen fühlen, können und sollten wir uns an den Gedanken klammern, dass morgen der Mond die Wolken überwindet um uns den Weg in einen neuen Tag zu zeigen. Das tun wir wieder und wieder, wir denken, wir hoffen so lange, bis unser Wunsch zur Wirklichkeit wird und unsere Sonne wieder scheint. Wie lange das alles dauern wird – bis das Schicksal zuschlägt, bis wir unseren perfekten Seelenverwandten finden, bis vom dunklen Schmerz der Vergangenheit nur noch Narben übrig sind, bis die Sonne wieder scheint – wie lange all das dauert oder ob es überhaupt passieren wird, kann niemand entscheiden, beeinflussen oder auch nur wissen. Uns bleibt nur das hoffen auf morgen. Das Wissen über unsere Zukunft haben wir nicht und auch niemand anderes. Niemand außer der Zeit und dem Schicksal…