Leider wusste er aber nicht genau, wann die Anschläge stattfinden sollten. Die Terroristen trauten ihm schon lange nicht mehr so weit, dass sie ihm das erzählt hätten. Dennoch brauchten sie ihn noch, denn er war ein wichtiger Programmierer, wenn nicht der Wichtigste überhaupt. Er lachte bitter vor sich hin. Hier hatte er alle Möglichkeiten und die verdiente Anerkennung bekommen, doch nun konnte er das schon längst nicht mehr geniessen. Seine Gedanken drehten sich um seine Familie. Aber auch um all die Todesopfer, die der Plan der Terroristen schliesslich fordern würde. Er musste den Kollaps um jeden Preis verhindern… er musste!
Er stiess die Tür zu seinem Büro auf und trat in den grossen, unter Tags, von Dachfenstern erhellten Raum. Er war mit der modernsten Technik ausgerüstet, welche die heutige Zeit zu bieten hatte. Mobins wusste, er würde ein grosses Risiko eingehen, doch er musste die Welt da draussen informieren. Seitdem er die Organisation hatte verlassen wollen, war er wie ein Gefangener. Er kam hier nicht mehr raus, ohne irgendwelche Bewacher an seiner Seite. Oftmals machte er sich Vorwürfe, dass er sich überhaupt je auf so einen Deal eingelassen hatte. Denn lange konnte er nicht einmal zu seiner Familie Kontakt aufnehmen. Die letzten Wochen, hatte er fieberhaft daran gearbeitet, endlich eine Möglichkeit zu finden, dies doch zu tun. Er hatte ein kleines, etwas älteres Notebook aufgerüstet, das er einst vor der Schrottverwertung gerettet hatte. Dieses bot ihm nun die Gelegenheit online jemanden anzuschreiben. Die Mails waren zusätzlich noch verschlüsselt, man wusste ja nie. So konnte er wenigstens etwas in Kontakt mit der Aussenwelt treten und wusste, dass es seiner Familie im Augenblick gut ging. Es war ihm gerade nicht möglich, unauffällig von hier wegzukommen, so blieb es vorerst beim Mailverkehr und seine Familie, wusste auch nichts von seiner Arbeit hier. Den Computer versteckte Jenking jeweils zuunterst in seinem Kleiderschrank, in einem Geheimfach, das sich zwischen der Kasten Innen- und Aussenwand befand. Die Kameras und Wanzen, die es zweifellos in seinem Büro gab, setzte er jeweils mit einem Störsignal ausser Gefecht. Noch war man ihm nicht auf die Schliche gekommen und wenn ja, dann hatte man ihn jedenfalls noch nicht damit konfrontiert. Bisher hatte er ja auch noch nicht viel gegen die Terroristen unternommen. Nun jedoch war es allerhöchste Zeit! So aktivierte er das Störsignal und holte das kleine Notebook aus dem Schrank. Eigentlich war dies ein geradezu primitives Gerät, doch es erfüllte seinen Zweck.
Er wollte seinen einstigen Mentor Salomon Whright in dieser Nacht kontaktieren. Dieser war als Einziger in der Lage, die nötigen Schritte einzuleiten und vielleicht den Kollaps des ganzen Netzes noch abzuwenden. Nachdem… Adam ja ausser Gefecht gesetzt worden war. Mobins wusste zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass Adam seine Fähigkeiten bereits an Jenks weitergegeben hatte. Salomon zu kontaktieren war deshalb der einzig logische Schluss. Und das tat er nun. Er öffnete das Notebook und trommelte ungeduldig mit seinen Fingern auf den Tisch, während dieses, in einer endlos scheinenden Zeit, aufstartete. Heute war alles viel schneller, viel effizienter geworden. Das alte Notebook aber war eben… nun ja… alt. Als ihm schon beinahe der Geduldsfaden riss, (denn es war immer ein Risiko den geheimen Computer aufzustarten und Mobins fürchtete jeden Moment von irgendwelchen Wachgorillas gestört zu werden, die sich immer irgendwo in der Basis herumtrieben), flammte der Bildschirm auf. Endlich war es dann auch soweit und das Mailprogramm öffnete sich! Sogleich gab Mobins die Adresse von Salomon ein und aktivierte die Verschlüsselung. Sogleich begann er zu schreiben, so schnell er konnte. Seine Finger flogen richtiggehend über die Tastatur. Er musste kurz und bündig erklären, was Sache war…
Und tatsächlich… kaum hatte er das Wichtigste niedergeschrieben, polterte es auch schon an seine Tür. „Hey Jenking, aufmachen! Kontrolle!“ rief jemand. „Verdammt!“ knirschte Mobins zwischen den Zähnen hindurch und schrieb noch schneller. Aber das Poltern wiederholte sich, wurde mit jedem Mal lauter und lauter. „Sofort aufmachen!“ rief eine sehr ungehaltene Stimme hinter der Tür. „Jaja, ich komme gleich!“ Jenking drückte noch schnell SENDEN, schloss das Notebook in Windeseile und breitete ein paar Papiere und Zeitungen, welche auf dem Tisch lagen, darüber. Die Zeit es richtig zu verstecken, blieb ihm nicht mehr, denn die Türe wurde aufgebrochen und zwei der kräftigen Wachmänner stürzten herein. Sie trugen beide dieselben Uniformen, einen grauen Overall mit einem schwarzen Adler darauf. In ihren Händen trugen sie Schlagstöcke und Universalschocker, letztere konnten Roboter wie Menschen, für kurze oder auch längere Zeit, ausser Gefecht setzen. In ihren schwarzen Gürteln steckten Laser- Pistolen, in futuristischem silber-schwarz glänzendem Design. Sie stürmten mit erhobenen Schlagstöcken herein und Mobins hob seine Arme. „Was soll das?“ wagte er zu fragen und war darum bemüht, dass seine Stimme nicht zitterte. Es gelang ihm jedoch nur bedingt. „Warum stürmt ihr wie die Wilden in mein Büro?“ Der eine der Wachmänner, mit kurzem, schwarzem Bürstenschnitt, einem kurz gestutzten Bart und finsterem Gesicht, musterte ihn misstrauisch und liess seinen Blick dann im Raum umherschweifen. „Wir haben ein Störsignal lokalisiert, hier bei dir.“ „E… ein Störsignal. Aber…“ Keine faulen Ausreden!“ rief der zweite Wachmann, welcher der Bruder des ersten hätte sein können, aber rotblondes Haar und einen rotblonden Bart besass. „Es gibt hier ein Störsignal. Warum aber solltest du sowas aktivieren? Versteckst du etwas vor uns?“ Er machte einen bedrohlichen Schritt auf Mobins zu und dieser konnte nicht verhindern, dass er wie Espenlaug zu zittern begann. Eine schreckliche Furcht machte sich in seinen Knochen breit und er betete, dass sie den gut versteckten Störsender und vor allem den Computer nicht fanden.
Die Wachmänner durchkämmten nun jedoch das ganze Büro, blickten in jede Ecke und jeden Winkel. Sie stellten die ganze Einrichtung auf den Kopf, rissen Schubladen auf und drehten alles von innen nach aussen. Mobins schaute hilflos zu, welches Chaos sie verursachten und wie lieblos sie mit seinen Dingen umgingen. Er blickte verstohlen auf sein Handgelenk. Er trug eine Uhr, eine Uhr welche auf den ersten Blick wie eine ganz Normale aussah, doch ein kleines, ebenfalls von ihm entworfenes, Hightech Wunder war. Einen Augenblick lang zögerte er… bewegte sich etwas von den beiden Wachen weg und schätzte die Distanz zwischen der Tür und seinem Standort ab. Sollte er es wagen? Es war eine nicht so leichte Entscheidung, doch viel blieb ihm nicht mehr an Optionen. In jedem Fall, würde er festgenommen, oder gar getötet werden. Eigentlich spielte es keine grosse Rolle mehr, er hatte seine Entscheidung schon längst getroffen und es gab kein Zurück mehr. So drückte er einen ganz besonderen Knopf an seiner Uhr! Der Knopf aktivierte einen Selbstzerstörungsmechanismus, bei allen technischen Geräten im Raum und liess deren Kabel durchschmoren. Ein lauter Knall ertönte und Rauch stieg urplötzlich an verschiedenen Stellen auf. Funken sprühten und griffen über auf die Umgebung. Die Wachen fluchten laut und machten einen Satz zurück. Alles war mit einem Knopfdruck zerstört worden, auch die grossen Computer, welche einst Tausende von Tecos (das Geld zur Zeit von Robotopia) gekostet hatten. Von dem kleinen Notebook unter den Zeitungen und Dokumenten auf dem Tisch, stieg ebenfalls Qualm auf und sogleich stand das Papier in lodernden Flammen. „Verdammt!“ schrien die Wachgorillas und sahen nun das bereits schwarzverkohlte Gerät, welches Mobins gerade noch benutzt hatte.
„Was für ein falsches Spiel treibst du?!“ rief der Dunkelhaarige aus und packte den Programmierer am Kragen. Der Rothaarige holte mit seinem Schlagstock aus und rammte Mobins diesen in seinen Bauch. Diesem verschlug es den Atem und er keuchte. Noch einmal schlug der Wachmann zu und Mobins sank in die Knie. Übelkeit stieg in ihm hoch und er umfing seinen schmerzenden Bauch mit seinen Armen. Doch der Rotblonde war ein sadistischer Mistkerl und schlug noch einmal zu, diesmal von der Seite. Der Programmierer spukte Blut, irgendein inneres Organ war verletzt. Der Schläger war rot angelaufen und in seinen Augen funkelte Hass und Gnadenlosigkeit. „ Du kleiner Mistkerl hast du uns etwa verraten? Hast du jemandem von unseren Plänen berichtet?“ Ehe Mobins eine Antwort geben konnte, schlug er noch einmal zu, diesmal in dessen Kniekehlen, gerade als er sich wieder aufrichten wollte. Mobins stöhnte voller Schmerz auf. Er war auch nicht mehr der Jüngste mit seinen 80 Jahren und diese Schläge setzten ihm besonders arg zu. Er sackte zusammen und merkte, dass sein eines Bein wohl gebrochen war, so heftig hatte der Wachmann zugeschlagen. Sie rissen ihn nun hoch, ohne Rücksicht auf die unsagbaren Schmerzen im Bein und der Dunkelhaarige hielt ihm nun seine Laserknarre an den Kopf. „Rede! Hast du uns verraten?“ Mobins konnte vor Schmerz kaum mehr sprechen und spukte erneut Blut. „Na los! Gib uns eine Antwort!“ „I… ich habe nichts getan“, versuchte er zu lügen. „Ich wollte es… aber ihr… seid ja vorhin hereingestürmt.“ „Du hast es also vorgehabt?“ „Ja… es geht doch so nicht weiter, das alles ist doch … Wahnsinn.“ „Wahnsinn? Wahnsinn war es, das du uns verraten wolltest! Dafür wirst du teuer bezahlen und deine Familie sowieso.“ Panik stieg in Mobins hoch. „Nein bitte… nicht meine Familie… sie hat doch nicht damit zu tun. Sie… weiss nichts, gar nichts. Bitte…“ der Rotblonde, der eindeutig der sadistischere der beiden war, lachte hämisch. „Du kannst betteln so lange du willst, wenn wir erst Nanut von dem hier berichten, dann wird er noch schlimmere Dinge mit dir machen, als wir bisher. Von deiner Frau und deinem Kind ganz zu schweigen.“ „Nein… bitte nicht meine Familie!“ stammelte Mobins erneut, obwohl er wusste, dass es keinen grossen Sinn machte. Sein ganzer Körper schmerzte und im war schwindlig und speiübel. Er sah vermutlich dem sicheren Tod entgegen…
Auf einmal jedoch, wurden die Schläger von etwas abgelenkt. Ein Ruf erschallte vom Gang her: „Zwei Kontrolleure sind im Anmarsch, sofort alles vorbereiten!“ „Kontrolleure!“ schnaubte der Rotblonde und er wirkte enttäuscht und ärgerlich. „Wir müssen den hier wegschaffen und die Spuren so gut als möglich beseitigen!“ sprach der andere. Sie packten Mobins, brachten ihn hinunter in ein Kellerabteil, das schalldichte Türen hatte und nie kontrolliert wurde. Sie warfen Mobins dort hinein und schlossen hinter sich ab. Finsternis umfing den Programmierer und… tiefste Hoffnungslosigkeit legte sich über ihn wie ein schwerer Mantel aus Elend und Schmerz...