Als wir zum Essen kamen, saßen alle schon am Tisch und meine Mutter holte gerade einen weiteren Stuhl, denn auch Emilia war noch da und würde mitessen.
»Was habt ihr denn gemacht? Du bist ja so rot im Gesicht, Ben.« Mein Vater sah mich verwundert an und ich schüttelte den Kopf. Gott, hätte ich mich doch für den Sweater entschieden, dann müsste ich nun nicht diese Bilder sehen.
»Nichts. Tiger hat mir nur was Unheimliches erzählt, daran habe ich gerade gedacht.«
»Wahrscheinlich mussten sie sich erst anziehen. Ben hat voll den Knutschfleck am Hals.«, frotzelte Lilli und meine Mutter guckte überrascht. Ich fasste mir an den Hals und auch Tiger sah sich das an. Dann lächelte er milde.
»I’m sorry«, war sein Statement dazu, meine Mutter lachte, mein Vater seufzte leise und Lilli verdrehte einmal mehr die Augen. Nur Emilias Blick lag noch immer auf mir. Als ich das merkte, sah ich sie erwartend an, sie lächelte und meinte mit einem Seitenblick auf Lilli: »Ich finde euch beide niedlich.«
Meine Eltern, Tiger und ich lächelten, doch Lilli guckte sie an, als wäre sie ein Alien mit 8 Armen.
»Was ist daran niedlich? Das sind zwei Kerle, die rummachen und ficken und...«
»NICHT SOLCHE AUSDRÜCKE AM ESSENSTISCH, LILLIANA!«, polterte mein Vater wieder einmal. Wir alle zuckten kurz und Lilli war sofort ruhig. Emilia sah sie mit ehrlich fragendem Gesicht an, so als hätte sie das schon einige Male in den vergangenen Wochen gemacht.
»Ja, schon, aber zählt denn nicht in erster Linie, dass sie sich lieben?«
»Amen«, sagte ich und griff nach den Kartoffeln. »Können wir bitte, wenn schon, nach dem Essen weiterdiskutieren?«
Mein Vater schüttelte den Kopf und nahm die Schüssel von mir entgegen.
»Es gibt hier in diesem Haus überhaupt keine solche Diskussion mehr. Lilliana, Benjamin ist zuallererst dein Bruder und erst dann ein Homosexueller. Vergiss das bitte nicht und bring ihm den Respekt entgegen, den auch du bekommen würdest, wärst du an seiner Stelle. Immerhin sind wir eine Familie. Und ihr beide«, richtete er sich an Tiger und mich, »ihr beide achtet darauf, eure Liebesbekundungen etwas zurückhaltender anzuwenden, wenn wir hier untereinander sind. Damit sich wirklich niemand gestört fühlt. Was ihr bei Ben oben treibt, ist mir ehrlich gesagt egal.«
Wir nickten und Lilli gab sich mit einem gehässigen Blick in meine Richtung zufrieden. Scheinbar glaubte sie wie viele andere auch, dass Schwulsein eine rein körperliche Sache war und dass es Tiger und mir nur ums Poppen ging. Wenn unser Verhältnis vorher schon etwas angespannt war, dann war es spätestens jetzt richtig schwierig. Lilli und ich waren immer schon von einem unterschiedlichen Schlag. Während ich meinen Kopf benutzte, würde Lilli sich ihren Weg immer freikämpfen. Das war gut für sie, aber nicht förderlich für unser Geschwisterverhältnis. Dabei hatte sie, als sie noch klein war, so sehr an mir gehangen. Wann hatte das aufgehört?
Die etwas angespannte Atmosphäre löste sich während des Essens zusehens auf und Tiger lobte meine Mutter für ihre leckere Götterspeise, die sie zum Dessert servierte.
»Naja, ich bin gelernte Köchin und Hauswirtschafterin, da muss man das können.«, lächelte sie, aber sie freute sich sichtlich. Vielleicht sagten wir ihr zu selten, dass es immer schmeckte und toll, dass alles so schön und ordentlich war. Tiger hingegen sah leicht verständnislos aus und guckte fragend zu mir.
»Äh... Hauswirtschafterin... what is it?«, fragte er verwirrt.
»Professional housekeeper«, entgegnete ich und goss Soße über meinen Wackelpudding. Tiger nickte und tat es mir gleich. Es war bereits seine zweite Portion und er aß noch immer mit Genuß. Beneidenswert. Ich hingegen war schon pappsatt, müde und froh, dass morgen Freitag war. Auch wenn wir erst einen Schultag hinter uns hatten nach den Ferien, war heute bereits so viel passiert, dass ich nicht mehr konnte.
Ich blieb sitzen, als alle mit den Essen fertig waren. Mein Vater verzog sich in sein kleines Büro und musste noch etwas arbeiten, Lilli und Emilia verschwanden ebenfalls, weil Emilia aufbrechen wollte und Tiger half meiner Mutter, ganz höflicher Engländer, dabei, das Geschirr abzuräumen.
»Mama, ist es ok, wenn Tiger hier bleibt? Über Nacht? Ist ein bisschen kurzfristig, aber wir haben morgen erst zur Zweiten und es ist eh Freitag«, murmelte ich und stützte den Kopf auf meine Hand. Meine Mutter warf einen Blick von ihm zu mir und wieder zurück. Ich konnte förmlich hören, wie die Rädchen in ihrem Kopf gingen und was für Gedanken sie hatte, was Tiger und ich wohl tun würden. Und damit hatte sie vermutlich sogar Recht.
»Äh... hast... hast du denn... was da, um, also... damit ihr euch...« Sie bekam es nicht raus und ich musste grinsen.
»Ich hab Gummis, Mama.«
Sie machte ein erleichtertes Gesicht, dass sie das nicht aussprechen musste. Und das, obwohl meine Mutter recht offen war, was Fragen zur Sexualität betraf. Schließlich nickte sie.
»Ich schätze, das geht in Ordnung... du bist ja auch kein Kind mehr und um eine ungewollte Schwangerschaft brauchen wir uns bei dir auch keine Gedanken zu machen. Also, bitte. Aber seid vernünftig!«
Tiger und ich grinsten uns an und meine Mutter scheuchte uns aus der Küche, den Rest würde sie allein schafften. Mit einem Lachen stiegen wir die Stufen zu meinem Zimmer hoch und kaum war die Tür hinter mir verschlossen, lag ich in Tigers Armen. Ich ließ mir das einen köstlichen Augenblick lag gefallen, bevor ich mich losmachte.
»Brauchst du was für morgen früh? Ein Shirt oder Unterwäsche? Ja, oder?«
Tiger seufzte über die Unterbrechung, nickte dann aber und trat neben mich an den Schrank, als ich ihm ein paar T-Shirts zur Auswahl hinhielt. Am Ende entschied er sich für das schlichte, schwarze Fanshirt einer Metalband. Seinen Sweater mit dem Reißverschluss und der Kapuze trug er bei dem Wetter ohnehin beinahe täglich, es würde also nicht weiter auffallen. Ebenso gab ich ihm eine einfache Unterhose und errötete bei dem Gedanken, dass das Ding so eng war, dass er sicherlich einen superheißen Hintern darin haben würde.
»Don’t stare at me like this«, kicherte er und versuchte, nach mir zu greifen, doch ich entschlüpfte ihm und floh ins Badezimmer. Meiner Fluchtmöglichkeit beraubt, weil er die Tür blockierte, blieb mir nur der Rückzug in die Dusche. Tiger grinste, zog seinen Sweater über den Kopf und trat zu mir in die Kabine.
»And now? Where do you want to run now, Honey?«
»Nirgends, hier sind wir richtig«, schnurrte ich und drehte das Wasser auf. In Sekunden klebte das T-Shirt an seinen muskulösen Schultern und lief ihm die Hosenbeine lang runter. Er seufzte wegen der Jeans und öffnete sie. Nass wie sie war, warf er sie auf meinen gefliesten Badezimmerfußboden. Mich kümmerte das nicht, ich betrachtete mit brennenden Wangen, wie das vormals rote T-Shirt langsam schwarz vor Nässe wurde und man seine trainierte Brust dadurch erkennen konnte. Ich machte einen Schritt auf ihn zu und zog ihm erneut den Zopfgummi aus den Haaren, die er zum Essen wieder zusammengebunden hatte. Gebannt betrachtete ich ihn von oben bis unten.
»Gosh, you’re so fucking sexy«, sprach ich, ohne es wirklich zu merken, meinen Gedanken laut aus und bemerkte es erst, als er lachte und mich an sich zog.
»Not as sexy as you, Bunny.« Er küsste mir das Wasser von der Nasenspitze und leckte es von meinem Hals. Das brachte natürlich nichts, denn von oben kam immer neues, aber es versetzte mich in eine hitzige Stimmung, ließ mich schnurren und brachte mich dazu, mich an ihn zu pressen.
»So... now we are here, we could take a proper shower just as well«, brummte er und zog mir das T-Shirt über den Kopf. Gebannt sah ich zu, wie seines neben meinem außerhalb der Dusche landete und hörte mich leise keuchen. Seine nackte Brust gepaart mit den nassen Haaren, die ihm durch das Wasser fast bis an die Brustwarzen reichten, war beinahe zuviel für mich. Er grinste keck, als wir beide nur noch in Shorts dastanden. Es wäre unnötig zu sagen, dass die Bilder, die er mir vor dem Essen eingepflanzt hatte, durch seinen Anblick ausgebrannt wurden und ich genauso hart war wie zuvor.
»Now, little boy. Take it off... if you dare. If not, I will do it«, brummte er mit eben der verführerischen Stimme, die er mich in der Jungenumkleide auch hatte hören lassen und zupfte am Bund meiner Shorts.
»Y-yours first...«, presste ich hervor und er zog sie aus, ohne mit der Wimper zu zucken. Ich wagte kaum, den Blick zu senken, obwohl ich ihn bereits gesehen hatte – und mehr als das. Mit dem Kloß im Hals kämpfend entledigte ich mich meiner Unterhose und stand vor ihm wie ein Schuljunge, der etwas angestellt hatte. Ich hatte mich selten unwohler gefühlt als in diesem Moment, doch ich hatte nicht damit gerechnet, dass er bei meinem Anblick ebenso keuchen würde wie ich bei ihm. Verdutzt blickte ich in sein Gesicht und er lächelte.
»Beautiful... so perfect.« Mit sanftem Griff zog er mich an sich und mit der anderen Hand nahm er mein Duschgel, roch daran und träufelte etwas davon auf meine Brust. Mit zärtlichen, massierenden Bewegungen begann er, mich zu waschen und ich genoß es.
»Would you? If you don’t mind...«, grinste er und drückte mir die Flasche in die Hand, damit ich ihn ebenfalls wusch. Es kribbelte in meinen Fingern, als ich sie über seine Muskulatur fahren ließ.
»Oh that’s quite nice. I should take these type of shower more often, I think«, säuselte er und drehte mich mit dem Rücken zu ihm, um ebendiesen einzuseifen. Ich senkte den Kopf und ließ mir von seinen seifigen Händen den Nacken und die Schulterblätter massieren. Mit kreisenden Daumen wanderte er meine Wirbelsäule hinab und knabberte wieder leicht an meinem Nacken.
»Stop it. I’m getting horny«, murrte ich, nahm mein Shampoo und wusch mir die Haare. Er lachte und nahm mir die Flasche ab, um es mir gleichzutun. Seine Muskeln tanzten durch die Armbewegungen und mein Mund wurde trocken. Ich wollte ihn ablecken, so heiß war er und sein Grinsen sagte mir, dass er genau wusste, dass ich so etwas dachte. Nachdem der Schaum abgewaschen war, zog er mich wieder an sich und knabberte an der Stelle, an der ich angeblich bereits einen Knutschfleck hatte. Ich hatte ihn beim Blick in den Spiegel vor dem Essen nicht gesehen.
Tigers Hände glitten über meine Brust und meinen Rücken und als seine Finger mich am Gesäß berührten, zuckte ich leicht.
»It’s still hurting, isn’t it?«
Ich lehnte meinen Kopf auf seine Schulter und beobachtete, wie die Wassertropfen zu seiner Hüfte hinab perlten.
»Just a little bit. Nevermind.«
Er sah mir ins Gesicht und griff nach meiner Körpermitte. Mit einem Grinsen tappte er mir einen Kuss auf die Nasenspitze, während ich schnaufte und meine Finger in seinem Nacken zu Fäusten ballte.
»This is better, am I right?«
Ich sog die Luft ein und merkte, wie mein Körper auf ihn reagierte. Er lächelte und öffnete die Duschkabine. Grinsend wickelte er mich in meinen Bademantel, trocknete sich zügig ab und trug mich dann förmlich zu meinem Bett.
Dort setzte er das Spiel aus der Dusche nahtlos fort und diesmal hatte ich keine Schmerzen.