"Lässt du Asurania auch deshalb nicht an dich heran?“ „ Es ist sicher auch ein wichtiger Grund. Doch wie auch immer, “ wechselte er das Thema: „Du und Asurania solltet nicht so negativ gegenüber den Menschen eingestellt sein. Die Welt von Azeroth wurde einst von uns Orc's schwer bedroht, damals als wir besessen waren, von Mannoroht dem Dämonen. Die Menschen habe einfach ihr Land verteidigt. Sie mussten handeln und uns Einhalt gebieten. Es gib damals ums nackte Überleben. Die Menschen sind nicht so schlecht, wenn man sie etwas kennt. Sie haben erstaunliche Fähigkeiten und wir dürfen ihnen ruhig etwas Respekt zollen.“ „Respekt!“ rief Xantina aus. „Dafür, dass sie unser Volk einfach in diesen Gefängnisse eingeschlossen, ihnen ihre ganze Würde genommen haben und hunderte von Leben zerstörten?! Also wirklich Vater! Ich verstehe dich einfach nicht! Ich habe so genug von diesem Gerede! Ich gehe etwas spazieren!“ So müde Xantina auch war, sie musste hier raus. Sie packte ihren Waffengürtel, den sie schon auf den kleinen hölzernen Tisch in ihrem Haus gelegt hatte und verliess das Gebäude wutschnaubend. Ihr Vater sah ihr kopfschüttelnd nach. Auch er konnte seine Tochter immer weniger verstehen und das...stimmte ihn sehr traurig.
Xantina war ausser sich und lief immer weiter. Sie liess das rege Treiben des Tales der Stärke hinter sich und flüchtete in die stille, dunkle Gasse. Diese war durch einige überhängende Felswände entstanden, die eine Schlucht bildeten. Es zog die junge Orcin zu Gleichgesinnten. Was ihr Vater da gesagt hatte war pure Blasphemie! Die Menschen respektieren?! Sowas Unmögliches hatte sie noch nie zuvor gehört! Es war wirklich höchste Zeit, dass die „Brennende Klinge“ sich gegen dieses Gedankengut zur Wehr setzte!
„Die Gasse“ wirkte ziemlich unheimlich, besonders jetzt da es Nacht wurde. Man wusste nie genau, was einem hier zustossen konnte. Zwar war alles immer gut bewacht, aber es gab doch den einen oder andern Mörder oder Räuber, der einen hier überfallen konnte. Allerdings waren die meisten Orc's, auch die weiblichen, sehr kampferprobt und nicht so leicht zu überwältigen. Xantina war in ihrem Job als Assassine herausragend. Sie sah und hörte beinahe alles. Es war so gut wie unmöglich sie zu überwältigen und wenn es doch mal einer wagte, dann spiesste sie ihn mit ihren Dolchen schneller auf, als er mit der Wimper zucken konnte. Ihre Dolche waren von den besten Schmieden im Land gefertigt worden. Sie waren etwas eine Elle lang, leicht gebogen, sehr spitz und überaus scharf. Fleisch und Sehnen durchdrangen sie mühelos.
Xantina selbst war muskulös, doch eher gedrungen gebaut, wie für ihre Rasse üblich. Sie trug zur Zeit einen blauen Lederwams und dazupassende Hosen. Ihre Haut war erstaunlich hell und farblos für eine Orcin. Sie hatte eher einen gelblichen, als einen grünlichen Ton. Das hob Xantina von den meisten ihrer Art ab. Ihre Augen waren braun, mit einem ganz minimen rötlichen Schimmer. Ihr Haar hatte dir Farbe von dunkelroten Pflaumen und sie trug es offen und schulterlang. Die spitzen, fast elfenähnlichen Ohren, waren mit je zwei goldenen Ringen geschmückt. Xantina besass sehr kleine Hauer und einen eher kleinen Mund. Ihr schmales Gesicht wirkte edel, aber distanziert. In den Tiefen ihrer Augen funkelte ein Feuer, das einem ziemliche Furch einflössen konnte.
Nachdem Xantina eine Weile gegangen war und sich ihr kochendes Blut wieder etwas beruhigt hatte, sah sie einige Meter vor sich eine Abzweigung, die in die „Kluft der Schatten“ führte. Ein lilafarbenes Licht strömte ihr hier auf einmal entgegen und ihr kam es in diesem Augenblick vor, als wäre es das Licht der Götter. Der Pfad begann sich nun langsam zu neigen und Xantina betrat einen Felstunnel, dessen Wände das seltsame, magische Licht gespenstisch zurückwarfen. Schliesslich lag vor ihr ein Art Felsgewölbe und hier befanden sich einige Zelte, die durch oben spitz zulaufende Stämme gestützt wurden. Dunkle Gestalten, einige mit Lederrüstung, andere mit rot-violetten Roben, tummelten sich hier. Mächtige Lohen mit bläulichem, magischem Feuer sorgten für eine spärliche Beleuchtung. Rechts vom Niedergang, wo Xantina hergekommen war, befand sich die „Dunkelfeuerenklave“, der Sitz der Hexenmeisterlehrer und über einen Aufgang gegenüber, gelangte man zu den Schurkenlehrern, der „Bruderschaft der Schattenläufer“. Es gab hier auch einige Gifte und andere nützliche Dinge zu kaufen. Die „Kluft der Schatten“ war eindeutig der zwielichtigste Teil, der sonst von gleissendem Licht und Leben pulsierenden Stadt Ogrimmar.
„Xantina!“ rief plötzlich eine ihr wohlbekannte Stimme. „Schön dass wir uns treffen!“ Eine Hexenmeisterin mit einer roten, aufreizenden, recht tief dekolletierten Korsage und einem dazu passenden Rock, kam auf sie zu. Sie wirkte noch recht jung, wohl ein Ergebnis der Verjüngunsmagie, die sie gerne anwandte. Doch sie war etwa im selben Alter wie Xantina's Vater. Ihr Haar trug sie so wie Xantina, allerdings war ihres mehr violett, als rot. Auch ihre Augen funkelten in einem eigenartigen Violett, was bei den Hexenmeistern oft der Fall war. Es wies auf grosses, arkanes Potenzial hin. Ihre Haut war ziemlich grün, wenn auch nicht ganz so grün wie jene von Thralliok. Man hätte sie unter ihrer Rasse, als schön bezeichnen können, auch wenn ihr Mund ein Stück breiter war, als das der jüngeren Orcin und sie auch etwas grössere Hauer besass. Durch ihre Nase hatte sie einen goldenen Ring geführt. Sie trug ebenfalls vier Ohrringe. Ihr Körper war ziemlich durchtrainiert, wie bei den meisten Orc's und ihr Ausdruck hatte etwas Undurchschaubares.
„Hallo Asurania!“ sprach Xantina erfreut. „Es tut gut dich zu sehen!“ „Du wirkst etwas aufgeregt“, meinte die Hexenmeisterin. „Ja, bin ich auch. Ich habe mich wieder schrecklich über Vater geärgert.“ „Was hat er dir denn jetzt schon wieder für eine Predigt gehalten?“ fragte Asurania. Xantina erzählte alles und auch die Augen der Hexenmeisterin funkelten ärgerlich. „Respekt vor den Menschen?“ schnaubte sie. „So ein Unsinn! Sie hatten auch keine Respekt vor uns und noch heute haben sie keinen. Warum sollten wir welchen haben? Thrall und diese Lady Prachtmeer von Theramore, mögen einst eine Allianz geschmiedet haben, um sich gegen die Brennende Legion zu wehren, aber das war doch eine Zweckgemeinschaft. Thrall ist naiv, wenn er glaubt, er könne sich auf das Wort der Menschen verlassen. Sie würden uns jederzeit wieder gern in Sklaverei sehen und sie gönnen uns nichts, was wir uns hier auf dieser Welt erarbeitet haben. Sie wollen uns am liebsten loswerden und das wird sich niemals ändern. Thralliok ist vollkommen verblendet, wenn er denkt, dass dies jemals anders sein würde.“ Ja, das glaube ich auch. Ich kann einfach nicht verstehen, warum er das nicht einsieht.“ „Er ist eben wie gesagt zu naiv, genau wie der Kriegshäuptling. Irgendwann jedoch, werden ihm die Augen schon noch geöffnet werden! Wir werden dafür sorgen, mit Hilfe der „Brennenden Klinge“! Übrigens, apropos! Man hat beschlossen dir einen wichtigen Auftrag zu erteilen. Du kannst dadurch beweisen, dass du es wert bist ein Mitglied des Ordens zu werden. Wenn du ihn gut erfüllst, dann wird dich Neeru endgültig in die Gemeinschaft aufnehmen, wie einst...mich.“
Xantina's Herz klopfte zum Zerspringen. „Man will mir einen Auftrag geben, sozusagen eine Aufnahmeprüfung?!“ „Ja genau!“ Asurania lächelte. „Ist das nicht wundervoll?! Du musst nach Klingenhügel, dort wird man dir alle Informationen dazu geben. Näheres weiss ich auch nicht, aber das ist deine Chance!! Bald wirst du ein Mitglied der „Brennenden Klinge“ sein!“
„Und wann muss ich dorthin? „Morgen gleich nach Sonnenuntergang. Du triffst deinen Auftraggeber ausserhalb des Walls, wo der Weg Richtung Süden zum „Tal der Prüfungen“ führt. Dort steht links vom Weg ein mächtiger, alter Baum. Das Codewort lautet: Terkybelia. Sei pünktlich!“ „Ja, aber natürlich!“ rief Xantina, begeistert aus „Wie könnte ich so eine Chance verpassen! Wenn Vater wüsste.“ „Noch ist es besser, wenn er nichts weiss,“ erwiderte Asurania in verschwörerischem Tone. „Es müssen ihm erst noch die Augen geöffnet werden.“ „Und wie bewerkstelligen wir das?“ „Das kann ich dir noch nicht sagen, aber ich arbeite daran. Es wäre natürlich schön, wenn er sich mal dazu entschliessen könnte mich zu seiner Frau zu nehmen, dann würden die Chancen sicher besser stehen, dass er es mal einsieht. Aber zu Zeit ist es schwierig.“ Ihre Stimme klang betrübt und Xantina verspürte Mitleid. „Ich würde es sehr gerne sehen, wenn er mehr Interesse an dir zeigen würde Asurania. Aber irgendwann wird er schon noch zu Verstand kommen. “Asurania lächelte etwas gequält. „Ja irgendwann bestimmt. Nun solltest du aber bald wieder nach Hause gehen, damit er nicht noch ein Suchkommando nach dir schickt.“ „Das wird er nicht tun. Ich lebe mein eigenes Leben, schon seit längerer Zeit, auch wenn wir noch unter demselben Dach wohnen.“ „Es kann uns nur von Nutzen sein, wenn du noch bei Thralliok lebst“, sprach Asurania erneut mit einem verschwörerischen Ton in der Stimme. Irgendwie berührte diese Aussage Xantina etwas unangenehm, auch wenn sie nicht recht deuten konnte warum. Doch sogleich schaltete sich wieder ihr Verstand ein und sie sprach: „Ja, ich weiss was du meinst. So nun gehe ich aber nach Hause. Morgen Abend nach Sonnenuntergang, sagst du?“ „Ja. Ich wünsche dir viel Erfolg, mein Kind. Bis bald!“ „Ja bis bald.“ Xantina hob ihre Hand zum Abschiedsgruss, dann kaufte sie noch einige Utensilien bei den Händlern in der „Kluft der Schatten“ ein. Sie wollte gut vorbereitet sein, wenn sie den vielleicht wichtigsten Auftrag ihres Lebens erhielt der sie...zu einem endgültigen Mitglied der „Brennenden Klinge“ machte…