Jamie war schon nicht mehr auf seinem Zimmer, als ich ihn am nächsten Morgen zum Meeting abholen wollte. Auch meine SMS vom Vorabend blieb unbeantwortet. Etwas hilflos machte ich mich auf den Weg zur Rezeption um mich dort zu erkundigen, wo das Meeting stattfinden sollte. „Ich helfe Ihnen gerne weiter Miss Moore. Dürfte ich bitte Ihren Crew-Ausweis sehen?“ Die Rezeptionistin hatte ein übertrieben aufgesetztes Lächeln auf den Lippen. „Oh, ähm ich habe noch keinen Ausweis bekommen. Ich denke den erhalte ich im Meeting.“
„Tut mir Leid Miss Moore, aber der Konferenzraum ist nur über den Aufzug zu erreichen und der Concierge hat klare Anweisungen niemanden ohne Ausweis hinein zu lassen.“ „Aber was soll ich denn jetzt…“ Mein Einwand wurde durch lautes Kreischen unterbrochen welches von draußen zu kommen schien. Die Eingangstüren des Hotels öffneten sich und eine Horde riesiger Männer in schwarzen Anzügen kam hinein. Die Rezeptionistin schüttelte lächelnd den Kopf „Immer dasselbe mit den Fans wenn Mr. Scott hier ist. Sie folgen ihm auf Schritt und Tritt.“ Sagte sie mehr zu sich selbst als zu mir und fummelte an einer ihrer Haarsträhnen herum. Erst jetzt konnte ich erkennen dass diese Armee von Sicherheitsmännern Mason Scott umzingelten und Richtung Aufzug trabten. Nach den gestrigen Geschehnissen hätte ich nie gedacht, dass ich mich einmal so freuen würde diesen versnobten Arsch zu sehen. Ich ging auf die Gruppe zu und rief nach ihm. Da das Stimmengewirr in der Lobby meine Worte verschluckt hatte rief ich nochmal etwas lauter. Prompt drehten sich alle Securities samt Mason in meine Richtung. Okay so viel Aufmerksamkeit war unangenehm aber es wäre deutlich schlimmer gewesen nicht zu diesem Meeting zu kommen. Während ich auf die Gruppe zuging, lächelte Mason mich an und fast hätte ich vergessen, dass ich ihn nicht mehr mochte. Er sah so unglaublich gut aus in seinem weißen Shirt und der zerschlissenen Jeans. „Mr. Scott, ich habe noch keinen Ausweis von Kent erhalten und habe deswegen keinen Zugang zum Konferenztraum. Würden sie mich zum Meeting mitnehmen?“.
Das Lächeln auf seinen Lippen wurde breiter. „Kennen Sie diese Dame Mr. Scott?“ Einer der stämmigen Personenbeschützer drehte sich zu Mason und sah ihn fragend an.
„Henry, sie kommt mir zwar vage bekannt vor mit ihrem Allerweltgesicht, aber nein ich weiß nicht wer diese Frau ist.“ Er sah mir tief in die Augen und setzte dann noch einen drauf „ Süße ich habe leider alle Autogrammkarten draußen verteilt. Wenn du mir einen Stift gibst unterschreibe ich aber gerne auf deinen Brüsten.“
Wie von der Tarantel gestochen stürzte ich mich auf ihn „Was ist dein verdammtes Problem du Arschloch?“ Dann ging alles sehr schnell. Mason trat einen Schritt zurück und zwei seiner Kolosse hielten mich fest. Mein Versuch mich von den beiden loszureißen war von Anfang an zum Scheitern verurteilt. „Lasst mich los. Er lügt. Er kennt mich. Er war gestern Nacht noch an meiner Zimmertür.“ Dieser Henry lächelte. „Mädchen das sagen Sie alle.“ Na gut, es war vielleicht nicht meine überzeugendste Rede. Bevor ich mich versah waren meine Hände hinter meinem Rücken gefesselt. „Wa….was soll das?“ Ich zog meine Hände auseinander, was einen schneidenden Schmerz verursachte. Sie hatten mich mit Kabelbinder gefesselt. „Machen Sie mich sofort los. Das ist Freiheitsberaubung.“ Mir tat der Hals vom Schreien weh. „Miss sie wollten ja nicht hören. Es ist keine Freiheitsberaubung wenn ich damit Mr. Scott und sie selbst davor bewahre, dass sie eine Dummheit begehen. Sie stehen vorerst unter Arrest. Sie kommen jetzt mit mir in den Arrestraum und dort klären wir dann ob Mr. Scott sie wegen Belästigung anzeigen möchte.“ „Das sie mit sofortiger Wirkung Hausverbot in diesem Hotel haben, versteht sich von selbst.“ Rief die Dame von der Rezeption zu mir herüber.
Ich sah mich hilflos um. Waren hier wirklich alle gegen mich? Das Stimmengewirr in der Lobby verstummte und eine erdrückende Stille machte sich breit. Lediglich das leise Gemurmel von flüsternden Personengruppen deren Augenpaare abwegig auf mich gerichtet waren, drang an mein Ohr. Ich fühlte mich so bloßgestellt und erniedrigt. Mein Blick fand den von Mason. Das Lachen war auch ihm vergangen. Erst als eine Träne meine Wange herunterrann, wurde mir klar, dass ich zu allem Übel auch noch angefangen hatte zu weinen. Masons ernste Miene änderte sich kaum merklich. Mitgefühl machte sich darin breit. „Warum sagst du nichts?“ brachte ich schluchzend heraus aber da hielt bereits einer der Sicherheitsmänner Mason dazu an den Aufzug zu betreten und Sekunden später schlossen sich die Türen. Er hatte sich nicht mal mehr umgedreht.