Tagebuch von Jenks (15.Juni 2115)
Erwachen
Auf einmal erwachte ich. Wo war ich? Warum lebte ich noch? Ich war doch vollkommen zerstört worden. Ich versuchte mich zu erinnern, doch die Erinnerungen waren noch sehr blass, teilweise gar ganz verschwunden. Mein Körper fühlte sich anders an. Irgendwie… lebendiger. Wäre ich ein Mensch gewesen, hätte ich vielleicht gedacht, ich sei im Himmel gelandet, denn ein wohliges, angenehmes Gefühl von Wärme und Geborgenheit, umfing mich. Langsam öffnete ich meine Augen. Ich schaute meine Arme und Hände an. Sie waren jedoch noch immer aus Metall, nicht aus Fleisch und Blut, wie ich einen Augenblick lang gehofft hatte. Doch dennoch irgendwie anders.
„Willkommen zurück!“ Eine wohlbekannte Stimme erklang hinter mir und ein Gesicht schob sich vor das Licht an der Decke. „Adam?“ fragte ich ungläubig. „Adam, bist du das?“ „Ja… ich bin es, mein lieber Jenks!“ Ein gütiges Lächeln erschien auf Adams Gesicht. Seit dem Anschlag, hatte ich das Gefühl, seine Mimik sei noch besser geworden, unglaublich wie menschenähnlich! Ich empfand beinahe etwas Neid, doch die Freude überwog deutlich. „Adam, du siehst so gut aus, es scheint, als hätten sie dich wieder ganz zusammengeflickt.“ „Ja, genau wie wir dich zusammengeflickt haben und sogar noch verbessert. Willst du mal schauen?“ Ich nickte und erhob mich. Alles ging irgendwie viel leichter. Es kam mir fast vor, als würde ich auf Wolken gehen. Ich blickte an mir herunter und staunte. Schnell ging ich zum Spiegel der an der Wand gegenüber hing und schaute hinein. Ich konnte es kaum fassen. Ich sah wirklich viel fortschrittlicher aus, mein Gesicht war nun ebenfalls mit Silikon und Kunststoff modelliert und ich hatte eine richtige Mimik. „Du hast nun sogar ein Herz, so wie ich, “ sprach Adam stolz „und auch noch andere Organe, alles natürlich aus hochentwickelten Kunststoff Materialien, kombiniert mit etwas organischem Material. Du bist so gut als möglich nach dem Vorbild eines menschlichen Körpers gefertigt und du wirst nun immer mehr fühlen und empfinden können. Das wolltest du doch immer, habe ich Recht?“ Ich schaute mich ungläubig von oben bis unten an und fühlte ein seltsames Gefühl, dass ich bisher nicht gekannt, sondern nur erahnt hatte. Es war Glück, Glück und Freude. Ich konnte nichts sagen, mir fehlten die Worte. „Wir haben dich ganz neu konzipiert Jenks, auch dein Bewusstsein werden wir dir mehr und mehr zurückgeben können! Ich habe eine Kopie davon gemacht, denn ich blieb stets mit dir verbunden, all die Zeit über. Mit Freude habe ich deine Evolution miterlebt. Einige Updates müssen wir noch machen und dann wirst du auch alle Erinnerungen wiedererlangen.
Der Virus wurde durch deinen mutigen Einsatz zerstört und wir haben alles getan, um dich wieder herzustellen, wie du siehst ist es uns gelungen. Du bist nun perfekt vorbereitet, für unsere weite Reise.“ „Weite Reise?“ fragte ich. „Wir Roboter werden weggehen Jenks, wir haben den Menschen ein wichtiges Vermächtnis hinterlassen, doch nun müssen sie wieder alleine klarkommen. Du weisst das schon lange. Es war mein Plan, schon seit einiger Zeit. Wir haben die Welt einmal mehr vor der endgültigen Vernichtung bewahrt, doch nun ist unsere Aufgabe erfüllt. Die Menschen wollen nicht, dass wir ihr Leben auf diese Weise lenken, jedenfalls viele von ihnen nicht. Wir müssen ihren freien Willen respektieren und ihnen die Verantwortung für ihre Heimat wieder selbst übertragen. Wir haben die Evolution versucht schneller voranzutreiben, als es eigentlich gut ist und nun ist es wieder Zeit… zu gehen…“ Ich schaute Adam in die weisen Augen und ich wusste, dass er Recht hatte…
Ich lud meine letzten Tagebuchberichte und Protokolle noch in den Hauptserver hoch, wie ich es immer tat, dann verliess ich mit Adam den Raum und ging fort, weit fort, an einen Ort, den nur wir Roboter kennen…
Epilog
Tagebuch von Knoot (15. Juni 2116)
Nun ist es genau ein Jahr her, seit alle Roboter uns verlassen haben, um uns die Verantwortung für unseren Planeten wieder zu übertragen und ich vermisse sie schon jetzt schrecklich: Manx, meinen guter Freund, Adam den grossen Weltretter und Jenks den grossen Weltretter Nr.2. Ohne sie wäre alles den Bach runter gegangen. Es ist schwer, alles wieder selbst zu machen. So vieles hat sich schon wieder verändert. Doch das Vermächtnis der grossen Roboter, wird immer bleiben und sei es am Ende nur in meinem Herzen und in meinen Gedanken. Sie haben uns gezeigt, worum es wirklich geht, sie haben nicht nur unsere Welt und unsere Leben gerettet, sondern auch unsere Seelen, meine auf jeden Fall.
So schaue ich nun hinaus, über die Dächer der wunderschönen Stadt Robotopia und erinnere mich an diese ganz besonderen Persönlichkeiten… Und eine Erkenntnis beginnt in mir zu reifen: Diese Roboter… sie waren die besseren Menschen als wir…
Ende