Der Tross war beinahe gänzlich in den Pass eingerückt, als Ben und Jarik mit ihren übrigen Jägern aus dem Waldrand hervor traten und sich in breiter Front dem Zugang näherten. Nur noch wenige Karren und Leute befanden sich auf freier Fläche, die begierig darauf warteten, endlich einfahren zu können. Die Sonne berührte bereits den Horizont und verzauberte die Gebirgskämme in gleißend rote Klüfte. Weite Schatten griffen vom Gebirge beginnend zu den Ausläufern der Bäume, sodass das umliegende Gebiet in Zwielicht tauchte. Es war Ben immer noch ein Rätsel, dass dieser Pass all die lange Zeit über bis auf wenigen unbekannt blieb. Ja sogar bis jetzt beinahe unsichtbar zu sein schien.
»Geht es voran Yaeko?«
»Wir sind die Übrigen. Wenn die fünf Karren und die paar Leute den Pass betreten, sind alle drin«, erwiderte er freudig und deutete einladend mit der Linken nach vorn. »Vor uns wartet ein neues Leben, darf ich bitten?«
»Na, dann mal los ihr Herren. Wir setzen unseren Marsch in eine lohnendere Zukunft weiter fort.« Ben drehte sich zu Jarik und bedeutete ihm, mit einigen Männern die entstandenen Spuren des Trosses mit losem Geäst zu verwischen und im Anschluss aufzurücken. Es schallte und polterte unaufhaltsam, als sich die Gefolgschaft durch den Pass drängte. Unentwegt berichteten die Männer stolz von ihrem geleisteten Kampf und der totalen Vernichtung des Gouworlagers und gaben so, den Männern und Frauen auf ihren Karren ein Gefühl von Erhabenheit. Der Funke der Hoffnung schürte in ihren Herzen unverkennbar. Gelächter und wiederkehrend anschwellende Hochrufe wurden vom Echo abklingend wiederholt, bis von weit vorn ein donnernder Ausruf durch den Pass schallte, den das nachfolgende Echo einen gespenstischen Klang gab. »Halt! Wer verlangt Durchlass!«
»Öffnet das Tor, ihr aufrechten Wächter der Pass-Wacht! Wir sind die Vorhut der Bewohner des vor uns liegenden Landes, welches zu unserer Mark erkoren ist. Wir sind die Vorhut der nahenden Kämpfer, die ein Hundertschaftlager der finsteren Brut zu Boden ritt!«, erklang die Antwort und das Echo trug den Schlagabtausch bis ans letzte Ohr. Auch jenen, die sich im Verborgenen des Gebirges aufhielten und vermeidlich unwissentlich das Vorgehen beobachteten. Im Schutze der Schatten wurde der lange Tross ständig begleitet und jedes gesprochene Wort belauscht.
Die Wächter der Pass-Wacht rückten zwei schwer aussehende runde Balken in jeweils entgegengesetzter Richtung aus ihren Halterungen des doppelflügeligen und verschlossenen Tores, in vorgesehene Ösen der Palisade. Diese Hölzer sahen nicht nur vermeidlich schwer aus; jeweils zu zweit wurde an jenen gezogen und geschoben, um das Tor öffnen zu können. Nachdem dieses offen stand, winkten die Wächter die Ankömmlinge freudig hindurch.
Abermals entstand Bewegung und die Karren wurden, um Platz zu sparen, in Dreierreihen in den gegenüberliegenden Pass gelenkt, sodass alle Nachrückenden hinter der Palisade ihr Ziel fanden.
»Absitzen. Wir werden erst im Morgengrauen unseren Weg weiterverfolgen. Ruht euch aus«, ordnete Jarik, der vorausgeritten war, den Berittenen und Siedlern an und begab sich wieder vor die schützende Befestigung. Er führte sein Pferd geschickt an den ihm entgegenkommenden vorbei um sich zu seinem neuesten Freund zu gesellen.
»Alles ist vorbereitet, Ben.«
Dieser blickte ihn lächelnd aber mit schwerem Herzen an und nickte. »Wenn es meine Bestimmung ist, hier zu sein, dann werde ich ihr weiterhin folgen.«
Alles was ich jemals hatte sein wollen, wie ich es hätte haben wollen, würde ich sofort wieder eintauschen und nie wieder daran festhalten oder denken. Aber bitte lass mich endlich aufwachen, ich bin kein Held, nicht einmal besonders mutig. Niemand mit klarem Verstand würde tun was ich getan habe und dennoch geschiet es. Es kann nur ein Traum sein.